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Kinder berühmter Eltern


podunk

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Hallo,

 

ich habe mir gedacht, es wäre vielleicht nett, einige aus Samen gezogene Pflanzen zu zeigen. Speziell solche, die aus Selbstbestäubung bekannter Kultivare stammen. Vielleicht haben andere auch ein paar Fotos zu zeigen. Besonders interessant fände ich, wenn es nicht nur einzelne Pflanzen wären, sondern möglichst mehrere. 

 

Zur Klarstellung vorab: Viele Sarracenienliebhaber legen Wert auf Kultivare oder Auslesen mit Code bekannter Züchter, die ausschließlich durch Teilung vermehrt werden. Da weiß man was man hat und kann an den Kulturbedingungen feilen, damit die Pflanzen die Merkmale zeigen, weswegen man sie ausgesucht hat.

Andererseits gibt es auch viele, die hohe Preise oder den Ärger mit dem Zoll scheuen oder einfach nur Spaß daran haben, Pflanzen aus Samen zu ziehen. Unter den Samenanbietern gibt es außerdem viele, die auch Samen von Kultivaren anbieten. Leider schützen die allermeisten die Blüten nicht vor Fremdbestäubung, weil sie meinen, dass in Ihr Gewächshaus kaum Bestäuber hinein kommen und es genügt, die Blüten manuell zu bestäuben. Viele bieten auch Samen von Pflanzen an, die an der frischen Luft wachsen, und bestäuben gar nicht selber. Das wird dann gerne OP (open pollination) genannt. Wer sich schon mal 5 Minuten Zeit genommen hat, sich an einem sonnigen Tag draußen neben blühende Sarracenien zu setzen, wird schnell merken, wie beliebt die nektarreichen Blüten bei Hummeln sind. Diese Fehlerquelle sollte man immer im Hinterkopf behalten. Auf keinen Fall sollte man aus Samen gezogene Pflanzen unter dem Kultivarnamen der Eltern verbreiten, da das eine ärgerliche Quelle für jede Menge Verwirrung ist (die Büchse der Pandora!). Auf jeden Fall sollte man die Sämlinge klar kennzeichnen, z.B. mit "selfed".

Weiterhin sollte man bedenken, dass Inzucht Probleme bringen kann. Das äußert sich unter anderem in schlechtem Wachstum, reduzierte Produktion von Samen oder/und Pollen. Bei z.B. S.flava wurde eine "inbreeding depression" klar nachgewiesen. Trotzdem kann es interessant sein, das Genom durch Selbstbestäubung neu durcheinander zu würfeln und zu sehen, was alles drinnen steckt.

 

Beispiel 1: S. 'Night' selfed

Zuerst ein Bild des Originals. Das ist eine selektierte S.alata "black tube" bzw. nigrapurpurea aus Stone Co. MS, s. ICPN 36:

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Ich hatte Anfang 2017 fünf Samen geschenkt bekommen, nur einer ist was geworden. Es wird behauptet, dass es schwierig ist "black tubes" aus Samen zu reproduzieren. Oft fallen die Sämlinge grüner aus als die Eltern. Mein Sämling scheint doch ganz gut nach der Mutter zu kommen. Hier derselbe Schlauch links kurz nach dem Öffnen, eine und 2 Wochen später (wird später noch etwas dunkler):

SaNitexs.jpg.1323114b7c4d9deaef553e5bfa85fd78.jpg

Viele haben ohnehin Probleme eine gute Ausfärbung der Kultivare hinzubekommen. Und da ich das Original nicht habe, ist mir ein direkter Vergleich leider nicht möglich.

 

Beispiel 2: S. 'Waccamaw' selfed

Das ist eine selektierte S.flava "all red" bzw. atropurpurea aus NC, s. ICPN 42:

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Der größte Teil der Samen wurde von der Post zerquetscht, 15 Sämlinge sind 2017 gekeimt und scheinen langsam etwas zu werden. Einige sollten das nächste Jahr zum ersten mal blühen.  Das Ergebnis überrascht:

SfWaccxs.jpg.b74bd562d74fe0f89a4d97ab564b35ad.jpg

 

SfWaccxsl.jpg.f78dd3a71be31bcf9c93ead22b119f59.jpg

Unter den Pflanzen sind fast alle Variationen, die man so kennt (atropurpurea, ornata, flava, cuprea, aber nicht rugelii und keine echte maxima), Dabei halte ich von diesen Bezeichnungen nicht so viel , da wie man hier ganz gut sieht, die Pflanzen sich nicht so einfach in Schubladen stecken lassen. Da bleibe ich lieber bei den alten Bezeichnungen für Merkmale, die sich auch abstufen und kombinieren lassen wie red, veined und copper top.

Unter den Pflanzen waren etwa die Hälfte rot, davon 5 sehr und 3 etwas (also mit Adern die ausbluten also nicht klar begrenzt sind). 3 waren stark geadert (hv) davon eine mit rotem Deckel (ct). Eine weitere hat schön orange überhauchte Schläuche, die später etwas ausbleichen (auch eine Art ct), und war sonst nur schwach geadert (lv). Der Rest war grün mit schwächerer Aderung (lv). Ein weiteres Merkmal, ist eine verbreiterte Mittelader, auf die auch in der  Originalbeschreibung hingewiesen wurde. Das machen recht viele Pflanzen in VA/NC/SC die var.flava zugeordnet werden, aber es kann natürlich auch bei ornata und atropurpurea mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Die Schlauchform ist auch recht unterschiedlich, manche sind viel trompetenförmiger als andere. Die stark und schön sauber geaderten Pflanzen haben mich überrascht und vielleicht ist da doch etwas Fremdbestäubung im Spiel gewesen, doch dass die Sämlinge recht stark auffächern war schon vorher bekannt (z.B. bei der Kreuzung mit var.rugelii). Vielleicht könnte man in der nächsten Generation reinerbige Linien selektieren. Interessant wäre auch, ob es möglich ist durch Kreuzung von copper tops und heavy veins unter den Sämlingen wieder all reds zu finden. Aber so viel Platz habe ich leider nicht. Trotzdem, einige der Pflanzen gefallen mir ziemlich gut und kommen vorerst nicht in die Komposttonne.

 

Viele Grüße

Eric

Bearbeitet von podunk
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Christian Dietz

Hallo Eric,

 

ehrlich gesagt überraschen mich deine Ergebniss nicht ?

 

Ich würde vermuten, dass Stone County fast gleichzusetzen ist mit DeSoto National Forest. Dort wachsen ja bekanntlich alle Variationen von S. alata auf einem Quadratmeter (etwas übertrieben, aber nicht sonderlich). Die Pflanzen von dort tragen sicher die Gene für alle Farbvariationen in sich. Daher kann ich mir sehr gut vorstellen, dass da auch wieder alles möglich rauskommt, wenn man eine solche Pflanze "selbstet". Das gleiche gilt für S. flava. Auch hier habe ich Standorte mit diversen Formen direkt nebeneinander gesehen. Daher überrascht mich das auch wenig.Interessant ist das in jedem Fall! Bei so ziemlich allen Kreuzungen, die ich gemacht habe war jedes Mal irgendwas erstaunliches dabei. Sarracenia haben da wirklich viel zu bieten (sofern man den Platz hat, die Pflanzen dann auch alle groß zu ziehen).

 

Gruß,

Christian

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Hallo Christian,

die meisten flavas in NC sind allerdings grün oder leicht geadert. Vielleicht auch weil die bunteren Sorten jahrzehntelang bevorzugt geplündert wurden. Wenn man die grünen oder leicht geaderten selbstet, kommen in der Regel keine stark geaderten oder roten Formen dabei heraus. Bei letzteren spielt Hybridisierung/Introgression wahrscheinlich eine Rolle. Wie die Merkmale vererbt werden, ist noch nicht ganz klar, weil anscheinend nicht nur das Merkmal, sondern vielleicht auch die Regulierung/Stärke der Ausprägung vererbt wird.

Manche Merkmale sind auch geografisch getrennt. Copper tops (cuprea) wird man am Golf nicht finden und cut throats (rugelii) nicht in den Carolinas. Die roten Formen in NC/SC sind sicher eng mit den copper tops verbunden und haben mit den roten Formen aus FL außer der roten Färbung wenig gemeinsam.

Dass der Nachwuchs variiert, hat mich auch nicht überrascht, aber mit welcher Klarheit manche Formen darunter auftreten, hat mich nachdenklich gemacht.

Viele Grüße

Eric

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