Sarracenia: Anthocyanfreie Flecken

[Guest Micha Plenge]

Hallo zusammen,

bei einigen meiner Sarracenien taucht zur Zeit eine Erkrankung auf, über die ich keine Informationen finden kann, aber vielleicht hat ja jemand etwas ähnliches schon mal gesehen:

Begonnen hat es bereits im letzten Spätsommer bei einer S. psittacina. Sie zeigte an der Spitze eines Blattes eine auffällig hellgrüne Stelle, an der die Pflanze also völlig anthocyanfrei war. Der rest des Schlauches sah normal aus. In der Folge entwickelte sie noch mehrere Blätter mit zunehmend größeren hellgrünen Flecken. Diese hellgrünen Bereiche sind ziemlich scharf abgegrenzt, oft gibt es mehrere am gleichen Schlauch, so dass die Pflanze regelrecht gescheckt aussieht. Im Herbst zeigten noch weitere Pflanze diese Symptome. Die betroffenen Zonen sind in der Größe variabel von einem halben Quadratzentimeter bis zu ganzen Schläuchen (die Pflanzen sehen dann wie hetrophyllas aus). Die befallenen Zonen wachsen bei einigen Pflanzen langsamer als die übrigen, so dass es zu Schlauchfehlbildungen kommt. Fast immer werden die Deckel der Pflanzen zuerst in mittleidenschaft gezogen. Die Fleckung tritt dabei immer schon beim Wachstum der Schläuche auf. Im letzten Jahr hatten einige meiner Sarracenien während meines Urlaubs extrem nass gestanden, so dass ich zunächst an eine Wachstumsstörung aufgrund schlechter Bedingungen, etwa durch Wurzelschäden, geglaubt habe. Nach Wegschneiden der betroffenen Schläuche hoffte ich, dass das Problem sich erledigt hat, und tatsächlich waren die ersten Schläuche dieses Jahres normal. Mittlerweile zeigen aber wieder einige Pflanzen diese Symptome, und auch Blüten sind betroffen, indem es zu Fehlbildungen bei einzelnen Blütenorganen kommt. Befall durch tierische Schädlinge schließe ich weitestgehend aus (hab' bei den ersten fehlwachsenden Schläuchen auch erst an Läuse gedacht). Möglich wäre ein ins Gewebe eindringender Pilz, wie es ihn bei anderen Pflanzen auch gibt (z.B. Kräuselkrankheit beim Pfirsich, auch hier kommt es zu Wachstumsstörungen und Fehlfärbungen), aber wenn es einen solchen Erreger gibt, müsste man doch irgendwo etwas darüber finden können. Bin ziemlich ratlos und um jede diesbezügliche Information verlegen. Ich werde auf jeden Fall mal bei einer der Pflanzen ein systemisches Fungizid anwenden, um zu sehen, was passiert. Daher bin ich unter anderem auch für einen Tip dankbar, wenn jemand schon ein solches Fungizid bei Schlauchpflanzen angewandt hat und sie es vertragen haben. Vor allem Frage ich mich aber, ob ich der einzige mit diesem Problem bin ...

Viele Grüße,

Micha

[Marcus Erbacher]

Hallo Micha, ich habe von dieser Krankheit schon gehört. Rauchst du? Orchideenzüchter kennen ein überspringen des Tabakmosaikvirus auf ihre Pflanzen. Nach deiner Beschreibung paßt das sehr gut auf das Krankheitsbild. Überträger kann auch der Ziertabak im Garten sein, deshalb empfiehlt auch Manfred Meyer in seinem Zubehörhandel Desinfektionsmittel für Gartengeräte zur Vermeidung einer Übertragung des Virus.

Marcus

[Guest Micha Plenge]

Das wäre natürlich schlimm, wenn's so wäre. Ich bin allerdings Nichtraucher und bei uns wird auch sonst nur höchst selten geraucht. Ziertabak gibt's auch nicht in der Nähe. Es sind mittlerweile eine Reihe Pflanzen betroffen. Habe sie vorsorglich ausgesondert. Hast jemand denn schon mal vom Überspringen auf Sarracenien gehört? Oder vom Überspringen einer anderen Krankheit (Virus, Pilz, ...) auf Sarracenia-Arten? Wenn's ein Virus sein sollte, fürchte ich ummeine mittlerweile sehr umfangreiche Sarracenia-Sammlung ... in meiner Garten stehen (bzw. standen) ein Pfirsichbaum, der an der Kräuselkrankheit leidet, sowie ein Weinstock, bei dem sich die Blätter verfärben und Absterben. Ich glaube aber eher, dass ich mir die Geschichte mit besagter S psittacina eingeschleppt habe.

[Guest H. Wistuba (Account gelöscht)]

Hallo,

die Kräuselkrankheit des Pfirsich ist eine Pilzkrankheit, hat also nichts mit Virus zu tun und auch das absterbenden Weinlaub würde ich eher in Richtung Pilz vermuten. Pilzerkrankungen sind allerdings ( Ausnahme vielleicht Kräuselkrankheit ) meist nicht Wirtsspezifisch, so dass z.B. Mehltau im Garten an irgendwelchen einheimischem "Gemüse" durchaus auch auf Sarracenien überwechseln kann.

Wenn es an den Sarracenien wirklich sich um ein Virus handeln sollte, was aber nur ein Pflanzenuntersuchungslabor fesstellen könnte, dann bleibt nur eine totale Isolation, KEINE!!!! Pflanzen weitergeben und eventuelle Vernichtung des gesamten Bestandes. Ein Heilmittel gegen Virus gibt es auch bei Pflanzen (wie auch bei Tieren oder Menschen) nicht :-[ :-[ :-[

Hermann Wistuba

[Guest Micha Plenge]

Hallo Hermann,

deshalb vermute ich ja nach wie vor eher eine Pilzerkrankung, weil ich mir da eine mögliche Quelle eher vorstellen kann. Habe heute mal versucht herauszubekommen, ob etwas über eine Viruserkrankung bei Sarracenia bekannt ist, habe nur etwas über ein Rhabdovirus gefunden, dass (symptomfrei) bei Sarracenia purpurea nachgewiesen wurde, aber nichts, dass so wie bei meinen Pflanzen aussieht. Ich halte das mit der Virusinfektion für unwahrscheinlich; aber eben auch nicht für ausgeschlossen, solange man nichts anderes weiß. Wie aufwendig ist denn so ein Nachweis im Labor und wer kann so etwas machen? Viren kann man ja in der Regel nur nachweisen, wenn man weiß, um welches Virus es sich handelt, dass dürfte hier ja ausgeschlossen sein; oder gibt es sowas wie "Breitbandtests" bei Pflanzenviren?

Naja, jedenfalls werde ich mal weiterrecherchieren in Richtung Pilzinfektion und Virusinfektion. Was mich verwundert ist, dass offenbar niemand etwas Vergleichbares von seinen Sarracenien kennt. Ich habe im letzten jahr recht viele Pflanzen aus unterschiedlichen Quellen bekommen, und von irgendwo her müsste ein etwaiger Erreger ja zu mir gekommen sein...

Bin weiter für jeden hinweis dankbar,

Micha

[Christian Dietz]

Hallo Michael,

Wie haben sich deine Pflanzen weiterentwickelt, bzw. weißt du mittlerweile, was das ist ?

Christian

[Guest Micha Plenge]

Hallo Christian,

habe die Pflanzen ausgesondert und auf gut Glück mit einem Fungizid behandelt sowie betroffene Schläuche abgeschnitten, manche Pflanzen dadurch komplett zurückgeschnitten. Nachwachsende Schläuche sehen wesentlich besser aus, bei vielen Pflanzen ganz normal, bei einzelnen gibt es noch (kleinere) solcher Flecken. Selbst die S. psittacinas, die zwischenzeitlich total helle Schläuche (aber völlig normal geformte Schläuche) gebildet hatten, bilden wieder rote. Ich bin mir aber nach wie vor über die tatsächliche Ursache völlig im Unklaren. Die Besserung gibt Hoffnung, zufrieden bin ich aber erst, wenn's ganz verschwindet und nicht wiederkommt. Aber offenbar hat es ja auch witterungsbedingt viele Srracenia mit fehlgebildeten Schläuchen gegeben, nur von hellen Flecken habe ich anderswo nichts gelesen. Bin immer noch für Hinweise dankbar.

Gruß,

Micha

[Fabian]

Hallo zusammen

Ich habe soeben mit Schrecken festgestellt, dass meine Sarracenia ähnliche Symptome aufweist. Sie hat ganz plötzlich (gerstern hatte sie das ganz sicher noch nicht und heute morgen glaube ich auch nicht) einige, beinahe komplett weisse Köpfe. Es sind also keine Flecken, denn der Rest des jeweiligen Schlauches ist normal ausgefärbt.

Wie gesagt, die jeweiligen Köpfe sind beinahe komplett weiss, nur die Aderung ist gerade noch so zu erkennen. Diese Farbveränderung geht bis ca. 3-4cm unter die Köpfe und stopt dort abrupt, darunter sind die Schläuche normal grün.

Weiss jemand, woran diese plötzliche Farbveränderung kommen könnte?

Es handelt sich um eine Sarracenia leucophyla, im Treppenhaus (grosses Nordfenster) bei ca. 15 Grad, bisher waren diese Übewinterungs-Bedingungen aber noch nie ein Problem für sie.

Könnte es evtl. an zu viel Wasser liegen (habe sie am Wochenende ziemlich stark gegossen...) ?