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generelles zur Hybridisierung


Christian Dietz

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Christian Dietz

Hallo Denis!

Eigentlich sind's ja doch ein paar mehr Faktoren, die entscheiden, ob 2 unterschiedliche Pflanzen der selben Gattung miteinander kreuzbar sind oder auch nicht (will hier im Forum bloß nicht immer unnötig ausufern ;-)). Aber gut, hier etwas allgemeine Botanik (gilt nicht nur für Pinguicula):

1.Blüte spricht gemeinsamen Pollentransportvektor (i.d.R. Bestäuber) an. - Fällt in Kultur sowieso weg ;-)

2.Pollen-Narben-Kompabilität:

a) mechanisch (Pollen passt auf rezeptive Oberfläche des Stigmas wie Schlüssel zum Schloss, dafür sorgt die artspezifische Oberflächenskulpturierung der äußersten Pollenwand (Exine) und die spezifisch gestaltete Narbenoberfläche) Aber: Bei nahe verwandten Arten oft ähnlich, zudem bei Pollenüberschuss auf der Narbe häufig auch zu umgehen (irgendwo passt dann doch was ;-))

Auch die Pollengröße ist wichtig (die ist aber innerhalb einer Sektion einer Gattung meistens rel. konstant), sie schwankt bei unterschiedlichen Pflanzengattungen teilweise um den Faktor 1000!!! (von mm-Größen bei Malven bis einstelligen µm-Größen z.B. beim Vergissmeinicht). Zudem sind Lage,Größe,Form und Zahl der Keimpore(n) (=Apertur(en)) am Pollenkorn, aus denen der Pollenschlauch auswachsen kann wichtig, auch, ob das Pollenkorn einzeln oder als Verband (Tertrade, Myade, Pollinium,...) auf die Narbe gelangt, denn einige Pflanzenweibchen sind nicht mit einem Pollenkorn allein zufrieden! ;-) Sprich: Pollenschläuche dürfen erst rein, wenn genügend Andrang herrscht, schließlich will man ja aus den besten selektieren! ;-)

- Deshalb beachte ich bei künstlicher Bestäubung in Kultur immer die alte Regel: "Viel hilft viel!" Lieber immer ordentlich Pollen auf die Narbe schmieren, am besten mehrmals zeitlich versetzt, das erhöht die Chancen, dass es mit der Kreuzung klappt! ;-)

B) chemisch: Oft keimt der Pollenschlauch nur aus, wenn der richtige chemische Botenstoff der arteigenen Narbe vorhanden ist. Aber: Z.T. innerhalb nahe verwandter Arten ähnliche Verbindungen als Botenstoff.

Auch das weitere Pollenschlauchwachstum Richtung Samenanlage ist vom Fruchtknoten/Griffel aus chemisch gesteuert, wenn hier die Chemie nicht stimmt, kommen die männlichen Keimbahnzellen nie ans Ziel! ;-)

Bei einigen Pflanzen reifen übrigens die Eizellen in der Samenanlage erst aus (also der "Eisprung bei Pflanzen" ;-)), sobald der Pollenschlauch durch den Fruchtknoten wächst. Höchst ökonomisches Prinzip, findet sich z.B. bei allen Orchideen und ist der Grund, warum es bei diesen Pflanzen so lange dauert, bis die Samenkapsel reif ist!

3. Pflanzen, die nur eine kurze Narbe besitzen, produzieren i.d.R. auch Pollen, der nur einen kurzen Pollenschlauch ausbildet, gerade so lang, dass es halt von der Narbe zur Samenanlage reicht. Bei Arten mit langen Narben wächst der Pollenschlauch manchmal mehrere cm, bis er am Ziel ist! Klar, dass Arten mit kleinen Pollen und kurzem Keimschlauch vorher die Reserven ausgehen, bevor sie die Samenanlage einer solchen Art mit langem Griffel (also langer Strecke zum Durchwachsen) erreichen können!

- Ist aber bei Pings nicht so sehr problematisch, da alle Arten eine etwa gleich lange Narbe besitzen. Bei Drosera kann's ein Problem werden, dem man sich aber behelfen kann, wenn man einfach die Narbenäste einer "langgriffligen" Art etwa auf die Hälfte zurückschneidet, und den Pollen der "kurzgriffligen" Art dann auf die Schnittfläche aufträgt. Dann kann man z.B. beim petiolaris-Komplex alles miteinander kreuzen! ;-)

4. Chromosomeninkompabilität in der Zygote: Die homologen Chromosomen von Pollen (Vater-Art) und Eizelle (Mutter-Art) sind so unterschiedlich, dass sie sich nicht paaren können. Chromosomensatz spielt keine Rolle, er sorgt bei ungerader Zahl nur dafür, dass die Hybride steril ist.

5. Zygote ist letal, da beide Elternarten zwar kreuzbar sind, der Embryo aber nicht lebensfähig (weil wichtige Stoffwechselfunktionen/Ausdifferenzierungen nicht möglich). Spielt bei Kreuzungen zwischen versch. Gattungen häufig eine Rolle, wenn der Pollen mechanisch auf's Schloss passen sollte.

Trotzdem viel Erfolg,

bitte berichtet doch über eure möglichen Hybriden, man kann nur dazulernen! Z.B. war die lebensfähige Hybride zwischen D.neocaledonica und D.spatulata der Grund, dass auch der letzte verblendete Systematiker endlich eingesehen hat, dass D.neocaledonica nicht zum petiolaris-Komplex, sondern in die Sect. Drosera gehört! ;-)

Viel Spaß beim Hybridisieren!

Andreas

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