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Sarracenia leucophylla in Tate's Hell wahrscheinlich ausgestorben


Siggi_Hartmeyer

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Gerade erhielt ich aus den USA die traurige Nachricht, dass die durch ihre schöne rosa Ausfärbung bekannte Variante von Sarracenia leucophylla in Tate's Hell (Florida) wahrscheinlich am Naturstandort ausgestorben ist. Trotz ausgiebiger Suche in dem Gebiet konnten Anfang September 2012 dort keine der Pflanzen mehr gefunden werden. Bereits im Mai 2011 sahen und filmten wir da die Wagenspuren der Wilderer, die offensichtlich direkt in den Standort hinein gefahren waren, um auch die bereits bis auf wenige Pflanzen geplünderten Reste weiter "abzuernten". Zusätzlich gibt es in dem Gebiet wohl auch noch eine Reihe von "Erschließungsarbeiten". Das ist in den USA auch in geschützten Gebieten - zu denen Tate's Hell gehört - legal, wenn das Gelände Privatbesitz ist. Damit haben sich die von Brian Barnes in seinem Kommentar im Mai 2011 am Standort geäußerten Befürchtungen erfüllt, dass diese bereits stark geschädigte Population von Sarracenia leucophylla "pink tube" verloren gehen wird, wenn sie nicht intensiver geschützt wird.

Selbstverständlich ist der Verlust von etwa 98% des Lebensraums von Sarracenia im Südwesten der USA in den letzten 300 Jahren der Hauptgrund für das Verschwinden der "Pitcher Plants". Der Fall Tate's Hell zeigt jedoch einerseits, wie gefährdet die verbliebenen Restbestände durch Abschneiden der Schläuche und Ausgraben von Pflanzen für die Blumenindustrie tatsächlich sind und andererseits, dass es wohl auch auf Seiten der zuständigen Behörden immer noch zu wenig Interesse daran gibt, die gefährdeten Gebiete gezielter zu überwachen und das Plündern der Bestände durch Erteilen empfindlicher Strafen zumindest in größerem Rahmen zu verhindern. Aber bei der herrschenden Wirtschaftskrise in den USA drücken wahrscheinlich Viele die Augen zu, wenn durch Arbeitslosigkeit und Armut bedrohte Menschen versuchen, sich selbst mit den letzten botanischen Schätzen ein Zubrot zu verdienen.

Leider gehören dadurch unsere Filmaufnahmen in Tate's Hell vom Mai 2011 wohl mit zu den letzten Dokumentationen dieser wunderschönen Pflanzen am Naturstandort. Ein Jammer ...

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Hallo Siggi,

eine sehr traurige Nachricht.

Wie sieht es eigentlich in solchen Fällen mit der "Auswilderung" von Kulturpflanzen aus?

Wäre es nicht eine Möglichkeit Kulturpflanzen der Sarracenia leucophylla "pink tube" auszupflanzen?

Schöne Grüße

Andy

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Hallo Siggi,

wie Andy schon sagt, eine sehr traurige Nachricht - allerdings stelle ich mir in

solchen Fällen immer wieder vor, an was dies gemessen wird? Weil ein Jahr

keine Pflanzen sichtbar sind oder wird das über mehrere Jahre beobachtet?

Denn theoretisch könnten ja vielleicht doch noch Jungpflanzen oder gar Saat-

gut in dem hohen Gras versteckt sein. Was natürlich zu hoffen wäre.

Andererseits würde ich gerne noch auf das Thema Auswilderung, das Andy

aufgegriffen hat eingehen. Woran würde man hier in diesem Fall eine

Auswilderung erkennen und woran, ob sich doch noch keimfähiges Saatgut

oder Jungpflanzen dort befunden hat?

Wie dem auch sei, bleibt es leider eine sehr traurige Nachricht für den Standort.

Viele Grüße

Ulrich

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Hallo !

Das wäre sehr schade wenn sie dort ausgestorben ist ! Aber es müssten doch noch kleine Pflanzen vorhanden sein oder (sprich die jetzt noch nicht adult sind )?

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KarnivorenfanAllschwil

Das ist eine sehr traurige Nachricht..... Selbst wenn es Jungpflanzen noch geben würde, werden diese sofort auch mitgenommen sobald sie entdeckt worden sind. Geht es um Geld macht der Mensch alles kaputt!

Das Auswildern dieser Art kann nur gelingen wenn das Gebiet besser überwacht wird, sonst ist das ein erfolgloser Versuch.

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Und da fällt mir wieder ein altes Zitat ein, das in den 80ern von Greenpeace häufig genutzt wurde: "... erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzt Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist werdet ihr lernen, dass man Geld nicht essen kann."

Am Ende gibt es dann "Soylent green" - good bye cruel world!

Piesl

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Während unseres Besuchs in Tate's Hell 2011 erzählte uns Brian, dass die dortige Population von S. leucophylla ursprünglich so weit das Auge reicht auf den Feuchtwiesen verbreitet war, vergleichbar mit den (leider inzwischen auch zu den letzten größeren gehörenden) Vorkommen, die wir zuvor in Alabama gefilmt hatten (Splinter Hill Bog). In den letzten zehn Jahren besuchte Brian die Standorte regelmäßig und sah die Anzahl der Pflanzen ständig schrumpfen, da sie teils ausgegraben oder auch in größeren Mengen für die Blumenindustrie abgeschnitten wurde. Das gilt übrigens auch für den Standort der roten S. flava bei Sumatra. Wie in unserem Film zu sehen ist, waren die Bestände in Tate's Hell über die vergangenen Jahre bereits bis auf wenige Reste geschrumpft. Letzten Berichten zufolge haben dort jetzt die Bulldozer die Regie übernommen und das Ende des Standortes wohl definitiv besiegelt. Ein erneutes Aussetzen von in Kultur vorhandenen Pflanzen klingt theoretisch gut, wäre dort aber wohl völlig sinnlos und ich befürchte, dass es nicht mehr sehr lange dauern wird, bis wir ähnliche Nachrichten auch von den Standorten bei Sumatra erhalten.

Wenn man diese herrlichen Pflanzen in ihrem so artenreichen, teils sogar "geschützten" Lebensraum selbst in der Natur erlebt hat und immer wieder aufs Neue feststellen muss, dass alles Gerede über Artenschutz letztlich nur Makulatur ist, dann kommt einen tatsächlich der von Piesl (danke für den Vergleich) erwähnte Film "Soylent green" (deutscher Titel: 2022 - Die überleben wollen) in den Sinn. Da wurde die Natur bereits so weitgehend vernichtet, dass man älteren Menschen und freiwillig Lebensmüden in Lagern nach Verabreichung einer "Glückspille" noch einmal auf alten Dokumentationen die einst so herrliche Natur der Erde zeigt, um sie dann in dieser Euphorie happy ins Jenseits zu befördern und ihre Körper zu grünen Keksen zu verarbeiten. Die werden "Soylent green" genannt und sind das letzte verfügbare Nahrungsmittel für eine degenerierte Menschheit auf einem völlig ruinierten Planeten. Betrachtet man allein die Kaltschnäuzigkeit von Regierungen und Konzernen, mit der heute die letzten Regenwälder z.B. für Palmölplantagen und Pflanzen zur Ethanolgewinnung, teils inklusive der darin lebenden indigenen Bewohner vernichtet werden, kann man sich dem Gedanken nicht entziehen, dass wir schlussendlich auf dem "besten Weg" zu "Soylent green" sind. Bemerkenswert: Der Film mit Charlton Heston und Edward G. Robinson stammt von 1973 (!) ... und wird von Jahr zu Jahr aktueller.

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Wenn man diese herrlichen Pflanzen in ihrem so artenreichen, teils sogar "geschützten" Lebensraum selbst in der Natur erlebt hat und immer wieder aufs Neue feststellen muss, dass alles Gerede über Artenschutz letztlich nur Makulatur ist, ...

Das schreibt sich sehr rasch und ist auch recht markig - und falsch.

Seit Jahrzehnten arbeiten Umwetschützer für die Erhaltung der Natur, und setzen auch ihr Leben ein - und verlieren es - Chico Mendez, Bruno Manser, ... - und erzielen auch Erfolge. Das lasse ich nicht mit einem Satz vom 'Gerede' kaputtmachen. Geschützt mit Anführungsstrichen gibt es nicht. Ich kenne mich mit der Umweltschutz-Gesetzgebung in den USA oder konkret in den Golfstaaten nicht aus, aber auch dort wird es Stufen von Schutzbestimmungen geben, bis hin zum Nationalpark. Wenn vor Ort in Sumatra nun Bulldozer offenbar auf Privatgelände urbanisieren, dann hat leider der Einsatz der Umweltschützer, Behörden, Öffentlichkeit,... nicht rechtzeitig eingreifen können. Das heisst nicht, dass diese ganze Arbeit NUR GEREDE WAR, heisst nicht, dass der Kampf um lokale Standorte NUR MAKULATUR ist, so ein Satz ist eine unfaire Ohrfeige für uns alle, die wir aktiv im Umweltschutz beteiligt sind.

Den Frust kann ich gut verstehen, das Nachtreten nicht. Dass der Umweltschutz nicht immer Erfolge feiert heisst nicht, dass der Gedanke dahinter nur Augenwischerei ist.

Ja, ich finde es ärgerlich solche unbedachten Äusserungen in einem Fachforum zu finden. Der Film ist doch OK? Die Leute vor Ort, die sich kümmern, sind doch OK? Es hat nicht ausgereicht um diesen Standort zu retten, nun, das ist Sch....; doch es werden sich Leute finden, die weiter machen, da sei mal sicher.

Gruss

Arturo

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Lieber Arturo,

ich möchte hier keinen Zank anzetteln, meine aber dass Siggis kulturpessimistische Einschätzung sich eher auf die Verlautbarungen der Politiker-Kaste (also der offiziellen) bzw. auch der Großkonzerne beziehen, die aus Marketingründen das "go Green" in letzter Zeit ja auch für sich entdeckt haben. Definitv KANN das gar nicht gegen Naturschützer gehen, denn ohne deren Wirken wäre die Problematik gar nicht öffentlich geworden bzw. hätte auch keinen Eingang in Gesetze gefunden. Die Paradoxie ist aber eher, dass ich z.B. keine Fliegenfalle von Deutschland nach der Schweiz schicken darf (korrigiert mich, oder nehmen wir halt andere CITES pflichtige Pflanzen), aber DORT wo es sprichwörtlich um "Leben und Tod" eines Genotyps in freier Wildbahn geht, ist dsa "Auge des Gesetzes" scheinbar blind. Das motiviert dann zu sicherlich polemischen Einschätzungen unserer Lage.

viele Grüße

Feldi

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Lieber Arturo, eine Beurteilung, ob ich mich genügend für den Naturschutz engagiere oder nicht, ist relativ irrelevant, Hauptsache Du bist mit Deinem Engagement "die Welt zu retten" zufrieden, wenn Du vor dem Spiegel stehst. Dazu kann ich Deine Person betreffend weder Lob noch Kritik äußern, da ich erstmals in diesem Thread, ansonsten aber noch nirgends etwas über Deinen Anteil am Naturschutz öffentlich gelesen habe. Dein Satz "... geschützt mit Anführungsstrichen gibt es nicht." lässt aber bei mir den Eindruck entstehen, dass Du den realen Gegebenheiten auf diesem Planeten etwas weltfremd gegenüber stehst, immerhin erleben wir (eindeutig von Menschen gemacht) derzeit das größte Artensterben seit dem Untergang der Dinosaurier und die Vernichtung der Sarracenia in Tate's Hell ist nur ein winziges Detail. Ich verzichte darauf hier die dem Naturschutz verpflichteten Organisationen aufzuzählen, die von Irmgard und mir finanziell und durch aktive Beiträge unterstützt werden. Deren Arbeit schätze ich sehr, denn sie helfen immerhin die finale Vernichtung der Regenwälder inklusive der darin lebenden indigenen Völker, der Fischbestände der Meere inklusive der davon abhängigen ärmeren Bevölkerungen und das Abschmelzen der Arktis, das zu einer gravierenden Änderung der Meeresströmungen führen wird, HINAUSZUZÖGERN. Ob das noch 20, 30 oder sogar 80 Jahre gut geht, kann niemand sagen, aber eine auf 10 Milliarden und mehr angewachsene Weltbevölkerung wird der "ursprünglichen Natur" dieses Planeten, keine Chance lassen können, da alle dann noch bestehenden Ressourcen ausgeschöpft werden müssen. Natürlich sollten wir alles tun, um einen finalen Kollaps der Biosphäre, wie wir sie noch kennen, möglichst lange hinauszuschieben.

Ach ja, Irmgard und ich hatten die Freude Bruno Manser, den Du in Deinem Beitrag auch erwähnst (noch im vorigen Jahrhundert) während einer mehrstündigen Bahnfahrt vom Flughafen Frankfurt nach Basel persönlich zu treffen und mit ihm recht ausgiebig über die Bedrohung der indigenen Bevölkerung durch die Vernichtung ihres (asiatischen) Lebensraums, dem Regenwald, zu diskutieren. Er wollte seinen dort gewonnenen und von einem Genozid bedrohten Freunden mit viel Idealismus aktiv helfen. Ich kann Dir versichern Arturo, dass er in der Einschätzung der Fähigkeit unserer westlichen Gesellschaft mit ihren Naturschutzorganisationen noch deutlich pessimistischer war, als wir. Wie wir inzwischen wissen hat er seinen Einsatz gegen die Holzmafia auf Borneo, die eine Kopfprämie auf ihn ausgesetzt hatte, einige Jahre später (höchst wahrscheinlich) mit dem Leben bezahlt, obwohl er sehr wohl wusste welches Risiko er eingeht. Seinem Mut und - davon sind wir überzeugt - ehrlich gemeinten Einsatz für die Penang ist es zu verdanken, dass auch im Westen auf die fatale Situation des Urwaldvolkes auf Borneo aufmerksam gemacht wurde und auf die Problematik, sogar nach seinem Tod, durch die in Basel gegründete Hugo-Manser-Stiftung weiter hingewiesen wird. Trotzdem wird der Regenwald gnadenlos weiter abgeholzt und den Penang wird es, wie anderen Naturvölkern in Asien und Südamerika in absehbarer Zeit leider nicht viel anders ergehen, als den "geschützten" Orang Utans auf Borneo ... oder den bis zu ihrer Vernichtung "geschützten" Sarracenia leucophylla in Tate's Hell.

Obwohl ich über die Entwicklung in Tate's Hell wirklich wütend bin: ich bleibe Optimist, denn spätestens wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen wurde, wird auch die dafür verantwortliche Spezies (zumindest in ihrer nur wenige 100 Jahre dauernden dominierenden Rolle), von diesem Planeten verschwinden. Auch wenn dann nur noch 10-15% der Spezies übrig sind, die vor dem Auftauchen des Homo sapiens hier lebten, die Natur wird sich genauso erholen, wie nach einem Asteroideneinschlag. Und wenn aufgrund der Anstrengungen aller seriösen Naturschutzbewegungen heutzutage sogar 16 statt nur 15% der Lebensformen überleben, war deren Erfolg sogar "nachhaltig" und hatte mehr als nur aufschiebende Wirkung. Ja doch, dafür lohnt es sich tatsächlich, sich auch weiterhin für den Erhalt gefährdeter Arten einzusetzen.

Bearbeitet von Siggi_Hartmeyer
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Hi Ihr,

ich denke Arturo hatte schon längst verstanden, dass es sich um ein Missverständnis handelt, er hat es nur leider nicht geschrieben, sondern wie heute auch leider üblich mit dem "Gefällt mir"-Button unter dem Beitrag von Andreas kund getan und dies direkt nachdem Andreas den Beitrag geschieben hatte.

Das übersieht man auch, da es sehr klein geschrieben ist.

Vielleicht wären stattdessen zwei Zeilen hier besser gewesen und hätten Siggis Nerven geschont ;)

Also bitte nicht mehr streiten.

Gruß

Marcus

Bearbeitet von Marcus Pautsch
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Einen Zweizeiler? Nun denn: Es liegt kein Missverständnis vor. Ich bin der deutschen Sprache sehr wohl mächtig. Das 'gefällt mir' betrifft den Vorwurf und die Tippfehler, zeitgleich. Einerseits. Andererseits hat es Feldenberg längst auf den Punkt gebracht; ich bin eindeutig kein Kulturpessimist. 1% mehr reicht mir nicht: imagine all the people...

Gruss

Arturo (das sprengt natürlich den Zweizeiler, aber Gruss muss sein.)

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