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Karnivoren im Kalbarri Nationalpark


Thilo.K

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Teil 1: Darwin                       Teil 5: West-Kimberley                        Teil10: Perth

Teil 2: Litchfield NP              Teil7: Eneabba Knollen

Teil 3: Kakadu NP                Teil8: Eneabba Zwerg

Teil 4: Nord-Kimberley         Teil9: Avon Valley/Wongan Hills

 

Hallo,

 

Ende August 2014 befand ich mich auf dem langen Weg vom tropischen Broome nach Südwest-Australien. Obwohl ich versuchte, die dazwischenliegende, riesige Pilbara-Wüste so schnell wie möglich zu durchqueren, dauerte es mehr als drei Tage, bis zum ersten Mal ein Ort namens Perth auf den Straßenschildern auftauchte:

 

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Bei diesem Schild ist folgendes zu beachten: Kumarina ist nichts weiter als eine Farm mit angrenzender Tankstelle, Meekatharra ist ein Ort mit ca. 800 Einwohnern und Perth (in 1169 Kilometern!) ist die wichtigste Metropole des Südwestens mit über 2 Millionen Einwohnern.

 

Zwischen diesen Orten geht es für Hunderte von Kilometern einfach geradeaus durch das Nichts!

 

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Nach Überquerung des südlichen Wendekreises befand ich mich ende August per Definition nicht mehr in der Trockenzeit, sondern im mediterranen Frühling! Allerdings merkte ich erst ca. 500 Kilometer später zum ersten Mal etwas davon:

 

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Große Teile der Wüstenlandschaft waren übersät mit solchen Blütenfeldern! Ich befand mich nun bereits in einer Region, in der neben den beiden dort endemischen Knollendrosera D. eremaea und D. major auch D. macrantha und D. finlaysoniana vorkommen sollen. An einem großen Granithügel machte ich mich also auf die Suche:

 

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Genau in dieser Senke konnte ich tatsächlich den ersten Knollensonnentau meiner Reise finden – allerdings nicht die erhoffte D. eremaea, sondern eine ungewöhnliche, über einen Meter große Form von D. macrantha:

 

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Im Gegensatz zu typischen D. macrantha mit weißen Blüten waren die Blüten hier meist rosa gefärbt:

 

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Noch einmal 200 Kilometer weiter war ich dann vollends im Südwesten angekommen. Nach Tausenden von Wüstenkilometern wirkten die riesigen, grünen Getreidefelder geradezu surreal:

 

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Wenige Kilometer vor dem Kalbarri-Nationalpark hielt ich am Straßenrand an, um mir einen schmalen Streifen an Restvegetation zwischen der Straße und den Getreidefeldern genauer anzuschauen.

 

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Bereits nach kurzer Suche konnte ich eine recht seltene Art antreffen:

 

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Es handelt sich hierbei um Drosera prostrata, eine Art aus dem „D. stolonifera-Komplex“ die nur rund um den Kalbarri Nationalpark vorkommt. Ihre Blätter werden stets flach auf dem Boden ausgebreitet (= englisch „prostrate“).

 

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Am nächsten Tag konnte ich endlich die üppig blühende Heidevegetation des Kalbarri Nationalparks bestaunen:

 

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Die Blüten von Pileanthus peduncularis besitzen eine erstaunliche Ähnlichkeit zu den Blüten der orangeblühenden Zwergdrosera:

 

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Bereits beim ersten Anhalten am Straßenrand konnte ich zudem drei Karnivorenarten finden. Die erste war Drosera neesii:

 

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Die halbmondförmigen Blätter in Kombination mit rosafarbener Blüte unterscheidet sie von den meisten anderen Arten:

 

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Die im Kalbarri Nationalpark vorkommenden D. neesii waren bis vor kurzem als Unterart D. neesii subsp. borealis bekannt. Tatsächlich sind sie deutlich größer und besitzen im Gegensatz zu typischen D. neesii weiße Knollen. Hier zum Vergleich eine typische Form aus dem ca. 1000 Kilometer entfernten Esperance:

 

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Außerordentlich häufig im Kalbarri Nationalpark anzutreffen ist Drosera humilis:

 

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Diese weit verbreitete Art gehört zum „D. stolonifera-Komplex“, der Unterschied zu D. prostrata ist jedoch mehr als eindeutig ;)

 

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Leider waren alle D. humilis im Kalbarri Nationalpark bereits verblüht. Dafür konnte ich neben den vielen D. humilis eine ganz besondere Pflanze finden:

 

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Der erste Zwergsonnentau meiner Reise! Es handelt sich hierbei um die im Kalbarri Nationalpark recht häufige Drosera rechingeri. Wie für die meisten Zwergdrosera üblich, lassen sich größere, nichtblühende Populationen kaum fotografieren, da sie einfach nur als schwarze „Flecken“ auf dem hellen Sand erkennbar sind ;)

 

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Ein Exemplar mit langem Stämmchen:

 

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Unter Tausenden von Pflanzen konnte ich nur eine einzige blühende D. rechingeri finden:

 

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Die drei gelben, gebogen-keulenförmigen Narben sind typisch für diese Art:

 

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Eine etwa einen Meter lange Drosera hirsuta:

 

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D. neesii, D. humilis, D. rechingeri und D. hirsuta kommen alle recht häufig auf den trockenen Sandflächen des Kalbarri-Plateaus vor. Es gibt allerdings auch einige feuchte Senken, an denen man zwei deutlich seltenere Arten des Nationalparks beobachten kann:

 

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Diese Senke war regelrecht übersät mit einer weiteren Zwergdrosera-Art: D. omissa!

 

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Leider beginnt die Blütezeit dieser Art aus dem „D. nitidula-Komplex“ erst im Oktober und diese Senke sollte zudem auch der einzige Standort bleiben, an denen ich sie antreffen konnte. Dafür fand ich auf dem mit D. omissa übersäten Boden einige sehr interessante Knollendrosera:

 

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Dies ist Drosera radicans, eine kleine und äußerst ungewöhnliche Art mit herzförmigen Blättern und „dropper roots“. Einzig D. bulbigena, die erst rund 450 Kilometer weiter südlich vorkommt, besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit D. radicans.

 

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Der Kalbarri Nationalpark ist auch in der Hinsicht bemerkenswert, dass er die spektakulären Sandsteinformationen (wie sie im tropischen Norden typisch sind) mit der unglaublich artenreichen Heidevegetaion des Südwestens kombiniert. Quer durch das Sandsteinplateau hat der Murchison River eine tiefe Schlucht gegraben, an deren Rand dieses Felsentor namens „Nature‘s Window“ steht. Der Name ist wohl selbsterklärend ;)

 

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Zuletzt noch das (diesmal etwas kürzere) Video zum Kalbarri Nationalpark:

 

 

In den nächsten beiden Berichten wird es um die Karnivoren rund um das ca. 250 Kilometer weiter südlich gelegene Eneabba gehen. Nirgendwo sonst in Südwest-Australien konnte ich so verbreitet Karnivoren antreffen, wie in dieser Region!

 

Viele Grüße,

Thilo

Bearbeitet von Thilo.K
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Hallo Thilo,

die Frage eines Unwissenden -

Was mich immer wieder erstaunt - ist es dort wirklich so trocken, wie es aussieht ? Für mich gäbe es da nur eine Schlussfolgerung - ich habe voriges Jahr alle meine Drosera zu feucht, sprich nass, gehalten. In welcher Tiefe geht denn da so etwas wie Wasser los, denn ganz ohne Wasser werden diese Droserea auch nicht wachsen, oder ?

 

Gruss

Peter

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Hallo Peter,

 

keine Sorge, irgendwann kommt ein großer Spezialbericht zu den Cephalotus ;) 

 

vor 3 Stunden schrieb Peter S.:

ist es dort wirklich so trocken, wie es aussieht ? Für mich gäbe es da nur eine Schlussfolgerung - ich habe voriges Jahr alle meine Drosera zu feucht, sprich nass, gehalten.

 

Zu dem Zeitpunkt (Ende August) waren die Standorte noch nicht völlig trocken, da es zu dieser Jahreszeit durchaus noch regelmäßige Niederschläge gibt. Allerdings können viele Zwergsonnentau-Arten, wie z. B. D. rechingeri, in nahezu komplett ausgetrockneten Böden (ab Oktober) wachsen und sogar blühen! Die hier gezeigten Knollendrosera wären zu diesem Zeitpunkt bereits oberirdisch abgestorben und überdauern den trockenen, heißen Sommer in ihrer Knolle. Das darf man aber auf gar keinen Fall verallgemeinern, denn es kommt immer auf das Habitat an! Da wäre beispielsweise D. omissa, die in ihren feuchten Senken wohl bis weit in den Sommer hinein Feuchtigkeit zur Verfügung hat. Diese Art scheint ja auch in Kultur permanent nass kultiviert werden zu können...

 

Viele Grüße,

Thilo

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