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21. Was muss ich bei Zwergdrosera beachten?


Christian Dietz

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21. Was muss ich bei Zwergdrosera beachten?

Zwergdrosera oder richtiger Pygmaedrosera sind eine Artengruppe, die sich mit einer Ausnahme auf das westliche Australien beschränkt. Lediglich D. pygmaea kann man noch in Asien finden. Sie weisen im Vergleich zu den übrigen subtropischen Drosera einige Besonderheiten auf, auf die hier näher eingegangen werden soll.

Die augenfälligste Besonderheit ist ihre nur geringe Größe; sie liegt zwischen 5 mm (D. microscapa, D. occidentalis ssp occidentalis, D. pygmaea) und 2-4 cm Höhe (D. scorpioides, D. lasiantha, D. dichrosepala) bei einem Durchmesser zwischen 8 und 12 mm. Dieser auffällige Zwergwuchs gab ihnen ihren Namen. Daneben bilden einige Arten aber im Verhältnis zu Pflanze erstaunlich große Blüten; so ist bei D. callistos die Blüte fast so groß wie die gesamte Pflanze, ebenso bei D. sewelliae und D. spilos.

Die meisten Arten dieser Gruppe sind nicht selbstfertil. Ausnahmen sind z.B. Drosera pulchella, pygmaea und Drosera occidentalis. Selbst wenn man Samen von den Pflanzen ernten kann, ist noch lange nicht gesagt, ob sie keimen werden. Die Arten scheinen eine besondere Keimhemmung zu haben. Drosera pygmaea, pulchella und Drosera occidentalis keimen allerdings ohne Probleme. Blattstecklinge sollen funktionieren, wenn auch nur mit geringer Erfolgsaussicht.

Zwergdrosera bilden nur eine einzelne, sehr empfindliche Pfahlwurzel. Wird diese beschädigt, sterben die Pflanzen fast unvermeidlich ab. Es gibt allerdings einige Umstände, unter denen dies vermeidbar ist. Bestimmte Arten wie D. dichrosepala und D. scorpioides bilden von Zeit zu Zeit oberirdisch Nebenwurzeln. Solange diese noch nicht im Erdreich ankern, kann man die Pflanzen mit einigem Erfolg auspflanzen und so tief einsetzen, das die Nebenwurzeln die Aufgabe der Hauptwurzel übernehmen können.

Brutschuppen sind eine weitere Besonderheit dieser Gruppe. Alle Arten bilden im Herbst/Winter in ihrer Stipula, jenem kleinen, wie behaart erscheinendem Kegelchen in der Pflanzenmitte kleine, grüne Schüppchen oder Kügelchen in der Größenordnung um 1 mm aus. Bei diesen handelt es sich botanisch gesehen um umgewandelte Blätter. Mit Ihnen kann man die Arten jedoch sehr leicht vegetativ vermehren.

Dazu erntet man die Brutschuppen z.B. mit Hilfe eines angefeuchteten Zahnstochers ab, wenn sie reif und nur noch locker mit der Pflanze verbunden sind, und legt sie in einem Abstand von etwa 1,5 cm auf dem gleichen Substrat wie für Altpflanzen aus. Man bedenke, das ein späteres Umsetzen der Pflanzen nur sehr schwer möglich ist! Je nach Temperatur beginnen die Brutschuppen nach etwa 10-14 Tagen mit dem Wachstum, manchmal wesentlich früher, und wachsen in etwa 4-5 Monaten zu Altpflanzen heran. Man kann Brutschuppen auch einige Zeit lagern. Dazu gibt man sie mit etwas feuchtem Zellstoff in eine Filmdose und lagert sie im Kühlschrank. Da es sich aber nicht um Samen handelt, ist die Lagerzeit begrenzt. Üblicherweise beträgt sie 2 Monate, das Extrem liegt bei 3 Monaten. Danach muss man damit rechnen, das sie entweder wachsen oder aber absterben. Will man Brutschuppen tauschen/verkaufen/verschenken, so muss man beim Versand darauf achten, das sie keinem Frost ausgesetzt sind, da sie dann unweigerlich absterben. Auch sind sie druckempfindlich; nach leidlichen Erfahrungen des Autors empfiehlt sich bei der äußerst "zärtlichen" Behandlung der Post-AG von normaler Briefpost ein Versand in Luftpolstertaschen.

Ein weiterer Punkt auf den hingewiesen werden muss ist die Sommerruhe mancher Arten. Einige Arten können dauerfeucht kultiviert werden, einige der selteneren Arten ziehen im Sommer bis auf die Stipula ein und müssen in dieser Zeit trocken gehalten werden. Dazu zählen z.B. D. androsacea, D. sargentii, D. pygnoblasta, sowie andere. Eine detailliertere Aufstellung entnehme man bitte Allen Lowries Buch "Carnivorous Plants of Australia". In dieser Zeit scheinen sie leblos, sind jedoch nur in Trockenruhe. Feststellen kann man dies anhand der Nebenblätter; blitzen im "Hütchen" der Pflanzen noch kleine grüne Blättchen hervor, sollte man die Pflanzen einfach in Ruhe lassen und bis zum Spätsommer trockener halten.

Wie bei allen Gruppen gibt es auch hier Unterschiede in der Schwierigkeit in der Haltung. Wer zum ersten Mal Pygmaedrosera kultivieren will, dem seien die Arten D. pulchella, D. roseana, D. dichrosepala, D. enodes, D. mannii, D. paleacea, D. ericksoniae, der D. nitidula-Komplex, und die Hybriden ans Herz gelegt. Etwas schwieriger sind D. scorpioides, D. pygmaea, D. occidentalis ssp, D. callistos, D. spilos, D. barbigera, D. microscapa, D. stelliflora und D. sewelliae. Eher für Fortgeschrittene sind D. sargentii, D. lasiantha, D. androsacea, D. helodes, D. closterostigma, D. oreopodion, D. platystigma und D. pygnoblasta. Während man D. pulchella auf der Fensterbank halten kann, erfordern die letztgenannten Arten doch einiges an Fingerspitzengefühl um sie erfolgreich längere Zeit zu kultivieren. Da sie darüber hinaus schwer zu bekommen sind, sollte man sie erst erwerben wenn man die Kultur der einfacheren Arten im Griff hat.

An dieser Stelle noch eine Bemerkung zu Direktimporten aus Australien: Man bekommt die Brutschuppen im Sommer, also zur Unzeit, und man merkt spätestens im Winter das ohne Zusatzlicht die Pflanzen kaum kräftig genug sind um das Frühjahr zu erleben. Daneben überstehen etwa 30-50 % der Brutschuppen den langen Transportweg nach Europa nicht; bei einer Anzahl von etwa 15 Brutschuppen pro Portion und Preisen von um die 10 Aus-$ sollte man sich den Kauf gut überlegen, zumal man zumindest bei den neueren Arten davon ausgehen kann, das es sich um Wildsammlungen handelt. Da einige der Arten in Australien vom Aussterben bedroht sind, ist der Sinn solcher Sammlungen äußerst fraglich.

Bearbeitet von Gast
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