Zum Inhalt springen

Diskussion zur Wildentnahme von Samen


Nicky Westphal

Empfohlene Beiträge

Hallo Peter.

In dem Thread geht es ja um Wildentnahmen, nicht um Habitatszerstörung. Und nur darauf habe ich mich bezogen. Dass es nichts bringt, die Sammler vom Habitat fernzuhalten, wenn am nächsten Tag der Bagger kommt, muss denke ich nicht extra erwähnt werden.

 

vor 7 Stunden schrieb PeterZeller:

Man kann diese komplexe Welt halt nicht einfach auf wenige Parameter zurückführen und durch Wirtschaftsmodelle steuern. Wir steuern zwar mit solchen Modellen die Welt, das ist aber im Sinne eines langfristigen, nachhaltigen und schonenden Aufenthaltes des Homo Sapiens auf diesem Planeten höchst erfolglos und dient der Optimierung anderer Zielgrößen, nämlich den Gewinnen (von wem auch immer).

 

Genau das ist ja das Problem, bzw. der Zielkonflikt. Die Händler müssen davon leben, deshalb ist es auch in ihrem Interesse, dass der Markt nicht überschwemmt wird. Wenn aber beispielsweise Art Y120€ kostet bei einem Händler hier kostet, dann ist das die Untergrenze dessen, was ein Einheimischer mit einem ausgebuddeltem Exemplar dieser Art damit erzielen kann (das gilt nicht nur für Einheimische, auch Hobbyisten entnehmen Samen oder Pflanzen). Wenn die Art aber nur noch 25€ kosten würde, dann würde das eben vielleicht keinen Sinn mehr machen, zum Standort zu reisen (das kostet auch in den Südostasiatischen Ländern Geld), um die Art auszubuddeln, zumal er dann vermutlich auch viel weniger Käufer findet. Das sind keine komplexen Wirtschaftsmodelle, das ist eine einfache Rechnung.

 

vor 7 Stunden schrieb PeterZeller:

Sorry, aber einen derartigen Ansatz würde ich mir keinesfalls wünschen und den Markt Schmäh glaube ich nicht.

 

Ich wünsche mir das auch nicht. Aber es ist nunmal so, dass Geld der Grund für illegale Entnahmen ist und damit auch nur der Schalter sein kann, das zu unterbinden.

 

vor 7 Stunden schrieb PeterZeller:

Nebenbei geht es bei den Pflanzen meist um schwer kultivierbare.

Als schwer kultivierbar gelten meist die Arten, die selten sind, weil es noch nicht viele in Kultur gibt. Und wenn sie selten sind, sind sie teuer. Das heißt aber nicht automatisch, dass teure Arten schwer in Kultur sind. N. jacquelineae galt vor einigen Jahren noch als schwer in Kultur (da selten) und heute wächst sie fröhlich auf meiner Fenserbank.

 

vor 7 Stunden schrieb PeterZeller:

Die sind nicht deswegen so selten, weil die bösen Züchter den Überschuss kompostieren um den Marktpreis hoch zu halten.

Habe ich nicht behauptet. Aber ich glaube auch nicht, dass sie fröhlich ihre In-vitro Kulturen untereinander tauschen, um die hohe Nachfrage zu bedienen ;)

 

Viele Grüße,

Carsten

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Christian Dietz

Hallo,

 

ein elendes, aber wohl sicher wichtiges Thema. Eines dürfte ja ganz klar sein, das Thema Angebot und Nachfrage gilt hier auch. Ohne Nachfrage würde niemand Samen anbieten (wozu denn dann auch!?). Das heißt, um den Handel mit solchem Saatgut einzuschränken müssen wir bei uns selbst anfangen. Sicher ist es manchmal schwer, wenn man tolle Arten irgendwo angeboten bekommt und sie gerne haben möchte. Aber jeder, der solche Samen (damit meine ich bekanntermaßen wildgesammelte oder auch aus nur zweifelhafter Quelle) kauft unterstützt nur die weitere Entnahme am Naturstandort. Das ist so und das sollte sich jeder bewusst sein. Da nützen auch keinerlei Ausreden, Rechtfertigungen usw.

 

Dennoch sollte nicht jeder hier so Scheinheilig tun. Vermutlich hat jeder von uns irgendwo seine "schwarzen Schafe" rumstehen. Denjenigen, der alles mit absolut reinem Gewissen (und im Zweifel noch allen gültigen Papieren) besitzt will ich sehen. Ich beziehe mich jetzt auch nicht auf Leute, die zwei D. capensis auf der Fensterbank haben, sondern eher auf langjährige ambitionierte Züchter. Irgendwas "zweifelhaftes" hat doch sicher fast jeder. Ich möchte auch niemanden verurteilen, der irgendwann mal irgendwo ein paar Samen mitgenommen hat. Ich war ja auch schon recht viel unterwegs und weiß daher auch sehr gut wie groß die Versuchung sein kann. Es ist manchmal schon sehr schwer, es sein zu lassen. Ich vermute, das Gefühl kennen viele, die schonmal Reisen zu Standorten ihrer Lieblingspflanzen gemacht haben.

 

Weiterhin ist ja auch klar, dass jede Pflanze, die wir kultivieren irgendwann mal irgendwie gesammelt werden musste. Ich finde es wichtig, dass neue Arten/Formen schnell in Kultur kommen und möglichst schnell weiterverbreitet werden. Dazu muss sie einfach jemand irgendwo mal mitnehmen. Damit habe ich auch kein Problem, solange es vernünftig gemacht wird (auch dafür müssen keine 100 Pflanzen/10000 Samen entnommen werden). Vernünftig soll heißen, dass derjenige, der es tut einen Überblick über die Population und das Vorkommen hat. Weiterhin sollte er die Pflanzen dann auch kutlivieren können oder wissen, wem er das Material gibt, damit es nicht verloren geht. Das Ziel sollte ganz klar sein, die Pflanzen zu verbreiten und nicht selbst darauf hocken zu bleiben um sie irgendwann selbst teuer anbieten zu können. Wenn man dann noch eine Sammelgenehmigung hat wäre das der Optimalfall.

 

Nur dadurch, dass sie in Kultur möglichst schnell und möglichst günstig in ausreichender Menge Verfügbar werden kann man den Druck etwas nehmen. Dann kommen aber die Leute mit ihrem "seedgrown"-Hype, die auf exklusives Material stehen und alles beginnt von vorne.,,,,,

 

Mit dem kommerziellen Handeln von wildentnommenen Samen habe ich defintiv ein Problem. Das schadet am Ende ganz sicher und ist nur für den Händler gut. Jeder, der kommerziell gehandelte, wildentnommene Samen kauft sollte sich bewusst sein, dass er mehr Schaden anrichtet, als Gutes tut. Selbst, wenn die Population kurzfristig dadurch nicht geschädigt wird, langfristig kann das schon ein Problem sein. Und ganz ehrlich, die allerwenigsten können Populationsgrößen und die Gefahr durch Wildentnahme hier doch wirklich einschätzen. Selbst, wenn eine Art als solche nicht gefährdet ist, so kann die spezielle Form an diesem Standort es doch sein.

 

Viele Grüße,

Christian

  • Gefällt mir 3
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Marcel van den Broek

Was Christian sagt, ist sehr wahr. Erinnern wir uns auch, dass die Regeln in der Vergangenheit viel reibungsloser waren oder nicht existierten.
Sie müssen immer die geltenden Gesetze einhalten, aber vergessen Sie nicht, dass die Einheimischen manchmal sehr flexibel und andererseits so starr sind, dass Sie eine Spezies vor Ort noch früher sterben lassen können, als sie dem Markt anzuvertrauen.
Ich plädiere daher für eine ethische Sammlung als Grundlage für künftige Regelungen
Wenn es in Kultur ist: Sammle nicht und warte auf deinen Zug.
Wenn es sich um einen neuen Ort oder um eine neue Art handelt: Fragen Sie sich, ob Sie diese Spezies / diesen Standort kultivieren können, ohne lächerliche Profite zu machen und genug Fähigkeiten zu haben, um genügend Pflanzen anzubauen.
Wenn diese Antwort Ja ist, nimm niemals mehr als 1 Samenbox pro Population. Wenn Sie ehrlich zu den Fähigkeiten gesagt haben, ist das genug.
Verwenden Sie die ersten Pflanzen, um geeignete Züchter zu geben. Das erste Ziel ist es, mehr Pflanzen zu pflanzen, um eine stabile Einführung in die Kultur zu ermöglichen.

  • Gefällt mir 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb PeterZeller:

Auf welchen Fachbereich der Biologie hast Du Dich spezialisiert? Obiges Statement ist falsch. Man muss sich nur mit der Historie der Großen beschäftigen.

 

Richtig, deswegen schrieb ich auch 2 Heliamphora-Arten. Und warum sind denn die meisten Arten erst in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden? Wissenschaftler alleine könnten niemals die enorme Diversität erfassen. Gleiches gilt auch für den Drosera indica-Komplex. Wäre das alles nur Drosera indica, hätte Australien keine nationale Verantwortung, die Bestände zu schützen und könnte deren Zerstörung aus wirtschaftlichem Interesse zulassen. Da einige Arten aber eben nur in Australien vorkommen, hat alleine Australien die Verantwortung, die Arten zu erhalten. Dies führt letztenendes zu Ausweisungen von neuen Schutzgebieten. Und da du ja auch in der Aquaristik unterwegs bist, solltest du eigentlich wissen, dass viele neue Arten erst im Aquarium entdeckt werden.

 

Ich habe mich auf Evolution und Diversität der Pflanzen spezialisiert, wobei auch Naturschutz (Ökosystemdienstleistung durch Diversität) und Ökologie Schwerpunkte waren.

 

Und jetzt lasst doch bitte mal die Träumereien von Moral und Ethik, das interessiert die Leute, die es betrifft ohnehin nicht. Und wer interessiert sich schon für Moral, wenn er zusehen muss, wie er seine Familie ernähren kann? Erst kommt das Fressen, dann die Moral (Brecht). Das ist leider sehr wahr. 

 

Grüß

Ronny

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Grob sind wir eh beisammen. Die Details sehe ich nicht ganz so.

 

vor 21 Minuten schrieb Ronny K.:

Erst kommt das Fressen, dann die Moral (Brecht). Das ist leider sehr wahr. 

Jepp!

 

Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 14 Minuten schrieb Ronny K.:

Erst kommt das Fressen, dann die Moral (Brecht). Das ist leider sehr wahr. 

Stimmt 100%. Aber ich glaube, von denen, die die Pflanzen oder Samen bestellen und kaufen ist jeder mehr als satt. Deren Moral ist gefragt, nicht die derer, die unseren Markt unsere Nachfrage befriedigen. Und mal ehrlich, wir sind mehr als satt und trotzdem würden sich genug finden unsere Restbestände an Drosera zu plündern, wenn ein wohlhabender Asiate welche sucht und der Preis den stimmt? Nötig hätte es hier keiner und tun würden es dennoch welche. Es ist immer eine Frage der Moral und zwar von beiden Seiten.

 

Grüße Nicky

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

partisanengärtner

Auf jeden Fall sind die wirklichen Liebhaber, die sich für die Arten einsetzen uns die Bilder der Wunder zeigen die sonst unbekannt verschwinden würden auch eine Quelle der Erkenntnis die uns vielleicht noch vieles retten lassen, das sonst am Ende für etwas Biotreibstoff oder Plastikmüll verheizt würde.

 

Es ist unsere Verantwortung damit sinnvoll umzugehen und nicht gleich mit der Intifada auf möglichen Missbrauch reagieren. Wer mit dem Finger auf andere zeigt, richtet immer drei auf sich selbst.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.