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Thomas Kaba

Empfohlene Beiträge

Glückauf zusammen,

 

Über die Queensland Drosera liest man ja öfters, dass es eher passive Pflanzen sind ohne bewegliche Tentakel oder Fallen, anders als Drosera capensis oder burmannii bzw. glanduligera.

 

Nun komme ich nach Hause und schaue nach meinen Pflanzen und stelle zu meinem Erstaunen fest, dass das Blatt einer D. prolifera halbseitig zusammen gerollt ist.

 

Heute morgen war das Blatt noch normal geöffnet. Ich habe es mit einem winzigen Krümel Hefeflocken gefüttert.

 

Das erste Foto ist von gestern Abend (das rechte Blatt im Bild), die anderen drei zeigen das selbe Blatt heute Abend.

 

Auch bei D. adelae habe ich schon beobachtet, wie das Blatt über eine Mahlzeit zusammen gerollt ist, leider ohne Foto. 

 

Schnell sind die Bewegungen natürlich nicht, aber die Sektion Prolifera ist beleibe nicht so passiv, wie oftmals zu lesen ist.

 

 

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Gerade bei meiner D. ×Andromeda finde ich immer innteressant, wie das Blatt sich stellenweise krümmt und bei meherern kleinen Beutetieren komplett verzieht, wenn man so will.

 

Dieses Geblubber, von Wegen schlechte Insektenfänger, finde ich generell immer etwas gewagt. Zumindest in Kultur.

Naturstandorte bieten mit Regen, Lichtverhältnissen, etc. ja nochmal andere Schwierigkeiten.

 

Auch dieses häufig genannte Schimmelproblem finde ich oft überspielt. Meine Pflänzchen stehen in einem offenen Aquarium mit viel Licht, aber ohne Lüfter. Bekommen öfters mal Fischfutter, welches fast restlos aufgenommen wird und ansonsten halt lebensmüde Trauermücken, von denen ich im Sommer mehr als genug hatte.

Bisher nie Probleme gehabt. Pflanzen glücklich. Ich glücklich.

 

Schönen Gruß von einem, der aus dem Ruhrgebiet geflohen ist. 😛

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Zitat

Dieses Geblubber, von Wegen schlechte Insektenfänger, finde ich generell immer etwas gewagt. Zumindest in Kultur.

Richtig beobachtet:
Drosera prolifera und D. x andromeda bilden sogar Überbleibsel von Schnelltentakeln, die hier allerdings häufig sezernieren, also auch Leimtropfen bilden. Das spricht deutlich gegen eine behauptete nahe Verwandtschaft aller "Queensland-Sonnentau" (Sektion Prolifera) zu den Spinnenbein-Sonnentau (Sektion Arachnopus), die zwar durch ihre Emergenzen bekannt sind, jedoch niemals Schnelltentakel bilden. Auch chemisch unterscheidet sich D. prolifera durch die Bildung des Naphtochinons Plumbagin deutlich von D. adelae und D. schizandra, die beide Ramentaceon bilden. Die zuletzt beschriebene "Sister" D. buubugujin konnten wir leider noch nicht untersuchen, da uns keine Proben zur Verfügung gestellt wurden. Daher ist es noch gar nicht ganz sicher, ob es wirklich eine neue eigene Queenslandart oder eine Hybride ist. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Kulturhybride D. x andromeda ist nicht zu übersehen. Wer sich für die chemischen und strukturellen Unterschiede der Queensland-Schwestern interessiert kann hier nachlesen:

Chemistry and surface micromorphology of the Queensland sundews ( Drosera section Prolifera).
 

Oder den Beitrag von Jan Schlauer über die Chemie der Sonnentau (2. Beitrag im Video, Englisch mit deutschen Untertiteln) in unserem Film für den Weltkarnivorentag (WCPD) der ICPS 2021 anschauen:

 

 

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Danke für den tollen und spannenden Beitrag, Siggi. 

 

Ich habe übrigens auch bei D. adelae ähnliche Beobachtungen gemacht und konnte heute endlich mal ein Foto machen.

 

Das Blatt ist schon recht beweglich, nur eben langsamer als andere Drosera.

 

Wenn die neue Drosera buubugujin ein natürlicher Hybride sein könnte, frage ich mich, welche Elternpflanzen in Frage kommen könnten. Die Habitate der bisher drei Queenslanddrosera überschneiden sich doch gar nicht und liegen räumlich doch recht isoliert voneinander. Wie kann da eine Hybridisierung zu Stande kommen?

 

 

20221215_184310.jpg

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Zitat

Die Habitate der bisher drei Queenslanddrosera überschneiden sich doch gar nicht und liegen räumlich doch recht isoliert voneinander.

Die bekannten und inzwischen oft fotografierten Standorte schon. Wer jedoch selber mal auf den teils an steilen Abhängen gelegenen Pfaden, Wege kann man das mitunter wirklich nicht nennen, durch den Queensland-Dschungel voller dorniger "Wait-a-while" Lianen (Rattan) und Blutegeln gestapft ist weiß, dass viele Bereiche dort nur sehr schwer zugänglich sind. Es ist sicher kein Zufall, dass die bekannten Fundorte fast immer an oder zumindest in der Nähe solcher Pfade sind. In großen weitgehend unzugänglichen Bereichen könnte es sogar noch mehr Arten/Hybriden geben, weshalb es für mich auch nicht verwunderlich war, als erst kürzlich die D. buubugujin entdeckt und - leider ohne Naphtochinonuntersuchung - publiziert wurde.
 

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Probiere mal die oberen Randtentakel (T1) um die Blattspitzen von D. adelae mit einer Nadel oder einem Zahnstocher anzutippen. Interessant sind da nur die obersten Marginaltentakel. 1-2 x antippen und dann etwa 15-20 Sekunden warten (Reaktionszeit). Das Einbiegen folgt nicht immer, aber wenn die Pflanze gute Laune hat klappt es.
Tentakeldefinition: T= "normale" aufrechte Leimtentakel auf dem Blatt. T1 bedeutet Randtentakel mit "normaler" Leimdrüse. T2 sind bisymmetrische, üblicherweise trockene Schnelltentakel (z.B. bei D. prolifera kurz, meist untergeklappt und sezernierend). T3 sind die - bisher einmaligen - sehr schnellen Einmal-Katapulte von D. glanduligera.
 

Literatur dazu: Trap diversity and evolution in the family Droseraceae

 

 

 

 

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Hachja,  ich find deine Nerd-Ausführungen immer klasse, auch wenn ich mir dann doof fühle. 😄

Danke für den Beitrag.

 

 

Liest sich aber immer schön, dass es noch Orte gibt, an dem die Natur dem Menschen den Zugang verwehrt. Auch wenn man neugierig ist, welche ihrer Werke sich dort verbergen.

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Solche fachlichen Diskussionen, die über Kulturmethoden und "Bestandslisten-Schwanzvergleiche" hinaus gehen und auf die Biologie und Ökologie der Pflanzen eingehen, finde ich unfassbar spannend. Siggi, mehr davon 🙂

 

Hab das mit den "Randtentakeln" bei meiner Drosera adelae ausprobiert. Leider ohne Ergebnis. Spielt das Alter des Blattes auch in die Beweglichkeit der Tentakel mit rein?

 

Letztenendes spielen am natürlichen Standort der Pflanzen auch der Boden, Geologie, Klima, Relief und Wasserhaushalt eine Rolle, die mit der Biologie der Pflanzen eng verzahnt ist.

 

Aus diesen ökologischen Rahmenbedingungen am Naturstandort kann man sehr viele Dinge herleiten, die einem die Kultur der Pflanzen erleichtern.

 

Glückauf und viele Grüße 

 

 

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Insectivorophilia

Hallo Thomas,

 

vor einer Stunde schrieb Thomas Kaba:

Hab das mit den "Randtentakeln" bei meiner Drosera adelae ausprobiert. Leider ohne Ergebnis

 

Die hatte halt keine "gute Laune!" 😉

 

Glückauf!

 

Insectivorophilia

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vor 19 Minuten schrieb Insectivorophilia:

Hallo Thomas,

 

 

Die hatte halt keine "gute Laune!" 😉

 

Glückauf!

 

Insectivorophilia

 

 

Ich habe ihr aber vorher gut zugeredet.  Hatte nur keinen Zahnstocher, sondern einen Besenstiel verwendet. Ob es daran lag?😆

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Die "passivste" meiner Queensland Droseren ist nach meiner Einschätzung D. x andromeda. Selbst dort aber sind die Tentakel immer zum Futter hin gekrümmt und das Blatt wölbt sich meistens so, dass im Bereich der Mahlzeit und der gekrümmten Tentakel eine kleine Kuhle entsteht, wenn auch nur geringfügig.

 

Für D. schizandra kann ich leider nicht sprechen, aber so wie es flugunfähige Vögel gibt (z.B. der in Queensland auch beheimatete Kasuar, Pinguine, Strauße, Kiwis), gibt es sicher auch Carnivoren, die ihre Fähigkeit zur Carnivorie fast oder ganz eingebüßt haben. Da denke ich nur an viele rheophytische Utricularia, wie U. neottioides. D. schizandra sehe ich da in einer Art "Übergang".

 

Hier ein Foto eines taufrischen Blattes meiner Andromeda 

20221216_185417.jpg

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Zitat

D. schizandra sehe ich da in einer Art "Übergang".

 

Diese Hypothese ist schon eine Weile unterwegs. Tatsächlich sind die Fangblätter nicht für große Beute ausgelegt. Obwohl am Regenwaldboden bestimmt auch eiweißreiche Pollen und Sporen eine wichtigere Rolle spielen (siehe unseren Film über vegetarische Karnivoren) als an anderen Standorten, fanden wir auf dem Mount Bartle Frere in Queensland ebenso kleine Mücken und Kleinfliegen in den Fallen. Auch Springschwänze, von denen es in der Bodenlaubschicht wimmelt, dürften dazugehören wie sich das für Drosera gehört. Auch Enzymtests an D. schizandra (mit Fotofilm) zeigen keine merklich schwächere proteolytische Reaktion als bei anderen Sonnentau. Meiner Ansicht nach wird in diesem Fall einiges hineininterpretiert, das sich dann in Büchern und Publikationen als "neue Erkenntnis" gut verkaufen lässt. Meiner Ansicht nach reichen die Belege für eine evolutionäre Rückwärtsentwicklung nicht aus, für eine wirksame Anpassung als Sonnentau an die Regenwaldbedingungen dagegen durchaus.

 

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Das neue Blatt der D. x andromeda hat erfolgreich eine Trauermücke erbeutet. Von wegen schlechte Insektenfänger 

20221224_135704.jpg

20221224_135922.jpg

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  • 2 Wochen später...

Hallo

Sorry für das verspätete Einstellen der Bilder.

DROSERA adelae20230105_114512.thumb.jpg.3e1b57bd29f7e2044434e0bfae123777.jpg

DROSERA prolifera20230105_114457.thumb.jpg.2c046124502548cbd11d6b2f33131485.jpg

DROSERA andromeda20230105_114505.thumb.jpg.aba714622bf32d79383616d240119f5b.jpg

 

Ich glaube auf den Bildern ist es auch eindeutig dass sich die Tentakeln bewegen.

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