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Jedes Töpfchen find sein Deckelchen


Christian Voss

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Hallo zusammen,

weil sie in diesem Jahr nun wohl endgültig ausgewachsen ist und noch dazu endlich blüht, möchte ich hier mal einen meiner "selfmade" Hybriden vorstellen.

Den Thementitel hab' ich so gewählt, weil die gekreuzten Arten wohl nicht viel unterschiedlicher sein könnten.

Auf der einen Seite, genauer gesagt, in der Rolle der Mutter haben wir P. nivalis, ein nur ca. 1 - 2 cm großes Pflänzchen mit weißer Blüte und grünlichen Blättern, mit nach oben gebogenem, rötlich-braunem Blattrand. Charakteristisch ist auch der haarige Flaum im Zentrum der Pflanze.

Hier mal zwei Bilder von heute und ein Foto der Blüte vom März diesen Jahres:

P_nivalis_zps23vuhgvd.jpg

P_nivalis_nah_zpscbgrxjjz.jpg

P_nivalis_Bluumlte_zpsklkzhghw.jpg

Die Vaterrolle nimmt die im Gegensatz zur Mutter sehr große (aktuelle Blattlänge ca. 8cm, kann aber noch deutlich größer werden) P. moctezumae ein. Charakteristisch sind hier die langen, schmalen Blätter, die farblich irgendwo zwischen gelb und grün liegen, also sehr hell sind. Die Blüte der Vaterpflanze ist groß und pink mit runden bis ovalen Petalen.

Hier wieder einige Bilder von heute und die Blüte vom Oktober:

P_moectezumae_flach_zpspugevhn2.jpg

P_moectezumae_hoch_zpsgskn54tj.jpg

P_moectezumae_Detail_Mitte_zpspgldvouk.j

moctezumae_bl_zps150124e2.jpg

Wie sieht nun also das Ergebnis dieser beiden ungleichen Elternteile aus?

Zunächst dominiert die P. moctezumae eindeutig die Größeneigenschaft. Die Pflanze hat mittlerweile einen Durchmesser von gut 8cm und ist damit ungefähr viermal so groß wie die Mutterpflanze.

Die Blattfarbe jedoch ähnelt der, der P. nivalis und ist deutlich dunkler, als die der Vaterpflanze.

Bei der Form dieser Blätter lassen sich wieder die Eigenschaften beider Elternteile erkennen. Die Blätter sind lang und schmal, wie bei P. moctezumae, jedoch breiter als bei dieser. Beim wachsenden Blatt sind auch noch die dunklen gebogenen Ränder der P. nivalis zu erkennen, allerdings wächst sich das bis zum ausgewachsenen Blatt wieder aus. Im Unterschied zur Vaterpflanze liegen die Blätter von Anfang an am Boden auf und bilden eine eher flache Rosette.

Das deutlichste Anzeichen für die Anwesenheit von P. nivalis in diesem Hybriden sind die stark behaarten Blatansätze im Zentrum der Rosette.

Die Blüte ist der von P. moctezumae sowohl in der Form, wie auch in der Farbe recht ähnlich, allerdings ist das Pink deutlich heller als beim Vater und die Petale sind am rand leicht gewellt.

Noch ein Wort zur Kultur im Winter:

Da es sich hierbei ja um einen Hybriden aus einem zumeist homophyllen (P. moctezumae, bildet nur eine Blattform, ist jedoch als tropisch-heterophyll beschrieben, siehe Markus' Anmerkung weiter unten) und einem heterophyllen (P. nivalis bildet karnivore Sommer- und nichtkarnivore Winterblätter) Wuchstyp handelt, war für mich spannend, wie sich die Pflanzen im Winter verhalten.

Hier hat sich der homophylle Typus weitestgehend durchgesetzt. Die Pflanze bildet zwar deutlich kürzere Blätter aus, eher so im Bereich von 3-5cm Länge, diese sind aber weiterhin karnivor.

Ich habe verschiedene Überwinterungsmethoden ausprobiert (nass, trocken, feucht) und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie am besten leicht feucht über den Winter kommt.

So, lange Rede kurzer Sinn, hier ist die P. nivalis x moctezumae:

Ansicht_flach_zpslgh3buzz.jpg

Ansicht_hoch_zpshq79qere.jpg

Draufsicht_zpsqribrw8d.jpg

Detail_Mitte_zps7udpfblh.jpg

Bluumlte_1_zpsam7fhumr.jpg

Bluumlte_Seite_zpspwqt3yhs.jpg

Blatt_zpsvk6ydq7d.jpg

Eventuell (wenn ich die Zeit finde) werd' ich die Pflanze mal offiziell als Kultivar registrieren lassen. Allerdings fehlt mir dafür ein aussagekräftiger Name. Von den üblichen Huldigungen an Frauen, Schwiegermütter und Haustiere halte ich - persönliche Meinung - nicht viel, geht mir einfach zu sehr am Objekt vorbei. Wenn also jemand 'ne Idee hat, wie man die Pflanze nennen könnte, immer her damit.

So, das war's von mir,

viel Spaß beim Anschauen (hoffentlich auch denen, die jetzt wieder an Essig/Öl denken ;) ),

viele Grüße,

Christian

Ach ja, Klaus Ivanez hat die Pflanze mittlerweile auch in seine Verkaufsliste aufgenommen (hab' ich zufällig gesehen). Daher denke ich, dass er sie auch vermehrt hat. Bei mir sind momentan nur die ursprünglich aus Samen gezogenen Pflanzen vorhanden.

Bearbeitet von Christian Voss
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Erstaunliches Resultat, Christian und herzlichen Glückwunsch dazu, obwohl ich einer derer bin, die dann doch unwillkürlich nach dem Salatbesteck in der Küche suchen, wenn ich solche Bilder sehe. Ich bin halt eher zugehörig zur Essig / Öl Fraktion. :laughing:  

 

Vielleicht stelle ich mir irgendwann ja noch einmal ein paar von den Salatköpfen in die Küche, hätte da noch eine freie Fensterbank und dann hat man auch immer frischen Nachschub, wenn der Kühlschrank mal leer ist. 

 

Dein Link zur Verkaufsliste von Klaus funktioniert übrigens nicht, da lande ich immer auf dem Portal.

 

Grüße und vielen Dank für die Ergänzung unserer Speisekarte

 

Wolfgang

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Hey Christian,

 

Glückwunsch zur erfolgreichen Hybridisierung. Die Pflanzen sehen wirklich toll aus. Diese etwas welligen Blütenblätter gefallen mir besonders gut. Aber die Pflanze macht allgemein einen sehr interessanten Eindruck!

 

Viele Grüße

Stefan

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Hallo,

Dein Link zur Verkaufsliste von Klaus funktioniert übrigens nicht, da lande ich immer auf dem Portal.

Danke für den Hinweis, hab' ich korrigiert.

Viele Grüße,

Christian

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Sehr interessant wie sich die Eigenschaften vermischen. Da bekommt doch glatt Lust, selbst mal Gott zu spielen.

Auch interessant wäre es zu sehen, wie sich nun die 2. Filialgeneration entwickeln würde. Hast du dahingehend schon mal was probiert?

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Da es sich hierbei ja um einen Hybriden aus einem homophyllen (P. moctezumae, bildet nur eine Blattform) und einem heterophyllen (P. nivalis bildet karnivore Sommer- und nichtkarnivore Winterblätter) Wuchstyp handelt, war für mich spannend, wie sich die Pflanzen im Winter verhalten.

Das ist nicht ganz korrekt: P. moctezumae wurde als tropisch-heterophylle Art beschrieben und in der Publikation existiert eine Zeichnung einer Winterrosette.

In Kultur habe ich das in dieser Form noch nicht beobachten können, jedoch macht sie unter trockenen Bedingungen im Winter sehr viel kürzere Blätter als im Sommer.

 

Viele Grüße

Markus

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Hallo Markus,

 

... und wieder was gelernt. Ich war tatsächlich immer davon ausgegangen, dass P. moctezumae homophyll wächst. Allerdings deckt sich Deine Beobachtung da mit meiner und auch mit den Eigenschaften des Hybriden. Je trockener um so kürzer die Blätter.

 

Du hast nicht zufällig 'nen Link zu der Publikation bzw. weißt, wo ich die einsehen kann?

Werd's auf jeden Fall oben noch ändern; ich will ja keinen Mist verbreiten.  :wacko:

 

@Fee

 

Interessant wär's auf jeden Fall. Ist bei Pinguicula aber nicht ganz einfach. Mehrfachhybriden funktionieren nur in den seltensten Fällen (und bei mir bisher noch nie).

Entweder wird gar kein Pollen produziert, keine Samen angesetzt oder - und soweit war ich schonmal - die gebildeten Samen sind nicht keimfähig. 

In meiner ganzen Samlung befindet sich nur ein einziger Mehrfachhybrid und bei dem bin ich mir der Identität auch nicht wirklich sicher. 

Aber ja, jetzt wäre natürlich die Gelegenheit es wieder mal zu versuchen... 

 

@Alle

 

Danke!

 

Viele Grüße, 

Christian 

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Hallo,

ein kurzer Nachtrag:

Nachdem 'Fee' ja nach der Filialgeneration gefragt hatte, bin ich dann heute mal mit dem Zahnstocher zu Werke gegangen.

Aber - wie schon fast vermutet - leider hat die Pflanze keinen Pollen produziert.

Ich hab' noch ein paar Blüten im Anmarsch, geh' aber davon aus, dass das bei allen so sein wird.

Viele Grüße,

Christian

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Wovon hängt es denn eigentlich ab, das sich manche Pflanzen (Sarracenia) ins endlose Hybridisieren lassen und mache Gattungen widerum nicht (Pinguicula, Drosera) ?

Gibt es da etwas an dem man das festmachen kann?

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Moin Matze,

also ganz kurz gesagt, das ist ne genetische Geschichte... Wirst du dir sicherlich auch schon gedacht haben. Es gibt ja auch Beispiele dazu in der Tierwelt. Wenn du Pferd mit Esel kreuzt, kommt n Maultier/Maulesel raus. Das Maultier/Maulesel selbst ist aber steril. ;)

Die haben unterschiedlich viele Chromosomen, sodass der Hybride dann einen ungeraden Satz Chromosomen hat. In der kommenden Meiose (geschlechtliche Zellteilung) kommt dann immer ein Chromosom zu viel bzw. eins zu wenig in die nachfolgenden Zelle. Wenn es allerdings in dieser Zellteilung zu Fehlern kommt, was eine abslute Ausnahme ist, dann kann es vereinzelt doch funktionieren. Aber wie gesagt, das ist ziemlich selten :)

 

Liebe Grüße Niklas

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