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Aussaat von Byblis - eine kleine Dokumentation


Stefan

Empfohlene Beiträge

Hallo Byblis-Freunde,

 

da hier immer wieder die Frage nach Bezugsquellen, Vorbehandlung, Ausaatbedingungen etc. auftauchen und ich auch immer wieder danach gefragt werde, möchte ich meine persönlichen Aussaatbedingungen einmal einstellen. angeregt durch einen Freund von der ICPS, dem ich mit ein paar Samen aushelfen konnte, und der herannahenden JHV in Frankfurt habe ich meine Vorräte einmal wieder sortiert, alte Samen weggeworfen und einige Portionen ausgesät. Ich säe jedes Jahr meist 4-5 Species/Formen aus, um meinen Samenbestand frisch zu halten. Am Ende kamen dann 12 Aussaatreagenzgläser zusammen, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Bezugsquellen:

Ganz klar, eigene Samen sind hier in Bezug auf Keimfähigkeit in aller Regel die besten Samen. Angebote von "3 Samen für xyz Teuronen" ignoriere ich grundsätzlich, weil ich es unseriös - unverschämt finde, derartige Portionen auch nur anzubieten. Ich halte bei Byblis 15 - 20 Samen als für ausreichend, zumindest 2 Sämlinge zu erhalten, die ja dann auch kreuzbestäubt werden können, um Samen zu liefern. alles andere vergesst am besten. Ich habe schon öfters Angebote erhalten, große Samenmengen zu verkaufen, habe es aber nie getan, weil ich diese Praxis nicht unterstütze.

 

Eine weitere gute Bezugsquelle sind die Samenbanken der einzelnen Gesellschaften: GfP, ICPS, BCPS. Hier erhält man Samen von Liebhabern, die ihren Überschuss bereitstellen.

 

Vorbehandlung:

Ich behandle grundsätzlich alle Byblis Samen, auch B. liniflora, mit GA3 vor. Die Konzentration ist 1 mg/ml. Natürlich ist 1 mg nicht mehr abzuwiegen, also verwende ich 10 mg/10 ml oder 20 mg/20 ml, rechnet selber rauf und runter. Verwendet habe ich bisher GA3 von Sigma und RiedeldeHaen. Gelöst wird GA3 in H2Odeion. GA3 löst sich etwas schlecht, aber der größte Teil geht in Lösung. Angeblich ist die Lösung nur 24 h haltbar, ob diese immer wieder im Netz zu findende Angabe stimmt hat meines Wissens nach noch niemand seriös überprüft.

 

Von dieser Lösung gebe ich 1 - 1,5 ml in kleine Reagenzgläser. Anschließend die Samen dazu und Stopfen drauf.

Einweichzeit 24 h - 1 Woche. Normalerweise 24 - 48 h, aber ich habe schon ab und zu welche auf dem Schreibtisch vergessen die keimen dann im Reagenzglas. Nicht zu empfehlen, weil die Keimlinge praktisch nicht mehr getrennt werden können.

 

post-582-0-36080400-1401829218_thumb.jpg

Eingeweicht 29.5. - 31.05.2014

 

Aussaat:

Die Samen werden abgefiltert und möglichst großflächig auf das Substrat ausgesät. Als Substrat verwende ich entweder meinen Knollendroseramix oder Roridulasubstrat (beide auf Torfbasis), gerne mit etwas Holzkohle angereichert. Nach dem Aufbringen sprühe ich die Samen mit einem Pumpsprüher "ins Substrat". Ein Teil der Samen ist minimal bedeckt, ein anderer Teil nicht. Wichtig erscheint mir ein guter Kontakt zum Substrat.

 

Keimung:

Die Töpfe der "kleinen" stehen bei mir immer unter hoher Luftffeuchtigkeit und Kunstlicht (2x 54 W T5 Röhren) im Heizungskeller, da kann es schon mal 40°C bekommen unter der Haube. B. gigantea steht während der Keimung wesentlich kühler, derzeit einfach regengeschützt im Freien.

Die Keimung dauert dann nach Aussaat noch exakt 3 Tage, dann sind die ersten da (alle Fotos von heute, 03.06.2014):

 

B. spec. Pinjarra, eine möglicherweise neue Species, Samen hatte ich von einem Freund aus England erhalten:

post-582-0-73209400-1401829605_thumb.jpg

 

B. rorida Lake Campion, eine hübsche kleine Species, die ich vor ca. 10 Jahren mal aus Samen von Allen Lowrie gezogen habe

post-582-0-80402200-1401829799_thumb.jpg

 

B. guehoi, eine noch nicht sehr lange beschriebene Species, Samen waren ebenfalls aus England

post-582-0-74605700-1401829888_thumb.jpg

 

Und nun viel Spaß bei der Kultur dieser hübschen Gattung!

 

Stefan

Bearbeitet von Stefan
GAB3 --> GA3 geändert
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Hallo Stefan,

 

ich bin zwar kein richtiger "Byblis Freund", aber vielen Dank für diesen doch recht ausführlichen Bericht über die Anzucht von Byblis.

Gefällt mir richtig gut.

Vielleicht sollte ich auch mal wieder an Byblis ranwagen.

 

Viele Grüße,

Daniel

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Hallo Stefan,

 

schöne Dokumentation. Hatte bisher zwar noch nicht viel mit Byblis zu tun - aber auch rein informativ lässt sich das Ganze sehr gut lesen. ;)

 

Vielen Dank dafür!

 

Grüße,

Nils

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Hallo Stefan,

 

vielen Dank für den ausführlichen Beitrag, ich habe gleich mal meine zwei Aussattöpfe mit B. gigantea kühl gestellt, da ich die das erste Mal versuche zu kultivieren, wusste ich das mit den kühleren Temperaturen echt nicht, insofern hier schon mal meinen absoluten Dank für den Tipp eines Experten. Ich hoffe, die werden noch was. Mit GA3 habe ich sie nicht vorbehandelt, einfach nur auf das Substrat geschmissen. Hat bei B. liniflora, B. filifolia und jetzt gerade bei B. aquatica auch geklappt, die stehen alle in meinem Petiolaris-Terrarium.

Und vielen Dank auch für die Angaben zu Herstellern von GA3, beziehst du das von denen direkt oder wie bekommt man das? 

 

Achso, solltest du zuuuuuufälligerweise  :whistling: mal ein paar Samen übrig haben................

 

 

.............alte Samen weggeworfen ..................

 

Bitte das in Zukunft vermeiden, Stefan. Hier sitzt ein dankbarer Abnehmer auch für alte Samen. :-)

 

ich lese gerne PN's  :-)

 

Gruß 

 

Wolfgang

Bearbeitet von Wolfgang Liere
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Nicky Westphal

Hallo Stefan,

 

schöner Beitrag. Gerade bei selteneren Arten von Byblis ist eine hohe Keimrate für eine sicher Etablierung wichtig. Aber was ist GAB3? M.E. sind das Antikörper für Kaninchen. Ich denke du meinst GA3 Gibberellinsäure ( gibberellic acid )  Soll keine Besserwisserei sein, aber Laien, die das lesen kaufen dann auch gern mal das Falsche!

 

Zum Thema "Samen wegwerfen" schließe ich mich Wolfgang 100%ig an!

 

 

Grüße Nicky

Bearbeitet von Nicky Westphal
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partisanengärtner

Vorsicht das ist Chemie und sollte von dagegen empfindlichen Personen nicht gelesen werden, da es psychische Irritationen hervorrufen kann.

 

Hier kannst Du ein wenig über die Keimhemmungsabbauende Wirkung verschiedener Chemikalien finden.

http://forum.garten-pur.de/index.php?board=58;action=display;threadid=2102

 

In einem anderen Thread wurde sogar vermutet das einige Bodenpilze solche Stoffe erzeugen und falls die nicht vorhanden sind man eben diese Stoffe künstlich zuführen kann. Ansonsten sind es oft Pflanzenhormone die im natürlichen Stoffwechsel von Pflanzen vorkommen.

Bei zu großen Konzentrationen sind diese Stoffe aber auch für den Keimling tödlich oder wenigstens keimhemmend.

Bearbeitet von partisanengärtner
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Nicky Westphal

Vorsicht das ist Chemie und sollte von dagegen empfindlichen Personen nicht gelesen werden, da es psychische Irritationen hervorrufen kann.

 

Hier kannst Du ein wenig über die Keimhemmungsabbauende Wirkung verschiedener Chemikalien finden.

http://forum.garten-pur.de/index.php?board=58;action=display;threadid=2102

 

In einem anderen Thread wurde sogar vermutet das einige Bodenpilze solche Stoffe erzeugen und falls die nicht vorhanden sind man eben diese Stoffe künstlich zuführen kann.

Bei zu großen Konzentrationen sind diese Stoffe aber auch für den Keimling tödlich oder wenigstens keimhemmend.

Hallo Axel,

 

ich kenne GA3, das ist kein Thema, aber GAB3 ist meiner Meinung nach was anderes und hat nix mit Pflanzen zu tun, darum mein Hinweis! Der Laie wird googlen und Antikörper für Kaninchen finden und keine keimhemmendes GA3! Das "B" macht den Unterschied!

 

 

Noch ein Tip am Rande, GA3 lässt sich mit etwas Alkohol besser lösen und dann einfach mit der nötigen Menga Wasser auffüllen um die richtige Konzentration zu bekomen.

 

Grüße Nicky

Bearbeitet von Nicky Westphal
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  • Christian List hat Thema angepinnt
  • 9 Monate später...

Hi,

 

Byblis liniflora ist auch was für Anfänger, soweit man ein wirklich sonniges und warmes Plätzchen im Garten oder ein unschattiertes Südfenster hat. B. filifolia ist auch nicht besonders schwierig. Bei beiden müssen natürlich die Grundlagen beachtet werden (niemals austrocknen lassen, Regenwasser oder VE-Wasser, viel Licht, nährstoffarmes Substrat). Man muss allerdings Samen sammeln (wobei nur B. liniflora ohne zutun welche ansetzt), denn beide Arten sind so gut wie immer einjährig.

 

Lg, Leo

 

Edit: ich habe liniflora mit filifolia verwechselt, musste ich ändern

Bearbeitet von Leo H.
Typo + s.o
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partisanengärtner

GA3 lässt sich in gelöster Form sehr lange lagern, wenn man es in Plastikeinmalpipetten aufzieht und in der Gefriere lagert.

Ich habe immer ein paar Pipetten in dem Gefrierschrank liegen. Dann ist das Zeug auch sehr sparsam einzusetzen. Zum Beispiel lässt es sich auch laut Literatur gut zum Befruchten einhäusiger weiblicher Pflanzen einsetzen die keinen männlichen Partner haben.

Bin gespannt ob das schon jemand bei Nepenthes versucht hat.

Nachdem was ich gelesen habe entstehen daraus immer weibliche Pflanzen.

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  • 5 Wochen später...
Siggi_Hartmeyer
Zitat

Zum Beispiel lässt es sich auch laut Literatur gut zum Befruchten einhäusiger weiblicher Pflanzen einsetzen die keinen männlichen Partner haben.

 

Achtung, Nepenthes sind zweihäusig nicht einhäusig. Zum Befruchten habe ich allerdings Gibberelin noch nie verwendet. Das glaube ich so erst, wenn ich es sehe ?. Was für eine Literatur war das denn?

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partisanengärtner

War schlicht falsch ausgedrückt. Bei zweihäusigen sollten eigentlich keine weiblichen Pflanzen vorkommen.  Gibts als Ausnahme doch gelegentlich. Meinte weibliche Pflanzen zweihäusiger Arten. ist ja so das man oft keinen Partner hat. Ich weiß nicht mal mehr bei welchen Pflanzen das versucht wurde. Nepenthes waren es nicht.

Wenn Du gelöstes GA3 in einer Pipette in der Gefriere hast kannst Du es ja einfach ausprobieren. Ich weiß nicht mehr ob ich den Link im Scottisch Rockgarden, oder einem anderen  seriösen Forum bekommen habe.  Eine Blüte eines Blütenstandes könnte man ja mal probieren.

 

Leider habe ich das Papier nicht gespeichert, da der Eigenversuch so einfach ist. Wer sich nicht durch Neugier auszeichnet mag das nicht  probieren. kann ich verstehen nicht jeder ist ein Forscher. Manchmal ist es besser wenn man nichts neues probiert.

 

Du bist mir allerdings in der Sparte noch nicht aufgefallen.

Bearbeitet von partisanengärtner
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partisanengärtner

Bei einer kurzsuche ist mir zuerst bei Wiki aufgefallen das Gibberelline einfluß auf die Befruchtung haben.

Der nächste Schritt zeigte gleich das Gibberelline auch die Pollenkeimung und die Entwicklung einiger parthenokarper (also ohne Befruchtung entstandener) Früchte, so z.B. von Äpfeln, Kürbissen und Auberginen. Bei manchen Pflanzenarten wird auch die Blütenbildung oder die Mobilisierung von Reservestoffen des Endosperms von Gibberellinen (GA3) stimulieren.

GA3 wird ird sogar im Obstbau zur Verbesserung des parthenokarpen Fruchtansatzes verwendet. Also selbst bei einhäusigen. Ist doch einen Versuch wert.

https://schneiteragro.ch/gibberellin-a3

Bearbeitet von partisanengärtner
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Danke für die Infos. Gibberelin habe ich natürlich und werde es bei Gelegenheit, also in der wärmeren Jahreszeit, mal auf einer weiblichen Nepenthes probieren. Es fragt sich aber ob die Jungfernzeugung - nichts anderes bedeutet Parthenogenese - da sinnvoll ist um Früchte zu erzeugen, die dann keine keimfähigen Samen enthalten. Beim Obstanbau ist das schon etwas anderes und macht zur Produktion kernloser Früchte auch Sinn. Aber mal ehrlich, wer will ernsthaft Nepenthesfrüchte kauen? Die dürften wegen des enthaltenen Naphtochinons eher ziemlich bitter schmecken. Bei einer Nepentheshybride (Talangensis x Truncata) hatte ich erst vor ein paar Monaten ganz ohne Zutun fette Samenkapseln. Die Samen zeigten jedoch entweder gar keinen Embryo (Verdickung im Zentrum) oder nur sehr unterentwickelte. Keimfähig, das habe ich mit einigen Hundert probiert, war keiner davon. Da gab es wohl auch ganz ohne Gibberelinsäure eine Jungfernzeugung.

 

Welche Sparte meinst Du denn, in der ich noch nicht aufgefallen bin? Ist für mich eher ungewohnt nicht aufzufallen ?.

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partisanengärtner

Mir war die Info in einem Pflanzenforum aufgefallen. Da ergab das keimfähige Samen die aber auch alle weiblich waren( leider war die Pflanze wohl nicht in meinem Interessengbiet, weil ich partout nicht drauf komme bei welcher zweihäusigen das war). Zitrusgewächse machen das ohne künstliches GA3  in einem großen Ausmaß. bis zu 70 % der enthaltenen keimfähigen Samen  sind Klone der Mutterpflanze zum Beispiel bei der ganz normalen Zitrone.

 

Die Gruppe derer die sich in bekanntem Wissenskreis verschanzen ist gar nicht so klein. Aber da bist Du mir eher anders aufgefallen.

Wenn mir ein neues Phänomen auffällt, klopfe ich das nach eventuellen Täuschungen ab. Da ist jemand wie Peter sehr hilfreich.

So als Laie hat man ja nicht so viele Möglichkeiten rauszukriegen ob sich eine Erklärung auch ausgeht.

 

Gibt ja nur zwei Möglichkeiten. Man hat das Phänomen nicht ganz überblickt sich also getäuscht oder am alten Weltbild wird ein neues Blatt entdeckt. Wenn man es dann versteht ist da vielleicht auch ein ganzer Wald. Nur absolute Gewissheiten sind mir suspekt.

 

 

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  • 4 Wochen später...
Sonja Schweitzer

Müssen in GA3 vorbehandelte Samen nach der Behandlung sofort ausgesät werden, oder dürfen sie nochmal antrocknen, nachdem sie aus der Lösung genommen wurden?

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Ich meine dass die Keimhemmung durch Abcisinsäure aufrechterhalten wird. GA3 baut diesen Stoff ab und ich denke nicht dass ein Samen diesen Stoff "nachproduziert" - sollte also wenig Unterschied machen.

 

Schlägt aber sicher in die gleiche Kerbe wie die Weisheit: Je frischer je besser ?

Liebe Grüße

Darian

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Hallo, 

was heisst antrocknen? Wenn der Embryo mit der Keimung beginnt und wieder trocknet, ist er tot.

 

Grüße 

Ronny

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