Matthias Bruhn Posted September 26, 2006 Posted September 26, 2006 Hi! Der Betreff ist etwas komisch ausgedrückt, aber es ging irgendwie nicht anders ;-) Aaaaalso.... Da gibt es doch so eine terrestrische Utricularia namens U. keineahnungwas die in nährstofffreien Quarzsandgebieten vorkommt. Diese bildet KEINE BLÄTTER, betreibt somit wohl auch keine Photosynthese und besteht nur aus Fangorgan und Blütenstängel... Kann man sowas eigentlich noch Pflanze nennen? Oder sind die Utris auf dem Weg ins Tierreich oder gar eine neue Gruppe von Lebewesen? Sowas wie von den Dinos zu den Vögeln usw... Kann mir da jemand was drüber erzählen das interessiert mich nämlich brennend... mfG Matthias
Guest ThomasKaba Posted September 26, 2006 Posted September 26, 2006 Algen haben auch keine Blätter und auch keine Blüten. Sind aber auch Pflanzen. Viele Algen sind mikroskopisch klein, haben weder Blüte, noch Blätter noch irgendwas anderes ausser einzelnen Zellen und sind dennoch Pflanzen. Das Pflanzenreich und das Tierreich haben sich völlig unanbhängig voneinander entwickelt und letzteres ist nicht aus ersterem entstanden. Wenn diese Utricularia keine Pflanze sein soll, wie die anderen Utricularien, dann sollte sie auch eine eigene Gattung bilden. Also keine Panik! Auch ohne Blätter dürften die Zellen Chlorophyll enthalten und Zellwände. Also Pflanze!
Guest Martin Rümmler Posted September 26, 2006 Posted September 26, 2006 Hi Matthias, Da gibt es doch so eine terrestrische Utricularia namens U. keineahnungwas Wenn ich mich nicht irre, handelte es sich dabei um U. subulata. Diese bildet KEINE BLÄTTER, betreibt somit wohl auch keine Photosynthese und besteht nur aus Fangorgan und Blütenstängel... Sie bildet in diesem Fall keine Blätter, mit denen sie assimiliert, also Photosynthese betreibt, das ist richtig! Die Fangorgane sind im Grunde aber auch nichts anderes als modifizierte Blätter! Betrachte einmal die parasitische Gattung Rafflesia mit den weltweit größten Blüten! Prinzipiell besteht sie nur aus unscheinbaren Zellfäden, die im Innern von Lianen parasitieren. Zur Reproduktion bildet sie dann die riesige Blüte, die trotzdem immer noch ziemlich nach Pflanze aussieht, oder?! Und wie sieht es mit Schlangen aus?! Nur weil sie vor Jahrmillionen ihre Gliemaßen rückgebildet haben, zählt man sie ja auch nicht zu den Würmern, auch wenn sie teilweise genauso am Boden rumkriechen. Hoffe, ich konnte dir ein paar gedankliche Anregungen geben. Viele Grüße, Martin
Sascha Rupp Posted September 26, 2006 Posted September 26, 2006 Ich finde zwar auf die Schnelle die Seite im Buch nicht, aber es ist 1000%ig keine U. subulata! Die hat nämlich Blätter undzwar gleich Unmengen davon.
Guest Martin Rümmler Posted September 26, 2006 Posted September 26, 2006 ...das ist ja das Besondere an U. subulata, dass sie zwei Formen bildet. Die normale und die kleistogame Form, die winzige Blüten besitzt. Und eben letztere hat wohl auch keine "grünen Blätter".... Grüße, Martin
Dieter Posted September 27, 2006 Posted September 27, 2006 Ich habe das Gefühl, dass hier so einiges durcheinander geht. Bei seinem Vortrag hat Herr Barthlott darauf hingewiesen, dass es sich bei der gezeigten Pflanze um eine U. subulata handelt. Selbst wenn in vielen Büchern, Bildern und Töpfen U. subulata viele "Blätter" zeigt, heißt das noch lange nicht, dass dieses für alle Formen und Varianten der Art gilt. Die auf dem Bild gezeigte Form hat sicherlich wenig oder gar keine Blätter ausgebildet. Abschließend möchte ich noch den Kommentar loswerden, dass ich nicht daran glaube, dass einige U. subulata ausschließlich cleistogame Blüten bilden. Dass ein Herr W. Pflanzen mit der Bezeichnung U. subulata var. cleistogama verkauft, hat sicherlich nichts zu sagen. Die Diskussion ist nicht gerade neu, aber schon allein dadurch, dass die Pflanze mit dem Verzicht auf chasmogame Blüten und damit der Vermischung mit dem Erbgut benachbarter Pflanzen die Möglichkeit zur "schnellen" Anpassung an veränderte Umweltbedingungen aufgibt, sollte so eine Form nicht lange (über)lebensfähig sein. Viele Grüße Dieter
Benedict Posted September 27, 2006 Posted September 27, 2006 (edited) Hallo, dazu möchte ich auch noch sagen, dass es auch "normale" Pflanzen gibt, die keine Blätter haben. z.B. eine Gattung von Orchideen. Sie bildet nur Wurzeln und Blüten. Die Photosynthese läuft bei dieser Gattung nur in den Wurzeln ab. Kann man sowas eigentlich noch Pflanze nennen? Ich meine Wo wäre denn da die Grenze? Es gibt ja auch Pflanzen, bei denen es umgekehrt läuft. z.B. bilden viele Tillandisen fast keine oder gar keine Wurzeln und nehmen Wasser und Nährstoffe über "Schuppen" auf. Wie du siehst gibt es eben immer und überall Ausnahmen. Man könnte sicher noch ettliche weitere "seltsame" Pflanzen aufzählen! MfG Bene MfG Benedict Edited September 27, 2006 by Guest
Matthias Bruhn Posted September 27, 2006 Author Posted September 27, 2006 Hi! Jetzt wo ihr das so sagt leuchtet mit das ganze irgendwie ein... Hab nicht gedacht, dass es sich dabei um U.subulata handelt, da hab ich wohl nicht aufgepasst :oops: Thx für die vielen Antworten, Matthias
Stefan Kuhlmann Posted September 27, 2006 Posted September 27, 2006 Hallo zusammen! Ich kannte die Theorie mit der kleistogamen U. subulata gar nicht bisher! Dann brauch ich mich auch nicht zu wundern warum meine seit März nur einige wenige Blätter hat und anscheinend nicht weiter wächst! Also wie manche hier schon sagten, sind Blätter kein sicheres Merkmal für eine Pflanze, auch wenn sie meist Blätter besitzen! Wie Benedict schon sagt, die Orchideengattung Chiloschista (@Benedict: meinste doch, oder?) bildet nur Wurzeln, die die Fotosynthese übernehmen und halt die Blüten. Und es handelt sich trotzdem um eine Orchidee, und eine Orchidee ist eine Pflanze.
Benedict Posted September 27, 2006 Posted September 27, 2006 (edited) Wie Benedict schon sagt, die Orchideengattung Chiloschista (@Benedict: meinste doch, oder?) bildet nur Wurzeln, die die Fotosynthese übernehmen und halt die Blüten. jop, genau die meinte ich. Und es handelt sich trotzdem um eine Orchidee, und eine Orchidee ist eine Pflanze. Ganz genau und nur so b.t.w. sind Orchideen die neuste Entwicklung in der Pflanzenwelt.(Habe das neulich mal aufgeschnappt, finde das eigentlich ganz interessant, hätte ich nämlich nicht gedacht!) naja man lernt eben nie aus:-D achja, ich habe auch eine U. subulata, sie produziert dauernd Blütenstiele, die Knospen öffnen sich jedoch nie, trotzdem bilden sich Samenkapseln!!! ich vermute mal ich habe diese Form, oder?! MfG Benedict Edited September 27, 2006 by Guest
Stefan Kuhlmann Posted September 27, 2006 Posted September 27, 2006 Ja Bene, das ist diese Form, bei mir tut sie es genauso!
Andreas Fleischmann Posted October 9, 2006 Posted October 9, 2006 Hallo! Hehe, da hätte Herr Barthlott mal IM Sand graben müssen. In den Quarzsandflächen der Gran Sabana und auf den Roraima-Sandsteinen wächst eine sehr kompakte Form von U. subulata, deren kleine, pfriemförmige Blätter tief im Sand vergraben sind. Wie übrigens auch bei U. guyanensis, U. tenuissima oder Genlisea filiformis. Wachsen diese Arten in nassen Quarzsandflächen, so sieht man keinerlei Blätter an der Sandoberfläche. Der Quarzsand ist anscheinend lichtdurchlässig genug, so dass auch noch genügend Licht 0.5-1cm durch die Quarzsandschicht dringen kann. Und unter dem Sand sind die zarten Blätter viel besser vor Austrocknung und starker Äquatorsonne geschützt. Ich kenne keine einzige Utricularia-Art, die KEINE Blätter ausbildet! (Es sei denn, man geht von der Rutishauser'schen Definition der Utricularia-Morphologie aus, dass die "Blätter" bei Utricularia eigentlich blattartig aussehende Sprosse sind, und die Fangblasen die eigentlichen Blätter. Dann nämlich hätten ALLE Utricularien keine photosynthesitsch aktiven Blätter mehr! Allerdings ist diese Theorie in letzter Zeit etwas "aus der Mode" gekommen). Leider muss man immer wieder in Bestimmungsschlüsseln lesen: "Pflanze zur Blüte ohne Blätter" versus "Pflanze auch zur Blütezeit mit Blättern". Das ist Blödsinn, denn alle mir bekannten Utricularien (und das sind schon ein paar) haben auch zur Blütezeit Blätter. Dieser Irrtum kommt daher, dass die meisten Botaniker sich nicht die mühe machen, im Substrat zu wühlen, sondern für ihre Herbarbelege einfach die Blütenstiele aus der Erde ziehen. Und da sind dann manchmal mit viel Glück noch Blätter dran, oder aber eben nicht. Und wird nun ein Bestimmungsschlüssel fast ausschließlich anhand von Herbarmaterial erstellt, kommt es zu diesen Fehlern. (siehe z.B. der Utricularia-Schlüssel für die Flora von Thailand. Hier kann man U. bifida und U. odorata nur dann richtig bestimmen, wenn man von "green leaves absent at time of flowering" ausgeht. Wer diese beiden schönen Arten aber kultiviert, wird schnell merken, dass auch zur Blütezeit ein dichter Teppich von Blättern vorhanden ist. Und zumindest für U. bifida aus Thailand kann ich das auch in natura bestätigen). Alles Gute, Andreas PS: Wie war der restliche Vortrag?
Guest Martin Rümmler Posted October 9, 2006 Posted October 9, 2006 Hi Andreas! Danke für die Informationen! Wieder was dazu gelernt!!! PS: Wie war der restliche Vortrag? Nujoah, ich würde mal sagen für den durchschnittlichen Enthusiasten eher basic. Ein schöner Überblick über die Thematik Fleischfressende Pflanzen. Also im Grunde die vorgetragene Form seines Buches. War ja aber auch eine öffentliche Präsentation. Grüße, Martin
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