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Pinguicula am Naturstandort in Österreich und Deutschland


Karnico

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Hallo zusammen,

 

Dieses Jahr habe ich meinen Sommerurlaub mit Wandern in Österreich und Deutschland verbracht und dabei einige sehr schöne Pinguicula-Standorte entdeckt. Zusammen mit einem Kumpel ging es von Garmisch-Partenkirchen aus los auf verschiedene Berge, und tatsächlich haben wir bei jeder Tour mindestens einen, meistens aber mehrere Standorte entdeckt.
Beginnen wir mit Pinguicula vulgaris:

 

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Sichtlich erfreut über den Fund eines Standorts von Pinguicula vulgaris.

 

Der am niedrigsten gelegene Standort befand sich ca. 973 Meter ü. NN. am idyllischen Eibsee (Deutschland). Hier hatte ich nicht mit Pinguicula gerechnet, aber dennoch konnte ich meinen Blick nicht vom Hang lassen, in der Hoffnung doch noch Pflanzen zu finden. Alle anderen Leute hatten nur Augen für den See, da wurde man schon komisch angeschaut, wenn man nur auf den Hang gestarrt hat ?.

 

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Der Eibsee, an dessen Rand sich der Pinguicula-Standort befand.

 

Die Pflanzen wuchsen alle im steinigen Hang, aber mit wesentlich mehr Boden als Pinguicula alpina, wie man später sehen wird. 
Hier einige nähere Aufnahmen der Pflanzen:

 

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Pinguicula vulgaris in einem Hang.

 

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Eine junge Kröte (ich vermute eine Erdkröte, Bufo bufo) hat sich auf Pinguicula vulgaris niedergelassen, um noch lebende Insekten von der Pflanze zu fressen. An bereits toten Insekten sind die Kröten nicht interessiert.

 

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Ältere Pflanzen mit mehreren Blütenständen. Die Samenkapseln waren bereits geöffnet und leer.

 

Auch Sphagnum rubellum (falls jemand eine andere Art vermutet, gerne verbessern!) befand sich immer in der Nähe der verschiedenen Pinguicula-Arten:

 

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Sphagnum rubellum fällt durch seien rote Färbung schnell ins Auge.

 

 

Der nächste Standort von Pinguicula vulgaris befand sich in der Leutaschklamm in Österreich. Hier entdeckten wir nur einen Standort, da hier der Fokus tatsächlich auf der Klamm lag und mein durch die Suche von Pflanzen verlangsamter Schritt auf einem stark begangenen Weg nicht sehr förderlich war ?
 

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Pinguicula vulgaris, leicht eingelassen im Berg an der Klamm. 
 

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Vom Pfad, der sich durch die Klamm zog, ging es stellenweise bis zu 75 Meter in die Tiefe. Der Pinguicula-Standort befand sich schätzungsweise 35 Meter über dem Fluss.

 

Auf der Suche nach Pinguicula stellte sich recht schnell ein Muster fest: Die Pflanzen wachsen an immer feuchten Felswänden mit wenig bis gar keinem Boden, also an Standorten, an denen sonst keine Pflanzen wachsen. Sobald der Bewuchs dichter wurde, waren keine Pinguicula mehr zu sehen.

 

Der extremste Standort befand sich auf der Großen Arnspitze, auf 1600-1900m ü. NN. Die Karnivoren waren nur über der Baumgrenze zu finden und wachsen meist auf dem blanken Felsen. Voraussetzung war aber auch hier dauerhafte Feuchtigkeit. Auf den Bildern ist leider nicht zu erkennen, was für eine atemberaubende Natur sich auf dem Berg befand. Die Atmosphäre war wunderschön, ruhig und friedlich. 
Als erste Anzeichen für die Präsenz von Pinguicula war immer Sphagnum zu sehen:

 

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Ein perfekter Teppich aus Sphagnum rubellum.


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In einer kleinen Höhle fanden wir Pinguicula alpina.

 

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Pinguicula alpina mit einer schönen, roten Färbung. Die Pflanzen wachsen auf dem blanken Felsen.

 

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Pinguicula alpina vermehrt sich nur durch Samen. (Danke Matze ?).

 

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Nahaufnahme einer einzelnen Pinguicula.

 

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Die letzte, komplett rote Pinguicula fanden wir auf einer Höhe von über 1900m ü. NN. Eine weitere Pflanze liegt etwas versteckt unter abgestorbenen Grashalmen.

 

Hier ein paar Fotos zum Einschätzen der Höhe:

 

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Der Gipfel der Großen Arnspitze befindet sich auf 2196m ü. NN. 
 

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Leider war es auf dem Gipfel sehr bewölkt.
 

Auf der Pleisenspitze, einem weiteren Berg den wir erklommen, konnten wir auch einige Pinguicula alpina finden.

 

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Das Aussehen der Pflanzen variiert auf den Bergen nur wenig, für die Färbung ist wahrscheinlich die unterschiedliche Sonneneinstrahlung verantwortlich. 
 

Aber auch im Tal, neben kleinen Bachläufen, fanden wir vereinzelt Pinguicula:

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Das war’s fürs Erste von mir, morgen geht es wieder nach Haus in mein Gewächshaus zu meinen Nepenthes. Auch wenn Pinguicula nicht mein Spezialgebiet sind, habe ich mich dennoch riesig gefreut, diese schönen Pflanzen mal in situ sehen und fotografieren zu können. Bei der Bestimmung der Pflanzen haben mir Fabian und Thommy geholfen, vielen Dank an der Stelle. Da die Bestimmung der Pflanzen ohne Blüte und nur anhand der Blätter dennoch schwer ist, bin ich immer offen für Verbesserungen und Tipps. 
Selbstverständlich sind alle Pflanzen, sowohl Pinguicula als auch Sphagnum, nicht angerührt worden. Pflanzen aus Naturstandorten zu entnehmen ist ein absolutes No-Go, daher hoffe ich, dass alle, die auf diese Standorte aufmerksam gemacht wurden, das respektieren und die Pflanzen in Ruhe wachsen lassen. 
Ein YouTube-Video mit viel interessantem Videomaterial wird folgen, sobald ich wieder etwas Zeit finde. 

Für Feedback oder Verbesserungsvorschläge bin ich immer offen. 


Ich wünsche euch noch einen schönen Tag

 

Nico 

 

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Bearbeitet von Karnico
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Wirklich viele tolle Bilder und super beschrieben. Auch der Ausblick sieht echt heftig aus. Freu mich schon auf das YT-Viedeo. Auch toll das du gesagt hast wo die Pflanzen wachsen, da das viele nicht machen aus angst das jemand dort Pflanzen klaut. Leider ist das zu weit weg um selber dorthin zu fahren, also warte ich lieber gespannt auf das Viedeo was bestimmt wieder mega wird.

LG Paul

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Unbeschreiblich schöne Aufnahmen in einer grandiosen Natur. 

Danke fürs zeigen. 

 

Gruß Manfred 

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Sehr schöne Bilder und Erklärungen ?

Sieht nach einem tollen Urlaub aus.

 

P. alpina bildet übrigens keine Tochterknollen, sondern vermehrt sich rein über Samen. Da diese sehr oft auf blankem Fels vorkommen wie du es ja selbst gesehen hast, benötigen sie auch Wurzeln die sie da gut festhalten können (sie haben dicke gelbliche Wurzeln). P. vulgaris hingegen verliert ihre Wurzeln über Winter, damit sie von der Schneeschmelze mitgetragen werden können und sich dann die Tochterknollen verteilen. Das ist eine ganz andere Vermehrungsstrategie, da diese eben auf einem ganz anderen Untergrund vorkommen und sich nicht am Fels festhalten müssen ?

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Hi @Matze Maier

 

danke für die Aufklärung ?. Wird gleich geändert, ich denke bis zu meinem nächsten Urlaub in den Bergen muss ich mich doch noch mal genauer mit Pinguicula beschäftigen ?.

 

Auch an alle Anderen ein Dankeschön für die netten Worte ?.

 

LG Nico

Bearbeitet von Karnico
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Am 18.8.2020 um 18:56 schrieb Paul:

Auch toll das du gesagt hast wo die Pflanzen wachsen, da das viele nicht machen aus angst das jemand dort Pflanzen klaut. 

 

Eine nicht ganz unberechtigte Sorge. Erst vor 2 Tagen habe ich einem Bekannten, den ich eigentlich für vernünftig hielt, einen Standort verraten. Kurz danach bekam ich von ihm Bilder von ausgerupften Pflanzen, die er an seinen Gartenteich pflanzen wollte (wo sie definitiv eingehen werden, wie ich ihm dann auch sagte). Das war definitiv das letzte Mal, dass ich einen Standort geteilt habe.

VG,

David

 

P.S. Trotzdem ein toller Beitrag, Nico!

Bearbeitet von David M.
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Hallo David,

 

also zunächst einmal möchte ich mich der Meinung anschließen , schöner Beitrag mit spektakulären Bildern.

Ehrlich gesagt finde ich es nicht verwerflich  über Naturstandorte zu schreiben und diese zu photographieren. Das wird doch im Forum oft gemacht und wird wohl vernünftige Leute nicht ambitionierten aus der Natur Pflanzen zu entnehmen. Mit denjenigen , die das trotzdem machen , muss der Rest wohl leben - deswegen möchte ich trotzdem auf schöne Bilder und Berichte von Naturstandorten nicht verzichten.

Außerdem ist der Gefährdungsstatus von P. Vulgaris und Alpina eher gering , kein Vergleich zu unserer heimischen Drosera. 

 

Das verhält sich übrigens in der aktuellen Pandemiesituation ähnlich : Wer jetzt einen Party Urlaub in einem Hotspot Bucht , den kann ich nicht nach vollziehen , leben muss ich trotzdem damit.


Lg Christoph 

Bearbeitet von Chriss-82
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  • 3 Monate später...

Hallo zusammen,

 

hier noch das Video zum Beitrag, das ich heute auf YouTube hochgeladen habe. 
 


Liebe Grüße

 

Nico

 

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Hallo @Karnico

 

zu Deinem Beitrag: Ich würde dort wo Du unterwegs warst nur vulgaris und alpina vermuten.

Alles was eine schöne Rotfärbung zeigt, spitze Blätter hat und auf Fels / Schotter wächst ist mit ziemlicher Sicherheit P. alpina.

Auf blankem Fels (eigentlich sehr trocken) findest Du keine vulgaris (bei dieser Art des Gesteins.

 

Zumindest in dieser Gegend ist das so. ?

 

Das mit dem Video ist eine coole Idee, das werde ich auch mal probieren.

 

Super Video, ich habe schon wieder sehr Lust auf das Frühjahr und richtiges Pirschen.

 

LG,


BT

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Vielen Dank für deinen schönen Beitrag mit den atemberaubenden Bildern. Ich habe auch schon dein Video gesehen und fand es echt interessant Pinguicula mal an ihrem Naturstandort zu sehen. Schon unglaublich, wo die überall wachsen können. ? 

LG Flumur

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