Können Klone an Altersschwäche absterben ?

[Kai Becker]

Hallo,

die meisten Lebewesen sterben ja irgendwann durch zunehmenden Zellverfall an Altersschwäche da die Regenerationsfähigkeit der Zellen mit zunehmendem Alter abnimmt, so wird eine Maus nur 2-3 Jahre oder eine Eiche schon mal 1400 Jahre. Da ja mittlerweile sehr viele Karnivoren als Kultivare nur noch vegetativ durch Teilung, Stecklinge und Gewebekultur vermehrt werden hab ich mich nun gefragt ob die irgendwann einfach alle gleichzeitig absterben da die ja das selbe Genetische Alter der Zellen haben ? Wenn dem so ist währe natürlich die nächste Frage wie alt die Einzelnen Arten  werden können, bei Dionaea kann man zb. von mindestens 66 Jahren ausgehen da es ja den Klon 1955 gibt.

Grüße

  Kai

[Andreas Wistuba]

Hallo Kai,

das ist eine interessante Frage. Krautige Pflanzen oder solche, die sich gut verjüngen können (also eigentlich alle Fleischfresser bis auf den leider ausgestorbenen fleischfressenden Baum Madagaskars) haben hier gegenüber Bäumen einen riesigen Vorteil. 

Bäume haben einen Schwachpunkt - den Stamm. Der Stamm wird nicht ersetzt und kann sich nicht verjüngen. Er ist innen tot, wird immer anfälliger für Infektionen und statisch immer instabiler. Daher haben Bäume eine Art Verfallsdatum.

Krautige Pflanzen verjüngen sich ständig und sind daher quasi unsterblich. Die Statistik sorgt aber eben doch dafür, dass früher oder später Ereignisse auftreten an denen eine Pflanze zugrunde geht. Natürlich ist es auch möglich, dass eine mutierte Zelle im Spitzen-Meristem für einen mutierten und ggf. degenerierten Spross sorgt, aber das Problem betrifft dann ja nur einen Spross und die anderen Triebe sind davon nicht betroffen. Natürlich gibt es auch Fälle, wie z.B. manche Zwergdrosera Arten, die immer länger werden und wahrscheinlich (Klebepflanzen sind nicht meine Baustelle) irgendwann vergreisen aber zumindest der vegetativen Vermehrung steht dann nichts im Wege. Auch ein paar einjährige Carnivoren sind ja bekannt - die sind von Natur aus natürlich kurzlebig.

Aber die große Masse würde als Klon sicher tausende von Jahren alt werden - gute Pflege vorausgesetzt.

Bei Mensch und Tier gibt es mit den Telomeren eine Art Uhr in der Zelle, zumindest habe ich das früher so an der Uni gelernt (k.A. ob das noch Stand des Wissens ist), bei Pflanzen wäre mir so etwas nicht bekannt.

Grüße

Andreas

 

Bearbeitet 16. April 2016 von Andreas Wistuba

[MadMantis]

Moin moin,

 

fachlich kann ich leider nix beitragen, aber hier wäre z.B. ein Link zu Wikipedia, über eine Kolonie von Zitterpalmen in den USA deren Gene wohl schon 80.000 Jahre alt sind:
Pando

Gibt noch ein paar mehr solcher Beispiele: Liste markanter und alter Baumexemplare

 

Selbst bei Bäumen scheint das Verfallsdatum also recht dehnbar zu sein  Wobei hier die einzelnen Bäume an sich natürlich auch irgendwann absterben. 

 

schöne Grüße,

 

Andy

 

Bearbeitet 16. April 2016 von MadMantis

[Kai Becker]

Hallo,

also die Telomere sind ja teile der Chromosomen die die DNA vor Kopierfehlern bei der Zellteilung schützt, mit jeder Zellteilung nehmen die etwas ab bis sie irgendwann an den Chromosomen aufgebraucht ist und das dann zum Zelltot durch Kopierfehler führt da die DNA beschädigt wird. Pflanzen haben ja auch Chromosomen also müssten da ja auch Telomere dran sein die die DNA bei der Zellteilung schützt wobei es interessant währe ob Krautige Pflanzen dazu in der Lage sind die Telomere wider zu verlängern wie zb. Süßwasserpolypen die ja unter guten Bedingungen quasi unsterblich sind. 1 Jährige Drosera müssen auch nicht unbedingt nur 1 Jahr leben, durch Jährliches umtopfen und entfernen von abgestorbenen Pflanzenteilen hab ich mal eine Drosera burmannii auf 3-4 Jahre gebracht wobei die alten Wurzeln abgestorben sind und die Pflanze sich über Seitenwurzeln versorgt hat, leider hat die dann mal der Frost geholt als ich nicht aufgepasst habe. Zwergdrosera lassen sich auch über Kopfstecklinge verjüngen wenn die gerade frische Seitenwurzeln aus dem Stamm treiben. Bei alten sterilen Drosera Hybriden wie Drosera xNagamotoi oder xLinthulata hab ich auch noch keine Alterserscheinungen feststellen können und die haben ja auch schon ein genetisches alter von mehreren Jahrzehnten.

Grüße

  Kai

[partisanengärtner]

Bei staudigen Pflanzen gibt es schon so etwas wie eine Vergreisung. Das ist nicht etwa eine art Uhr sonderen die Pflanzen fangen sich Viren Plasmodien und andere Mitbewohner ein. Die Abwehr der Pflanze wird natürlich durch massenhafte Vermehrung besonders anfällig für solche Effekte. Da haben natürlich die unterschiedlichen Schädlinge reichlich Zeit sich auf diesen speziellen Genotyp einzustellen.

 

Bei Kulturpflanzen sagt man zu diesem Effekt die Sorte baut ab. Da unsere Lieblinge nicht so Massenhaft vermehrt werden ist das nicht so schnell der Fall.

Bei vernünftiger Ausmerz-Selektion der nicht mehr wüchsigen Explare kann dieser "Verfall" einer Sorte gewöhnlich aufgehalten werden.

 

Aber wer schmeißt schon eine teuer gekaufte Pflanze weg nur weil sie etwas an Fitness verloren hat. Das evolutionäre Gleichgewicht zwischen "Krankheiten" und befallene Lebewesen bleibt ja nicht stehen. Die einzelligen Angreifer  sind ja deutlich schneller variabel als ihre Opfer.  Wenn also ein pflanzlicher Organismus durch unser Zutun lange Zeit gleich bleibt haben sich eben viele drauf einstellen können.

In der Natur werden solche Pflanzen von neueren Varianten verdrängt, die eben die neueste Softwäre haben. Selektion ist alles.