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Drosera rupicola am Naturstandort


Andreas Fleischmann

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Andreas Fleischmann

Hallo zusammen,

Heute ist leider bereits mein letzter Tag im blühenden Perth, dann muss ich wieder zurück ins herbstliche Deutschland. In den letzten vier Tagen, die ich auf botanischen Touren mit Allen Lowrie verbracht habe, ist noch einmal einiges an Arten hinzugekommen, so dass ich mich nun glücklich schätzen darf, 95 verschiedene Karnivorenarten im natürlichen Habitat in Westaustralien gesehen zu haben. Mit den fünf Arten aus den Blue Mountains in NSW macht das glatte 100, kein schlechtes Ergebnis für eine dreiwöchige Exkursion! ;)

Dabei ist eine ungeheure Menge an Fotos zustande gekommen, die ich nun erst einmal sichten muss. Und da das Beste ja bekanntlich immer der Feind des Guten ist, kann das etwas länger dauern ;).

Unter den Droseras hat mich der Stolonifera-Komplex besonders beeindruckt, zumal jede Art davon eigene Bewohner zu haben scheint. Hier ein besonders variabler Vertreter: Drosera rupicola

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Drosera rupicola („die Felsbewohnende“) wächst in ariden Gebieten in lehmigen Lateritböden am Rande von sogenannten „granitic outcrops“ - das sind flache Inselberge aus Granit, die zur Regenzeit im Frühjahr als „natürliche Regenrinne“ das Regenwasser sammeln, und auch länger halten können. Daher sind diese Granithügel auch ideale Karnivorenhabitate in den trockeneren Gegenden Südwest-Westaustraliens.

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Drosera rupicola bildet an einigen Standorten riesige Bestände. Es können bei dieser Art drei Farbformen („yellowish green“, „orange“ und „dark red maroon“, typische Gummibärchenfarben eben ;)) auftreten, die meist in gemischten Populationen vorkommen.

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„Drosera-Ampel“ ;);)

Die süßlich duftenden Blüten von D. rupicola sind mehrere Tage geöffnet und werden von Fliegen bestäubt (ich konnte an vielen Standorten die natürlichen Bestäuber der einzelnen Drosera-Arten identifizieren – ein bisher noch gar nicht bearbeitetes Feld! ;)).

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Interessant sind bei den australischen Drosera auch die Blindwanzen der Gattung Setocoris, die auf den meisten Arten der Lateritböden (aber auch bei einigen sandbewohnenden Drosera-Arten) vorkommen. Dabei finden sich in verschiedenen Regionen auch meist verschiedene Wanzen. Wobei die Bestimmung dieser Tiere recht schwierig ist, weil die Artidentifikation der Miridae fast ausschließlich über den Genitalapparat der Männchen möglich ist (das sind in dieser Insektengruppe übrigens die Kollegen mit den zwei X-Chromosomen, das heterogametische (XY) Geschlecht bei Wanzen sind die Weibchen! Diese kleine Info am Rande, damit hier auch ein wenig Wissen, und nicht nur Bildchen verbreitet werden ;)).

Die meisten Setocoris-Arten auf Drosera sind unbeschriebene neue Species. Allerdings wird an dieser Gruppe bereits fleißig gearbeitet, und 23 neue Arten (alle auf Drosera!) werden demnächst veröffentlicht. Und das sind noch längst nicht alle!

WA_Drupicola.jpg

Setocoris spec. ‚A’ auf D. rupicola. Die Tiere ernähren sich sowohl von der gefangenen Beute, als auch direkt vom Pflanzensaft der Droseras (ganz wie dies auch Pameridea auf Roridula tun). Sie sind ausgezeichnete Flieger, und verschwinden beim kleinsten Schatten oder der leisesten Bewegung von ihrer Wirtspflanze (indem sie sich auf den Boden fallen lassen, oder wegfliegen). Auf Blüten hingegen zeigen sie ein völlig anderes Verhalten (mehr dazu in einem späteren Beitrag). Auch scheinen diese „Drosera bugs“ übrigens durchaus nicht ausschließlich auf Droseras beschränkt zu sein. Und es können wohl mehr als eine Art pro Drosera-Individuum vorkommen. Ansonsten ist aber zu Biologie und Systematik dieser interessanten Karnivorenbewohner bisher kaum etwas bekannt.

WA_Drupicola1.jpg

Alles Gute,

Andreas

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