Zum Inhalt springen

Der Bienenwolf


Robert S.

Empfohlene Beiträge

Hallo,

in den letzten Tagen hatten Magdalena und ich zweimal die Gelegenheit einen Bienenwolf ausführlich zu beobachten und zu fotografieren.

Dabei handelt es sich nicht um den "normalen" Bienenwolf (Philanthus triangulum), sondern wie sich später erfreulicher Weise herausstellte um Philanthus coronatus, ein in Deutschland sehr seltener Bienenwolf.

Kurz zur Lebensweise:

Der Bienenwolf gräbt bis zu 1m tiefe Brutröhren in Sand. Dort legt er einige Brutkammern an und schleppt Bienen in sie hinein, die als Futter für die Larven dienen. Jede Larve kommt in eine eigene Kammer, die späteren Weibchen bekommen mehr Futter.

Ph. coronatus fängt Solitärbienen, Lasioglossum- und Andrena-Arten.

Als Schutz vor Feinden, wie beispielsweise paraistierende Goldwespen (siehe die letzten drei Bilder), verschließt er (bzw. sie ) die Brutröhre jedes Mal, wenn er sie verlässt.

bienenwolf-2_Th.jpg bienenwolf-4_Th.jpg bienenwolf-6_Th.jpg

bienenwolf-8_Th.jpg bienenwolf-10_Th.jpg

Hier noch ein Paar Bilder einer Goldwespe, welche den Bienenwolf bzw. dessen Nachwuchs parasitieren

goldwespe1__Th.jpg goldwespe2__Th.jpg goldwespe3__Th.jpg

Die Bilder entstanden mit der 40D und dem 90mm Tamron (zum Teil mit Zwischenringen)

Grüße aus dem Schwarzwald,

Robert

PS. Danke an Magdalena für den Großteil des Textes! ;-)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Magdalena Schaaf

post-91-097335900 1281971920_thumb.jpg

Hallo,

ergänzend zu Roberts schönen Nahaufnahmen möchte ich Euch noch einige Momente aus dem Leben des Bienenwolfs zeigen:

Wie oben zu lesen, graben die Bienenwölfe ihre Brutröhren in den Sand. Dabei fliegt nach hinten der Sand weg.

post-91-041530500 1281971988_thumb.jpg

Wenn sie in der Röhre bauen, wird aus der Öffnung Sand geschoben, es entsteht ein kleiner Sandhaufen vor dem Loch.

Auch die Röhre selbst wird ab und zu ausgebessert und schön abgerundet:

post-91-050777900 1281972048_thumb.jpg

Danach ist man voller Sand und muss sich erstmal putzen ;-)

post-91-076403000 1281972076_thumb.jpg

Der Standort an dem wir waren, war eine mehrere meter lange und etwa 1m hohe Sandwand. In dieser waren die ganzen Brutröhren drin, von vorne sieht man nur die Löcher. Insgesamt gab es wenig Bewuchs, was wohl an den ungünstigen Bedingungen für die Pflanzen (Sandboden, Rutschgefahr, kaum Wasserspeicher usw) liegt und gut für die Wespen ist.

post-91-040609500 1281972137_thumb.jpg post-91-097017300 1281972170_thumb.jpg

Noch eine kleine Ergänzung zur Lebensweise: Während die Larven tote Wildbienen fressen, ernährt sich interessanterweise der erwachsene Bienenwolf von Nektar!

Wir hatten hier vor allem einen sehr seltenen Bienenwolf vor der Linse, Philanthus coronatus. Im gleichen Gebiet konnten wir aber auch den häufigeren Bienenwolf, Philanthus triangulum, beobachten (aber wesentlich weniger Individuen, daher auch kaum Bilder).

Die beiden Arten lassen sich auch im Feld recht leicht unterscheiden. Zur Verdeutlichung der nun kommenden Unterscheidungsmerkmale hier zunächst 2 Bilder des häufigen Ph. triangulum (einmal im Anflug zur Röhre):

post-91-054429000 1281972207_thumb.jpg post-91-057402900 1281972237_thumb.jpg

- Ph. coronatus hat wesentlich weniger Gelb-Anteile (wobei die gelb-schwarz-Verteilung bei den Individuen wohl auch variieren kann)

- Ph. coronatus ist etwas größer (bis zu 19mm, das Weibchen von Ph. triangulum maximal 17mm)

- Was man am Kopf sehr schön unterscheiden kann und was auch die Unterscheidung im Feld leicht ermöglicht, ist folgendes:

Ph. triangulum hat über dem Kopfschild eine weitere gelbe Zeichnung mit 2-3 Spitzen (sehen etwas aus wie Flammen).

Diese fehlen bei Ph. coronatus.

Ph. coronatus hat dafür weiter "oben", unter der Ocelle (Punktauge zwischen den Facettenaugen), eine gelbe Zeichnung, die mehr oder minder wie ein Dreieck aussieht. Wir haben bei unterschiedlichen Tieren unterschiedliche Ausformungen dieses Flecks gesehen.

- Die Mandibeln von Ph. coronatus sind gelb, die von Ph. triangulum braun.

- Was mir noch im Bildvergleich aufgefallen ist (aber in wie weit das nun nur eine Variation ist, weiß ich nicht!): Der Fühleransatz ist bei Ph. coronatus gelb und bei Ph. triangulum schwarz wie der ganze Fühler.

Infos: eigene Beobachtungen und Bellmann, Heiko: Bienen Wespen Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas, Stuttgart 2005, S. 173ff.

viele Grüße,

Magdalena

Bearbeitet von Magdalena Schaaf
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hi,

die Fotos sind dermaßen professionell und der Text informativ, dass ich fast vermuten würde, dass Ihr an einem Buch arbeitet.

Habe selber einen (selbstgemachten) Wildbienen-Baum. Das ist ein alter vom Blitz und Sturm zerstörter Baum mit 2 Spechthöhlen und ungefähr 4 m hohem Reststamm. In süd-westlicher Richtung habe ich einfach mit dem Akkuschrauber verschieden große Löcher reingebohrt.

Für die Maurerbienen habe ich auch noch verschieden große Bambusbündel. Dieses Jahr habe ich mir einen Tonziegel luftgetrocknet. Soll mal eine Behausung für Pelzbienen werden.

Lange Rede ohne Sinn - Solitärwespen finden sich bei mir natürlich auch ein. Hier mal ein paar Bilder vom Stamm (natürlich nicht so super Aufnahmen wie die Obigen - Danke fürs zeigen übrigens).

-volker-

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag und den tollen Fotos!

Von diesem Insekt habe ich noch nie gehört. Man lernt doch immer wieder dazu.

Wie ist das mit der Nahrung, also den Wildbienen? Haben die eigentlich einen Hauch von einer Chance zu entkommen, wenn sie als Abendessen ausgewählt wurden?

Grüße, Sarah

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Magdalena Schaaf

Hallo Sarah,

ich habe gelesen, dass die Wildbienen versuchen, sich mit ihrem Stachel zu wehren und den Bienenwolf zu stechen, dass sie aber meist an dessen glatter Oberfläche abrutschen - also keine ernsthafte Möglichkeit der Wehr haben. Außerdem geht der Vorgang wohl so schnell und für die Bienen überraschend, dass sie auch keine große Chance haben.

Wie oben geschrieben, ernährt sich ja der adulte Bienenwolf von Nektar. Bevor er seine Biene in seine Brutröhre trägt, presst er sie ordentlich zusammen, so dass der Honigmagen zusammengedrückt wird und dadurch vorne an der Biene ein Nektartropfen herausgerpresst wird, den er aufnimmt.

Durch Einspeichelung macht er dann die Biene für seinen Nachwuchs haltbar, da sie sonst schimmeln anfangen würde.

viele Grüße,

Magdalena

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Schöner Bericht und klasse Bilder.

Wusste gar nicht das es so nen Tier überhaupt gibt.

@Robert:

Auf was für ne Brennweite/Vergrößerung bist du den mit den Zwischenringen gekommen?

Wenn die Bilder nicht gerade gecroped sind, ist das schon nen ganz ordentlicher Abbildungsmaßstab. Weil so riesig scheint so ein Bienenwolf ja nicht zu sein.

Wirklich gute und schön klare Bilder.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.