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Torf bei tropischen Pflanzen?


Oliver Groß

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Oliver Groß

Hallo,

mir ging gerade eine Sache durch den Kopf:

Hauptbestandteil fast jeder Substratmischung unserer Pflanzen besteht aus Torf. Bei Pflanzen, die in Moorgebieten wachsen, ist dies ja ok. Aber wie sieht das im Regenwald oder allen anderen Gebieten aus. Da Torf aus abgestorbenen Torfmoos besteht, dürfte in der Natur nur in Moorgebieten der Boden aus Torf bestehen. Somit würde doch in allen anderen Böden kein Torf vorkommen, und somit bräuchte das Substrat für unsere Pflanzen auch keinen Torfanteil zu haben.

Wird Torf jetzt nur deshalb genutzt, weil wir keine Alternative haben? Aber aus was besteht denn der Hauptteil des Bodens im Regenwald? Doch aus den abgestorbenen Pflanzenteile, die dort wachsen. Wäre es daher nicht sinnvoll, eher Humus unterzumischen? Denn nichts anderes ist das doch auch in der Natur so, oder mache ich da einen Denkfehler?

Klar, dass dieser sehr nährstoffreich ist, aber er wird ja nicht pur eingesetzt,sondern auch noch in Zusammenspiel mit anderen Bestandteilen wie Quarz, Kokosfasern usw. Ich will jetzt auch nicht, die Pflanzen in vorgedüngter Blumenerde pflanzen. Es geht mehr darum, eine Alternative zu finden, die der Natur nah kommt.

Es kann natürlich auch sein, dass ich einen totalen Fehlblick in der Sache habe.

Mal schauen, was ihr darüber denkt.

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Also ich muss gestehen, dass ich mir darüber noch nie so wirklich Gedanken gemacht habe, da ich öfter mal die Substrate von anderen Usern gelesen habe und bei meiner eigenen Mischung mich nohc nicht komplett entschlossen habe ;-) Auch war ich noch nicht im Regenwald.

Aber: Aus diversen Quellen (Bücher, Schulzeit) weiß ich, dass der Regenwald nur eine sehr dünne Schicht Humus besitzt und dadrunter gleich sehr nährstoffarmer Boden sich befindet. Was das jetzt genau war, müsste ich nachschlagen. (Tu ich gliech noch mal ;-) ) Daher ist nicht wirklich viel Humus vorhanden.

Werd das gleich noch mal aktualisieren, wenn ich gegooglet habe ;-)

Stoffkreisläufe

Immergrüne tropische Regenwälder konnten aufgrund der ganzjährigen Vegetationszeit ohne Jahreszeiten einen (fast) perfekten Kreislauf entwickeln. Sämtliche ehemals im Boden (oft wachsen tropische Regenwälder auf sog. Ferralsolen, benannt nach dem prägenden bodenbildenden Prozess der Ferralitisierung) vorhandenen Nährstoffe sind in die lebende Biomasse überführt worden. Die Wälder stehen auf dem blanken Quarz uralter Böden

[...]

80 % der Biomasse wird in der Kronenregion produziert, daher halten sich etwa zwei Drittel der Tiere in den Baumkronen, nur wenige auf dem Erdboden auf.

Quelle: Wikipedia

Edited by Benni
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Hauptbestandteil fast jeder Substratmischung unserer Pflanzen besteht aus Torf.

Torf als Basissubstrat hat sich aufgrund seiner guten Eigenschaften für alle nahezu Arten von Pflanzen extrem gut bewährt. Auch für solche Pflanzen, die in der Natur nicht in Torf wachsen.

somit bräuchte das Substrat für unsere Pflanzen auch keinen Torfanteil zu haben.

Im Prinzip, ja.

Wird Torf jetzt nur deshalb genutzt, weil wir keine Alternative haben?

Torf wird wegen seiner guten Eigenschaften verwendet:

- extreme Fähigkeit zur Wasserspeicherung und -abgabe an die Pflanzenwurzeln

- Hohes Volumen bei geringem Gewicht

- Strukturstabilität

- Fähigkeit zur leichten Anpassung von PH-Wert und Mineraliengehalt durch Beimischungen nach Bedarf

- frei von Insektenlarven und Bodenschädlingen (bei sachgerechter Produktion)

- weitgehend frei von Unkrautsamen

- weitgehend frei von Schimmelsporen

Aber aus was besteht denn der Hauptteil des Bodens im Regenwald?

Pflanzenwurzeln, Insektenlarven, Bakterien, ... und etwas Regenwaldhumus.

Wäre es daher nicht sinnvoll, eher Humus unterzumischen?

Was für Humus denn konkret?

Und für welche Pflanzenarten?

Denn nichts anderes ist das doch auch in der Natur so, oder mache ich da einen Denkfehler?

Mit alternativen Substraten im Vergleich zu Torf gibt es nur ein einziges Problem:

- in Torf (plus ggf. Beimengungen) wachsen (fast) alle Pflanzenarten extrem gut

- verschiedene Pflanzenarten benötigen verschiedene Substrate (Es gibt kein anderes Universal-Alternativsubstrat)

Es geht mehr darum, eine Alternative zu finden, die der Natur nah kommt.

Ich sehe da kein prinzipielles Problem. Man sollte nur nicht versucht sein, ein Universal-Ersatzsubstrat für Torf finden zu wollen. Das wird zwar großtechnisch vielleicht irgendwann mal möglich sein, aber zuhause zurechtzumischen geht sowas derzeitig nicht.

Was geht, ist alternative Substrate zu verwenden. Und zwar verschiedene alternative Substrate für verschiedene Pflanzenarten, es gibt kein Universal-Torfersatzsubstrat. Und man muß mit alternativen Substraten ggf. irgendwo Abstriche an dem machen, was man von Torf her gewohnt ist. Beispiel: Viele Droseraarten lassen sich statt in Torf auch sehr gut in Kokosfasersubstrat halten. Allerdings ist die Wasserhaltigkeit von Kokosfasersubstrat geschätzt nur ein Viertel des Wasserspeichervermögens von Torf. Töpfe mit Drosera in Kokosfasersubstrat neigen daher bei Trockenheit extrem viel mehr zu Austrocknung und Trockenheitsschädigung der Pflanzen als Töpfe mit Torfsubstrat.

Es ist nicht so, daß keine Alternativen existieren würden. Aber die Alternativen sind oft teurer als Torf, haben viele Nachteile gegenüber Torf, und als Verwender von Alternativen ist man heutezutage zumindest für seltenere Pflanzenarten Pionier auf dem Gebiet und muß viel selbst experimentieren, um brauchbare Alternativsubstrate herauszufinden. So daß am Ende kaum jemand die Alternativen verwendet, sondern auf Bewährtes setzt.

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Oliver Groß

Hallo Jusch,

es ging nicht darum, einen ultimativen Ersatzstoff für Torf zu finden. Vielmehr geht es darum, einen Ersatz zu finden, der die Aufgaben (und somit die Eigenschaft) von Torf in den jeweiligen Mischungen übernimmt.

Das Torf aus bestimmten Gründen auch für Pflanzen verwendent wird, die in der Natur nicht in Torf wachsen, war mir schon klar.

Es hat mich nur verwundert, wie viele immer schreiben, dass Torf immer knapper wird. Das hierdurch die Moore zerstört werden. Was ja auch alles richtig ist und ich genauso sehe. Aber Alternativen gibt es halt wenige bis vielleicht gar keine. Und dann kam mir der Gedanke, wieso wir überhaupt für Pflanzen, die in der Natur nicht darauf angewiesen sind, trotzdem Torf verwenden und ob es nicht sinnvoller ist, Bestandteile, die in der Natur vorkommen, nicht auch in der Kultur zu verwenden.

Für mich war halt bis jetzt immer der Torf die Nährstoffquelle der Pflanzen, was die Substratbestandteile betraf. Aber wo sollten dann die Pflanzen ihre Nährstoffe aus dem Boden bekommen, wenn kein Torf vorhanden ist? Daher die Idee mit dem Humus.

Man könnte ja anfangen, Pflanzenteile, die entfernt werden, nicht wegzuwerfen sondern zu Kompost zu verarbeiten. ;-)

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Mightymaster

hiho

Jo stimmt schon dass im Regenwald Stoffwechselkreislauf herrscht. Aber ich glaub es gibt auch große tropische Torfgebiete. Vorallem auf Borneo und Indonesien (wurden die nicht zum Großteil ausgetrocknet und abgefackelt?). Da war doch was^^

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Und dann kam mir der Gedanke, wieso wir überhaupt für Pflanzen, die in der Natur nicht darauf angewiesen sind, trotzdem Torf verwenden

Kann ich Dir für mich sehr leicht erklären:

Torf ==> 120 Liter 10,00 EUR

Kokohum ==> 7 Liter 2,50 EUR (entspricht 42,85 EUR für 120 Liter)

Torf ist einfach zu billig verfügbar, um ersetzt zu werden.

Und Torf ist zweitens zu gut, um ersetzt zu werden, denn bei in Kokohum gepflanzten Drosera muß man doch wie ein Schießhund ständig drauf aufpassen, daß einem die Pflanzen nicht vertrocknen.

und ob es nicht sinnvoller ist, Bestandteile, die in der Natur vorkommen, nicht auch in der Kultur zu verwenden.

Das kommt ganz auf die Definition von "sinnvoll" an.

Ob z.B. eine Parzelle tropischer Regenwald durch Brandrodung niedergemacht wird, und hinterher pflanzt ein Kleinbauer darauf seinen Mais an, oder ob eine Parzelle tropischer Regenwald gerodet und die fruchtbare Humusdecke danach in Säcke verpackt und als Substrat nach Europa verschifft wird, macht zwar für die Moore einen Unterschied, nicht aber für den Regenwald. Natursubstrate stehen immer nur begrenzt zur Verfügung, egal wo man diese entnimmt.

Echte Alternativen können nur "künstliche" Substrate sein, aus Bestandteilen, die entweder nachhaltig gezüchtet werden (z.B. Kokosfasern), industriell hergestellt werden (z.B. Glasfasern, Düngemittel), als Reste aus menschlicher Siedlungstätigkeit anfallen (Rindenprodukte, Kompost aus Biomüll) oder mineralischen Ursprungs sind und in größeren Tiefen abgebaut werden können (z.B. Perlite, Sand, Diatomeenerde).

Daher die Idee mit dem Humus.

Reiner, frischer Humus aus z.B. Bioabfallkompostierung ist viel zu nährstoffreich, sogar für starkzehrende Pflanzen mit hohem Nährstoffverbrauch. Selbst im Gemüse- und Pflanzenanbau wird Humus daher nur als Beimischung zum Substrat verwendet. Für schwachzehrende Pflanzen wie die meisten fleischfressenden Pflanzen dürften selbst 30% Kompost-Humus im Substrat schon zuviel sein. Allenfalls auf ausgelaugten Substraten, auf denen vorher starkzehrende Kulturpflanzen gezogen wurden, die die Nährstoffe aus dem Substrat herausgesaugt haben, könnte man (vermutlich) fleischfressende Pflanzen halten.

Vom ökologischen Standpunkt her würde es ggf. sinnvoll sein, Substrate aus gewerblichem Gemüseanbau einer Zweitverwertung zuzuführen. Z.B. daß nachdem ein Gemüseproduzent in seinem Gewächshaus mit einem Substrat Gurken, Tomaten, Paprika gezüchtet hat, die Substratreste anschließend nicht durch Unterpflügen auf landwirtschaftlichen Feldern entsorgt werden, sondern nach dem Heraussieben der vorhandenen Pflanzenwurzeln im Substrat (Fäulnisquelle) als ausgelaugte und nährstoffarme Substrate für die Zucht fleischfressender Pflanzen nochmal verwendet werden.

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