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Status von D. undulata


Georg J. Stach

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

ich möchte gerne ein wenig mehr über Drosera undulata wissen, von der ich kürzlich ein Foto gemacht habe.

Offenbar scheint sie ja noch nicht als eigenständige Art akzeptiert. Stattdessen habe ich sie vielfach als Varietät von D. cuneifolia gefunden.

Wer Informationen zum Art-Status hat, möge sie bitte hier beisteuern... :-)

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Andreas Fleischmann

Hallo Georg!

Kein Artstatus, kein Unterartstatus, auch keine gültige Varietät! Einfach "nur" Drosera cuneifolia von Silvermine, South Africa! ;-) Obwohl die Pflanze zwar in einigen Merkmalen von der "typischen" D.cuneifolia abweicht (vor allem in der Größe!), reicht's trotzdem nicht mal aus, um daraus eine gute Varietät zu machen. Und das ist auch gut so, würden wir dem beispiel folgen, hätten wir bald in jedem bayerischen Moor eine eigene Unterart/Varietät von D.anglica, D.rotundifolia und D.intermedia! ;-)

Bei "Drosera undulata" handelt es sich um eine Sammelbezeichnug für die Pflanzen von D.cuneifolia von Silvermine, South Africa. (D.cuneifolia kommt in natura anscheindend nur in 2 Regionen vor, einmal am und um den Tafelberg bei Kapstadt und eben bei Silvermine). Beide Standortaufsammlungen sind leicht unterschiedlich, die Pflanzen von Tafelberg haben keilförmige Blätter, die stets mindestens doppelt so lang sind wie breit, die Blattunterseite ist spärlich behaart. Die Pflanzen von Silvermine haben viel breitere Blätter (bei kräftigen Pflanzen können sie fast 2/3 so breit wie lang werden, Rosettendurchmesser bis 12 cm!), die Blattunterseite ist stärker mit weißen Haaren besetzt als bei der "typischen" Form vom Tafelberg. Die Blattränder der Pflanzen von Silvermine können bei kräftigen Exemplaren leicht gewellt sein, sprich "unduliert". Daher auch die (nicht gültigen!!!) Bezeichnungen "D.undulata" oder "D.cuneifolia var. undulata". Auch in Blütezeit und Wuchsverhalten unterscheiden sich beide Pflanzen (Tafelberg blüht etwa 1 Monat früher, zumindest in Kultur, auch blüht diese "Form" bei mir regelmäßiger. Zudem sterben bei mir die Pflanzen von D.cuneifolia von Silvermine immer mal wieder oberirdisch ab, und treiben dann nach einiger Zeit wieder aus den Wurzeln aus. Dies passiert auch am Naturstandort, die pflanze überdauert so Trockenperioden, ähnlich wie die nicht verwandte D.pauciflora oder D.cistiflora. In Kultur muss dies allerdings nicht immer der Fall sein, ich habe bei mir noch keine Regelmäßigkeit gefunden, ein paar Pflanzen sterben jedes Jahr ab und treiben dann nach 2-3 Monaten neu aus.)

Ich möchte dieses Jahr im Taublatt etwas über Kultur und Systematik der Südafrikaner schreiben, dann erfahrt ihr noch ein bißchen mehr zu diesen beiden D.cuneifolias.

Alles Gute,

Andreas

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Ich möchte dieses Jahr im Taublatt etwas über Kultur und Systematik der Südafrikaner schreiben, dann erfahrt ihr noch ein bißchen mehr zu diesen beiden D.cuneifolias.

Ausgezeichnet!

Da freue ich mich jetzt schon drauf. :)

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Christian Dietz

Hallo,

Ich kultiviere auch die Form von Drosera cuneifolia von Silvermine. Nur noch zu meinem Verständis. Das "undulata" bezieht sich auf die Blattenden? Bei meinen Pflanzen sehen die so aus:

cuneifolia_DROS79_012.jpg

cuneifolia_DROS79_013.jpg

Wie man sieht sind die Blattenden leicht "herzförmig". Ich nehme man an, daß mit leicht gewellt gemeint ist.

Wann blühen die Pflanzen denn in der Regel? Ich habe die Pflanzen jetzt knapp mehr als 2 Jahre lang. Geblüht hat noch keine der Pflanzen.

Auf den Artikel freue ich mich auch schon ;)

Christian

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Andreas Fleischmann

Hallo Christian!

1. Nein, das "gewellt" bezieht sich auf den seitlichen Blattrand (der Blattrand ist entlang der Horizontalen sinusförmig gewellt, er "unduliert"). Bei deinem Foto handelt es sich um ein deformiertes Blatt, das entweder dadurch entstanden ist, dass das vordere Blattrandmeristem beim Wachstum beschädigt wurde, oder -wahrscheinlicher- die Primordien zweier Blätter miteinander verwachsen sind (sog. "Crestation", kommt gelegentlich spontan vor und kann gleich mehrere Blätter in Folge betreffen, wenn das Apikalmeristem betroffen war).

2.Deine D.cuneifolia sehen mir (wenn ich die Größe des Blattes abschätze) noch etwas zu jung aus, um blühreif zu sein. Meine Pflanzen haben erst nach 4 bis 5 Jahren (vom Samen)zum ersten Mal geblüht, danach allerdings kontinuierlich jedes Jahr. Die 'Tafelberg-Pflanzen' blühen bei mir etwa im Mai-Juni, die von Silvermine im Juni/Juli. Meine älteste Pflanze habe ich 1998 von Thomas Carow bekommen (stammt, wenn ich mir sie so ansehe, allerdings von der Gegend um den Tafelberg, nicht wahr, Thomas? ;-)), sie hat mittlerweile einen stattlichen Stamm gebildet ("stattlich" für eine rosettige Art! ;-)).

IMG_3788.jpg

D_cuneifolia02.jpg

Alles Gute,

Andreas

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Gast Sebastian Hess

Hallo Zusammen!

@Andreas: Danke für die ausführliche Information. Sehr schöne Pflanzen habt ihr da.

@Christian: Weißt Du welche cuneifolia ich von Dir habe? Du erinnerst dich sicher...die kleine Rosette aus Bonn.

Ich war ja schon oft hinter D. cuneifolia her, aber irgendwie bekommt man selten mal eine echte angeboten. Oft sind es ja auch admirabilis.

@Andreas: Du schriebst, dass die zwei versch. D. cuneifolias sowol in Natur als auch in Kultur zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Demnach ist eine Rekombination durch zeitlich versetzte Blüte nicht möglich.

Reicht das nicht aus, um sogar den eigenen Artstatus zu rechtfertigen? Ich denke, Individuen einer Art müssen sich doch zumindest untereinander vermehren können. Und das scheint bei D. cunefolia doch eine eindeutige Rekombinationsbarriere zu sein, oder?

Viele Grüße

Sebastian

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Christian Dietz

Hallo,

Jetzt weiss ich was mit "gewellt" gemeint ist! Mich hatte es irritiert, daß viele Blätter meiner Pflanze so wie oben geformt sind. Die Pflanze ist knapp 3 Jahre alt und stammt aus einer Wurzel. Da muss ich mich wohl noch etwas gedulden.

Christian

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Andreas Fleischmann

Hallo Sebastian!

Reicht das nicht aus, um sogar den eigenen Artstatus zu rechtfertigen? Ich denke, Individuen einer Art müssen sich doch zumindest untereinander vermehren können. Und das scheint bei D. cunefolia doch eine eindeutige Rekombinationsbarriere zu sein, oder?

Nein!

1.Das Artkonzept der Reproduzierbarkeit stammt aus der Zoologie und ist in der Botanik in 80% der Fälle nicht anwendbar!

Reproduktive Isolation durch geographische Barrieren oder durch unterschiedliche Bestäuber macht noch lange KEINE Art aus! (Sonst hätten wir in Deutschland ein paar hundert Drosera-Arten, die alle wie D.rotundifolia aussehen! ;-) Denn kaum eines der isolierten Restvorkommen unserer heimischen Droseras in den wenigen Moorrelikten steht  noch in reproduktivem Kontakt mit anderen Nachbarpopulationen!) Aber sie FÜHRT zur Artbildung, insofern hast du recht!

Unterschiedlicher Blühtermin spielt nur bei sympatrischem Vorkommen zweier Arten eine Rolle, nicht aber, wenn die Populationen sowieso geographisch weit voneinander entfernt liegen. Ich vermute eher eine klimatische Ursache für das unterschiedliche Blühverhalten (zB ein Standort wärmer), welche genetisch fixiert wurde. Bsp. dazu sind die zu unterschiedlicher Jahreszeit blühenden Ökotypen verschiedenster Arten von Zierpflanzen, die meist aus dem Flachland und montanen Standorten stammen, und ihren Blührhythmus beibehalten haben. Ist auch noch der Habituts solcher "Früh-" und "Spätformen" unterschiedlich, spricht man von sog. "Saisonalpolytypie" und nennt die "Formen" Ökotypen. Kommt auch häufig bei Einjährigen vor, die mehrer (unterschiedliche) Generationen pro Jahr hervorbringen. Und trotzdem ist's die gleiche Art! Weiter Diskussion dazu lieber per e-mail oder Telefon, das führt zuweit vom Thema weg. Aber die "kritische Artfrage" bei Pflanzen ist eines meiner Spezialgebiete! ;-)

In ein paar tausend Jahren, wenn alles gut geht, dann werden die D.cuneifolia vom Tafelberg und die von Silvermine vielleicht 2 verschiedene Arten sein. Ich vermute aber stark, dass bereits in ein paar hundert Jahren (wenn überhaupt!), beide Populationen bereits erloschen sind!

Andreas

Zum Punkt, dass sich Individuen einer Art untereinander vermehren können müssen, damit die Art gerechtfertigt ist, ist mir gerade noch was eingefallen (was der "Erfinder", der diese dämlich Theorie postuliert hat, noch gar nicht bedacht hat! Schade, dass er nicht mehr lebt, ich würde ihn zugerne fragen, wie es den mit Organismen steht, die sich

1.rein parthenogenetisch vermehren (ist da jedes Weibchen eine eigene Art? ;-))

2.Apomiktische Arten (sind die in einigen Populatione/für eine bestimmte Zeit, solange sie sich sexuell vermehren, Arten, dann wieder nicht? ;-))

3.Arten, die keine sexuellen Stadien besitzen(zB VA-Mykorrhizapilze, best. Protozoen)?

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Gast Sebastian Hess

Hi Andreas!

Danke für die ausführliche Antwort.

Jaja, das ewige Leid des biologisch interessierten Menschen, alles in Arten einteilen zu wollen.

Letztendlich sind das vielleicht wirklich nur Zwischenstufen.

Kann man denn sagen, dass das "Repruduktionsgesetz" für die Zoologie (Potozoen mal ausgenommen) gilt?

Viele Grüße

Sebastian

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Andreas Fleischmann

Tiere haben durch die aktive Partnerwahl und den (häufig nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip funktionierenden) Kopulationsmechanismus (der für die meisten Arten gilt, selbst bei externer Befruchtung ist ein best. Verhalten beider Partner zur Ovulation/Ejakulation nötig!) einen viel begrenzteren Spielraum, über Artgrenzen "hinwegzuspringen". Beim "Bienchen-Blümchen-Prinzip" (und erst recht bei Wind,Wasser und anderen Pollen-Vektoren) der Pflanzen sind artfremde Befruchtungsereignisse viel viel häufiger, wenn Maja wieder mal auf der flaschen Art landet! ;-)

Andreas

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