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Ein Insektenhotel bauen


Magdalena Schaaf

Empfohlene Beiträge

Hallo,

heute mal eine Anregung für "arbeitslose" (-> Winterruhe) GFPler - und natürlich alle anderen smile.gif - zur Winterbeschäftigung: Nisthilfen planen / bauen / installieren.

Im konkreten und von mir hier vorgestellten Fall dreht es sich um ein Insektenhotel. Ein Insektenhotel bietet unterschiedlichen Insekten (in erster Linie Solitärbienen und -wespen, Hummeln) eine Überwinterungs- bzw. Nistmöglichkeit. Oft wird es auch als Bienenhotel bezeichnet, es finden sich aber auch andere Bewohner. In Größe, Form und Ausstattung gibt es letztlich keine festen Vorgaben, unterschiedliches hat sich aber bewährt: Standard sind Äste / Baumscheiben mit unterschiedlich dick gebohrten Löchern und hohle Stängel – z.B. Bambus – in die die einzelnen Bienen / Wepsen / Hummeln krabbeln, sie für sich optimieren und ein Ei mit Nahrung ablegen.

Ich habe es im Herbst nach unterschiedlichen Vorlagen und Inspirationen gebaut und aufgehängt, besiedelt ist es daher noch nicht. Ich hoffe aber, dass sich im kommenden Frühling und Sommer die Bewohner einfinden werden!

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Bei den Maßen habe ich mich an einem käuflichen Insektenhotel orientiert, das ist etwa 10cm tief, Höhe und Breite sind bei mir jeweils etwa 50cm. Zunächst habe ich es wie ein Regal gebaut und eine Aufhängung angebracht und natürlich unbehandeltes Holz verwendet (Bild 1).

Dann wurde es nach und nach gefüllt:

- Ziegelsteine

- Äste und ein Stück Holz, in die ich mit unterschiedlichem Durchmesser Löcher gebohrt habe

- Bambus in unterschiedlicher Dicke und Länge

- Mit angefeuchteter, lehrmartiger Erde habe ich einmal einen Zwischenraum von Holz zum nächsten „Regalbrett“ aufgefüllt und einmal die Bambusstücke mit Lehm verbunden.

- Unterschiedliche Zapfen und Schneckenhäuschen, beide sind mit Hasendraht vor dem Herausfallen geschützt

- Rindenstücke

- Im Großen und Ganzen habe ich versucht, alles relativ dicht zu packen, damit auch nichts herausfällt. Zwischenräume finden sich für Wirbellose immer noch genug und ich glaube, zwischen den Rindenstücken hat sich auch schon der ein oder andere einquartiert, um zu überwintern.

Insgesamt war mir wichtig, unterschiedliche Möglichkeiten zu bieten und auch deshalb sind nicht alle Zweige gleich lang usw. Da darf bei mir durchaus was überstehen. Die Anregung zu Schneckenhäuschen und Zapfen habe ich irgendwo mal gesehen und fand es hübsch - und es gibt wohl tatsächlich Hautflügler, die in Schneckenhäuschen ihre Eier legen. Außerdem haben sich schon Spinnen und andere Kleintiere angesiedelt.

Ob die Hautflügler etwas von dem Lehm verwerten werden, werde ich sehen. Gerade in größeren Insektenhotels sieht man oft, dass hohle Zweige / Bambus, Äste und manchmal auch Ziegel durch Lehm verbunden werden. Ich vermute, dass die Tiefe des Lehms den grabenden Arten nicht ausreicht.

Ihr seht, ein Fach ist noch leer….da soll noch ein passgenauer Holzblock mit Löchern hinein. Wenn ich mir vergleichbare Insektenhotels angesehen habe, dann waren die gebohrten Hölzer immer wesentlich stärker besucht als die „Röhrchen“.

Aufgehängt wurde es sonnig und regengeschützt an unserem Schuppen und vielleicht wird es im Laufe der Jahre vom Weinstock weiter umrankt und integriert.

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Alternativen:

Wem das zu viel handwerkliche Arbeit ist, kann sich entweder im Internet auf die Suche machen (da gibt es Insektennisthilfen in allen Formen, Größen und Preisen und auch leere Insektenhotels, die man selbst füllen kann) oder kann auch auf einfachere Art Nisthilfen anbieten. Beispielsweise eine dicke Baumscheibe mit unterschiedlichem Bohrdurchmesser einbohren und aufhängen. Als Tipp im Nabu-Heft habe ich gelesen (und sogleich umgesetzt), dass Wildbienen auch gerne in Bündel von Bärenklau nisten: Einfach jetzt im Herbst / Winter den abgestorbenen Bärenklau sammeln, in ca 30cm lange Stücke schneiden, zu einem Bündel zusammen binden und aufhängen. Wenn man die ganze Pflanze verwertet, hat man die unterschiedlichsten Durchmesser dabei für unterschiedlich große Wildbienen.

Als "Kompromiss" aus Eigenbau und Kaufen gibt es auch relativ günstig leere Insektenhotels zu kaufen, die man dann selbst füllen kann. Ich habe das für ein Weihnachtsgeschenk gemacht und das von mir gekauft war sehr sauber verarbeitet und ist sehr schön.

Eine Ansiedlung kann auch auf dem Balkon erfolgen (selbst mitten in Paris auf dem Dach der Oper werden erfolgreich Bienen gehalten!)

Mit einem Insektenhotel schafft man eine Lebensraum- und Nistmöglichkeit für Tiere, die uns im Allgemeinen nicht gefährlich werden (stechen nicht, wenn man sie nicht in Bedrängnis bringt), die oft faszinierend in ihrer Lebensweise sind (vgl. auch die Bilder von z.B. Horst Beutler) und die auch ganz praktischen Nutzen im Kampf gegen Gartenschädlinge haben. Außerdem ist auch ihr Lebensraum (Totholz, Mauern mit Lehm usw.) zunehmend begrenzt.

Wichtig ist denke ich auch, dass in der Nähe Nahrungsquellen für die Tiere zu finden sind und dass die Nistmöglichkeiten möglichst sonnig sind, denn diese Tiere brauchen und suchen die Sonne.

Mir hat es viel Spaß gemacht, das Insektenhotel zu planen, zu bauen und zu füllen (waren letztlich 2 Nachmittage) und ich werde auch Freude bei der Beobachtung haben. Außerdem wird ein zweites ein Weihnachtsgeschenk, das bestimmt viel Freude bringen wird, denn die Entstehung von meinem wurde bereits wohlwollend und begeistert mit verfolgt.

Als Ergänzung hier Bilder von zwei weiteren Insektenhotels, die ich gesehen und fotografiert habe:

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Hier noch ein paar Links von mir, damit Ihr Euch ein Bild von der Schönheit und Faszination eines Insektenhotels überzeugen könnt!

Eine ganze Reihe Bilder von unterschiedlichsten Bienen- / Insektenhotels: http://www.bienenhot.../beispiele.html

Bauanleitung für ein größeres Insektenhotel

http://www.werkzeug-...g-insektenhotel

Bauanleitung für ein Hummelhaus: http://www.hymenopte.../Nistkasten.pdf

Mit ein wenig googeln findet man auch weitere, sehr schöne Anregungen!

So, ich hoffe, das war nicht zu viel Text und v.a. hoffe ich, dass nun viele in den Weihnachtsferien sägen, schrauben und Nisthilfen basteln!

liebe Grüße,

Magdalena

Bearbeitet von Robert Severitt
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Hallo,

tolle Idee!

Habe ich letztes Jahr im Frühjahr realisiert, allerdings habe ich mich mit einem gekauften Insektenhotel zufriedengegeben, Selbstbau war mir zu aufwendig.

Es reichte übrigens auch ein unbehandelter Holzpflock, ca. 10x45cm, der mit 3mm Löchern durchsiebt wurde. Von den 30-40 Löchern waren nach dem Sommer min. die Hälfte "benutzt" worden!

Wichtig dabei ist das Nahrungsangebot!

Da es hier keine Wildwiesen oder dergleichen gibt, habe ich die Balkonbepflanzung einfach umgestellt: keine Geranien mehr *g* , sondern einheimische Blumen und Kräuter!!!

Da das letztes Jahr noch alles mehr oder weniger "Versuch mach klug" war, war ich richtig stolz, eine Art (vermutlich) Grabwespe bei der "Arbeit" im I.-Hotel zuzuschauen! *g*

Die kam regelmäßig mit kleinen Futterhäppchens angeflogen und füllte damit ein Loch. Zum Schluß quetschte sich das Ding mit dem Hintern vorraus in die Röhre und begann danach das Loch von außen "zuzumauern"!

Bei interesse kann ich hier mal ein paar Schnappschüsse zeigen, das war alles sehr interessant!

Für das kommende Frühjahr habe ich mir schon entsprechendes Saatgut zugelegt und denke mal, das ich wieder richtig "Flugverkehr" aufn Balkon haben werde! grins

Und wie schon geschrieben wurde: sämtliche Insekten, die sich für das Insektenhotel interessierten, hatten nicht das geringste Interesse an den glotzenden Zuschauern, wir wurden einfach akzeptiert, meistens nur ignoriert! lach

gruß

Micha

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Andreas Fleischmann

Hallo Magdalena,

Ein sehr schönes Thema, und ein toller Nistkasten, den du da gebaut hast. Wenn ich dir noch ein paar Tipps geben darf (ich beschäftige mich mit heimischen Wildbienen fast schon solange, wie mit Karnivoren, und habe bald keinen Platz mehr im Garten für Nisthilfen ;)), denn einige Gegenstände in deinem Nistkasten werden so wohl nicht besiedelt werden:

1. Ein großer Fehler, der immer wieder gemacht wird (auch von mir zu Beginn), und der leider auch in vielen Anleitungen und Abbildungen im Internet zu sehen ist: Holzblöcke am besten NIE mit der Maserung (also ins Hirnholz/Stirnholz) bohren, also nicht dort, wo die Jahresringe zu sehen sind. Diese Löcher werden von Holzbesiedlern zwar auch besiedelt, aber viel wenige bevorzugt, als Holz, das MIT der Maserung gebohrt wurde (also da, wo vorher die Rinde war). Diese Löcher entsprechen auch den natürlich vorhandenen, wie sie von holzbewohnenden Käfern angelegt werden, und anschließend von Wildbienen etc. als "Nachmieter" besiedelt werden. Der Nachteil bei Holzblöcken, die ins Strinholz bebohrt wurden, ist nämlich, dass das Holz so sehr schnell rissig wird, und die Löcher aufspringen. Solche Löcher werden dann weniger besiedelt. Das größere Problem ist jedoch, dass das Holz "arbeitet", und bei dieser Bohrrichtung dann in den Gängen dann Fasern und Risse entstehen, an denen sich entweder die adulten Tiere die Flügel beim Besiedeln verletzen können, oder die Brut gar nicht schlüpfen kann. Wie gesagt, am besten versuchen, natürliche Käferfraßgänge zu imitieren. Bester Lochdurchmesser, der von den meisten Arten besiedelt wird, ist übrigens von 3-8 mm. Löcher von nur 1-2 mm Durchmesser werden sehr gerne von Blattlaus-jagenden Wespen (v.a. Passaloecus spp.) besiedelt. Diese sind sehr eifrige Blattlausjäger im Naturgarten (jedes Weibchen füllt einen Nistgang mit bis zu 70 Blattläusen, und legt in seinem Leben bis zu 10 Nester an!), und produzieren auch mehrere Generationen im Jahr. Ich habe mittlerweile solche kleinen Nisthölzer mit Passaloecus ganzjährig im Gewächshaus, und die Wespen jagen dort auch eifrig Blattläuse auf meinen Karnivoren ;).

2. Die Schneckenhäuser werden so in deiner Nisthilfe wohl nicht besiedelt (außer im Frühjahr von den zwei opportunistischen Mauerbienen Osmia bicornis und O. cornuta, die wirklich jede verfügbare Öffnung zumauern, sogar alte Sarracenienschläuche! ;)). Die sechs heimischen Wildbienen-Arten, die in Schneckenhäusern nisten, suchen nach einzeln liegenden Schneckenhäusern auf dem Boden, die sie auch drehen können müssen. Die Art, die die Schneckenhäuser nicht dreht/bewegt, und daher auch in deiner Nisthilfe nisten könnte (Osmia aurulenta) benötigt größere Schneckenhäuser (z.B. Weinbergschnecken). Auch die Zapfen haben wohl mehr Zierwert.

Was dagegen sehr gut besiedelt wird, sind alte, leere Eichengallen. Eine ganze Reihe von Hymenopteren hat sich darauf spezialisiert.

3. Die Ziegelsteine mit den viereckigen Löchern können zwar einigen Insekten als Winterquartier dienen, werden aber i.d.R. nicht besiedelt. Die nistenden Wildbienenweibchen und Solitärwespen suchen nach runden Löchern passender Größe.

Ich hoffe, du wirst noch lange Freude an deiner schönen Nisthilfe haben, und ich freue mich schon auf deine Berichte und Fotos von den zukünftigen Bewohnern! Ich habe mittlerweile in unserem naturnahen Garten (der allerdings in einer Wohnsiedlung von typischen "Thuja-Gärten" umgeben ist!) mehr als 80 (!) verschiedene Wildbienen- und Solitärwespenarten beobachten können, von denen die meisten in meinen Nisthilfen brüten.

Viel Spaß mit diesem tollen Hobby,

Alles Gute,

Andreas

PS: Ich kann zu diesem Thema nur das neue Wildbienenbuch von Paul Westrich (DEM Spezialisten zu diesem Thema) empfehlen. Viele der Informationen und perfekten Bilder daraus kann man auch auf seiner informativen Homepage www.wildbienen.info finden.

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Hallo,

@Micha: immer her mit den Schnappschüssen!! :-) Finde es toll, wenn man seinen Balkon so naturnah umgestaltet!

@Andreas: Wow, vielen Dank für die vielen Infos! Sag mal, gibt es ein Thema, bei dem Du Dich nicht bestens auskennst? ;-)

Ich habe mich wie schon beschrieben eben an anderen Insektenhotels orientiert bei der Gestaltung - und da kamen regelmäßig Backsteine und eben auch die Zapfen usw. vor. Danke für Deine ausführlichen weiteren Informationen!! Leider findet man das so differenziert nicht immer. Ich werde also etwas umbauen.

Was Du zum Holz und der Schnittrichtung zu den Jahresringen sagst, leuchtet ein. Da tausche ich den Backstein doch einfach mal gegen einen Holzblock! Danke auch für die Angabe der Lochdurchmesser!! Ich bewege mich mit meinen Löchern in diesem Bereich, aber eben mehr durch Vermutung ;-)

Der Einsatz von Eichengallen war mir auch neu...

Die Zapfen lasse ich einfach mal, das Hotel muss ja nicht nur Bienen Unterkunft geben. Und es ist sicherlich nicht das Letzte, das ich gebaut und aufgehängt habe. Beim nächsten berücksichtige ich dann gleich Deine Hinweise :)

Hast Du als Ergänzung hier vielleicht ein paar Fotos von Deinem Nisthilfenparadies? Über 80 verschiedene Arten ist schon klasse!

Nochmals Danke und liebe Grüße,

Magdalena

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Hallo Magdalena,

vielen Dank für die Anleitung und Informationen.

In der Saison bekomme ich immer wieder schlechtes Gewissen, wenn ich die vielen Schwebfliegen und Marienkiefer in den Schläuchen meiner Sarracenien sehe. Ich überlege dahe bereits seit einiger Zeit mir ein Insektenhotel anzuschaffen. Gekaufte sind aber doch sehr teuer. 60 Euro für ein mittelkleines ist keine Seltenheit. Die Zutaten einen Insektenhotels hat aber jeder Häusle- und Gartenbesitzer, so dass es Insektenhotel meist nur Arbeit und keine Kosten bedeutet. Also ich werde mir jetzt auch eins selber bauen. Naja, jetzt ist übertrieben. Ich warte bis unser Zwerg laufen kann und dann baue ich es mit dem Sohnemann :thumbsu:

Berichte mal welche Hotelgäste wann einziehen.

Schöne Grüße

Andy

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  • 4 Monate später...
Magdalena Schaaf

Hallo,

wollte nur mal ein kurzes Update geben: Die warmen Tage haben zu einer Belebeung des Insektenhotels geführt! Ich freue mich sehr, dass es in so kurzer Zeit schon recht gut angenommen wird. Von der Artbestimmung habe ich bei Hautflüglern kaum Ahnung, daher bleibe ich mal bei allgemeinen Bezeichnungen ;)

Mauerbienen tragen fleißig Pollen ein: Erst krabbeln sie vorwärts in die Röhre, dann raus, dann wieder rückwärts und streifen dann offenbar den Pollen von ihren Beinen in die Röhre.

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Und Wespe, Ancistocerus nigricornis fliegt mit Lehm an und hat auch schon an den Röhrchen rumgebaut. Als Futter trägt sie Raupen ein.

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Außerdem konnte ich auch Goldwespen beobachten, die die Wespem parasitieren und dann in deren Röhre krabbeln, wenn diese weg ist. Einmal ist die eine Goldwespe unvorsichtigerweise auch in eine Röhre mit Biene... (die sie allerdings nicht parasitiert) das gab Ärger ;)

Die Goldwespe ist ein sogenannter Parasitoid: Sie töten Ei bzw. Larve des Wirtes, ernähren sich aber "nur" von dessen Futtervorrat.

Auf den Fotos sieht man 1) die sehr schön gefäbrte Goldwespe 2) die Mauerbiene an ihrer Röhre mit der Goldwespe im Hintergrund 3) die Goldwespe am Eingang zum Nest der Wespe.

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Ich kann so ein Insektenhotel nur jedem empfehlen, neben den Naturschutzaspekten macht es einfach unglaublich viel Spaß davor zu stehen und die kleinen Bienen und Wespen zu beobachten!

viele Grüße,

Magdalena

Edit: Danke an Andreas Fleischmann für Bestimmung und Infos - habe einiges korrigiert!

Bearbeitet von Magdalena Schaaf
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Hallo Magdalena,

ein gelungenes Update von einer vorbildlichen Arbeit! Ich habe mich inzwischen ebenfalls entschlossen unseren Kleideraufhänger am Balkon zu entlasten. Dieser wird seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit von Wildbienen benutzt, um im Loch für die Befestigungsschraube den Nachwuchs einzuquartieren. Doch dieses Frühjahr herrscht hier ein starker Kampf um - ich zementiere es zu, und - ich beiß' es wieder auf, um selbst zu brüten. Da ist es höchste Zeit den sozialen Wohnungsbau im Südwesten voran zu treiben. Kommt ja letztendlich den Blüten im nahen Moorbeet nur zu Gute :cool:

Gruß und viel Spaß dir beim Weiterbeobachten.

Piesl

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  • 7 Monate später...
Magdalena Schaaf

Hallo,

hier mal ein Update von meiner Nisthilfe.

Sie wurde fleißig genutzt, sodass ich sogar etwas erweitern musste. Mit der Hilfe von Andreas Fleischmann (DANKE! Er kennt sich nicht nur bei den carnivoren Pflanzen bestens aus!) konnten alle Bewohner identifiziert werden und ich habe viel über ihre Lebensweise gelernt.

Um den thread zu vervollständigen, einen kleinen Einblick in die Saison 2012 (draufklicken vergrößert das Foto):

image::Magdalena_Schaaf_insektenhotel_keulenwespe_lehmwespe_hymenoptera_hylaeus_grabwespe_agenioideus_loecherbiene_maskenbiene_trauerschweber_wegwespe_solitaerbiene_parasitoid_nisthilfe_parasit_goldwespe_hautfluegler_nigricornis_bauchsammlerbiene_gichtwespe_blattlauswespen_gasteruption_futterparasit_gehoernte_bicornis_ancistocerus_trypoxylon_trichrysis_sapygina_osima_ignita_truncorum_heriades_figulus_chrysis_cyanea_decemguttara_mauerbiene_anthrax.jpg

1-6) sind oben schon vorgestellt, daher habe ich mal den Text verkleinert...

1) der erste Bewohner und der früheste im Jahr: Die gehörnte Mauerbiene, Osima bicornis. Sie verschließt ihre Nester mit Lehm und trägt Pollen als Nahrung für die Brut ein.

2) + 3) + 4) + 5) zeigt eine Lehmwespe, Ancistocerus. Die Weibchen auf Foto 2) (A. nigricornis) fliegt gerade Lehm für den Verschluss ein. Auf den Fotos 4) + 5) seht Ihr das erste schlüpfende Männchen, das deutlich größer ist als das Weibchen – es war eines meiner Highlights, den Schlupf beobachten und dokumentieren zu können: Manche Arten haben 2 Generationen im Jahr. Auf 3) ist auch ein Ancistocerus-Weibchen aus dem Sommer zu sehen, das nicht näher bestimmt werden konnte. Hier kann man die Nahrung für die Larven erahnen: Sie trägt gerade eine Käferlarve ein (vermutl. Rüsselkäfer).

6) Dieses schöne Tier ist eine Goldwespe aus der Artengruppe Chrysis ignita und der Kuckuck von Ancistocerus. Die Goldwespen legen von dem Lehmwespe unbemerkt ihr Ei ab: Die schlüpfende Goldwespe ist ein Futterparasit, d.h. sie tötet zwar die Larve der Lehmwespe, ernährt sich aber nicht von ihr (sondern vom Futtervorrat). Auch hier konnte ich einen Schlupf der 2. Generation verfolgen.

7) zeigt die bei mir häufigste Art: Die Löcherbiene, Heriades truncorum. Und sie ist fast schon anstrengend, denn sie besiedelt rücksichtslos alles ;) Eigentlich ist die bevorzugte Bohrlochgröße 3-4mm, aber wenn alles belegt ist, quetschen sie sich entweder in die kleinen Löcher oder bauen mit viel Material doppelt so große Bohrungen zu… oder, schlimmer: sie räumen einfach fremde Nester aus. Das geht soweit, dass sich die Tiere auch unter ihren Kollegen Nestmaterial klauen. Der Nestverschluss ist aus Baumharz und wird gerne mal am Nachbarnest abmontiert, statt aufwändig gesammelt zu werden. Unter Löcherbienen-Löchern finden sich auch oft große Pollenhäufchen: Hier streiten sich zwei oder mehr Weibchen um das Nest und räumen dann abwechselnd den fremden Pollen aus. Ökonomisch wahnsinnig, denn die Bienen fliegen zig mal, um den Pollen für ihren Nachwuchs zu sammeln. Zur Tarnung des Nesteingangs werden gerne auch mal Steinchen und ähnliches aufgeklebt.

Übrigens ist die Löcherbiene eine Bauchsammlerbiene und sammelt Pollen, indem sie mit dem Bauch auf Korbblütlern trommelt (also nicht wie Honigbienen mit den Hinterbeinen).

8) Damit die Löcherbiene nicht zu invasiv wird, gibt es auch hier zwei Parasitoide, einer ist hier abgebildet: Die Keulenwespe Sapygina decemguttara. In Abwesenheit der Löcherbiene klettert sie ins Nest und legt ein Ei, um dann unauffällig wieder zu verschwinden. Der zweite Parasit ist die Düsterbiene (nicht hier abgebildet), die optisch den Löcherbienen sehr ähnlich ist.

9) + 10) zeigt einen wahren Gartennützling: Blattlauswespen besiedeln Bohrlöcher von 1-2mm Durchmesser und tragen als Larvennahrung Blattläuse ein (bis zu 70 pro Nistgang, bis zu 10 Nester pro Weibchen, mehrere Generationen). Auch sie verschließen ihr Nest mit Harz und umgeben es zusätzlich mit einem Sicherheitswall aus kleinen Harztröpfchen.

11) zeigt ein schlüpfendes Männchen der Maskenbiene (Hylaeus). Maskenbienen haben im Vergleich zu den bisherigen Arten einen ganz zarten Verschluss, den man am Rand auch noch erkennen kann: Ein dünnes Häutchen, ähnlich Seidenpapier.

12) Diese Gichtwespe (Gasteruption) parasitiert die Maskenbiene – der dünne Verschluss kann problemlos vom Legebohrer durchstoßen und im Nest ein Ei abgelegt werden. Alternativ bohren sich Parasiten auch durch das Holz neben der Öffnung statt durch den eigentlichen Nestverschluss.

13) Eine winzig kleine Erzwespe, auch ein Parasit. Ob und welche Art sie in meinen Nisthilfen parasitiert, weiß ich nicht – vielleicht hat sie auch nur nach potentiellen Wirten gesucht.

14) Ein weiterer Parasit, mit dem bekannteren Wollschweber bekannt (der parasitiert übrigens auch Wildbienen): Der Trauerschweber Anthrax anthrax. Er wirft im Flug seine Eier an die Nesteingänge ab (und kann dafür wie der Wollschweber oder Kolibri in der Luft stehen), die schlüpfende Larve muss schnell in das Nest wandern, bevor der Wirt zurückkommt. Auf diesem Bild sieht man, wie das Weibchen ihr Abdomen mit den Eiern in loser Erde/Holzspänen wälzt. Das könnte entweder ein UV-Schutz oder eine Tarnung für die Eier sein.

15) Eine hochspannende Art! Agenioideus ist eine in Nisthilfen nistende Wegwespe! Wie hier gut zu erkennen trägt sie Springspinnen als Nahrung für die Larven ein (hier wohl ein Marpissa muscosa Weibchen).

16) + 17) Mindestens so faszinierend wie Agenioideus: Eine in Nisthilfen nistende Grabwespe: Trypoxylon figulus. Das Portrait zeigt die gattungstypisch nierenförmig ausgerandeten Augen. Sie trägt Kugelspinnen ein und war eine der größten (=längsten, die dickste war vermutlich die Mauerbiene 1)) Besiedler.

18) Natürlich gibt es auch für den Spinnenjäger einen Parasiten: Die Goldwespe Trichrysis cyanea, nicht ganz so farbenfroh wie die verwandte Goldwespe Nr.6).

Ausführlichere Berichte und weitere Gäste (die z.B. „nur“ übernachtet haben, aber grundsätzlich auch in Nisthilfen nisten, z.B: die Wollbiene) findet Ihr auf meinem Blog unter der Kategorie „Insektenhotel“. Da gibt’s außerdem nochmal Tipps zum Material, Links und Literatur.

Nach wie vor kann ich so eine Insektennisthilfe nur jedem empfehlen! Es macht unglaublich viel Spaß, die Tiere zu beobachten und ist auch völlig ungefährlich (für Kinder z.B.). Und ich bin sehr gespannt, wie es sich nächstes Jahr entwickelt, ob ich einen Schlupf dokumentieren kann und ob neue Arten hinzukommen!

Danke an alle, die alles gelesen haben! Ich hoffe, Euch hat dieser Ausflug in den „Naturschutz vor der Haustüre“ gefallen und Ihr baut nun alle fleißig Nisthilfen (sind auch super Weihnachtsgeschenke!) ;-)

Magdalena

Bearbeitet von Magdalena Schaaf
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Sehr schöne und interessante Ausführung.

Ich frage mich jedoch, wie die ganzen Insekten mit den Karnivoren zusammenpassen, oder ob sie früher oder später als Futter für die Pflanzen enden...

Kannst du da mal etwas berichten?

Wäre ja schwachsinnig ein Insektenhotel zu bauen wenn sie im Endeffekt den Pflanzen zum Opfer fallen

Gruß

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  • 1 Monat später...

Hi,

tolle Doku; wie immer!

Mein Vater hat auch ein ziemlich großes,

davon kann ich im laufe des Jahres auch

mal Bilder in dieses Thema stellen.

MfG Henrik

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Magdalena Schaaf

Hallo,

 

@Oldmac: das Insektenhotel steht natürlich nicht direkt über dem Moorbeet ;-) Ich kann nicht ausschließen, dass die ein odere andere Wildbiene mal in einer Sarracenia landet, glaube es aber eher nicht. Manche sind ja ziemlich auf eine Blütengruppe spezialisiert und irgendwelche Gefahren (Spinnen, Vögel (-> Meisen sitzen manchmal auf dem Hotel und picken dran rum...) usw.) gibt es immer in der Natur. Wenn ich schonmal die Beute meiner Pflanzen angeschaut habe, dann war das sehr breit durch die Wirbellosen gefächert.

 

@Henrik: Klar, kannst Du gerne zeigen!

 

viele Grüße,

Magdalena

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Hallo Magdalena,

vielen Dank für die tollen Infos. Ich habe gestern Abend auch begonnen ein Hotel für die Insekten zu bauen. Das Grundgerüst ist schon fertig - jetzt muss ich nur noch die einzelnen "Wohnungen" einrichten. Aber ich denke auch das bekomm ich bis zum Frühjahr noch hin. Ab wann geht die Saison eigentlich los?

Viele Grüße,

Michael

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Magdalena Schaaf

Hallo Michael,

 

also meine ersten Beobachtungen am Insektenhotel habe ich 2012 Ende April mit der gehörnten Mauerbiene gemacht.

Andererseits habe ich auch schon Anfang April (2011) Sandbienen fotografiert - also sind zu dieser Zeit auf jeden Fall schon Hautflügler unterwegs.

Ich kann Dir aber im Moment nicht genauer sagen, wann die frühesten Tiere ins Insektenhotel kommen. Ich denke mal, sobald kein Frost mehr ist und die Frühblüher blühen, kanns eigentlich los gehen.

 

liebe Grüße und viel Erfolg mit Deiner Nisthilfe,

Magdalena

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  • 2 Monate später...

Hallo nanon,

 

ich ich möchte Dich hiermit bitten, bei Deinen Beiträgen öfter mal die Shift-Taste zu betätigen.

 

Danke!

 

Robert

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Magdalena Schaaf

Hallo nanon,

 

"aber hast du nicht angst, dass es viele bienen werden und du diese gar nicht mehr los kriegst?"

Nein.

 

Und "Schrott" würde ich für ein Insektenhotel sicher nicht verwenden. Das sollte dann schon geeignetes Holz oder entsprechende Tonziegel sein, da die Bienen teilweise die Brutröhre modellieren und sich beim Schlüpfen auch nicht verletzen sollten.

 

Gruß

Magdalena

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Bauanleitungen zu einem Bienenhotel gibt es im Internet zu Genüge. Ich selber benutze dünne Bambusstäbe (Raiffeisenmarkt oder Gartencenter/Blumenabteilung) und Holunderzweige.Diese werden dann gebündelt und kommen in ein KG-Rohr. Hinten einen Abschlussdeckel drauf und vorne evtl. noch ein Schutzgitter. Alles in Richtung Süden ausrichten und auf Frühling warten.

 

In einem 3m Baumstumpf (vom Blitz getroffen) habe ich noch diverse Löcher gebohrt (von 2mm bis 10mm). Ihr werdet Euch wundern, was es alles für hübsche Insekten gibt (vor Allem Mini-Wespen). Und das Schönste dabei ist - sind alles Solitär-Insekten -> absolut keine Aggressivität, weil sie keinen Staat zu verteidigen haben.

 

Als ich dann vor 4 Jahren eine verrostete Gartenwasserleitung ersetzten musste, bin ich auf relativ roten Lehm gestoßen. Daraus habe ich mir einen Ziegel für Pelzbienen hergestellt. Hier im Foto sind schon 2 Pelzbienen eingezogen (sieht man an dem Gebrösel unten links). Pelzbienen graben nämlich Ihre Gänge selber in den Ziegel

lehmziegel.jpg

 

...die eindeutig größte Population stellt sich hier aber bei den Mauerbienen ein.

 

 

-volker-

Bearbeitet von Volker S
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Hallo Magdalena,

 

der wettertechnisch schrottige Monat März verlangt geradezu nach einer Trotzreaktion, Insektenhotels anzulegen ist in diesem Sinne bestimmt eine gute Sache.

 

Aber: Vor einem oder zwei Jahren blutete mir als Naturfreund geradezu das Herz. Warum ? Den Eingangsbereich eines Instituts in Bremen zierte eine Mauer, bestehend überwiegend aus dunkelroten Ziegeln, jeweils mit tiefen Löchern versehen. Die Anlage war sicherlich nicht für Solitärinsekten konzipiert, jedoch von diesen zu hunderten besiedelt, so dass man als neugieriger Besucher ein reges Treiben, als unkenntlicher Besucher eine unheimleiche Bedrohung wahrnehmen konnte.

Von heute auf morgen war damit Schluss, viele der künstlichen Röhren waren verschlossen worden, viele tote Insekten lagen davor, wahrscheinlich vergiftet.

 

Ehrlich gesagt: Nervös-aggressive Wespen im Hochsommer auf dem Pflaumenkuchen finde ich auch nicht witzig. Diese Viecher haben mich auch mehr als einmal aus dem Sattel meines Rendrads geholt, einmal durch einen Stich in die Oberlippe (das Biest flog wohl rückwärts mit ausgefahrenem Stachel....). 

 

Diese Solitärinsekten kenne ich aber als sehr friedlich, und fand die Unkenntnis sehr beklemmend, mit der solchen Tierchen zu Leibe gerückt wird.

 

Also: Nach dem Ostereiersuchen ist ist Hotelbau angesagt!

 

Viele Grüße & schöne Ostergrüße

 

Helmut

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Zu diesem Thema kann ich vielleicht ein paar interessante, aber vielleicht auch depremierende Erkenntnisse beisteuern:

 

Ich hatte ähnliches Interesse an einem summenden und brummenden Garten und habe, um gleich alles richtig zu machen, vor einer Woche ein Seminar einer nahegelegenen Naturschutzstiftung zum Thema "Insektenhotels im Obstbau" besucht. Zugegeben, der Vortrag zielte eindeutig auf die erwebsmäßige Produktionsmaximierung (ja, Obstbauer müssen auch etwas für die Bestäubung tun, von selbst reicht meistens nicht), aber der Mann konnte einige Erfahrung über Insektenhotels weitergeben, vor allem, was die Besetzung anbelangt, daher in aller Kürze die Fakten:

 

1. Wildbienen besetzen beileibe nicht jedes x-beliebige Loch, der Durchmesser ist sehr entscheidend (vorgeschlagen wurden Bohrlöcher mit einem Durchmesser von 7-9mm

 

2. Je dekorativer, desto unattraktiver (klingt ein bisschen stark verallgemeinert, soll aber heißen, dass die Zweckmäßigkeit wichtiger ist, als das schöne Dach)

 

3. Jedes Loch kann NUR EINMAL belegt werden, danach ist die Röhre "verbraucht". Der für mich wichtigste Fakt. Das bedeutet, dass das Röhrenmaterial austauschbar sein muss, es müssen spätestens nach 2-3 Jahren neue Bambusstäbe hinein, sonst bleibt das Häuschen leer. Damit wird auf einen Schlag deutlich, dass löchrige Holz-, Stein- oder andere Blöcke spätestens nach 3 Jahren weggeworfen werden können. Das ist natürlich sehr schade, scheint aber unausweichlich. Das führt auch gleich zu Punkt 4

 

4. Insektenhotels sind "Brutstätten für Parasiten". Es ist eigentlich logisch, dass Parasiten, wie Milben oder ähnliches in einem Insektenhotel sehr schnelle Verbreitungsmöglichkeiten haben, finden sie dort doch viele Opfer auf kleinstem Raum beisammen. Im Obstbau kann das durch schiere Masse ausgeglichen werden, im Garten natürlich nicht.

 

 

Jetzt könnte man denken, dass Insektenhotels sowieso nutzlos und sogar gefährlich für die zu schützenden Tiere sind, aber es gibt doch Möglichkeiten. Der Referent erzählte, dass die effektivste Methode aus aufeinander gesteckten Holzbrettern besteht, die gegenüberliegende Halblöcher ausgefräst haben. Also einfach gesagt: Man nimmt zwei Holzplatten und schneidet Halbröhren in beide Teile, sodass die dann aufeinander ein Loch ergeben. Der Vorteil dabei ist, dass man sie in einen Rahmen packen und den Sommer/Winter über besiedeln lassen kann, aber im Frühjahr auseinander nehmen und REINIGEN kann (mit einer Bürste ausbürsten, abspülen). Dann haben Parasiten keine dauerhafte Chance und "verbrauchte" Löcher sind wieder bezugsfertig. Leider ist diese Lösung bei weitem nicht so dekorativ, aber so ist das nun mal. Man muss sich wohl entscheiden, was einem wichtiger ist.

 

Nach dem Vortrag war ich ganz schön entmutigt und war kurz davor, die drei vogelnistkastengroßen Hotels aus meinem Garten zu entfernen. Aber ich werd sie definitiv hängen lassen, sie sehen einfach schick aus. Aber Wildbienen werde ich damit wohl nicht so anlocken, wie ich mir das vorgestellt hatte...

 

Alsdann!

Apfelmann

 

Wichtige Anmerkungen hierzu von Andreas Fleischmann.

Bearbeitet von Robert Severitt
Mit Antwort von Andreas F. verlinkt.
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Hi Apfelmann,

 

warum sollten denn keine Wildbienen bei Dir in Deinen 'industriell' gefertigten Häuser Einzug halten. Auch wenn sie vielleicht nicht so tief sind, wie meine Bambusröhren (die ich von beiden Seiten mit entsprechenden Bohrer durchbohrt habe - so das sie tatsächlich nun eine Röhre sind) - Mauerbienen sind ganz verrückt nach irgendwelchen Nistmöglichkeiten. Weil sie nicht alle einen Platz bekommen, nisten sie sogar schon in meinem Ziegelstein - da sind die von mir vorgefertigten Löcher nur 5cm tief, weil die Pelzbienen ja von selber weiter graben. Auch diese kurzen Röhren werden sogar von den Mauerbienen angenommen. Meine Röhren (welche alle für Mauerbienen sind) hängen alle an meinem 3m Stammrest, und als die Röhren hingen (die fast alle in dem von Dir angegebenen Duschmesserbereich liegen) haben kaum noch Bienen den alten Stamm angenommen. Hier habe ich für Wespen auch viel kleinere Löcher rein gebohrt als besagte 7-10mm.

 

Meine selbst gefertigten Bündel gehen nun ins 4.te Jahr. Bisher habe ich eine hohe Belegung der Röhren. Klar ist natürlich, dass die Wildbienen natürliche Feinde haben. Von den Vögeln habe ich schon den Kleiber und den Buntspecht an 'meine' Röhren gehabt. Der Kleiber hat absolut keine Chance, da die erste Kammer immer leer ist. Außerdem wird sie - wenn genügend Platz ist - auch sehr lang angelegt. Ferner habe ich auch Schlupfwespen schon gesehen, die in leere Röhren ihren langen Legestachel eintauchten - auch sie suchen andere Beute, als Bienen.

Großen Schaden - soll man gar nicht glauben - haben Ameisen angerichtet. Diese kleinen Krabbler kennen sich sehr gut aus mit dem Auseinandernehmen der Lehmpfropfen, die die Bienen als Verschlussstopfen verwenden - aber auch das ist Natur.

 

Ebenfalls Natur war das Einfinden eines Hornissenvolkes in der oberen Etage des Baumstumpfes. Dort befindet sich eine alte Buntspechthöhle, die von den Hornissen besetzt wurde. Allerdings geschah das zu einer Zeit, wo Wildbienen Ihr Nachwuchsgeschäft schon längst eingestellt hatten. Also keine Gefahr.

 

Vermeintlich bedrohliche Momente entstehen, wenn die Männchen der Mauerbienen eintreffen, oder wenn man Sandbienen beheimatet. Je nach Brutplätzen kommt da richtig Leben in die Bude und es kann bei vielen Männchen dann schon der Eindruck eines kleinen Schwarmes entstehen

 

Hier mal noch ein Link von meinen Anfängen am Insektenbaum 2009. Hier sind auch 4 verschiedene Wespen zu sehen (Schlupfwespe, eine ganz kleine normal gefärbte Schwarz/Gelbe, eine Schwarze und eine große Schwarze -> alles keine gefährlichen Wespen - also nicht agressiv / Die kleine Wespe ist vielleicht 7mm groß) -> http://www.jeepzone.de/Galerie-Maker/Insekten09/index.html

Edit

PS: ...ich habe solche Wespen vorher in meinem Leben noch nie gesehen. Ohne 'Insektenbaum' wäre das auch so geblieben.

 

 

-volker-

Bearbeitet von Volker S
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  • 4 Wochen später...

Hallo,

 

ich zähle in meinen gekauften und selbstgebauten Insektenhotels min. 19 zugemauerte Röhren, bei den meisten konnte ich letztes Jahr des "bestücken" live miterleben.

Leider ist aus diesen bisher noch kein Lebenszeichen erfolgt!

 

Weiß jemand, ab wann die Schlupfsaison für die Bienen beginnt, ist diese eventuell schon vorbei? Ich denke, der Großteil der Röhren wurde von Mauerbienen belegt.

 

gruß

 

Micha

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...bei mir ist noch alles friedlich. War halt - auch hier im Westen - ein langer Winter. In manchen Gegenden sind sie aber schon unterwegs - ergo geschlüpft.

 

Ich schau manchmal http://insektenfotos.de/forum/index.php?page=Board&boardID=23'>hier in dem Forum nach, welche Bienen gerade irgendwo gesichtet werden. Früher war da noch eine monatliche Zusammenfassung was, wann, wo gerade unterwegs ist. Leider gibt es das wohl nicht mehr.

 

-volker-

Bearbeitet von Volker S
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