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Unterschied U. vulgaris zu U. australis


Andreas Fleischmann

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Andreas Fleischmann

Hallo,

Hier eine kleine bebilderte Entscheidungshilfe, um welche der beiden heimischen frei schwimmenden Utricularia-Arten es sich handeln könnte, wenn mal wieder wer welche findet ;). Dass mir da in Zukunft keine falsch bestimmten Bilder mehr unterkommen, haha! ;)

Uaustralis_habitat.jpg

Utricularia australis in einem mesotrophen Fischteich, zusammen mit Potamogeton (Laichkraut).

Uaustralis_habitat02.jpg

U. australis in nährstoffarmem, sauren Wasser eines Torfstiches.

Beide Arten sind vegetativ sehr ähnlich und fast nicht zu unterscheiden, auch können sie beide in den selben Biotopen vorkommen (aber wohl natürlicherweise nie zusammen!).

Beide Arten können jedoch sehr leicht anhand von Blütenmerkmalen unterschieden werden:

Sollten die Pflanzen fruchten, dann ist es immer U. vulgaris, denn U. australis ist immer steril (bis auf einige Populationen von kleineren Pflanzen in Japan, die als U. australis var. tenuicaulis oder U. tenuicaulis abgetrennt worden sind). U. australis ist eine sterile Pflanze, die aus der Naturhybride von U. tenuicaulis und U. macrorhiza in Japan entstanden ist, und sich weltweit verbreitet hat (Hybridvorteil!)

Bei U. vulgaris krümmen sich die Blütenstiele nach dem Verblühen deutlich nach unten, während die „tauben“ Blütenstiele von U. australis immer aufrecht stehen bleiben. Zudem sind die Blütenstiele von U. australis länger als die von U. vulgaris (s. u.).

Uvulgaris_03.jpg

Deutlich sind unten die sich entwickelnden Kapseln von U. vulgaris zu erkennen.

Uvulgaris_02.jpg

Unterscheidung anhand der Blüte:

Uaustralis_06.jpg

Uvulgaris_04.jpg

Uvulgaris_01.jpg

U_aus-vulg_01.jpg

In Seitenansicht gut zu erkennen: bei U. australis bilden Ober- und Unterlippe zusammen einen mehr oder weniger rechten Winkel, manchmal sogar einen stumpfen Winkel. Bei U. vulgaris sind die Unterlippe und der Gaumen viel dichter an die Oberlippe gedrückt, und Ober- und Unterlippe bilden einen spitzen Winkel.

Uaustralis_05.jpg

Uvulgaris_05.jpg

Uvulgaris_06.jpg

U_aus_vulg_03.jpg

Noch einfacher ist die Unterscheidung in Vorderansicht der Blüte: die Unterlippe ist bei U. australis flach ausgebreitet, während sie bei U. vulgaris immer deutlich nach unten gekrümmt ist.

Auch die Länge des Blütenstiels (im Vergleich zur Länge des Tragblattes = Braktee) kann zur Unterscheidung dienen:

U_aus_vulg_02.jpg

Bei U. australis ist der Blütenstiel stets länger als der von U. vulgaris, und zwar stets mindestens 3 bis 5 mal so lang wie das Tragblatt (geschweifte Klammer). Bei U. vulgaris ist der Blütenstiel hingegen nur 2 bis 3 mal so lang wie das Tragblatt.

Dagegen ist übrigens die rote Zeichung des Gaumens der Unterlippe gar nicht geeignet, um beide Arten zu unterscheiden, da die Zeichnung bei beiden stark variiert (und sogar fehlen kann).

Alles Gute,

Andreas

  • Gefällt mir 6
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Hallo Andreas,

Dein Beitrag ist mal wieder ein echter Lichtblick am Forenhimmel.:clapping: Sehr anschaulich und mit echt tollen Bildern.

Vielen Dank dafür!

Viele Grüße

Frank

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Wenn jetzt noch das Amtssiegel von Frau Utricularia drauf kommt ist's absolut perfekt ;-):roll:

Immer wieder schön zu sehen was manche Leute so nachts um halb drei alles machen :lol:

Klasse erklärt, dickes Lob!!!!!

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Hallo,

vielen Dank! Endlich bringt mal jemand Licht ins Dunkel... Für mich waren die beiden Arten einfach nur gelb. ;-)

Nächste Woche mache ich Urlaub (irgenwo bei Malchow?). Natürlich werde ich mich dort auch auf Utricularia-Suche begeben (mit ein paar Drosera würde ich mich aber auch zufrieden geben...). Bin mal gespannt ob ich etwas zum Identifizieren finde. Immerhin kann ich jetzt U. australis und U. vulgaris auseinander halten. Notfalls habe ich ja noch den "Rothmaler".

Viele Grüße,

Nicole

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Hallo,

vielen Dank für den tollen Beitrag Andreas! Ich habe mich auch schon lange gefragt was die beiden Arten unterscheidet (wenn man U. australis denn überhaupt als Art betrachten kann...)

Viele Grüße, Maik

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Interessanter Beitrag :-)

Eine Frage ist bei mir jedoch noch noch offen: Wieso kommen die beiden Arten "natürlicherweise nie zusammen" vor? :-?

Gruss Matthias

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Andreas Fleischmann

Hallo,

Wieso kommen die beiden Arten "natürlicherweise nie zusammen" vor?

Das wissen wohl nur die Pflanzen selbst! Warum vikariante Arten nicht zusammen vorkommen, kann viele Gründe haben, und meistens ist es nicht herauszufinden: unterschiedliche Ansprüche an das Biotop (ist hier nicht der Fall), eine Art ist kompetitiver und verdrängt die andere Art bei sympatrischem Vorkommen (ist wohl auch nicht der Fall, denn in Kultur gehen beide zusammen wunderbar),...

Vielleicht kommen ja beide doch zusammen vor, und es blüht dann aber immer nur eine? ;);)

Andreas

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Hallo!

Freischwimmend heißt, das die immer in Gänze oben schwimmen, oder? D.h., wenn man, kostenloß, mit einer gekauften U. gibba, ein ca. 3 cm-Stück kriegen würde, würde das, ins Aquarium geworfen, auf jeden Fall vollständig oben schwimmen, oder? Also nicht mit dem "Arsch" zum Boden sinken, stimmts?

Bzw.: Was ist das denn?

11276_thumb.jpg

  • Verwirrt 1
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Jörg, dies ist ein Beitrag über die Unterscheidung von U. vulgaris und australis, nicht über Wuchsformen in Kultur o.ä. Bitte mach einen eigenen Thread dafür auf.

Übrigens handelt es sich bei deinem Foto auch nicht um eine Utricularia, sondern um Elodea - soweit man das auf dem Bild erkennen kann.

Danke

Martin

Bearbeitet von Gast
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fatal error - schwerer Ausnahmefehler oder wie auch immer!?! :shock:

Ich wollte gerade dem Thread seinen überfälligen 5. Stern verleihen, ist ja eigentlich eine Pflichtsache bei so viel begeisterter Zustimmung. Aber leider gibt dir die Abstimmung nur 4 Sterne frei:icn4:

Andreas fühle dich mit fünfen auf jader Schulter dekoriert!!!

Aber vielleicht liegts ja auch nur am etwas langen Namen?;-)

Bearbeitet von Gast
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ralf engelhardt

Bei mir um die Ecke gibt es einige Tümpel im Wald, wo ich Utricularien entdeckt habe. Ich bin bisher immer davon ausgegangen, daß es sich um Utricularia vulgaris handelt, da auch in einem alten Verbreitungsbuch diese als einzige Art im Raum Rottenburg/Tübingen als heimisch eingetragen ist.

Wenn ich mir deinen Beitrag anschaue, dann muß es sich eigentlich eindeutig um Utricularia australis handeln, oder ? Ich hoffe, daß das mit dem bild anhängen funktioniert.

Ich werde auf jeden Fall bis in ein paar Wochen mal schauen, ob die Pflanzen Samen ansetzen oder nicht.

Gruß

Ralf

11279_thumb.jpg

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Klasse Beitrag, danke Andreas. Bitte lass uns doch öfter an deinem Wissen teilhaben, das würde ein paar echte Higlights im derzeit eher flachen Forum setzen.

@Martin: Schwing doch bitte den Radiergummi oder seid ihr wieder zur Pudding-Moderation übergegangen?

Wäre der Ursprungsbeitrag nicht etwas für das Archiv lesenswerter Beiträge?

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...ich habe das schon in dem entsprechenden "Vorschlagethema" vor einigen Tagen gepostet bzw. vorgeschlagen, aber bisher tut sich da nix! :-(

Btw: Schöner Beitrag Andreas, vielen Dank.

Gruß

Stefan

Bearbeitet von Gast
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Hallo Andreas

Ich will mich auch noch für den genialen Beitrag bedanken. Ich glaube jetzt können alle die beiden unterscheiden.

Vorallem die Bilder mid den Linien haben mir sehr geholfen!

Viele Grüsse

Michi

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  • 2 Wochen später...
Valentin Schatz

Super Thread! Danke Andreas.

U.tenuicaulis, U.australis und U.marcrohiza aus Japan habe ich kürzlich in Kultur genommen und hoffe, in Zukunft selbst noch Bilder beisteuern zu können ;-)

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  • 7 Monate später...

Hallo zusammen,

ich habe mir heute 2 Utricularia`s gekauft (U. vulgaris und U. australis) muss die irgendwie auf Torf setzen oder einfach schwimmen lassen und welches Wasser also wie sollte es sein wegen den Nährstoffen??

Das sind meine Ersten Utricularia`s.

mfg. Philipp

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Meine U. vulgaris schwimmt in Leitungswasser...
... bleibt für mich die Frage - wie lange schon bzw. noch? Ich wäre mir da nicht so sicher, dass das mit evtl. kalkigem Leitungswasser lange gut geht.

Wenn ich es jetzt nicht durcheinander werfe, verträgt vulgaris nährstoffhaltigeres Wasser wie australis. Meine Haltungsbedingungen: im Teichbecken freischwimmend, halbschattig (wegen der Sommerhitze), reines Quellwasser mit Zufluss aus dem Moorbeet pH Wert unter 6. Nährstoffentzug durch Binsen, Uferpflanzen deren Wurzeln ins Wasser ragen. Wasserreinigung durch Daphnien und Klarwasserteichbakterien, den Rest erledigt Mutter Natur. Wuchs - ähnlich Wasserpest.

Übrigens, im Winter bloß keine Rücksicht nehmen! Wochenlanges knallhartes Durchfrieren schadet den Tuironen in keiner Weise.

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  • 6 Jahre später...

Offenbar macht es ihr nichts aus.

Ich halte meine in einem 52 L Aquarium und innerhalb einer Saison sind aus zwei Pflanzen ein bisschen mehr als zwanzig geworden

 

Gruß, Utri

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:biggrin:

Zitat

Hier, extra für Dich, die goldene Schaufel.

Tja das kann schon mal passieren. Liegt aber vielleicht auch daran, dass die neue Software auch die Avatare der bereits in Stein gemeißelten Threads auf ganz aktuell trimmt. Vielleicht kann ja Marco, unser bits 'n bites Zauberer, ja mal die verstaubten Threads mit ner Spinnwebe am Ende kennzeichnen.:blush:

 

Aber egal Utri wie ich schon damals schrieb Wuchs gleichzusetzen mit Wasserpest. Siehe:https://forum.carnivoren.org/forums/topic/37484-eigentlich-nur-ein-baggersee/?page=2

Dir noch viel Erfolg mit deinen Utris!

 

Gruß Piesl

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