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Moorkübel im Spätsommer


Christian Voss

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Hallo zusammen,

 

zum ausklingenden Sommer (klingt irgendwie besser als „beginnender Herbst“ ;)) hab‘ ich nochmal meine Kamera gezückt und bin um meine Sarracenia-Kübel herumgeschlichen.

Für die, die die Anlage nicht kennen ganz kurz zum Umfang und zur Kultur:

Das Ganze besteht aus 22 im Boden versenkten 90l-Mörtelkübeln mit je 9 umgedrehten 13er-Töpfen am Boden, die als Wasserspeicher dienen.

Da Freiland, sind die Kulturbedingungen schnell erklärt: Bis auf den jährlichen, totalen Rückschnitt sämtlicher Pflanzen im März, wächst alles völlig unangetastet auf ca. 500 Höhenmetern vor sich hin.

Naja gut, das mehrfache Fluten der Kübel bei längerer Trockenheit im Sommer darf ich natürlich nicht vergessen. Kann sehr zeitraubend sein.

Als Substrat kommt reiner Torf ohne Zuschläge zum Einsatz, der seit einigen Jahren nun immer dichter mit Sphagnum zuwächst.

Zu den Pflanzen:

In den Kübeln stehen rund einhundert Sarracenia mit Teils über 20 Wachstumspunkten, deren Alter inzwischen so bei zwölf bis fünfzehn Jahren liegen dürfte. Dazu kommen diverse Drosera, teils irgendwann mal eingesetzt, zum Größten Teil aber per Samen selbst verbreitet und eine kleine Darlingtonia, die aber erst zwei Winter hinter sich hat.

 

Genug der Vorrede, kommen wir zu den Bildern. Ich will das Ganze mal vom Großen zum Kleinen hin aufbauen, daher hier zunächst eine Übersicht der Anlage (einmal von oben und einmal von unten gesehen).

 

Kuumlbel_zpslggs1yse.jpg

 

Kuumlbel_I_zpsmckxhhte.jpg

 

Man sieht schon hier, dass einige der Kübel mittlerweile aus allen Nähten platzen, was aber a) so gewollt ist und B) den Pflanzen bisher nicht im Geringsten schadet.

Über die Jahre und mit wachsender Größe der Pflanzen ist man dann auch nicht mehr ganz so zimperlich, was sich beispielsweiße beim Rasenmähen zeigt. Über die Schläuche, die zu weit raushängen oder komplett flach liegen, fahr‘ ich inzwischen einfach drüber…

 

Als nächstes möchte ich mal ein paar der Kübel im Einzelnen vorstellen. Angefangen mit dem obersten in der Reihe, der außer einer inzwischen riesengroßen (Durchmesser ca. 50cm) S. purpurea ssp. purpurea (ganz links im Bild) noch vier Hybriden mit purpurea-Beteiligung beherbergt.

Das sind

- S. x courtii (purpurea x psittacina), rechts neben der purpurea,

- S. x catesbaei (flava x purpurea), Mitte hinten

- S. x chelsonii (rubra x purpurea), rechts vorne

- S. rubra ssp. rubra x (leucophylla x purpurea ssp. venosa) etwas versteckt hinten rechts

 

Was alle vom jeweiligen purpurea-Anteil mitbekommen haben, ist die riesige Samenkapsel mit unzähligen Samen in jedem Jahr.

 

Kuumlbel_purpurea_amp_Hybriden_zpshysdbs

 

Zwei weitere purpurea-Kübel, mit unterschiedlichen Standortvarianten und u. a. der riesigen S. purpurea ssp. venosa var. montana. Gezählt habe ich in diesem Jahr 28 Blüten. Wenn man mit zwei/dreihundert Samen pro Kapsel rechnet, kann man sich in etwa vorstellen, was da auf mich zukommt…

 

Kuumlbel_purpurea_zpsmcket7ax.jpg

 

S_purpurea_venosa_montana_zpsayygpcp8.jp

 

Kuumlbel_purpurea_I_zpstcxlodjs.jpg

 

Besonders schön anzusehen sind in dieser Jahreszeit die leucophylla-Kübel. Auch die letzten ungewöhnlich warmen September-Wochen haben ihr Übriges dazu beigetragen, dass ich in diesem Herbst Schläuche von über 80cm Höhe bewundern kann. Im Gewächshaus vielleicht üblich, aber für Florida-Pflanzen im Freiland auf Eifel-Höhe schon beachtlich.

 

Kuumlbel_leucophylla_zpsdw5acqyl.jpg

 

Kuumlbel_leucophylla_I_zpss8h7zyuz.jpg

 

Oft vernachlässigt und selten gezeigt, aber gerade auch spät in der Saison immer sehr farbenfroh zeigen sich die rubra-Kübel. Noch dazu sind die Pflanzen im Gegensatz zu flavas und leucophyllas recht platzsparend zu halten.

 

Kuumlbel_rubra_zpsy4ak8mtr.jpg

 

Kuumlbel_rubra_I_zpsixde0onm.jpg

 

A propos flavas, das hier ist einer von insgesamt fünf Kübeln die ausschließlich S. flavas in verschiedenen Varianten beherbergen. Die sind allerdings so spät in der Saison nicht mehr sonderlich schön anzusehen, bilden teils auch schon Phyllodien und gammeln, mit Insekten bis zum Rand gefüllt, vor sich hin.

 

Kuumlbel_flava_zpskh0tiguv.jpg

 

Die folgenden drei gezeigten Kübel gehören zu den Hybriden-Kübeln. Im Moment stehen insbesondere die Hybriden mit leucophylla-Anteil voll im Saft. Im erste steht die große S. ‚Brooks Hybrid‘ im Vordergrund, im zweiten sieht man die kleine S. x formosa, dahinter S. x rehderii, bei der man am Deckel ganz deutlich den S.minor-Einschlag erkennen kann.

Im dritten gezeigten Kübel fällt besonders die S. ‚Juthatip Soper‘ ((leucophylla x purpurea) x leucophylla pink) ganz links im Bild auf. Die Pflanze gehört übrigens zu den ältesten in meiner Sammlung und war bei meiner ersten Carow-Bestellung dabei.

 

Kuumlbel_Brooks_amp_Hybriden_zpskxth6qyn

 

Kuumlbel_formosa_amp_Hybriden_zpsiefldh5

 

Kuumlbel_Juthatip_amp_Hybriden_zpslz0czi

 

So, gehen wir noch etwas mehr ins Detail und schauen uns als nächstes noch ein paar Schläuche im CloseUp an. Hier beginne ich mit den gerade gezeigten Hybriden und insbesondere den schon angesprochenen leucophylla-Hybriden.

 

S_willisii_flava_zpse6b3q5mi.jpg

 

S_excellens_leucophylla_zpsylt04gal.jpg

 

S_JuthatipSoper_zps4vuvyn0c.jpg

 

S_JudithHindle_zpsyyto3bt2.jpg

 

S_formosa_zpse0nfxbnp.jpg

 

S_DixieLace_zpsmokjq5h0.jpg

 

S_farnhamii_zpsugxenrtv.jpg

 

S_alata_red_flava_red_flava_flava_zpsclr

 

S_BrooksHybrid_zpsaaol8c7r.jpg

 

S_courtii_zpsc2zen85j.jpg

 

… und wo wir gerade bei leucophylla sind, hier mal ein paar Varianten der reinen Art. In der Übersicht sieht man sehr schön die Höhe der offenen Sommerschläuche im Vergleich zu der der noch geschlossenen Herbstschläuche.

 

S_leucophylla_AvalonBeaches_zpsye5x0wxc.

 

S_leucophylla_GasStationSite_zpsnhdtcscw

 

S_leucophylla_zpsd1ntbtke.jpg

 

Weil sie mit den Witterungsbedingungen (zumindest bei mir) am wenigsten gut klarkommen, ist die Zahl meiner S. alatas recht überschaubar und sie sind bisher auch nicht sonderlich gut gewachsen bzw. haben über die Jahre nur wenig an Größe zugelegt. Anders in diesem Jahr: Ich denke infolge des milden Winters, gefolgt von einem warmen Spätsommer sehen sie dieses Jahr wirklich gut aus.

 

S_alata_MKA1_zpswjktwpry.jpg

 

S_alata_DoubleFlower_zpsfvlqj6mn.jpg

 

S_alata_WestLouisiana_zpsa1sjq2k1.jpg

 

Ich glaube, ich habe oben „oft vernachlässigt“ geschrieben, daher hier mal eine Übersicht einiger Sarracenia rubra – Unterarten und Standortvarianten. Die Art zeigt, ähnlich wie S. leucophylla, die schönsten Schläuche im Spätsommer

 

S_rubra_alabamensis_zps7aru0szu.jpg

 

S_rubra_rubra_CrawfordCo_zps4s023rey.jpg

 

S_rubra_rubra_AshCo_zpse5tueemu.jpg

 

S_rubra_alabamensis_Thorsby_zpsxelgt9ii.

 

S_rubra_gulfensis_anthofree_MKRG9_zpsm6h

 

S_rubra_alabamensis_Atlanta_zpsklur0bua.

 

S_rubra_wherryi_Chatom_zps12qbgebo.jpg

 

Von S. oreophila gibt es leider schon keine schönen Schläuche mehr zu zeigen. Die Art ist bei mir jedes Jahr die erste die austreibt und die erste, die sich wieder komplett zurückzieht. Ein interessantes Detail fällt mir beim alljährlich Rückschnitt immer wieder auf: Während die Schläuche der übrigen Arten fest am Rhizom sitzen und abgeschnitten werden müssen, sitzen bei S. oreophila nur die im Herbst gebildeten Phyllodien fest. Die dann eingetrockneten Schläuche lassen sich durch leichtes Ziehen problemlos komplett entfernen.

Ganz ohne oreophila-Bild will ich dann aber doch nicht weitermachen daher hier mal zwei Bilder von fast reifen Samenkapseln dieser Art.

 

S_oreophila_zpsfd50arym.jpg

 

S_oreophila_I_zps0p6gqsoh.jpg

 

Nicht vergessen will ich natürlich die eine kleine Darlingtonia, die einzige in meinem Besitz, wenn man mal die knapp hundert Sämlinge außer Acht lässt, die ich in diesem Jahr aus Samen ziehen konnte. Bis die aber in die Kübel umziehen können, wird noch das ein- oder andere Jahr ins Land gehen…

 

DA_californica_zpsmygo0v6o.jpg

 

So, damit wäre der Bereich Schläuche auch durch. Zum Schluss möchte ich dann noch zum Bereich unterhalb der Schläuche kommen und einen Blick auf den Boden der Kübel werfen.

Wie schon erwähnt, wachsen die Kübel immer weiter mit Sphagnum zu, was aber weder die Drosera, die jetzt langsam beginnen, sich für den Winter bereit zu machen, noch die unzähligen Sarracenia-Sämlinge stört, die inzwischen in allen Kübeln auftauchen.

Ich sag‘ nur: Augen auf bei der Samenernte. Irgendwann werde ich die größeren mal rausnehmen und einzeln topfen müssen. Um welche Art es sich dabei handelt kann man jetzt natürlich nur raten.

Die Drosera, die sich kreuz und quer über die Kübel verteilt haben sind D. anglica, D. binata und D. rotundifolia. Dazu kommt noch eine unbestimmte Utricularia, die allerdings noch nie geblüht hat aber unmengen Samenkapseln produziert. Wer auf dem Drosera-Foto was erkennen und bestimmen kann, darf sich gerne zu Wort melden.

 

D_anglica_zpsz48mo5b1.jpg

 

D_anglica_amp_Utri_zpsojdjg80p.jpg

 

D_anglica_I_zpscuts0pyh.jpg

 

D_binata_zpsozxp4m1v.jpg

 

D_binata_I_zpsdakwbaw9.jpg

 

D_anglica_amp_Sarra_zpsgq2ksygo.jpg

 

S_Saumlmlinge_zpsfrtophuk.jpg

 

S_Saumlmlinge_I_zpsuzly1wgk.jpg

 

S_Saumlmlinge_II_zpsrxwm9lnd.jpg

 

D_anglica_amp_Sarra_I_zps422vea7y.jpg

 

D_rotundifolia_zpsrddpuavq.jpg

 

So, das dürften dann erstmal die letzte Sarracenia-Bilder von mir für diese Saison sein, … naja, evtl. kommen noch ein paar leucophylla-Bilder, wenn die großen Herbstschläuche offen sind.

 

Euch erstmal viel Spaß mit den Bildern

Und viele Grüße,

Christian

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Wie immer ein sehr aufwendiger und wunderschöner Bilderbeitrag. Mich wundert nur, das du noch immer Bescheid weisst, wie welche Pflanze heisst. Hast du dir zu Anfang einen Plan gemacht, wo welche Art drin steht, oder "nur" Etikettenschilder dazugesteckt?

 

Viele Grüße, Ralf

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Hallo zusammen,

 

und danke für die Blumen.

Schön dass der Aufwand bemerkt wird. Hab's gestern Abend mal grob überschlagen und bin (mit Fotografieren, Fotos bearbeiten und Beitrag verfassen) auf rund fünf Stunden Arbeit gekommen. Hab' selbst kurz Schlucken müssen... :crazy:

 

@Utri

Dank Dir für die Bestimmung. Ich hatte mir das schon gedacht, bisher aber eben noch nicht eine einzige der gelben Blüten sehen können.

Wieder mal ein Beweis, wie unfassbar robust diese "einfachen" Arten sein können.

 

@Ralf Mößle

Sowohl als auch. In 'nem Excel-Dokument hab' ich alle Kübel inklusive Inhalt aufgelistet. Allerdings sagt mir das dann (gerade bei den flava-Kübeln, wo ja doch einige recht ähnlich aussehende Pflanzen nebeneinander stehen) ja noch nicht, welche Pflanze welche ist. Daher hab' ich auch Stecketiketten in den Kübeln, ... die man inzwischen aber auch immer häufiger aus dem Sphagnum ausgraben muss, bei manchen greifen auch die Rhizome schon drumherum:

 

Etikett_zpsaziusasi.jpg

 

Da wo sie noch nicht zugewachsen sind sehen sie dann so aus, sind 3x5cm groß und mit wetterfesten Etiketten beklebt.

Das funktioniert bisher recht gut und ich hab' sie erst einmal nach fünf Jahren draußen erneuern müssen (wurden blasser).

 

Etikett_I_zpsaqfm0ncf.jpg

 

Ja, und wo ich schon draußen war, um die Etiketten zu fotografieren, hab' ich mich direkt nochmal bei den leucophyllas umgeschaut.

Hier sind jetzt auch die ersten großen Herbstschläuche offen und auch einige der Sommerschläuche sahen noch gut genug aus, um abgelichtet zu werden.

Also doch nochmal ein paar Schlauchbilder,... et voilà:

 

S_leucophylla_Hosford_zpspczinmog.jpg

 

S_leucophylla_Seminole_zps8bmkwvpm.jpg

 

S_leucophylla_Citronelle_zpsvkitz43m.jpg

 

S_leucophylla_MK-L30_zpsbjnoaxkq.jpg

 

... und dazu kommen dann noch ein paar leucophylla-Makros.

 

S_leucophylla_Detail_zpstozojaaq.jpg

 

S_leucophylla_Detail_I_zpsd4drlozx.jpg

 

S_leucophylla_Detail_II_zpsoxigfiri.jpg

 

S_leucophylla_Detail_III_zpsrku23l63.jpg

 

S_leucophylla_Detail_IV_zpsi05tgyik.jpg

 

So, das war's. Wieder mal eineinhalb Stunden fort... man, man, man. ;)

 

Viel Vergnügen und viele Grüße,

Christian

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