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Nepenthes Grow Tent: Planung, Umsetzung & Lessons learned


PatrickGoGrow

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Hallo zusammen,

 

ich würde euch gerne in meine Planung für ein Hochland Grow Tent (haupts. Nepenthes) mitnehmen und habe natürlich auch etliche Fragen dazu. Trigger war, dass ich über Kontakte zu einer Hammerleuchte zum kleinen Preis gekommen bin (Sanlight Evo 3-100, 190Watt) und dessen Power gerne nutzen würde, um meine Nepenthes aus den offenen Terrarien am Fensterbrett in ein Grow Tent zu bringen.

 

Die wichtigste Frage, die zu klären wäre, ist: Wie groß kann ich das Zelt wählen, damit keine weitere Zusatzbeleuchtung nötig wird?

 

Mein Favourit ist aktuell ein rechteckiges Grow Tent mit den Maßen 150x80x200 (LxBxH). Nun zur Berechnung, ob die Lampe für dieses Zelt reicht anhand von zwei Quellen:

 

[1]: https://www.carnivero.com/pages/grow-light-ppfd-recommendations

Die Leuchte hat lt. Hersteller einen PPF von 520 (https://www.sanlight.com/produkt/evo-3-100/). Verrechnet mit der Grundfläche des Grow Tents (1,2m) ergibt das eine PPFD von 433. Lt. Quelle [1] zum Lichtbedarf von Nepenthes ist eine PPFD von 433 grundsätzlich ausreichend.


[2]: https://curiousplant.com/light-carnivorous-plants-part-2/

Ein weiterer Artikel den ich sehr insightful fand, berücksichtigt in einem letzten Schritt noch die tatsächliche Betriebszeit und berechnet die Moles/Day aus der PPFD. Demnach kommt die Leuchte bei einer Betriebszeit von 12 Stunden täglich auf 18,7 Moles/Day [433 PPFD*3.600*12h)/1.000.000]. Das ist laut Quelle [2] noch im grünen Bereich für Nepenthes, könnte aber besser sein. (Side Note: Bei solchen Tabellen wird einem immer erst wieder bewusst, WIE viel Licht Karnivoren, insbesondere Heliamphoren, eigentlich brauchen).

 

Nun zu meinen Fragen an die Community hier:

 

(1) Licht: Ich weiß natürlich, dass sich die einzelnen Arten innerhalb der Gattung wildly different sein können, was den Lichtbedarf angeht. Ultrahochlandarten sind nicht geplant, sondern die klassischen Hochlandarten und Hybriden (bei lowii ist Schluss). Glaubt ihr, dass das mit dieser Leuchte bei dieser Zeltgröße klappen wird, oder sollte ich auf eine Grundfläche von 1,0m runtergehen oder mit der Beleuchtungsdauer zwingend auf 14h hoch gehen? Welche Erfahrungen haben die Leute hier mit ähnlichen Set Ups? (Watt/Fläche, Beleuchtungsdauer, etc.)

 

Grundsätzliche weitere Fragen ungeachtet des Lichts:

 

(2) Temperaturmanagement: Tipps für die Nachtabsenkung im Hochsommer, wenn kein offenes Fenster in der Nähe ist? (wohne in Bayern)

(3) Elektrizität & Sicherheit: Was gibt es bei der Verkabelung zu beachten? Gibt es spezielle Mehrfachsteckdosen oder Schutzschalter etc., was man beachten sollte? (Da müssen ja Licht, mehrere Ventilatoren, Hydrofogger/Regenanlage, etc. ran). Für Sicherheit gebe ich gerne ein paar Euro mehr aus.
(4) Shelving: Wegen der rechteckigen Form könnte ich mir vorstellen, auf einer Seite zwei Etagen zu bauen. Kann mir jemand gute wasserfeste und rostfreie (im besten Fall Gitter-)Regale empfehlen?

 

LG
Patrick


P.S.: Zum Abschluss eine boschiana x platy, die sich auf den Umzug freut:
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Bearbeitet von Patrick.
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Hi,

 

zu deiner ersten Frage wie groß du dein Growzelt wählen solltest: Grunsätzlich so groß wie möglich, das wird schneller voll als du denkst. ? 

Im ernst, ich würde mich da eher an der verfügbaren Fläche vor Ort orientieren, die Leuchte kannst du doch später immernoch um eine weitere Ergänzen.

 

zu (1) Licht:

Soweit ich das verstanden habe hast du die Lampe bereits, warum also aufwändig herumrechnen wenn du die tatsächlichen Werte auch messen kannst? Hier gibts genug Optionen. Z.b. mit einer App fürs Handy (z.B. PPFD-Meter für Android) kannst du schon ganz vernünftige Richtgrößen ermitteln, ob die mal 10% drunter oder drüber liegt ist garnicht mal so relevant.

Die 400 PPFD halte ich für 12h konstante Dauerbeleuchtung für etwas hoch gegriffen. Ich weiß nicht wie bei Carnivero die Werte ermittelt wurden, aber wenn man z.B. die natürliche Beleuchtungsintensität im Gewächshaus hernimmt ist die über die Mittagsstunden höher (Schattierung usw. mal außen vorgelassen). Das heißt aber nicht automatisch dass eine Pflanze auch über 12h mit dieser Lichtmenge gut klarkommt. Ich stell meine Beleuchtung grundsätzlich zwischen 100-200 PPFD ein, damit kommen so ziemlich alle Nepenthes gut klar.

Dann stellt sich die Frage wie hoch du die Lampe hängen kannst. Hier würde ich so hoch wie möglich gehen, erstens damit dir das Ding nicht ständig im Gesicht hängt wenn du im Zelt hantierst, zweitens damit du auch Pflanzen im Hochtrieb beleuchten kannst, und drittens je höher desto gleichmäßiger deine Ausleuchtung.

An deiner Stelle würde ich also die Lampe erstmal maximal Aufdrehen und so hoch wie möglich hängen und dann schrittweise tiefer gehen bis du bei deiner gewünschten Intensität ankommst. Dazu misst du auf Bodenhöhe an mehreren Punkten von der Mitte bis zum Randbereich. Wenn du mit den Werten zufrieden bist kannst du dir dann deine effektiv nutzbare Fläche abstecken.

 

zu (2) Temperaturabsenkung:

Ein paar Grad Tag-/Nachtdifferenz wird deine Beleuchtung im Zelt schon ausmachen. Ansonsten nutze ich Zu-und Abluftschläuche die bis zum Fenster gelegt werden und einen Rohrlüfter der Nachts die Warme Luft aus dem Zelt saugt. Durch den Unterdruck wird kühle Luft von außen durchs Fenster und den Zuluftschlauch nachgezogen und es wird keine feuchte Zeltluft durch Öffnungen, Reißverschlüsse usw. in den Raum gedrückt (relevant wegen Schimmelgefahr). Damit kommst du natürlich nicht unter Außentemperatur, dürfte aber die günstigste Option sein. Der regelmäßige Luftaustausch ist sicher auch nicht verkehrt.

Ansonsten fällt mir nur noch Klimagerät ein, damit hab ich aber keine Erfahrungen.

 

zu (3) Elektrizität & Sicherheit:

Regenalage oder Nebler hab ich bis jetzt noch nicht im Zelt gebraucht, wenn du genug Pflanzen drin hast steigt deine Luftfeuchtigkeit automatisch, besonders wenn du im Zelt noch Lüfter laufen hast die etwas Wind erzeugen und so die Verdunstung beschleunigen. Grundsätzlich versuch ich im Zelt 230V wo es geht zu vermeiden. Daher setze ich auch nur PC-Lüfter für die Umluft im Zelt ein, z.B. die 180mm Air Penetrator von Silverstone erzeugen auch über 1-2m eine stabile Luftströmung. Die Beleuchtung sollte natürlich auch über eine entsprechende Schutzklasse verfügen. Verlängerungen, Netzteile usw. sind bei mir alle außerhalb vom Zelt.

 

zu (4) Shelving:

Ich setz im Zelt gar keine Regale ein, hat sich nicht bewährt da bei mir im Zelt hauptsächlich große kletternde Pflanzen landen, aber hier hat jeder andere Vorstellungen.

Wenn dann würde ich zu feuchtraumgeeigneten Regalen mit Epoxidbeschichtung greifen, die normalen Chromstahlregale sind wohl relativ empfindlich was Rost angeht und sehen nach einiger Zeit dann so aus: https://youtu.be/Nq6mRvQNzC8?t=193
Royal Catering stellt solche epoxidbeschichteten Regale in verschiedensten Maßen her, z.B. bei expondo wirst du da fündig. Wenns nicht unbedingt Stahl sein muss gibts auch bei Ikea pulverbeschichtete Gitterböden für die Ivar-Reihe, da bist du von den Maßen allerdings recht eingeschränkt.

 

Ich hoffe das hilft und viel Erfolg. ? 

Phil

Bearbeitet von Phil N
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Also als Erfahrungswerte mit diesem Lampentyp und einem 120x120x200 Zelt. Lampe ganz oben aufhängen reicht selbst für hochlandnepenthes und zu Sonnenbrand ?.

 

Für Hochlandnepenthes auf 80% dimmen, Tieflandnepenthes kommen mit 60% gut aus.

 

Ein größeres Zelt macht aber auch keinen Sinn da dann die Ausleuchtung leidet.

 

Mit zwei 4 strahligen sanlight auf 60% gedimmt beleuchtet ich aktuell ein 2x2x2m Zelt. Und auch da werden selbst die Ultrahochländer rot.

 

Liebe Grüße

Philipp

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  • 4 Monate später...

Liebe Community,

 

anbei ein Update zu meinen letzten 3 Monaten Grow-Tent-Life. Als jahrelanger Fensterbankgrower muss ich wirklich sagen, dass ein Zelt den Spaß am Hobby verhunderfacht! Auch diejenigen Exemplare denen es auf der Fensterbank gut ging sind im Zelt quasi auf kürzeste Zeit explodiert in Wachstum und Schönheit.

 

Starting Point im März 2022:

Nach meiner Planungsphase habe ich das Zelt am 20. März in Betrieb genommen. Die Sanlight Evo 3-100 lief auf 100% für 10 Stunden pro Tag. Im Zeltinneren wurden drei Ventilatoren (2x 5W, 1x 12W) für die Umluft installiert. Frischluft von außen kommt durch zweimaliges Öffnen des Zelts pro Tag. Dadurch ergab sich (zumindest im März/April) noch eine solide Nachtabsenkung. So weit, so gut, nichts zu bemängeln. Luftfeuchtigkeit war auch immer im Bereich 70-80% ohne zusätzliche Humidifier oder ähnliches, wie mir @Phil N auch geraten hat. Danke dafür! Getrackt wird mit einem üblichen SensorPush.

 

Anpassungen am 01. Mai 2020:

Nach zwei Monaten hat sich gezeigt, dass die Temperatur im Zelt schnell an die 30°C stößt (es steht in meiner Ein-Zimmer-Wohnung, PhD-Life…). Außerdem haben, wie @PhilR meinte (Danke dafür!), manche Pflanzen einen fast zu starken Rotstich angenommen (keine Verbrennungen, aber nah dran). Ich habe also einen Dimmer für die Lampe besorgt und seitdem läuft sie auf 80%. Das scheint perfekt zu sein. Die PPFD-Werte auf der Höhe der Pflanzen sind im linken Bereich des Zelts 300 (DLI: 25,7), im mittleren unteren Bereich bei 170 (DLI: 14,8) und im rechten Bereich des Zelts bei 260 (DLI: 22,5). Das ist immer noch Upper-End, aber die extreme Rotfärbung hat bei neuen Blättern abgenommen. Gleichzeitig senkt man die Hitzeproduktion der LED und die Stromkosten.

 

Lesson learned: Auch wenn Licht der wohl wichtigste Faktor ist – „mehr“ heißt nicht immer „besser“.

 

Die Nachtabsenkung zu erreichen wurde mit beginnendem Frühsommer auch schwieriger. Ich habe mir einen Inline-Fan besorgt, der abends über einen Aluschlauch frische Luft vom naheliegenden Balkonfenster in das Zelt saugt. Das klappte und klappt bisher sehr gut und ich schaffe einen durchschnittlichen Drop von 10°C. Das ganze ist aber auch noch ein manueller Prozess, ich muss also zuhause sein (lässt sich aber gut in die Abendroutinen integrieren). Wenn man mal drei Tage unterwegs ist, sollte das auch kein Problem sein. Ich denke mal, „konstante Bedingungen“ kann man bei meinen einfachen Nepenthes als „>=20 Tage pro Monat“ definieren.

 

Lesson learned: Nicht in Details und Planung verlieren, sondern ausprobieren, Erfahrungen sammeln und gut beobachten, wie und ob sich das Verhalten der Pflanzen verändert.

 

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Nach zwei Wochen ist dann etwas interessantes passiert: Nach mehreren mehrtägigen Abwesenheiten (und keinem manuellen Öffnen des Zelts) habe ich Schimmel an manchen Nepenthes entdeckt, immer nur an den vor Nektar triefenden Peristomen (insbesondere bei N. copelandii x spectabilis) und gelegentlich an den Nektarien, die manche Pflanzen an Stamm und Blättern haben. Dies war insbesondere an den Stellen, die keine direkte Luft der Ventilatoren abbekommen haben. Ich denke, dass die zusätzliche gesteigerte LF durch das Nicht-Öffnen für einige Tage und das gleichzeitige Dimmen des Lichts zu dieser Zeit auch dazu beigetragen haben. Den Schimmel habe ich mit einem nassen Tuch vorsichtig entfernt und ein Fungizid ausprobiert. Dadurch dass ich jetzt wieder viel zu Hause bin, läuft seitdem alles bestens. Außerdem habe ich noch einen weiteren 12W Ventilator hinzugefügt, das ist jetzt in der Testphase.

 

Lesson learned: Ändert man eine Variable in einem abgeschlossenen/halboffenen System, ändern sich alle.

 

Aktuelle Herausforderungen:

Schimmel: Dadurch, dass ich zur Zeit normal zu Hause bin, gibt es keine Schimmelprobleme mehr (dank zwei Mal täglichem Lüften und der Frischluftzufuhr abends mit dem Inline-Fan). Interessant wird es, wenn der nächste Trip ansteht und ich mal wieder ein paar Tage nicht zuhause bin. Ich versuche auch, die LF möglichst im Bereich 60-70% zu halten (ich glaube, das ist der Sweet-Spot für mein Set-Up).

 

Nachtabsenkung: Das wird immer spannender, je wärmer es draußen wird. Die Ansaug-Methode ist eben umso effektiver, je kälter es draußen ist. Bei der aktuellen Hitzewelle schaffe ich schon nur noch eine Absenkung vom im Schnitt 8°C (von 30°C max. bis 22°C abends). Hier bin ich wirklich gespannt, wie das Set-Up den ersten Sommer übersteht. Mein „höchster“ Hochländer ist eine neue N. hamata, die ich vor drei Wochen bei AW bekommen habe. Diese zeigt bereits Wachstum und Bewegung, es ist also (noch) alles bestens. Ich werde natürlich viel Ausprobieren und meine Erfahrungen teilen (hier im Forum wurde dieses Thema ja auch schon oft diskutiert).

 

Die Pflanzen sehen aktuell hervorragend aus. Ihr findet stets aktuelle Fotos meiner Pflanzen und meine Bestandsliste hier im Forum und oder im Link in meiner Signatur:

 

LG
Patrick

Bearbeitet von Patrick.
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