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Nepenthes rajah tötet Ameisen ungewöhnlich


Siggi_Hartmeyer

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Siggi_Hartmeyer

An einer neu geöffneten Kanne von N. rajah habe ich über Pfingsten eine seltsame Beobachtung gemacht. Zahlreiche Ameisen klebten nach kurzer Zeit verkrümmt und leblos an der Unterseite des Deckels und auf der Innenseite der Kanne, deutlich über dem Flüssigkeitspegel. Das ist auf den Bildern recht gut zu sehen, lediglich von der Innenwand hat unsere Sprinkleranlage bereits einen Teil in die Flüssigkeit runtergespült. Der Effekt ist mir vom oberen Rand der Kannen von N. inermis bekannt, aber nicht bei N. rajah. Hat das schon einmal jemand beobachtet??

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Kevin Tonnerre

Ich gehe mal davon aus, dass es sich hierbei um unabsichtliche Tötungen handelt, bei der die Pflanze auch keinen Nutzen ziehen kann. Die Ameisen scheinen nämlich am Nektar festgeklebt zu sein.

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Siggi_Hartmeyer

Ich gehe mal davon aus, dass es sich hierbei um unabsichtliche Tötungen handelt, bei der die Pflanze auch keinen Nutzen ziehen kann. Die Ameisen scheinen nämlich am Nektar festgeklebt zu sein.

Also an den zahlreichen Nektarien an der Außenseite der Pflanze naschen die Ameisen schon seit die Kanne sich entwickelt (etwa seit März), ohne daran kleben zu bleiben. Außerdem sind an der Innenwand auch keine klebrigen Nektartropfen sichtbar, wie etwa an der Außenseite. Aber natürlich hat die Pflanze Nutzen davon, sogar recht großen, denn die toten Ameisen fallen sowohl vom Deckel, als auch von der Innenwand der Kanne nach einiger Zeit in die Flüssigkeit. Dort liegen inzwischen so viele, dass ich wohl demnächst mit weiterem gutem Wachstum rechnen kann. Der "Killereffekt" läßt allerdings jetzt deutlich nach, entweder sind die Ameisen schlauer geworden, oder der Klebeeffekt tritt nur wenige Tage lang (ca. 2-5) nach dem Öffnen der Kanne auf, solange noch sehr wenig Verdauungsflüssigkeit vorhanden ist.

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Kevin Tonnerre

Also ich habe über die Komposition des Nektars noch keine Artikel gelesen, bin auch nicht so der Nepenthes-Crack, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass wenn der Zuckeranteil sehr hoch ist, das doch ziemlich klebrig ist, auch für die verhältnismässig kräftigen Ameisen.

Aber vielleicht macht ja jemand genauere Untersuchungen des Vakuoleninhalts im Nepenthes rajah Deckel und findet uns noch nicht bekannte Substanzen die dem Fang dienen, aber ich neige derzeit trotzdem zum "unabsichtlichen" töten.

Auf jeden Fall finde ich das aber ein interessantes Phänomen, vielleicht kommen da noch weitere Arten hinzu, ausser dem schon erwähnten Nepenthes inermis.

Bearbeitet von Kevin Tonnerre
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Dirk Buechner

Hallo,

laut Steward McPherson's PitcherPlants of the old World Volume One, fangen einige Nepenthes ihre beute mit der 'Fliegenpapiermethode'. Diese wären Nepenthes inermis, aristolochioides, flava, jacquelineae, jamban, talangensis, dubia und tenuis. Laut D' Amato konnte er ähnliches auch bei Nepenthes eymae Hochkannen beobachten. Nepenthes rafflesiana bildet auch eine ziemliche Viskose Flüssigkeit, dies konnte ich selber schon beobachten und auch fühlen als mir der Kram über die Hand gelaufen ist.

Warum sollte also nicht auch Nepenthes rajah zu dieser Gruppe gehören? Soweit ich da herauslesen konnte wurde dieses Phänomen auch bei Nepenthes copelandii und Nepenthes fusca in Kultur beobachtet. Jeweils bei den Hochkannen.

Nachlesen kann man dies in dem oben erwähnten Buch ab Seite 79 - 83.

Bearbeitet von Dirk Buechner
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Kevin Tonnerre

Nicht wenn man das oben erwähnte Buch nicht hat... ;-)

Kannst du es grob mal erklären, was dort steht? Was ist mit der "Fliegenpapiermethode" genauer gemeint, bzw aus was besteht diese Flüssigkeit?

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Dirk Buechner

Hallo,

mit der Fliegenpapiermethode ist gemeint, das die Wände der HochKannen bei Nepenthes inermis, aristolochioides, flava, jacquelineae, jamban, talangensis, dubia und tenuis mit einer klebrigen zähen Flüssigkeit überzogen sind, an denen kleinere Beutetiere hängen bleiben und in vielen Fällen verenden.

Die Beute rutscht dann langsam aber sicher weiter in den Trichter, wie wir dies von unseren normalen Trichterfallen kennen. Die Flüssigkeit am Grund der Kanne, also die Verdauungsflüssigkeit ist ziemlich Viskos und zieht sogar Fäden wie zb. der Leim von Drosera.

Die Zusammensetzung der Flüssigkeit verhindert, das bei starken Regenfällen der Verdauungssaft verdünnt wird. Bei starken Winden kann der verdauungssaft dann auch nicht aus der Kanne geschleudert werden sondern bleibt mitsamt der Beute da wo er sein soll, wärend das Wasser wieder rausläuft.

Die Gruppe dieser acht Nepenthesarten ist auch endemisch in Sumatra und hat in etwa denselben Aufbau der Kannen, und zwar einen Trichter oder Weinglasförmigen Aufbau mit schmalem oder kleinen Deckel. Nur Nepenthes aristolochioides ist eine Ausnahme, da diese Art geschlossene Kannen bildet. Da N. aristolochioides kleinere Kannen bildet nimmt man an das kleinere geflügelte Insekten gefangen werden. Diese surren dann gefangen in der Kanne umher und stoßen immer wieder an die Wände, sie bleiben kleben und rutschen zum Grund der Kanne um verdaut zu werden. Somit wird verhindert das sich die Chance erhöht, das ein Insekt beim rumfliegen wieder den Ausgang findet.

Über die Zusammensetzung der Flüssigkeiten habe ich bis jetzt noch nix gelesen, anscheinend arbeitet wohl Andreas Fleischmann noch an der Analyse des Molekularen Aufbaus und die Ergebnisse wurden noch nicht veröffentlicht.

Also vereinen diese Arten zwei verschiedene Fallentypen: Klebefalle und Gleitfalle.

Bei nepenthes rafflesiana wurde eine ähnlich viskose Flüssigkeit in den Kannen gefunden, allerdings erst nachdem die Kanne wohl von Beutetieren stimuliert wurde. Somit zeigt die Kanne ein aktives Verhalten in Bezug auf Beutetiere.

Sollte ich etwas falsch interpretiert haben oder einen Fehler gemacht haben, bitte ich dies zu entschuldigen und man soll mich doch bitte verbessern! ;-)

Also ich kann das Buch nur jedem empfehlen der sich für Nepenthes interressiert.

Bearbeitet von Dirk Buechner
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Siggi_Hartmeyer

Danke Dirk, für die ausführliche Beschreibung an dieser Stelle. Da ich die Ehre hatte diese Bücher vor der Veröffentlichung ausführlich gegenzulesen, kann ich alles bestätigen und habe ja bereits auf N. inermis Bezug genommen. Auf dem angehängten Bild ist die glänzende, zähe Schleimschicht sehr gut zu erkennen.

Bei N. rajah habe ich den Effekt jetzt erstmalig bemerkt, allerdings waren deren Kannen bisher auch deutlich kleiner. Auf der Deckelunterseite bleiben jetzt übrigens keine Tiere mehr kleben. In den nächsten Tagen wird sich noch eine weitere Rajahkanne (noch etwas größer) öffnen, mal schauen ob sich das wiederholt ... Ameisen sind noch genug da.

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  • 2 Wochen später...
Siggi_Hartmeyer

Jetzt ist es klar, Dirk hat recht, es handelt sich offensichtlich um eine zähe Schleimschicht auf der Innenwand der Kanne, die mir bei den kleineren Exemplaren nie aufgefallen war. Inzwischen sah ich einige Ameisen, die versuchten sich langsam in der zähen Schicht vorwärts zu bewegen. Nach einiger Zeit wurden sie aber offensichtlich erstickt und später vom Sprühnebel unserer Sprinkleranlage in die Verdauungsflüssigkeit gespült. Dort liegen inzwischen geschätzte 100-200 erbeutete Ameisen (Foto).

Erstaunlich ist allerdings, dass die 2. neue Kanne die sich vorige Woche öffnete, in der ganzen Zeit noch nicht eine einzige Ameise erbeutet hat (obwohl noch genug da sind). Die haben offensichtlich gelernt, dass die Kannen gefährlich sind. Auf Wunsch auch noch ein Foto der neuen Kanne. Darauf sind auch noch Kannen von N. inermis und N. dubia zu sehen.

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Kevin Tonnerre

Ich gehe mal davon aus, dass die Ameisen eine Duftspur zur Kanne hinterlassen haben, weshalb viele weitere Ameisen (in den Tod) gefolgt sind. Das ist meistens so mit erbeuteten Ameisen, viele oder gar keine.

Achtung absolute Amateurfrage: Sind nicht gelegentlich Klebetropfen an den Kannen und teils am Spross vorhanden? Was mich mehr an Nektar erinnert hat, als an eine zusätzliche Fangmethode.

Meine Kulturerfahrungen mit Nepenthes liegen halt einige Jahre zurück, mehrheitlich aus Platzgründen lasse ich diese Gattung vorerst mal aus. Aber ich mag mich erinnern, solche Tröpfen gesehen zu haben, diese waren beim Anfassen dann auch recht zähflüssig und klebrig.

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Nico Hartmann

Hallo

Ein beeindruckendes Phaenomen.

Jetzt mal eine ganz doofe Frage: wo kommen die ganzen Ameisen her?

Zuechtet ihr die oder leben die im Gewaechshaus?

Nico

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Siggi_Hartmeyer
Achtung absolute Amateurfrage: Sind nicht gelegentlich Klebetropfen an den Kannen und teils am Spross vorhanden? Was mich mehr an Nektar erinnert hat, als an eine zusätzliche Fangmethode.

Richtig, das sind sogenannte Nektarien (Nektardrüsen) die eine zuckerhaltige Lösung abscheiden. Die Flüssigkeit verdunstet und zurück bleiben klebrige, aber für Insekten leckere (Zucker) Kristallisationen. Nektarien sind meist auf der Außenseite der Kannen, aber auch auf den Ranken und den Blättern zu finden. Das dient natürlich dazu, die potentiellen Opfer bis zur Kannenöffnung zu locken. Allerdings haben diese Nektarien nichts mit der zähen Schleimschicht im Inneren der Kanne zu tun. Der Schleim enthält wohl auch - wie der Fangschleim der Sonnentau - Zuckermoleküle, unterscheidet sich aber offensichtlich in der Zusammensetzung und Wirkung des Nektars.

Jetzt mal eine ganz doofe Frage: wo kommen die ganzen Ameisen her?

Zuechtet ihr die oder leben die im Gewaechshaus?

Tatsächlich lebt unter unserem Grundstück schon immer ein offensichtlich sehr großes Ameisenvolk, dass sich zwischen den Waschbetonplatten am Boden des Gewächshauses Eintritt verschafft und dort alle Pflanzen absucht. Die lieben Nektarien und verzichten deshalb sogar darauf im Gewächshaus Blattläuse zu züchten, was ich ihnen an wenigen Stellen im Garten allerdings gestatte. Ins Haus versuchten sie in den letzten 24 Jahren nur drei Mal einzuziehen, was ich durch gezielte Verfütterung der Invasoren und verstopfen der "Eingänge" mit Kaugummi jedoch immer recht schnell stoppen konnte. Die Tiere sind offensichtlich recht lernfähig und legen erfreulicherweise Wert auf ein "unproblematisches Miteinander" auf dem Grundstück. Das ist nicht immer so, wir haben durchaus Bekannte, die mit "ihren Ameisen" im und am Haus in ständigem "Giftkrieg" leben, während ich noch nie eine Giftattacke gegen die "Mitbewohner" gestartet habe.

Ein regelrechtes Ameisenmassaker habe ich in unserem alten Tropenhaus schon Anfang der 1990er Jahre gefilmt, als die geflügelten Geschlechtstiere im Raum ausschwärmten. Das kann man sich auf YouTube anschauen:

Bearbeitet von Siggi_Hartmeyer
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