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Salat am Mount Bartle Frere, Queensland


Andreas Fleischmann

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Andreas Fleischmann

Hallo,

 

Hier einige Bilder, die nach der ICPS-Konferenz im Juli 2014 entstanden sind - vielleicht sind diese Informationen vom Naturstandort ja einigen eine kleine Hilfe zur Kultur dieser Art.

 

Drosera schizandra ist eine wirkliche Regenwaldart, denn diese Drosera kommt in Queensland am Mount Bartle Frare (und nur dort, die Art ist endemisch für diesen Berg, es gibt auch nur eine Handvoll Populationen in freier Wildbahn, sie gehört damit zu den gefährdeten Drosera-Arten) in gemäßigtem (und ganzjährig etwa klimatisch gleichbleibendem), immergrünen Regenwald vor. Obwohl der Norden Queenslands tropisch ist, ist es dort relativ kühl, wir hatten am Tag ca. 20°C, und früh morgens hatte es am Standort von D. schizandra lediglich 6°C!

 

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Habitat von D. schizandra am Mount Bartle Frere.

 

Der Standort erinnert eher an ein typisches Nepenthes-Habitat im Bergwald Südostasiens, mit typischer Bergregenwald-Vegetation und Fauna (inklusive der terrestrischen Blutegel ;)). Drosera schizandra ist in aller Hinsicht ein „untypischer“ Sonnentau, was den Lebensraum betrifft: die Pflanzen wachsen in der Regel recht schattig, meist am Waldboden, wo sie lediglich Streulicht abbekommen. Zudem ist der Boden nicht einmal – wie für Drosera typisch- sehr nährstoffarm, die Pflanzen wachsen in rotem, lehmigem Regenwaldboden (über Granit), oftmals in der Laubstreu, meist mit recht hohem Anteil von organischem Material. Drosera schizandra wächst auch nicht besonders sumpfig, oder an sickerfeuchten Stellen, wie man das vielleicht von Drosera erwarten würde (und wie das die Schwestern D. adelae und D. prolifera tun). Der Boden ist nur leicht feucht – wenn es regnet (und das tut es dort fast täglich), erhalten die Pflanzen die nötige Feuchtigkeit. Eben vom Habitat her in aller Hinsicht eher Nepenthes denn Drosera...

 

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Suchbild: D. schizandra zwischen Regenwaldvegetation.

 

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Drosera schizandra zwischen Laubstreu

 

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Am Waldboden sind die Pflanzen grasgrün (die Ausfärbung die wir aus Kultur kennen ist meist viel besser!), dafür können einige Exemplare eine beachtliche Größe erreichen.

 

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Durch den häufigen Regen haben die meisten Pflanzen auch kaum Klebetropfen, bei den schattig wachsenden Exemplaren habe ich zudem kaum gefangene Beute beobachten können (laut Greg Burke wird die meiste Beute sowieso recht schnell von Ameisen gestohlen). Ich denke aber nicht, dass diese Art Beutefang überhaupt nötig hat, denn der Boden ist wirklich nährstoffreich genug.

 

Wirklich dichte Bestände bildet D. schizandra vor allem an senkrechten Hängen, wo die Pflanzen auch nicht so stark vom Falllaub eingeregnet werden. Hier erinnern mich die Pflanzen auch gar nicht an eine Drosera, sie sehen eher wie eine tropische Gesneriaceae aus (oder vielleicht entfernt wie Pinguicula an einer Felswand). „Salat“ trifft es wohl auch.

 

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An einigen lichteren Stellen im Wald bekommen die Pflanzen etwas mehr Sonnenlicht ab, und sind dann auch etwas stärker ausgefärbt.

 

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Diese Exemplare standen zudem etwas geschützt im Regenschatten eines größeren Baumes, daher haben sie mehr Klebetropfen.

 

 

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Die Beute bei diesen etwas klebrigeren Exemplaren bestand aus recht wenigen Trauermücken und Pilzmücken, daneben habe ich auch noch einzelne größere Schnaken auf den Blättern klebend gefunden (also allesamt Nematocera, recht „schwache“ Mücken, die auch bei anderen Drosera-Arten häufig zur Beute werden und sich nicht leicht befreien können). Im Netz gibt es von dieser Exkursion auch noch Fotos mit einer größeren Langfühlerschrecken-Larve, die auf einem Blatt von D. schizandra klebt. Das war aber keine natürlich Beute, die hat jemand für ein Foto dort draufgesetzt, und ich habe später beobachten können, wie sie sich wieder vom Blatt befreien konnte. Allgemein ist D. schizandra keine wirklich effektive Karnivore mehr – aber ich denke, in diesem Habitat sind Klebefallen zum einen evolutiv höchst unpraktisch, und zum zweiten wohl auch nicht nötig. Greg Bourke hat dazu vor ein paar Jahren in der Zeitschrift „Carniflora Australis“ auch einen sehr interessanten Artikel geschrieben.

 

Schöne Grüße,

 

Andreas

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Hallo Andreas,

das ist ein sehr interessanter Beitrag!! Der pH-Wert des Waldbodens würde mich interessieren. Wurde der gemessen? Du schreibst, der Boden sei lehmig und drunter sei Granit!? Habt Ihr vielleicht die Dicke der Lehmschicht nachgemessen? Ist diese eher dünn oder relativ dick? Ist der Granit darunter bröckelig oder ist es großflächiger Fels?

Dann kann man vielleicht das optimale Kultursubstrat daraus ableiten und ggfs. modifizieren. Ich mache gerade div. Tests mit verschiedenen Substraten im Zusammenspiel mit verschiedenen Feuchtigkeitsgraden...

Beste Grüße

Tobias

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Danke für den instruktiven Beitrag. Ich wünschte ebenfalls ich hätte mal den ultimativen Tipp für die Kultur.. bei mir wachsen sie seit 3 Jahren nur noch rückwärts...

 

Grüssle

Feldi

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Drosera schizandra unter Hochlandbedingungen, sieh her :D

Bearbeitet von Berni Toller
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Andreas Fleischmann

Hallo Tobias,

 

Der Waldboden an den Stellen, an denen Dosera schizandra wuchs, war recht flachgründig, darunter entweder blanker Granitfels (an den Hängen) oder tropisch verwitterter Untergrund. Ph-Wer habe ich nicht messen müssen, das haben die Kollegen vom Tropical Herbarium schon gemacht - er ist neutral.

 

Zur Kultur: unter meinen Kulturbedingungen habe ich bemerkt, dass diese Art wohl nicht gut mit hohen Sommertemperaturen zurecht kommt, dann leiden die Pflanzen im Gewächshaus stark - im Terrarium am kühlen Nordfenster im Haus wächst sie dagegen ganzjährig gut (im Winter auch ohne jegliches Zusatzlicht). Oder wie John Brittnacher von der ICPS es mal passend ausgedrückt hat: "if you want to keep that species for long, keep it cool".

 

Andreas

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im Terrarium am kühlen Nordfenster im Haus wächst sie dagegen ganzjährig gut (im Winter auch ohne jegliches Zusatzlicht)

Dann machst Du es wie ich! Meine große Pflanze hab ich auch ganzjährig an einem Nordfenster ohne jegliche Beleuchtung, ebenso wie D. x Andromeda No.7

Ich habe mehrere Jungpflanzen von beiden Arten im Keller unter schwacher Beleuchtung und sie sind sehr kräftig. Wachsen aber sehr langsam, aber ich habs nicht eilig.

pH7 ?? Das hätt ich nicht gedacht! Cephalotus geht doch auch in diese Richtung am Naturstandort? Oder irre ich mich da?

Hast Du es schon ohne Terra versucht??

Bearbeitet von Tobias Kulig
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Hallo. Hab da mal ne Frage zu der Kultur von D.schizandra.

Sie ist allgemein an alle erfolgreichen schizandra Halter gerichtet.

Wie habt ihr den Schimmel in Griff, ich habe mich diesbezüglich noch nie an die schizandra gewagt. Meine D.adelae und meine D.prolifera halte ich in einem kleinen Terra mit mäßiger Beleuchtung und da hab ich zu tun damit sich da einmal kein Schimmel bildet und andererseits die LF nicht zu gering wird. Da die D.schizandra ja noch etwas lichtscheuer sein soll frag ich mich wie ihr das hinbekommt. Gerade bei der Kultur an einem Nordfenster ohne Zusatzbeleuchtung. Das erscheint mir fast unmöglich.

Ich würde mich über ein paar Tipps diesbezüglich sehr freuen. Sorry das ich mit meiner Frage in den Thread reingeplatzt bin, aber da es gerade um die Kultur ging, denke ich sind hier bestimmt die meisten Experten für D.schizandra zugange.

Beste Grüße, Niels.

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@ Tobias: Naja, um die 20°C (tags drei Grad mehr, nachts drei Grad weniger). Wahrscheinlich setze ich meine letzte Pflanze jetzt auch mal ans Nordfenster. Schlimmer kanns nicht werden...

 

Danke für die Hinweise, mir war nicht klar, wie kühl die wirklich gehalten werden kann/sollte...

 

Grüssle

Feldi

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Feldi, 20Grad als maximum ist durchaus vertretbar. Bei mir am Nordfenster haben sie ja auch Zimmertemperatur. Kannst Du was zum Substrat sagen? Auch wenn sie zu feucht steht, ist das nicht der Renner!!

Mein Substrat hat z.B. keinerlei Sphagnum, weder totes noch lebendes. Mein bestes Substrat ist grober Torf mit Sand, etwa 1:1, locker abgeklopft. Bewässert wird alle 2 Wochen: 1 Std. komplett durchweichen und wieder raus und abtropfen lassen, fedisch.....

Gruß

Tobias

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Stimmt Tobias, ich hab früher mal wirklich sehr gute Erfolge mit der Art auf reinem toten Sphagnum (aber nur feucht u. locker geschichtet, keine Staunässe) im Kugelglas gehabt, aktuell im Terra funktioniert es aber nicht mehr. Da ist es feuhter. Aller paar Wochen faulen die Blätter braun weg. Ich probier mal Deine trockenere und körnige Mischung und eben im separaten Gefäß. In der Küche am Nordfenster bleibt es bei uns bei dieser Jahreszeit um die 17°C max, das müsste ja auch passen. Im Versagensfalle wende ich mich im Frühjahr vertrauensvoll an Dich zwecks Nachbesatz ;-).

 

beste Grüße

Feldi

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Christian Dietz

Hallo Andreas,

 

danke für den interessanten Beitrag! Meine Pflanzen wachsen nun auch seit einigen Jahren mir im kalten Keller (im Winter bis etwa 10°C runter, im Sommer max. 25°C) unter dauerhaftem Kunstlicht. Ich hatte mit dieser Art im Gewächshaus auch nie Glück, seitdem ich sie recht kalt halte ist das mehr oder weniger ein Selbstläufer. Ich dachte mir schon, dass es auf diesem Berg nicht so ganz warm sein kann, immerhin ist er etwas über 1400 Meter hoch. Was mich interessieren würde ist, in welcher Höhe die Pflanzen dort vorkommen.

 

Gruß,

Christian

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Hallo Christian,

 

ich glaube sogar der ist knapp über 1.600 Meter hoch.

Ich hatte ja auch die Freude dabei zu sein, die Pflanzen wachsen aber schon deutlich tiefer, wenn ich mich richtig erinnere in Richtung 1.000 Meter.

Die Pflanzen wachsen dort in einer Lehmboden, zu dieser Zeit recht trocken!

Man sollte jedoch vergessen, dadurch irgendwelche Rückschlüsse auf die möglichen Kulturmedien zu schließen.

Das geht immer schief.

 

Grüße

 

Thomas

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Hallo zusammen,

 

erst mal vielen Dank an Andreas für diesen informativen Beitrag.

 

Ich seh das wie Thomas, das Substrat ist D. schizandra ziemlich egal (bei meinen zumindest) solange es recht locker und nicht zu nass ist. Bei mir wachsen die in Torf, Torf/Sand-Gemisch, toten und lebenden Sphagnum oder Utricularia-Polstern. Ich habe diese Art mittlerweile an den verschiedensten Stellen stehen und muss sagen momentan wächsen sie an den dunkleren Wannenrändern meiner Knollendrosera am besten. Also bei Temperaturen zwischen 10 und 18°.  An Stellen mit ähnlicher Beleuchtung aber dauerhaften Temperaturen um die 20°, wo ihre Schwestern prima gedeien, wachsen sie nur noch mäßig, vermehren sich zwar aber die Blätter werden auch sehr schnell braun.

 

Grüße Nicky

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  • 4 Jahre später...
Gast Amelia Chapman

Ich denke, sie wachsen, weil dort tatsächlich so feucht ist … Aber ich bin kein Experte für diese Art von Pflanzen. Vielleicht hat jemand eine genauere Antwort.
Ich spiele"" besonders mit weniger exotischen Pflanzen, experimentiere gerne, probiere Kreuze und probiere dann auch ganz gerne die Ergebnisse meiner Experimenten aus ? Meine Salate schmecken immer irgendwie... anders ? Ich füge oft eine Dressingsauce auf Joghurtbasis hinzu oder wenn der Geschmack bereits stark genug ist, bevorzuge ich etwas Feineres wie ein einfaches Öl, zB Kürbiskernöl. Hier sind verschiedene Rezepte auch fuer Salate https://pelzmann.com

Bearbeitet von Amelia Chapman
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