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Verschwundene Nepenthes


schilfkolben

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Hi,

als ich gestern die Möglichkeit hatte, im viel gerühmten Barthlott et. al. zu stöbern, las ich doch, von folgenden Arten wären die Standorte nach ihrer Erstbeschreibung verschollen- man kennt sie also nur von den Typusbeschreibungen und den Zuchten: argentii, boruensis, boschiana, campanulata, clipeata, macrophylla, mollis und paniculata. Auf Wistubas Seiten sind jedoch einigermaßen aktuelle Bilder von clipeata in ihrem Habitat zu finden. Außerdem gibt es im Internet weitere Bilder von den anderen Arten im Habitat. Was hat es mit dieser Aussage auf sich?

MfG Sebastian

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Hallo Sebastian,

zu Deiner Frage zu den Status:

N. argentii - in Kultur

N. boruensis - vermutlich meinst Du borneensis (?) - evtl. Synonym von N. boschiana

N. boschiana´- in Kultur

N. campanulata - in Kultur - galt aber mal als evtl. ausgestorben

N. clipeata - in Kultur, in der Natur aber quasi ausgestorben! (genaue Infos auf www.wistuba.com)

N. macrophylla - in Kultur

N. mollis - der Originalbeleg ist sehr schlecht - daher ist nicht klar ob es nicht nur ein Synonym von N. hirsuta ist

N. paniculata - nicht in Kultur aber in der Natur in den letzten Jahren gesichtet

Gruß

Andreas

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Hallo Andreas,

die Arten, bei denen Du nur "in Kultur" geschrieben hast, gibt es also in der Natur nicht mehr oder sind verschollen? Gelten Arten, die in ihrem Habitat ausgestorben sind, also nur noch in Kultur existieren, auch als ausgestorben?

Demnach ist "Karnivoren" auch nicht ganz fehlerfrei, oder?

PS: ja, ich meine boruensis. Hatte noch von ihr gehört.

@Giovanni: Nein, kann ich leider nicht, da ich das Buch (noch) nicht besitze.

MfG Sebastian

Bearbeitet von Gast
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Gast -Mitgliedschaft geändert-

Hallo!

Da ich auch Andreas heiße, erdreiste ich mich mal dazu, hier zu antworten! ;-)

die Arten, bei denen Du nur "in Kultur" geschrieben hast, gibt es also in der Natur nicht mehr oder sind verschollen?

[...]

Demnach ist "Karnivoren" auch nicht ganz fehlerfrei, oder?

PS: ja, ich meine boruensis. Hatte noch von ihr gehört.

MfG Sebastian

Die Arten, bei denen Andreas Wistuba "in Kultur" hinter geschrieben hat, gibt es in ihrem natürlichen Lebensraum NOCH! Das Buch von Barthlott et al. besagt - so habe ich es verstanden -, dass die Standorte nicht mehr existieren würden, an denen die Pflanzen bei ihrer Erstentdeckung gesichtet worden waren.

Der Bestand der von dir genannten Arten (über N. mollis weiß ich allerdings nichts!) in der freien Natur ist allerdings äußerst "dünn". Manche Arten schaffen es jedoch, sich trotz geringer Individuenzahl zu erhalten. Was ich über den Zustand von Nepenthes clipeata in der Natur gehört habe, besagt, dass es am Gunung Kelam nur noch einen Standort mit etwa zehn Pflanzen gibt. Laut Wistuba reicht das für eine Bestandserhaltung auf lange Sicht nicht mehr aus. Zumal die Frage ist, wieviele der Pflanzen weiblich sind und wieviele männlich. Und beim nächsten Feuerchen könnte sich das mit N. clipeta bereits erledigt haben. Es war ja wohl ein verheerender Buschbrand vor ein paar Jahren, der den Bestand von N. clipeata so dezimiert hat.

Von N. campanulata ist vor wenigen Jahren ein neuer Standort entdeckt worden, der wohl über eine "größere" Population verfügt.

N. boruensis? Eine ganz neu entdeckte Art? Oder ein ungültiger Name? Ein Synonym für eine andere Art...aber das müsste Wistuba ja wissen.

Mal eine Frage: Ich wüsste nicht, dass N. macrophylla, obwohl mir bekannt ist, dass es davon keine so hohe Anzahl am Naturstandort gibt, akut bedroht ist. Weiß da Jemand etwas Anderes?

Bei N. tenuis ist die Situation wohl sehr ernst und bei N. aristolochioides --- @ Andreas Wistuba: Wir haben uns ja im vergangenen Jahr schon mal darüber unterhalten, wie es um das Verschwinden von Nepenthes-Arten am Naturstandort steht. Hab´ leider nicht alle behalten, um die es schlecht steht. :-(

Schönes (verlängertes) Wochenende!

Andreas

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Nabend,

Also es heisst in dem Buch auf Seite 151. "neun Arten wurden seit ihrer Entdeckung nicht wieder gefunden und sind daher nur von der Typusaufsammlung bekannt"

Unter anderem wird dort von N. borneensis (!) berichtet, wo wohl in der Tat ein "o" fehlt, nix mit neuer Species!

Das bellii in der Natur nicht zu finden sei, ist mir neu, ein Bekannter sah sie in den 90ern.

Auch argentii soll es noch geben, wobei ich persoenlich bei Dauerwolkenbruch nur alata und sibuyanensis fand. Die Haenge dort sind so extrem steil, dass wenigstens einige der Pflanzen relativ sicher sein sollten.

Volker

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Dominik Stadelbauer

Hallo,

lt. Charles Clarke ist der Bestand an N. macrophylla nicht akut gefährdet, da die Lebensräume stark überwacht werden und auch nicht an nur einem Platz konzentriert sind (wie z.B. bei N. talangensis, aristolochioides etc.).

Wer es genau wissen will, kann sich seine beiden Bücher ansehen, dort sind die einzelnen Arten aufgeführt.

Nepenthes of Borneo, S. 170/171

Nepenthes of Sumatra, S. 241 / 242

N. argentii ist in diesem Zusammenhang zwar noch in der Natur zu finden, aber ist natürlich schon alleine deshalb gefährdet, da die Philippinen politisch instabil sind.

Bei einigen Arten ist es aber auch der Lauf der Natur, in der eben immer wieder Arten aussterben, ohne menschliches Zutun. Vor einiger Zeit fand ein Vulkanausbruch am Mt. Talang statt und die Tzunamiewellen vom letzten Dezember haben vermutlich die Gebiete von N. viking vernichtet.

mfg

Dominik

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N. argentii ist in diesem Zusammenhang zwar noch in der Natur zu finden, aber ist natürlich schon alleine deshalb gefährdet, da die Philippinen politisch instabil sind.

Die politische Instabilitaet auf den Philippinen gehoert zu den Faktoren, dass es immer noch wenige Berge gibt, die noch nicht abgeholzt, mit Goldminen verseucht oder gar botanisch erkundet sind, weil sich wegen der Rebellengruppen schlicht und einfach niemand in bestimmte Gebiete traut. Dies gilt insbesondere fuer auslaendische Gross-Investoren. Also je Rebellenverseuchter, desto besser steht die Natur da.

Politische Stabilitaet und damit 'Fortschritt' haben auch seine Kehrseiten, wie man in erschreckender Weise in den Cameroon/Genting Highlands in Malaysia sehen kann. Dort gibt es inzwischen einen grossen Themepark und jedes Jahr neue Wohngebiete im naeher bei den Gipfeln. Was dort an Nepenthes geschlachtet wird... :-(

Spezialfall argentii: Sibuyan island ist voellig abgelegen und Gott- und sogar Abholz-vergessen, da nur duenn besiedelt. Auch hier wird im Tiefland dann und wann etwas gerodet, aber das Gebirge selbst ist sehr steil und damit relativ sicher vor Zerstoerung.

Volker

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Dominik Stadelbauer

Hallo Volker,

du kannst dies natürlich bedeutend besser beurteilen ich.

Ich habe mich da falsch ausgedrückt, denn die Folgen deiner politische Stabilität, wollte ich eher als Ergebnis einer Instabilität bezeichnen.

An die Rebellenhorden habe ich gar nicht weiter gedacht, sondern eher an die Tatsache, dass Gesetze zum Schutz dieser Lebensräume (wenn es sie denn geben sollte) leicht außer Kraft gesetzt werden, wenn man den richtigen Beamten kennt. Korruption und eine schwache Exekutive wollte ich eigentlich als Gefahr deutlich machen.

Glücklicherweise genießt N. argentii einen Schutz durch die abgelegene Lage und die Tatsache, dass sie mittlerweile invitro vermehrt wird, was die Schwarzmarktpreise bestimmt vernichtet hat. Aber jede Art die nur ein kleines Gebiet bevölkert ist natürlich potentiell gefährdet.

Bitte verbessere mich, wenn ich falsch liege, da mir - wie bereits gesagt - natürlich nicht die Einblicke möglich sind, wie dir.

mfg

Dominik

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Truncata/ Julian Schütz

Nepenthes neglecta (oder so ähnlich?) stand im alten orangenen Carow-Buch ebenso wie campanulata als wahrscheinlich ausgestorben.

Ist sie wirklich nicht mehr da?

Da gabs mal eine Debatte wegen eines Synonyms, meine ich.

Gruß Julian

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Hi Dominik,

Stimmen schon Deine Kommentare, wollte nur andeuten, dass manchmal das was totaler Instabilitaet folgt, noch gruseliger sein kann.

Oh, es gibt perfekte Gesetze auf den Philippinen. Im Prinzip kann ziemlich gar nichts abgeholzt werden und die Naturschutzbehoerde hat Holztransportueberwachungsstationen auf allen wichtigen Strassen, die zu den Haefen fuehren.

Aber die Ueberwacher verdienen halt nur 4 Euro pro Tag und wenn da ein Lastwagen mit Ladegut von ein paar tausend Euro haelt, geht natuerlich wie Du schreibst leicht was schief.

Selbst die kommunistischen (!) Rebellen dulden oefters Bergbau auf ihrem Gelaende - es sind also nicht nur Beamte, die da kassieren. Aber sie sind unberechenbarer und scheren sich weniger, ob die Gewerbe in ihrem Gebiet profitabel oder nicht sind.

Also seien es nun argentii's, Gold oder Edelholz. Wenn fuer etwas surreale Mengen an Geld geboten wird, geraet hier (fast verstaendlicherweise) alles aus den Fugen. Ob die Uebeltaeter dabei in den Philippinen sitzen oder eher auf der "sauberen" Geldgeberseite ist Geschmackssache.

Bei unseren Sammlerpflanzen lassen sich wie Du schon schreibst erfreulicherweise die Preise recht schnell zerstoeren. Nur wie kriegen wir einen Mahagonybaum per in-vitro in 5 Jahren auf volle Groesse? :-?

Volker

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  • 1 Jahr später...
Eike Matthias Wacker

Hallo,

ich finde diesen Thread auch sehr wichtig.

Es ist ja so das, wie ich glaube, keiner eine Pflanze aus dem Urwald in der Sammlung hat. Mit der In-Vitromethode sind die Pflanzen um einiges billiger als wenn erst jemand auf dem Berg krackzeln muss, die Pflanze finden, ausgraben, irrgendwie transportieren, vor dem Zoll verstecken und dann dir liefern kann. Also muss erst keine Nepenthes aus ihrem Habitat geholt werden.

(Was Menschen nicht alles für Geld machen...)

Gruß

Eike

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