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Neue Drosera aus den Anden


Andreas Fleischmann

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Andreas Fleischmann

Liebe Drosera-Freunde,

 

Nun gibt es endlich auch eine Arbeit über die wohl am wenigsten bekannte Gruppe von Drosera: die Arten der Anden Südamerikas:

 

Gonella, P.M., Fleischmann, A., Rivadavia, F., Neill, D.A. & Sano, P.T. 2016. A revision of Drosera(Droseraceae) from the central and northern Andes, including a new species from the Cordillera del Cóndor (Peru and Ecuador). Plant Systematics and Evolution (im Druck, online first: http://rdcu.be/j2e6)[Anm.: die neue Drosera condor ist bisher noch nicht gültig publiziert, da das online-PDF keine Seitenzahlen hat; aber die Druckversion ist für September angekündigt]

 

Bei Drosera handelt es sich ja nicht gerade um Gebirgspflanzen, die Gattung ist eine mediterrane, und die meisten Arten kommen im Tiefland oder in mittleren Höhenstufen (1000-2000 m) vor. Ab 2000 m Höhe kommen nur noch ganz wenige Arten vor, die 2500 m-Marke wird eigentlich nur von D. hirticalyx, D. roraimae, D. cendeensis, D. peruensis, D. ultramafica, D. lunata, D. gracilis (= D. peltata 'alpine form') und D. rotundifolia geknackt, die 3000 m Seehöhe nur noch von Drosera cendeensis (3200 m; Höhnenrekord für Drosera). Die Anden sind daher auch kein wirklich interessantes Gebiet für Drosera (im Gegensatz zu Pinguicula, denn das sind echte Gebirgspflanzen, 4000 m schaffen P. alpina im Himalaya und P. calyptrata in den Anden leicht).


Es kommen in den Anden auch nur drei Drosera-Arten vor: Drosera cendeensis in Venezuela, D. peruensis und die neu beschriebene D. condor in Peru und Equador (an den südlichen Andenausläufern Argentiniens kommt dann D. uniflora vor, in den Yungas Boliviens D. montana). Wobei keine Drosera am Andenhauptkamm wachsen, sondern auf dem niedrigeren nördlichen Ausläufer (D. cendeensis) bzw. auf Vorbergen der zentralen Anden.


Die neue Drosera condor ist endemisch für einen solchen Vorberg, die Sierra del Cóndor. Diese flachen, tepuiartingen Vorberge aus Sandstein sind sehr interessant, die Vegetation hat nichts mit den Paramos der Anden zu tun, sondern gleicht der der Tepuis Venezuleas (nur ohne Helimaphora ;)).

 

Alle drei Drosera-Arten werden im  Artikel detailliert beschrieben, es gibt jeweils eine Zeichnung und die einzigen überhaupt verfügbaren Fotos dieser drei Drosera-Arten, sowie eine Verbreitungskarte.

 

D. condor ähnelt einer D. camporupestris (hat jedoch andere Stipeln und Behaarung), mit der sie zunächst auch verwechselt wurde. Sowohl die Drosera als auch die Sierra del Cóndor wurden nach dem Andenkondor benannt, der dort auch vorkommt. Mit dem majestätischen Vogel hat dieser Sonnentau allerdings wenig gemein - er sieht wenn schon eher aus wie eine gerupfte Version davon. Denn wie auch D. camporupestris sieht D. condor selbst in den wüchsigsten Exemplaren realtiv "dürftig" aus, mit stets nur 1-4 (meistens 2) aktiven Fangblättern.

 

D. peruensis sieht der nicht verwandten D. neocaledonica auf den ersten Blick verblüffend ähnlich, kleinere Exemplare könnte man bei oberflächlicher Betrachtung mit D. arenicola verwechseln (D. peruensis ist auch die einzige weißblühende Art der nördlichen Anden, die beiden anderen blühen rosa).

 

D. cendeensis ist eine recht merkwürdige Art, die zwei verschiedenen Blattformen ausbildet (ganz ähnlich wie die nicht verwandte D. stenopetala aus Neuseeland). Die flache "Winterrosette" während der (trotzdem feuchten) Trockenzeit sieht der von D. stenopetala auch zum Verwechseln ähnlich, zur Blütezeit bildet diese Art aber langgestielte aufrechte Blätter, die ein wenig an die von D. anglica erinnern.

 

Alle drei Arten sind übrigens nicht in Kultur.

 

Alles Gute,

 

Andreas

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Klasse Artikel und Beschreibung, Andreas, vielen Dank dafür. :thumbsup:

 

Und schon wieder eine auf meiner Wunschliste (D. peruensis, die sieht ja hammermäßig aus), die ich vermutlich dieses Leben nicht mehr bekommen werde. :wallbash:

 

Würde mich freuen, wenn du die Fotos hier mal zeigen würdest (sofern du es darfst, das ist doch immer so ein bisschen merkwürdig mit Bildern aus offiziellen Veröffentlichungen, oder?)

 

Grüße, vielen Dank und alles Gute zurück

 

Wolfgang

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Hallo Andreas,

 

danke auch meinerseits für die Info un den detaillierten Bericht.

 

Aus welchem Grund sind die Pflanzen eigentlich nicht in Kultur? Wurden keine gesammelt, oder ist die Kultur generell sehr schwierig/ unmöglich? 

 

Der Link zu dem PDF scheint bei mir nicht zu funktionieren, ich komm nur zum Abstract vom Artikel. (Hängt aber möglicherweise damit zusammen das ich derzeit in Griechenland bin.)

 

LG Felix

 

 

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vor 49 Minuten schrieb Berni Toller:

gibts Bilder von Drosera aus den Anden, würd mich sehr interessieren.

guckst du hier und siehe Text im Eingansthread!

"Alle drei Drosera-Arten werden im  Artikel detailliert beschrieben, es gibt jeweils eine Zeichnung und die einzigen überhaupt verfügbaren Fotos dieser drei Drosera-Arten, sowie eine Verbreitungskarte."

Bearbeitet von Nicky Westphal
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Gerade eben schrieb Mathias Maier:

Also ich kann da nix finden.. kann die PDF nur kaufen...

 

 

Screenshot_2016-09-01-16-51-04.png

 

In der mobilen Version kam bei mir das Selbe. Nicht so am Laptop. ;)

Viele Grüße

Manuel

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Probiert es mal über den Link von Andreas. Obwohl es der Gleiche ist, klappt der von mir eingefügt auch nicht.

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Also wenn ihr auf den Link von Andreas klickt, lädt ganz normal das pdf, welches man allerdings nicht speichern kann.

In dem pdf sind jedoch einige Farbfotos der drei Arten drin, jedoch halt nur eingefügt, nicht vergrößerbar.

Ist halt wie eine Zeitschrift am Kiosk kaufen.

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Hallo Andreas,

 

vielen Dank fuer Deinen Beitrag und das Einstellen des Links zum Fachartikel.

Schon viele Jahre warte ich auf erste Fotos von Drosera peruensis, da die handgezeichneten Abbildungen dieser Art in der

Arbeit von Correa und Silva (Flora Neotropica) ja schon sehr sonderbar aussehen.

 

Viele Grüße

Claus-Jürgen

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Hallo,

 

an alle, die es nicht öffnen können. Es handelt sich hier um ein "Enhanced PDF". Mit mobilen Geräten ist es nicht zu öffnen. Auch Firefox hat Schwierigkeiten es zu öffnen.

Abhilfe: Einen anderen Browser nutzen oder es sich zuschicken lassen. Es ist nicht ganz einfach, aber man kann auch so eine Datei speichern und dann eben versenden.

 

mfg Fabian

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