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Ein paar nicht ganz alltägliche Pings


Christian Voss

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

 

nach einigen fotografischen Ausritten in die südostasiatischen Gefilde, möchte ich heute mal wieder ein paar Salate vom amerikanischen Kontinent zeigen. - Ein paar Salate, die man nicht allzuoft sieht und daher hoffe ich auch dem ein- oder anderen "Kostverächter" diese schöne Gattung damit etwas näher bringen zu können.

(OK, ich weiß manche sind resistent; @Wolfgang: Hol' schonmal das Salatbesteck raus, vielleicht bekommst Du ja wenigstens Hunger... :stuff: )

 

Beginnen will ich mit einer Hybride von Kamil Pasek (BCP), die sich Pinguicula 'Crystal' nennt. Was genau er da gekreuzt hat, weiß ich leider nicht. Der CPPhotoviewer (bzw. Bob Z.) gibt immaculata x agnata? an, scheint also auch keine definitive Antwort zu kennen. Ich hätte nachdem ich die erste Blüte gesehen hab' evtl. auf die Beteiligung von P. gracilis getippt, aber das ist reine Spekulation.

Characteristisch sind die namensgebende strahlend weiße Blüte, das haarige Pflanzenzentrum und die ins Rötliche gehenden lanzettlichen Blätter.

 

p_crystal_pfl1prnf.jpg

 

p_crystal_blxqq49.jpg

 

Die nächste Pflanze, die ich zeigen möchte ist Pinguicula sp. Sierra Mazatecas.

Eine Besonderheit dieser Pflanze ist der sehr dicke Blütenstiel und der characteristische 'Knick', den die neuen Blätter aufweisen.

Sie blüht aus der Winterrosette, die aus sehr dichten nicht karnivoren Blättern besteht.

 

p_spmazatecas_pflbyouo.jpg

 

p_spmazatecas_detyxobl.jpg

 

Bei zwei Vertretern der Pinguicula, die sich in eine Art unterirdische 'Zwiebel' zurückziehen, hab' ich im Augenblick unterschiedliche Stadien vorliegen.

Während Pinguicula acuminata noch kräftiges Wachstum zeigt, mehr als drei bis fünf der großen flachen Blätter produziert die Pflanze pro Saison kaum, hat sich Pinguicula macrophylla bereits unter die Erde verabschiedet. Man kann allerdings noch ganz gut erkennen, wie groß die Sommerblätter hier waren.

Gut unterscheiden kann man die beiden Arten an der Farbe. Während P. acuminata Blätter in einem Rot/Braunton produziert, bleibt P. macrophylla fast komplett grün. Bei den Blüten ist das dann wieder genau andersherum: P. macrophylla hat hell-violette Blüten und die Blüten von P. acuminata sind rein weiß.

 

p_acuminatalyqfa.jpg

 

p_macrophyllarrqpo.jpg

 

Kommen wir nun zu einer Verwechslung bzw. Fehlbestimmung.

Vor einigen Jahren bin ich zu einer Pflanze namens Pinguicula mesophytica gekommen. Ohne mich weiter der Bestimmung zu widmen, habe ich sie einge Jahre unter der Bezeichnung kultiviert und letztes Jahr Bilder der Pflanze im CPUK-Forum gezeigt. Dort wurde ich darauf hingewiesen, dass es sich bei dieser Pflanze nicht um P. mesophytica handelt, sonder um eine Pinguicula moranensis - Variante aus Vera-Paz, Guatemala.

 

Eric P. (pinguicula.org) konnte den Sachverhalt dann so erklären, dass er Samen dieser Pflanze damals aus Guatemala erhalten hatte und sie zur Vermehrung und Verbreitung in eine cp-nursery (verflucht, was ist denn ein gutes deutsches Wort dafür???) gegeben hatte. Leider stellten sie sich dann nach erfolgter Keimung und Blüte als falsch bestimmt heraus, waren aber schon "unters Volk gebracht".

Daher dürften viele, wenn nicht sogar die meisten momentan in Kultur befindlichen P. mesophytica in Wirklichkeit P. moranensis {Vera Paz, Guatemala} sein.

 

Die echte P. mesophytica ist inzwischen auch in Kultur angekommen, allerdings noch nicht allzuweit verbreitet. Ich besitze die Form aus El Salvador und soweit mir bekannt, ist eine weitere Form aus Honduras in Kultur.

 

Hier zunächst die "falsche" und dann die echte P. mesophytica.

 

p_moranensis_verapaz3zpq5.jpg

 

p_mesophytica_topfovosv.jpg

 

p_mesophytica_detnyoyj.jpg

 

Wo wir gerade bei Pinguicula moranensis sind, (... genialer Übergang... ;) ) hier mal zwei Bilder meiner Lieblings-Moranensis-Standortvariante.

Es handelt sich um die Form aus der Nähe von Santa Maria Yucuhiti im Bundesstaat Oaxaka in Mexiko.

Sie zeichnet sich durch einen metallisch-rötlichen Glanz der Blätter aus, den ich so noch bei keiner anderen Variante von P. moranensis gesehen habe.

Wie für P. moranensis üblich, ist die Pflanze was Kulturansprüche angeht absolut unkompliziert und lässt sich problemlos vermehren.

 

p_moranensis_yucuhitirsq13.jpg

 

p_moranensis_yucuhitirbrjm.jpg

 

Die nächste, in Kultur eher selten zu findende Art, ist Pinguicula conzattii.

Um ehrlich zu sein, bin ich mir mit der Kultur noch nicht ganz sicher. Die Pflanzen wachsen zwar ganz ordentlich, bilden auch immer brav ihre Winterrosetten und lassen sich darüber auch ganz zufriedenstellend vermehren, bleiben aber im Ganzen noch sehr klein.

Auch finden die Sommer-/Winterrosettenwechsel bei mir eher zufällig, auch mitten in der Saison statt.

Die Bilder, die ich vom Naturstandort gesehen habe, zeigen deutlich größere Pflanzen, die aber auch deutlich weniger ausgefärbt sind.

Mal sehen, wie die sich in der Zukunft entwickeln werden...

 

p_conzattii_iio4qrx.jpg

 

p_conzattii_i4vo0q.jpg

 

Bleiben wir bei den kleinen und eigenwilligen Pflanzen und widmen uns Pinguicula immaculata.

Hier macht wirklich jede was sie will. Von den gut zehn Pflanzen im Topf ist ein viertel in Sommer-, ein viertel in Winterrosette, ein viertel zieht gerade ein und ein viertel treibt gerade aus. Mir egal, sollen sie...

P. immaculata gehört mit ca. zwei Zentimeter Durchmesser zu den kleinsten Vertretern der Gattung und blüht weiß aus der Winterrosette.

Ein weiteres besonderes Merkmal ist die dichte Behaarung dieser Winterrosette, die wie ein winziges Wollknäuel aussieht.

 

p_immaculata_topfg0red.jpg

 

p_immaculata_pflkdqzu.jpg

 

p_immaculata_winterxsq57.jpg

 

Eine Pflanze aus dem Komplex der tropisch homophylen Arten (bildet nur eine Blattform, Kultur ganzjährig feucht) ist Pinguicula emarginata.

Warum ich die mit reingenommen hab', ist mir gerade nicht mehr ganz klar, ist sie doch nicht ganz so selten in Kultur.

Nichtsdestotrotz ist P. emarginata eine sehr schöne Pflanze, die insbesondere durch Ihre besonders geformten und fein geäderten Blüten zu beeindrucken weiß.

Diese Blüten erscheinen nahezu das ganze Jahr über - auch schon mal mit drei Blütenstängeln aus einer Pflanze gleichzeitig.

Der Umstand macht sie natürlich zu einer immer wieder interessanten Wahl bei meinen Kreuzungen...

 

Die hier gezeigte Form ist die 'all green' Variante mit rein grünen Blättern, die für die Art relativ groß wird. Die Blüten weisen jedoch Farbe auf, im Gegensatz zu der rein weiß blühenden Variante.

 

p_emarginata_allgreenxcovf.jpg

 

p_emarginata_allgreenfsond.jpg

 

p_emarginata_allgreenowr48.jpg

 

Die letze Pflanze für heute ist meine inzwischen recht große Pinguicula kondoi und ihr Nachwuchs.

Charakteristisch ist die symmetrische Anordung der löffelförmigen Blätter, die auch nur an den Blattenden mit Drüsen bestückt sind, und die unter den Pinguicula enzigartige violett-geäderte Blüte.

Soweit ich weiß, ist man sich mittlerweile einig, dass alle Pflanzen in Kultur zu P. kondoi gehören und P. reticulata synonym dafür verwendet wurde.

 

Meine Pflanze ist einige Jahre vor sich hingewachsen, ohne an Größe zuzulegen und leider auch ohne zu blühen :sad: . Im letzten Jahr bin ich dann auf ein anderes Substrat umgestiegen und seither hat sich der Durchmesser verdoppelt und sie blüht regelmäßig.

Auch konnte ich im Frühjahr einige Stecklinge von P. kondoi ansetzen, die inzwischen fröhlich vor sich hinwachsen.

 

p_kondoixfoi4.jpg

 

p_kondoi_smlplqtb.jpg

 

Sooo, das war's.

Ich hoffe, ich konnte ein paar Informationen rüberbringen und bei dem ein- oder anderen vielleicht das Interesse für diese abwechslungsreiche Gattung wecken (oder wenn das nicht, dann wenigstens den Appetit ;) ).

 

Schönes Wochenende und

viele Grüße,

Christian

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Ja,

und wie das Interesse gewckt wurde. Vielleicht sollt ichs mal probieren, aber sonst sind mir alle eingegangen. :ak:

Aber echt tolle Pflanzen. :-)

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Sonja Schweitzer

Sehr schön,Christian.

Vor allem gefällt mir die Belichtung der Bilder sehr gut. Sieht sehr natürlich aus :yes:

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Hallo Christian, das sind zweifelsfrei sehr schöne bis grandiose Bilder denn für mich war und ist die Beschäftigung mit Pings noch nie eine Weltanschauungsfrage gewesen...

 

Ich frage mich nur, wie Du die P.immaculata kultivierst (wässerst), dass Du gleichzeitig die unterschiedlichen Wachstumsphasen in einem Topf vereinigen kannst? Ich hab meine mexikanischen Pings jetzt versucht etwas nach Arten mit und ohne Winter-Zwiebel/Knolle zu sortieren, damit ich keine mehr durch Fäulnis verliere.

 

By the way: Meine P. colimensis bildet ausgerechnet jetzt beim Einziehen der Mutterpflanze endlich mal Jungpflänzchen/Austriebe an den Basen der absterbenden Sommerblätter. Wie soll man die nun über den Winter bringen?

 

viele Grüße

Feldi

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Spielmannsfluch89

Sehr sehr schön, vielen Dank!


@ Feldi, meine colimensis lässt sich gut über steckies vermehren. Würde einfach wert drauf legen die Eltern zu überwintern. Steckies wachsen recht gut und zügig.

Ja, immaculata sind bei mir auch Miststücke.... Wie kriegt man sie dazu dass sie sich denn richtig fügen.... Ist ja nicht sinn der Natur so....

Was mir bei der Beschreibung der conzattii sofort auffiel als du sagtest, am Naturstandort sind sie größer udn weniger gefärbt.... Wie ist der Winter bzw die Ruhezeit dort? Meine Jungpflanzen (allgemein) wachsen größer und schneller heran wenn sie durchkultiviert werden bei ordentlichem Licht. Bei sehr vielen Arten merke ich jedoch trotz langer beleuchtung und sehr geringem Abstand, damals 2x 14 Watt T5 mit vielleicht 5cm Abstand, dass die Pflanzen neben der größe, auch Farbunterschiede aufweißen. Nämlich sind die durchkultivierten Pflanzen blasser und "reifen" auch nicht nach im Sommer. Erst die Winterruhe im darauffolgenden Jahr bringt ihnen wieder kompackteren Wuchs und mehr Farbe!
Vielleicht mal eine Pflanze unter gut Kunstlicht Durchkultivieren?

 

 

LG
 

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Wie gewohnt erstklassige Bilder von sehr schönen Pflanzen...doch ich mus gestehen, Pings sind nicht unbedingt mein Fall...zum Glück:-) Irgendwann bepflanze auch ich mir eine Mexiko Schale, doch die ist wohl das Letzte auf meiner Wunschliste. Schade eigentlich, doch ich bin halt Nepenthes- und Moorbeetfan...

Liebe Grüße, Ralf

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Hallo zusammen,

und danke für die netten Worte.
Bei manchen der Pflanzen bin ich auch noch am ausprobieren, was da am Besten funktioniert.
Viele davon kommen von Kamil Pasek (BCP), was den enormen Vorteil bietet, dass man da im Regelfall so um die fünf bis zehn Exemplare pro Art bekommt und damit dann ein wenig experimentieren kann.
Nach dem ersten Winter (oder noch währenddessen) kann man dann eigentlich immer ganz gut erkennen, was passt und was nicht und die Bedinungen dann entsprechend anpassen.
 

Vor allem gefällt mir die Belichtung der Bilder sehr gut. Sieht sehr natürlich aus :yes:

 
... ja, so soll es sein, und das, wo's durchweg künstlich ist.
Für's Foto beleuchtet werden die Pflanzen von einem 70W ND-Strahler, der direkt darüber an der Decke hängt.
Platziert sind sie auf meinem "Fototisch" auf schwarzem Stoff vor einer schwarzen Euroschale.
 

Ich frage mich nur, wie Du die P.immaculata kultivierst (wässerst), dass Du gleichzeitig die unterschiedlichen Wachstumsphasen in einem Topf vereinigen kannst?
 
By the way: Meine P. colimensis bildet ausgerechnet jetzt beim Einziehen der Mutterpflanze endlich mal Jungpflänzchen/Austriebe an den Basen der absterbenden Sommerblätter. Wie soll man die nun über den Winter bringen?


Nicht ganz einfach.
Anfangs hatte ich sie zu trocken gehalten, was den ausgetriebenen gar nicht gefiel.
Inzwischen bin ich dazu übergegangen die Töpfe den ganzen Winter über leicht feucht zu halten.
Mach' ich übrigens mittlerweile bei den meisten meiner Pflanzen so, mal abgesehen von denen, die sich so richtig im Boden verbuddeln.
 
Beim Thema P. colimensis würde ich Benjamin voll und ganz zustimmen.
Hauptsache ist erstmal, dass die großen durchkommen und gerade P. colimensis mag's bei mir dann eher nicht so feucht.
Wenn Du die kleinen aber abtrennen kannst, würde ich die feucht durchkultivieren
 

Wie ist der Winter bzw die Ruhezeit dort?
 
Vielleicht mal eine Pflanze unter gut Kunstlicht Durchkultivieren?

 
Der Winter ist eigentlich ein Standard-Mexiko-Winter, also nicht allzu kalt aber trocken. Die würde also genau in's Schema passen.
 
Was aber tun, wenn die Pflanze im Sommer warm und feucht steht und plötzlich eine Winterrosette bildet? ... und dann, kurz bevor die anderen anfangen ihre zu bilden und die Schalen immer trockener werden, plötzlich anfängt auszutreiben?
Ich denke, dass sich solche Ausreißer dann auch einfach mal über die Jahre anpassen müssen. Wenn ich jetzt noch anfange, Mexikaner im Sommer gesondert trocken zu stellen, dann wird's doch etwas viel...
 
Allerdings steht das Durchkultivieren-Projekt tatsächlich an. Ich hab' einen P. conzattii-Topf vor Kurzem zu den frisch ausgesäten Pflanzen gestellt.
Die werden sowieso den ersten Winter über komplett feucht durchkultiviert.
 

...doch ich mus gestehen, Pings sind nicht unbedingt mein Fall...zum Glück


Dazu von mir nur ein: Noch nicht! ;)

 

Viele Grüße,

Christian

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Hallo Christian,

tolle Pflanzen, tolle Bilder.

Ich glaub bei mir wird naechstes Jahr auch die ein oder andere Ping dazukomen.

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Hallo,

Wirklich eindrucksvolle Bilder zeigst du da Christian. Hier sieht man ja regelmäßig schöne Fotos von den verschiedenen Salaten aber das ist jetzt mal was ganz anderes. Die Texte dazu sind auch wirklich interessant, vielen Dank fürs teilen. :)

Viele Grüße,

Jonathan

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