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Kleines Experiment zur Düngung


Jonas S.

Empfohlene Beiträge

Hallo,

das Thema Düngung wurde ja schon das eine oder andere Mal hier im Forum angesprochen. Inspiriert durch diese Beiträge (insbesondere: Fleischis und Saidung Ultra) und die Tatsache, dass eine Sarracenia, die ich letztes Jahr mit einem Blattlausstäbchen (düngerhaltig) behandelt habe, einen deutlichen Wachstumsschub gemacht hat, habe ich mich vor 3,5 Monaten angefangen, meine Karnivoren zu düngen. Ich kultiviere jetzt seit etwa 8 Jahren Karnivoren – bis dahin ohne Dünger (was auch durchaus funktioniert – das will ich nicht bestreiten). Um den Effekt des Düngers zu untersuchen, habe ich vergleichbar große Pflanzen mit und ohne Dünger unter ansonsten weitgehend gleichen Bedingungen (soweit das ohne Labor möglich ist) kultiviert.

Ich will mit diesem Thread keine Diskussion lostreten, ob man Karnivoren düngen sollte oder nicht – das hatten wir hier schon öfter. Vielmehr würden mich eure Erfahrungen interessieren.

Der Dünger und die Konzentration

Verwendet habe ich COMPO Orchideendünger.

Empfohlene Konzentration für Orchideen: Einmal pro Woche 7ml auf 1 Liter Gießwasser

Von mir verwendete Konzentration: Alle 14 Tage 7ml auf 2 Liter Gießwasser, also halbe Konzentration und doppelter Zeitabstand

Lediglich die Düngungen vor 15 Tagen und gestern habe ich mit Wuxal Universaldünger durchgeführt (wobei ich behaupten würde, dass zumindest die Düngung gestern noch keinen sichtbaren Effekt auf dieses Experiment hat).

Die Ergebnisse

Die Fotos sind nicht die schönsten, aber ich habe versucht darauf zu achten, dass die Pflanzen nicht durch die Perspektive größer oder kleiner erscheinen als sie sind. Allerdings ist das Substrat in einigen Töpfen stärker zusammen geschrumpft als in anderen.

1. Sarracenia flava var. maxima (oder eine Hybride mit dieser Art, kann ich noch nicht sagen)

Ausgesät habe ich im vergangenen Herbst und die Samen wurden über den Winter stratifiziert. Insgesamt sind es 20 Exemplare, die alle im Gewächshaus stehen. Als Substrat verwende ich ein Kokoshumus-Quarzsand-Gemisch. Auf dem Bild sind drei repräsentative Exemplare zu sehen.

- Die linke Pflanze wurde nicht gedüngt. Schlauchlänge ca. 3 cm.

- Die mittlere Pflanze wurde in den vergangenen 1,5 Monaten gedüngt, davor nicht. Schlauchlänge ca. 3 cm.

- Die rechte Pflanze wurde in den vergangenen 3,5 Monaten gedüngt. Schlauchlänge ca. 6 cm.

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2. Sarracenia minor

Ausgesät habe ich im vergangenen Herbst und die Samen wurden über den Winter stratifiziert. Insgesamt sind es 30 Exemplare, die alle im Gewächshaus stehen. Als Substrat verwende ich ein Kokoshumus-Quarzsand-Gemisch. Auf dem Bild sind drei repräsentative Exemplare zu sehen.

- Die linke Pflanze wurde nicht gedüngt. Schlauchlänge ca. 3 cm.

- Die mittlere Pflanze wurde in den vergangenen 1,5 Monaten gedüngt, davor nicht. Schlauchlänge ca. 3 cm.

- Die rechte Pflanze wurde in den vergangenen 3,5 Monaten gedüngt. Schlauchlänge ca. 4 cm.

post-2022-0-74992500-1347716168_thumb.jp

3. Darlingtonia californica

Hier habe ich zwei damals vergleichbar große Exemplare dem Test unterzogen, die beide den Sommer über draußen kultiviert wurden. Die Pflanzen sind schon 3-4 Jahre alt. Als Substrat verwende ich ein Kokoshumus-Perlite-Quarzsand-Gemisch.

- Die linke Pflanze habe ich über 3,5 Monate gedüngt. Schlauchlänge ca. 10 cm.

- Die rechte Pflanze habe ich nicht gedüngt. Schlauchlänge ca. 8 cm, dafür haben sich einige Seitentriebe entwickelt.

post-2022-0-10833900-1347716167_thumb.jp

4. Chamaedaphne calyculata (Torfgränke)

Ein winterharter Zwergstrauch (keine Karnivore). Ausgesät habe ich im vergangenen Herbst und die Samen wurden über den Winter stratifiziert. Insgesamt sind es 36 Exemplare, die alle im Gewächshaus stehen. Als Substrat verwende ich ein Kokoshumus-Quarzsand-Gemisch. Auf dem Bild sind drei repräsentative Exemplare zu sehen.

- Die linke Pflanze wurde nicht gedüngt. Höhe ca. 0,5 cm – man muss schon genau hinsehen, um das Pflänzchen zu entdecken ;-) .

- Die mittlere Pflanze wurde in den vergangenen 1,5 Monaten gedüngt, davor nicht. Höhe ca. 2,5 cm.

- Die rechte Pflanze wurde in den vergangenen 3,5 Monaten gedüngt. Höhe ca. 6 cm.

post-2022-0-22106000-1347716166_thumb.jp

Mein Fazit

Insgesamt waren die Stichproben natürlich nur klein bis mäßig und meine Bedingungen sind nicht so gleichmäßig wie im Labor. Außerdem ist der Zeitraum von 3,5 Monaten nicht so übermäßig groß. Von daher sind die Ergebnisse natürlich mit Vorsicht zu genießen.

Zu den Sarracenia: Es scheint eine Weile zu Dauern, bis der Dünger Wirkung zeigt. Bei S. flava var. maxima könnte die Wirkung höher sein als bei S. minor. Insgesamt bleibt S. minor natürlich auch kleiner.

Zu den Darlingtonia: Die Stichprobe war mit 2 Pflanzen natürlich viel zu klein. Unter der Berücksichtigung, dass die ungedüngte Pflanze Seitentriebe gebildet hat, was sicher auch Kraft gekostet hat, würde ich den beobachteten Effekt als vernachlässigbar bezeichnen. Das würde sich auch mit http://www.carnivoro...arlingtonia.php decken:

Unfortunately, unlike Sarracenia, it appears soil fertilizing Darlingtonia is counterproductive. It appears the plants are not able to utilize nutrients in soil. (Zugriff: 15.09.2012)

Zu den Chamaedaphne: Hier konnte ich den deutlichsten Effekt feststellen. Die Pflanzen werden mit Dünger sehr gleichmäßig größer und scheinen ohne Dünger schier zu verhungern. Die Wirkung war bereits nach wenigen Düngergaben zu beobachten.

Des weiteren werde ich in Zukunft statt ungedüngtem Kokoshumus (den ich als Torfersatz benutze, zu kaufen als Terrarienhumus) eher das leicht vorgedüngte Kokohum von Neudorff benutzen. Damit habe ich bei Sarracenia auch schon recht gute Erfahrungen gemacht.

So, jetzt bin ich auf eure Meinungen / Erfahrungen gespannt.

Grüße

Jonas

Bearbeitet von Jonas S.
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Nehmt einfach ein Blatt einer Nepenthes oder Sarracenia, verbrennt es und seht was da übrig bleibt. Die Asche enthält außer dem Stickstoff (der ist flüchtig ) alle mineralischen Bestandteile der Pflanze. Von irgendwo her müssen die ja kommen. Normalerweise nennt man die Quelle Dünger. Warum sollen die bei den Carnivoren aus der Luft oder von sonstigen esoterischen Quellen kommen? Wenn man öfter mit sehr verdünnten (sonst gibt es Schäden an den Wurzeln !) Düngerlösungen gießt, tut es den Pflanzen nur gut. Jahrzehnte lange Erfahrung !

Gruß

Hermann Wistuba

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Zu den Drosera gab es dieses Jahr einen - wie ich finde sehr interessanten - Thread: Mal was Neues ausprobiert :-)

Ich habe in diesem Sommer auch mal Buchenlaub ins Substrat meiner Knollendrosera gemischt. Mal abwarten, was passiert... Bei anderen Drosera werde ich das auch mal probieren, aber dafür muss erst mal wieder Herbst werden ;-)

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Hi jonas,

Schöner bericht, danke dafür erstmal;)

Hast du vor noch weitere Arten aufzunemen, wie Heliamphora oder Cephalotus? Fände ich persönlich noch sehr interessant :)

Mfg Yanik Becker

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Hallo Jonas,

finde Deinen Bericht ebenfalls sehr lehrreich und man kann erkennen, dass Du viel Aufwand betrieben hast, um uns das Ergebnis auch bildlich zu offerieren. Danke.

-volker-

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Hi jonas,

Schöner bericht, danke dafür erstmal;)

Hast du vor noch weitere Arten aufzunemen, wie Heliamphora oder Cephalotus? Fände ich persönlich noch sehr interessant :)

Mfg Yanik Becker

Ich kultiviere überwiegend Sarracenia und Pflanzen, die ähnliche Kulturbedingungen benötigen. Von daher scheidet zumindest Heliamphora für ein Experiment aus. Von Cephalotus habe ich erst ein Exemplar. Das muss ich erst vermehren, dann sehe ich mal weiter. Ich könnte mir ein ähnliches Experiment mit Dionaea vorstellen, aber dafür muss ich meine Pflanzen erst mal blühen lassen. Das wird frühestens nächstes Jahr was. Oder vielleicht probiere ich es mal mit Drosera capensis, denn davon habe ich aktuell einige Exemplare... mal sehen.

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Hallo,

also ich habe mit Düngung sehr gute Erfahrungen bei Nepenthes, Cephalotus und Darlingtonia gemacht. Man muss dazu sagen, dass ich mit demineralisiertem Wasser gieße, in dem ansonsten wirklich nix mehr enthalten ist, so dass eine Düngung auf Dauer zumindest bei selten umgetopften Pflanzen (bin, was das betrifft, sehr faul!) wahrscheinlich unverzichtbar ist. Dass Darlingtonia nicht auf Düngung anspricht, kann ich nicht bestätigen. Ich denke, um eine Darlingtonia möglichst schnell vom Sämling zur ausgewachsenen Pflanze zu bringen, ist Dünger das Mittel der Wahl. Ich habe zwei Testpflanzen in Seramis gepflanzt und eine davon mit Osmocote gedüngt. So schnell habe ich noch nie eine Darlingtonia wachsen sehen. Ich bin davon überzeugt, dass es z.B. mit einem normalen flüssigdünger wie z.B. Wuxal auch klappen würde. Das werde ich auch ausprobieren...

Ein weiteres Experiment werde ich diesen Winter mit meinen Knollendrosera durchführen, die letztes Jahr gut auf eine Blattdüngung reagiert haben, mal sehen, ob man die auch ganz normal über das Substrat düngen kann...

Bearbeitet von David M.
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Hey Jonas,

schöne Berichterstattung erstmal. Hoffe für dich, dass es noch aktzeptable Ergebnisse geben wird. Im genau gleichen Zeitraum hab ich auch ein Experiment mit Dünger gewagt, nur soviel dazu!

Bis dahin wünsch ich dir noch viel Erfolg!

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Hey,

Super Bericht lieber Jonas :thumbsu:

Meine Erfahrungen was Düngung anbetrifft sind auch überwiegend positiv. Meine Sarras schießen nach ein paar Blaukornkügelchen nur so gen Himmel. Ein Hybrid den ich halbtot für 2,99 gekauft habe hat so fast das doppelte an Umfang zugelegt. Dünner und instabil werden die Schläuche auch nicht.

Bei den Nepenthes bin ich eher vorsichtig, die bekommen ab und zu einen Beutel Schwarztee ins Gießwasser. Hat ihnen bis jetzt noch nicht geschadet

Grüße

Marius

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Dass Darlingtonia nicht auf Düngung anspricht, kann ich nicht bestätigen. Ich denke, um eine Darlingtonia möglichst schnell vom Sämling zur ausgewachsenen Pflanze zu bringen, ist Dünger das Mittel der Wahl. Ich habe zwei Testpflanzen in Seramis gepflanzt und eine davon mit Osmocote gedüngt. So schnell habe ich noch nie eine Darlingtonia wachsen sehen. Ich bin davon überzeugt, dass es z.B. mit einem normalen flüssigdünger wie z.B. Wuxal auch klappen würde. Das werde ich auch ausprobieren...

Mein Experiment hat auch nicht wiederlegt, dass Darlingtonia auf Düngung ansprechen könnte. Vielmehr sind die beiden Pflanzen zu unterschiedlich gewachsen, um eine Aussage treffen zu können. Außerdem sind 3,5 Monate auch nicht gerade lang.

Ich habe mir dieses Jahr wieder einige Darlingtonia-Samen gekauft, um eine zweite Generation ziehen zu können (die beiden Pflanzen oben und noch ein paar mehr habe ich auch aus Samen gezogen, ist aber schon 3-4 Jahre her). Mal sehen, vielleicht lege ich das auch wieder als Dünger-Experiment an.

Bei den Nepenthes bin ich eher vorsichtig, die bekommen ab und zu einen Beutel Schwarztee ins Gießwasser. Hat ihnen bis jetzt noch nicht geschadet

Meine (wenigen) Fensterbank-Nepenthes habe ich ebenfalls mit dem Orchideendünger bzw. neuerdings Wuxal gedüngt. Bis jetzt hat's nicht geschadet. Aber hier habe ich keine Vergleichspflanzen ohne Dünger wachsen lassen.

Die Sarracenia- und Chamaedaphne-Jungpflanzen habe ich übrigens jetzt auf die Fensterbank umgezogen, um sie Durchzukultivieren. Mal sehen, wie sich die Pflanzen weiter entwickeln.

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