MadMantis Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 (edited) Hallo meine Lieben, man liest ja hier schon an der ein oder anderen Stelle das man Nepenthes wohl abmoosen kann, um so z.B. den unahnsehnlichen verholzten Teil zu kürzen.Nun wollte ich doch mal fragen ob hier jemand seine Erfahrungen damit teilen könnte und wie man am besten dabei vorgeht. Vor allem würde mich dabei auch interessieren wie lange sowas dauern kann, bis sich ausreichend Wurzeln gebildet haben.Ich bin auf einen alten Thread gestoßen wo eine Anleitung vom CPUk-Forum verlinkt war, leider funktioniert das Link nicht mehr. Schöne Grüße, Andy Edited October 25, 2015 by MadMantis
Deaphil Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 Hi Andy, hier: http://www.cpukforum.com/forum/index.php?showtopic=8130&hl=layering Gruß Phil 1
jusch Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 Vor allem würde mich dabei auch interessieren wie lange sowas dauern kann, bis sich ausreichend Wurzeln gebildet haben. Ich bin auf einen alten Thread gestoßen wo eine Anleitung vom CPUk-Forum verlinkt war, leider funktioniert das Link nicht mehr. Das könnte 55 Tage, 5 Stunden und 55 Minuten dauern. Oder auch eine andere Zeit, und es kommt vermutlich ganz auf die Haltungsbedingungen und die konkrete Art und deren Schnellwüchsigkeit an, würde ich sagen. In diesem Forum hatte ich übrigens selbst bereits vor Jahren mal davon berichtet, wie ich eine Baumarkt-Nepenthes mittels der "Keilmethode" abgemoost habe: http://forum.carnivoren.org/topic/24577-frage-zu-kopfstecklinge/ Dazu hatte ich mir vorher einfach ein Video (damals glaube ich vom NDR) angesehen, wie das Abmoosen bei Gummibäumen gemacht wird. Ungefähr so: Schritt 1: Drei voll ausentwickelte Blätter für den Kopfsteckling stehen lassen Schritt 2: Bei sehr geringem Internodienabstand zwischen den Blättern das nächste Blatt komplett abschneiden Schritt 3: Den Stamm mit einem scharfen Messer bis ca. zur Mitte hin schräge durchschneiden ("Keilschnitt", "Zungenschnitt") Schritt 4: In den Keilschnitt etwas Plastik oder Plastikfolie hineinstecken, um ein Zusammenwachsen des Schnitts zu vermeiden Schritt 5: Mit Plastikfolie eine Substrattasche bilden, mit geeignetem Substrat befüllen und mit Kabelbindern am Stamm verschließen Dann das Substrat in der Substrattasche für 55 Tage, 5 Stunden und 55 Minuten gleichmäßig feucht halten. Praktisch funktioniert das Bewässern ganz gut mit einer Einwegspritze, in die man etwas Regenwasser aufzieht, mit der Kanüle durch die Folie sticht und soviel Feuchtigkeit wie notwendig nachfüllt. Am Ende die Substrattasche entfernen, den bewurzelten Kopfsteckling ganz von der Mutterpflanze abschneiden und bereits mit Wurzeln einpflanzen. Im Prinzip ist das "Abmoosen" auch nicht groß anders als das normale Schneiden von Kopfstecklingen, außer dass man eben den Steckling nicht auf einmal abschneidet und ohne Wurzeln einpflanzt, sondern dass man ihn per Keilschnitt erstmal nur halb abschneidet, ihm in der Substrattasche ein paar Wurzeln wachsen läßt, und ihn dann erst mit Wurzeln komplett von der Mutterpflanze abschneidet und eintopft. Wenn Du null Übung im Abmoosen hast (das ist eine gängige Vermehrungsmethode, auch für viele andere Pflanzenarten), nimmst Du zum ersten Üben vielleicht nicht gerade Deine teuerste Nepenthes her, sondern übst das Verfahren erstmal mit einer billigen Baumarkt-Nepenthes. Falls es mit dem Abmoosen nicht auf Anhieb funktionieren sollte, dürfte es aber vermutlich nicht daran liegen, dass Du die Zeit nicht auf die Minute genau eingehalten hast. 5
Fee Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 Und wo ist da jetzt der Vorteil gegenüber der simplen Abschneiden-und-in-Wasserglas-stecken Methode?
partisanengärtner Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 Die Pflanze wird noch über die restliche Verbindung mit Nährstoffen und Wasser versorgt bis sie ausreichend Wurzeln hat. Damit kann man auch andere Pflanzen vegetativ vermehren die sonst vertrocknen/verhungern bis eine ausreichende Kallusbildung und Wurzelwachstum erfolgt ist. Magnolien zum Beispiel
jusch Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 Und wo ist da jetzt der Vorteil gegenüber der simplen Abschneiden-und-in-Wasserglas-stecken Methode? Wenn ich mich nicht täusche, schrumpeln oder faulen die Kopfstecklinge bei der simplen Methode "Abschneiden-und-in-Wasserglas-stecken" auch schon mal weg, ohne Wurzeln zu bekommen. Der Vorteil des Abmoosens dürfte in der höheren Ausbeute liegen, insbesondere bei "schwierigen" Arten.
Philipp H. Posted October 25, 2015 Posted October 25, 2015 Hi, ich habe vor längerer Zeit mit o.g. Methode eine N. inermis-Rebe erfolgreich bewurzelt. Bekannterweise ist eine "normale" Stecklingsvermehrung bei dieser Art sehr , sehr schwierig. Aber es hat bestimmt fast ein 3/4 Jahr gedauert, Geduld muss man haben. lg Philipp 1
MadMantis Posted October 26, 2015 Author Posted October 26, 2015 Nabend, vielen Dank für die Antworten und danke für die ausführliche Anleitung jusch.Das Zauberwort scheint hier wohl wirklich wieder, wie so oft bei Nepenthes, Geduld zu sein. Dann werde ich meine Geduld mal auf die Probe stellen und einen Versuch wagen, scheint ja recht simpel zu sein. Hoffe nur das es bei mir nicht auch ein 3/4 Jahr dauert Schöne Grüße, Andy
partisanengärtner Posted October 26, 2015 Posted October 26, 2015 Unter Umständen ist ein kleines Hölzchen in den Schnitt geklemmt hilfreich. Kann sonst sein, dass die Wunde nur verheilt. Auch nur ein Dünnes Scheibchen als Verwundung wegschneiden(mit nachfolgender Kallusbildung) kann bei besonders leicht abbrechenden Pflanzen ein Möglichkeit sein. Diese Wurzeln umso leichter wenn noch ein Teil des Stiel davor höher liegt. (vorsichtig runterbiegen) Das hat was mit der Hormonverteilung in der Pflanze zu tun. Der höchste Punkt erzeugt die meisten Wachstumshormone für einen Haupttrieb, die dann schlafende Augen zum Austreiben bringen. Das sich bildende undiffernzierte Kallusgewebe an der Wunde (oder Schnitt) neigt dann noch eher zu Wurzelbildung.
DerHummel Posted October 26, 2015 Posted October 26, 2015 Diese Wurzeln umso leichter wenn noch ein Teil des Stiel davor höher liegt. (vorsichtig runterbiegen) Das hat was mit der Hormonverteilung in der Pflanze zu tun. Der höchste Punkt erzeugt die meisten Wachstumshormone für einen Haupttrieb, die dann schlafende Augen zum Austreiben bringen. Das sich bildende undiffernzierte Kallusgewebe an der Wunde (oder Schnitt) neigt dann noch eher zu Wurzelbildung. Danke für die Erklärung! Das erklärt so einige Wuchsformen in meinen Garten nach einem Sturm. Das für Nepenthes dasselbe gilt wird durch den von Andreas Wistuba, in einen anderen Thread, erwähnten Trick deutlich : Wenn man eine Nepenthes aufgehängt hat und die Spitze des Triebs unter die Höhe des Korbs biegt, kann man damit das Austreiben von unteren Augen erzwingen. Das funktioniert recht gut und ist ein uralter Trick unter Nepenthes-Haltern.
DanielR Posted September 5, 2023 Posted September 5, 2023 (edited) Hallo alle zusammen. Der Thread hier ist zwar schon was älter und ich bin mir auch nicht sicher, ob mein Beitrag "so viel" Mehrwert bringt, aber da ich selbst im Mai bei meiner Truncata eine Abmoosung gestartet hatte und dazu auch ein paar Bilder gemacht habe, wollte ich trotzdem mal meine Erfahrung dazu teilen und dafür nicht extra einen neuen Thread auf machen. Grund für die Abmoosung war, dass der Hauptrieb mir mittlerweile einfach zu lang und zu kopflastig geworden war. Eigentlich war der Plan ursprünglich, einfach ein Kopfsteckling zu schneiden .. auf die Idee der Abmoosung bin ich dann durch Heron's Bonsai gekommen Neugier war geweckt und dann musste das einfach ausprobiert werden. Von dem Schnitt selber hab ich leider verpatzt ein Bild zu machen, aber das Bild hier stammt aus Ende Mai. Um den Moosballen platzieren zu können, musste ich in dem Bereich ein paar Blätter entfernen. Das war die Pflanze kurz vor dem Schnitt. Wie man sehen kann, gibt's mittlerweile schon einen Basaltrieb (aktuell sogar ein Zweiten). Um den Moosballen einzupacken, habe ich ganz einfach einen Gefrierbeutel aufgeschnitten, unten dann mit einem Gummi zugeknotet und oben mit einem Draht zugebunden. Wie man hier außerdem sehen kann, hab ich natürlich das Datum des Beginns der Abmoosung notiert. Geschnitten wurde der Steckling Heute, also den 5. Sep. 23. So sah das ganze dann aus, als ich das Moos weitestgehend entfernt habe. Zu sehr wollte ich an dem Moos auch nicht dran rum zupfen um die Wurzeln niht zu beschädigen, daher sieht man hier leider relativ wenig an Wurzeln. Was man aber auf den beiden Bildern erkennen kann, habe ich den Schnitt unterhalb des Blattansatzes gesetzt. Da der Stamm knappe 3 cm dick ist, sich echt schwer biegen ließ/lässt und sich obendrein auch recht bescheiden einschneiden ließ, hatte ich hier einen kleinen Keil rausgeschnitten, damit der Stamm nicht wieder zusammen wuchs und ich das Bewurzelungspulver auf die Schnittstelle bekam. Der Einschnitt selbst hatte etwa eine Tiefe von ca 1/4 bis 1/3 des Stammdurchmessers - also nicht all zu tief. Die Schnittstellen der abgeschnittenen Blätter hatte ich mit Holzkohlepulver bepinselt - Ich hab mir eingebildet, dass ich dadurch einer potenziellen Infektion durch bspw. Pilze entgegen wirke, da sich die Schnittstellen ja auch im feuchten Moos befanden. Auf den letzten Bildern kann man jetzt auch mal endlich tatsächlich ein paar Wurzeln sehen, diese sind etwa 2 - 5cm lang. Sind zwar nicht viele und keine langen, aber sie sind da. Nach dem Beginn der Abmoosung hatte ich etwa alle 4 Wochen mal einen vorsichtigen Blick ins Moos gewagt - die ersten Wurzeln hatte ich bereits nach etwa 8 Wochen gesehen. Ende Juli dachte ich eigentlich, dass ich bis Anfang September, also zum Zeitpunkt dieses Beitrags, mit deutlich mehr Wurzeln rechnen hätte können. Ich vermute aber mal, da der Kopftrieb immernoch über die Hauptwurzeln aus dem Topf versorgt wurde, dass dadurch die Pflanze nicht wirklich bestrebt war, an der Schnittstelle großartig neue und starke Wurzeln zu bilden (so vermute ich jetzt mal). Wie man auf dem letzten Bild noch sehen kann, hab ich den Steckling bis kurz vor dem Wurzelansatz eingekürzt und auf diese Schnittstelle nochmal Bewurzelungspulver getupft. Verwendet hab ich hier ein Pulver mit Indol-3-buttersäure 0,1%ig .. Ich kann nicht sagen, ob die Verwendung tatsächlich großartig zur Wurzelbildung beigetragen hat, ich finde die Menge jedenfalls sehr homeopathisch. Vermutlich hilft das dem Gewissen mehr als der Pflanze. Das ganze Prozedere hat jetzt also gute 4 Monate gedauert, das kann aber natürlich von Art zu Art variieren. Außerdem spielen die Kulturbedingungen ja auch immer eine Rolle. Meine Truncata steht ja über die Sommermonate immer draußen und teilweise auch in der prallen Sonne. Peter Chan von Heron's Bonsai meinte mal, dass es für eine erfolgreiche Abmoosung von Vorteil ist, wenn der Moosballen feucht und richtig warm bleibt - ich schleiße also nicht aus, dass das Wetter auch einen Einfluss auf die Wurzelbildung hatte, da es ja durchaus recht warm draußen war (also bei mir hier zumindest). Joa, ich denke es ist bis hierhin alles gesagt. Ich freue mich jedenfalls darüber, wenn ich hier dem Einen oder Anderen doch einen gewissen Mehrwert bieten konnte und wenn nicht, ist das auch ok. So jedenfalls kann eine Abmoosung bei Nepenthes aussehen, muss aber nicht. Grüße Daniel Edited September 5, 2023 by DanielR 9 4
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