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Andreas Fleischmann

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Andreas Fleischmann

Hallo zusammen,

 

Auch für Drosera gibt es eine neue Gattungsgliederung (die sich auf die phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse der Gattung bezieht), allerdings gibt es hier nicht ganz so viele Änderungen wie bei Pinguicula.

 

Diese neue Gattungsgliederung findet ihr in einem Kapitel des neuen Buches „Carnivorous Plants: Physiology, Ecology, and Evolution“ von Oxford University Press. Ziemlich teuer, aber passenderweise sind die Kapitel zur Systematik der Gattungen alle in der Vorschau bei Google Books zu finden.

Das Kapitel zu Drosera (und Dionaea und Aldrovanda) findet sich unter DOI:10.1093/oso/9780198779841.003.0004

Die s/w-Abbildung des Kapitels findet sich noch mal in Farbe hier: Abb. 4.1

 

Der Stammbaum zur Gattungsgliederung von Drosera findet sich auf S. 46.

 

Drosera kann man in vier Untergattungen einteilen (bisher waren es meist 3), die jeweils unterschiedlich groß sind.

 

Am ursprünglichsten ist Subgenus Regiae, diese enthält (wie bisher auch) nur eine einzige Art, die ziemlich isoliert stehende D. regia.

 

Es folgt D. Subgenus Arcturia, mit zwei Arten (D. arcturi und D. murfettii)

 

Die zwei großen Untergattungen sind D. Subgenus Ergaleium (wurde bisher in Stammbäumen immer „Australian Clade“ genannt, da diese Vertreter alle aus Australien stammen – wenige sind von dort sekundär nach Neuseeland und Asien ausgewandert) und D. subgenus Drosera. Erstere Untergattung bezieht sich nicht nur auf knollenbildende Arten! Dazu gehören auch Sect. Coelophylla (D. glanduligera), Sect. Lasiocephala („Petiolaris-Komplex, momentan 15 Arten), Sect. Bryastrum (Zwergdrosera, c. 50 Arten, inkl. D. meristocaulis), Sect. Phycopsis (D. binata mit allen Formen) und Sect. Ergaleium (alle Knollendrosera, c. 70 Arten).

 

Die andere große Gruppe ist D. Subgenus Drosera, das sind die „modernen Sonnentaue“, wenn man so möchte. Auch diese Entwicklungslinie stammt ursprünglich aus Australien, was man daran erkennt, dass alle früh im Stammbaum abzweigenden Linien auch heute noch v.a. von australischer Verbreitung sind.

In diese Untergattung gehören folgende Sektionen: Sect. Thelocalyx (D. burmannii und D. sessilifolia), Sect. Prolifera (die 3 Queensland-Arten: D. prolifera, D. schizandra und D. adelae), Sect. Stelogyne (D. hamiltonii), Sect. Arachnopus (D. indica-Komplex, derzeit 11 Arten), Sect. Psychophila (D. stenopetala und D. uniflora), Sect. Drosera (Europäische, Nordamerikanische, Asiatische (D. spatulata & Co.) und diploide südamerikanische Arten, derzeit 28 Arten), Sect. Brasiliae (tetraploide Südamerikaner, das sind D. villosa, D. graminifolia & Co.; derzeit 21 Arten), sowie Sect. Ptycnostigma (alle afrikanischen Arten mit Ausnahme von D. indica und D. regia; sprich nicht nur der D. cistiflora-Komplex, wie das bei Diels war, sondern auch D. capensis, D. aliciae etc.; derzeit 38 Arten).

Eine genaue Einteilung, welche Arten in welche Sektionen gehören findet sich im Anhang an das Buch, der leider nicht frei online verfügbar ist (den ich aber bei Interesse zum privaten Gebraucht zusenden kann).

 

Im Artikel findet sich auch ein weltweite Verbreitungskarte von Drosera mit Artenzahlen (für die Urlaubsplanung :biggrin: alleine 107 Arten kommen im äußersten Südwesten von Westaustralien vor!). Leider waren die Layouter des Verlages anscheinend nicht fähig, mit einer Vektorgraphik mit mehreren Layers umzugehen, deswegen ist die Alte Welt weitgehend im Meer versunken :). Ich warte noch auf die Erlaubnis, meine Original-Karte in Farbe hier zeigen zu dürfen – wenn die die bekommen sollte, kriegt ihr die bessere Version der Karte.

Daneben im Artikel noch eine Karte mit allen bekannten natürlichen Fundorten von Dionaea und Aldrovanda, und zwar farbig markiert nach „Pflanzen am Standort nach 2001 noch vorhanden“ und „Pflanzen am Standort seit 2001 ausgestorben“. Es ist traurig zu sehen, wie viel da verschwunden ist! Spitzenreiter beim Lebensraumzerstören ist Europa, da gibt es nahezu keine natürlichen Standorte von Aldrovanda mehr. Und keine Sorge: die Karte ist in einem Maßstab, der es nicht ermöglicht, die Standorte zum Plündern zu finden :biggrin:

 

Alles Gute,

 

Andreas

Bearbeitet von Andreas Fleischmann
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Hallo Andreas,

 

ist Drosera villosa die Typusart für die Sektion Brasiliae?

 

Vielen Dank und beste Grüße,

Daniel.

Bearbeitet von Daniel Bauer
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Hallo Andreas,

ich hab das von Dir empfohlene Hammer-Werk heut auf den Tisch bekommen und schon mal reingelesen (auch das hier besprochene Kapitel). Das Buch ist wunderbar - es stellt endlich mal alle "Updates" in den Carni- Systematiken der vergangenen Jahre vollständig zusammen und bringt eben auch den Forschungsstand zu allen möglichen "biochemischen" Vertiefungsgebieten des Themas (Verdauung, Oberflächen, Fallentechnik usw.). Interessant fand ich besonders die Sachen zu den einzelligen "Komensalen" in Utricularia-Fangblasen ..

 

Die Qualität des Drucks ist leider (trotz oder wegen) des Preises eher bescheiden bzw. optimierungsfähig. Aber das hat man bei englischssprachiger Wissenschaftsliteratur ja oft. Mein Exemplar hatte gar auf den weissen Seiten vorn und hinten irgendwelche Walzenabdruckspuren aus der Druckerei und naja, zu den Grafiken hast Du ja schon was gesagt. Ich finde einige auch einfach zu klein (gerade die komplexeren mit den Gensequenzierungen). Paradoxerweise wäre das also ein Buch, dass man wohl wirklich als Digitalvariante zum Lesen am Bildschirm eher empfehlen könnte (jedenfalls ist es auf Google Books fast lesbarer..). Das alles ist aber keinerlei Einwand gegen den genialen Inhalt, sondern wirklich nur rein "formbezogen" gemeint..

viele Grüße und nochmals Danke für Deinen Hinweis auf die Publikation!

Feldi

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Andreas Fleischmann
vor 8 Stunden schrieb Daniel Bauer:

ist Drosera villosa die Typusart für die Sektion Brasiliae?

Jetzt hast Du uns erwischt :) Mehr zu dieser Sektion (incl. offizieller Beschreibung) gibt es erst im nächsten CPN im März.

 

vor 1 Stunde schrieb Feldenberg:

Die Qualität des Drucks ist leider (trotz oder wegen) des Preises eher bescheiden bzw. optimierungsfähig.

Ich würde sogar sagen: grottenschlecht! Ich würde behaupten, dass mein Farbdrucker bessere Resultate geliefert hätte...

 

Es ist tatsächlich ein rein wissenschaftliches Werk, sozusagen ein Nachfolger des genialen aber ausverkauften Juniper et al. von 1989 - Angaben zu Kultur etc. wird man darin nicht finden, und es ist schon sehr sachlich geschrieben. Wie gesagt, eher etwas für Leute, die sich mehr wissenschaftlich mit Karnivoren beschäftigen.

Kapitel 3 (Evolution of Carnivory), das nicht auf Google Books zu sehen ist, werde ich demnächst selbst online stellen, das kann ich dann hier gerne auch verlinken.

 

Schöne Grüße,

 

Andreas

 

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Andreas Wistuba
vor 12 Stunden schrieb Andreas Fleischmann:

 

Ich würde sogar sagen: grottenschlecht! Ich würde behaupten, dass mein Farbdrucker bessere Resultate geliefert hätte...

 

 

Hallo Andreas,

ich hab's gerade eben auch bekommen und beim Auspacken nach Deinem Kommentar Schlimmes erwartet.

Aber ich finde es völlig ok?! Rede doch Eure Arbeit nicht schlecht ;-)

Ist halt ein wissenschaftliches Werk und kein Bilderbuch. Klar, ich lese sowas mittlerweile auch lieber am Bildschirm...

Viele Grüße und Glückwunsch!

Andreas

Bearbeitet von Andreas Wistuba
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