Dose Posted June 9, 2024 Posted June 9, 2024 Hallo liebes Forum, ich möchte kurz von einem Problem berichten, welches für uns alle von Relevanz ist und sich unter Umständen zu einem echten Bärendienst entwickeln könnte. Es geht um das Einbringen von Neophyten in die heimischen Moore. Sarracenia purpurea ist eine wunderschöne Pflanze, die in keinem Moor fehlen sollte. Das würde wohl jeder von uns Karnivorenliebhabern im ersten Augenblick denken. Schnell mal ein paar Samen ausbringen und dann ein paar Jahre später haben wir das Moor upgegraded. Herrlichste Sarraceniahorste überall. Leider kann und wird dies jedoch Folgen haben, die man eventuell bei solcher Handlung nicht bedacht hat. Laut Andreas Fleischmann ist in der Diskussion, inwiefern Sarracenien unter ein Handelsverbot fallen können/werden, da sie als Neophyten das Ökosystem Moor stark beeinflussen. Sarracenia könnten so auf die "Blacklist" gelangen, ein Handeln dieser verboten werden. Aber warum? In den Schläuchen sammeln sich Nährstoffe derart an, dass diese einen (erheblichen) Nährstoffeintrag bilden. Ich habe vor ein paar Tagen nach einer abendlichen Diskussion auf der ICPS selbst einmal nachgemessen und kam in diversen Fallen verschiedener Sarracenia purpurea auf Leitwerte von über 500 µS. Deswegen wächst das Sphagnum in unmittelbarer Nähe der Pflanzen auch so gut. Dadurch kommt es bei entsprechender Menge von Pflanzen zur Ansammlung von Nährstoffen und die konkurrenzschwachen Pflanzen wie z.B. unsere einheimischen Karnivoren werden durch andere Pflanzen verdrängt, die im normalerweise nährstoffarmen Moor keine Chance hätten. Ein weiterer Punkt ist, dass durch die Einbringung von Neophyten der eigentliche Schutzstatus von Habitaten aufgehoben werden kann. Eine Moorfläche, die vorher geschützt ist/war und nun voll mit Sarracenia ist, könnte ggf. dann zur Entwässerung freigegeben und anders genutzt werden. Bitte gerne diese Infos weiterverbreiten. Wissen schützt (manchmal) vor Unfug. Viele Grüße Carsten 7 7
2nd_Greenthumb Posted June 9, 2024 Posted June 9, 2024 Generell sollte man nichts, das man zuvor noch zuhause hatte, in der der Natur zurücklassen. Im schlimmsten Fall schädigt man das dortige System dauerhaft. Schmetterlingseffekt eben...
Alexander Fisch Posted June 9, 2024 Posted June 9, 2024 Vielleicht sollte man auch verbieten das Vögel in oder in unmittelbarer Nähe zu den Mooren brüten denn das könnte auch einen enormer Nährstoff Eintrag zur Folge haben. Nein Spaß beiseite es gibt einen unglaublichen Austausch von Pflanzenmaterial zwischen Habitaten durch die dort befindliche Fauna, da sollte der Mensch sich einfach raushalten. Das erste Mal hörte ich von den Sarracenien in Europäischen Mooren vor langer langer Zeit aber mir ist nie ein Bericht zu Ohren gekommen der belegt das die Sarracenien andere heimische Pflanzen verdrängt haben. Vielleicht bin ich da einfach unwissend aber falls es da was gibt bilde ich mich gerne weiter. 1
Tjark Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Es gibt meines Wissens nach einen Beitrag vom BR zu diesem Thema, wo auch Sarracenia purpurea aus dem Moor entfernt werden. Da werden auf jeden Fall die Probleme dieser Population angesprochen. Ich find den Beitrag nur leider grad nicht.
marke Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Ich kann mich auch daran erinnern. Es ging da um "schwimmende Moore" im Bayrischen Wald (meine am großen Arber). Allerdings geht der Link hier im Forum nicht mehr. Gruße Marcel 1
Nicky Westphal Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Hallo zusammen, keine Ahnung was ich von einem solchen Verbot halten soll? Mag sicher sein, das die angesalbten S. purpurea in unseren Mooren eine gewisse Rolle spielen, aber zum einen denke ich der Nährstoffeintrag der Pflanzen ist im Verhältnis zu dem was wir Menschen dort einbringen eher geringfügig. Zum andren bringt ein Handelsverbot auch nichts, denn die Leute, die aus Spaß Sarracenia ansalben lassen sich dadurch sicher nicht abhalten. Der Rest, der vernünftig mit seinen Pflanzen und der Umwelt umgeht, um den braucht man sich keine Sorgen machen. Grüße Nicky 2
Kobra1911 Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Man muss heute mit allem rechnen Seit ca 10 Jahren sind in der EU Apfelschnecken ( Ampullaria) verboten. Das sind Schnecken aus Suedamerika. Warum sind sie verboten? Weil sie in Andalusien Schaeden auf den Feldern anrichten. In Deutschland wuerden die im Freien aber nicht mal den Sommer überleben.
Sonja Schweitzer Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 (edited) vor 2 Stunden schrieb Nicky Westphal: Hallo zusammen, keine Ahnung was ich von einem solchen Verbot halten soll? Mag sicher sein, das die angesalbten S. purpurea in unseren Mooren eine gewisse Rolle spielen, aber zum einen denke ich der Nährstoffeintrag der Pflanzen ist im Verhältnis zu dem was wir Menschen dort einbringen eher geringfügig. Zum andren bringt ein Handelsverbot auch nichts, denn die Leute, die aus Spaß Sarracenia ansalben lassen sich dadurch sicher nicht abhalten. Der Rest, der vernünftig mit seinen Pflanzen und der Umwelt umgeht, um den braucht man sich keine Sorgen machen. Grüße Nicky S.purpurea fängt u.A. auch unsere heimischen Amphibien und Reptilien, weshalb das Verbot schon Sinn macht. Edited June 10, 2024 by Sonja Schweitzer 1 1
Nicky Westphal Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 (edited) vor 18 Stunden schrieb Sonja Schweitzer: S.purpurea fängt u.A. auch unsere heimischen Amphibien und Reptilien, weshalb das Verbot schon Sinn macht. Das tun Hauskatzen, und natürlich die unter Naturschutz stehenden Wildkatzen, auch! Was machen wir da? Verbieten? ich sage ja nicht dass es absolut keinen Sinn macht, aber man sollte doch hier und da die Kirche im Dorf lassen und das auch etwas verhältnismäßig betrachten. Ich habe keine Ahnung wie viele S. purpurea in Deutschland so existieren und wie viele Amphibien und Reptilien von diesen verspeist werden. Ich glaube aber unter den Reifen der Moortouristen oder naturliebenden Radfahrern, die durch die Landschaften radeln, sterben mehr der Tierchen als durch die angesalbten S. purpurea. Grüße Nicky Edited June 11, 2024 by Nicky Westphal 3
Wolfgang Liere Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 (edited) Ich frage mich immer, wie definieren Behörden Neophythen? Tiere und Pflanzen wandern/breiten sich seit Urzeiten in immer neue Regionen aus und verlassen alte. Eine Utricularia-Turione aus meinetwegen Ungarn durch den Menschen hier im See ausgesetzt, ist ein Neophyt. Kommt die Turione/Samen durch Transport in Vogelgefieder hierher (wie das Besiedeln neuer Habitate seit Jahrmillionen nun mal funktioniert) ist das natürliche Ausbreitung. Da ich ja im strengen Sinne auch nur ein "Tier" bin, begehe ich also einen Gesetzesverstoß, wenn ich die o.g. Turione (gerne auch Samen, abgebrochenes Teilstück o. ä,) absichtlich hier in den Tümpel, das Moor schmeiße und begehe eben keinen Gesetzesbruch, wenn sich diese Turione im Profil meiner Gummistiefel festklemmt und sich im nächsten See löst. Und was ist, wenn sich im Zuge des Klimawandels diese Turionen/Samen sowieso auf natürliche Art bei uns ausbreiten? Selbst der NABU empfiehlt mittlerweile, da 30% der Gartenpflanzen dem Klima anzupassen, hier sollte nur darauf geachtet werden, dass unsere heimische Tierwelt damit klarkommt. Wir haben doch nichts davon, wenn hier Arten aufgrund der Klimakapriolen aussterben und keine neuen, die damit klarkommen würden, hier nicht wachsen dürfen, weil wir Menschen sie hier beabsichtigt gepflanzt haben. Dann dürfte das Insektensterben in Deutschland noch rasanter von Statten gehen. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/garten-klimafest-100.html S. purpurea dürfte beim derzeitigen Vorkommen in heimischen Mooren für vermutlich nicht mal 0,0000000000001% für den Tod von heimischen Amphibien und Reptilien verantwortlich sein. Rechnen wir da jetzt die neophytischen Reptilien und Amphibien wieder raus, die entweder von Sarracenia verdaut oder auch von gleichermaßen von neophytischen Tieren gefressen werden? Profitiert nicht z.B. auch D. rotundifolia von neophytischen Insekten, z.B. in Süddeutschland der Tigermücke? Also ab sofort jeden Tag alle Tigermücken aus den Klebetropfen raus pulen, das ist verbotene Nahrung. Sorry, aber irgendwie muss man die Kirche mal im Dorf lassen, die Welt verändert sich seit Millionen von Jahren und auch unser Wirken wird sie überstehen. Das ist Mutter Erde so ziemlich scheißegal, was wir mit ihr anstellen, solange die Sonne durchhält, wird sie und die Natur (in welcher Weise auch immer) weiter existieren. Wen man sich mal die Geschichte unseres Planeten genauer betrachtet, da ist ein Anstieg/Absinken der Durchschnittstemperatur von 2 oder meinetwegen auch 5° C sowas von egal, das bringt das Leben an sich garantiert nicht um. Ja, mir tut es auch leid um jede Gattung, Art, Unterart, die irgendwo ausstirbt, aber das ist normal und immer schon so gewesen. Mal schneller, mal langsamer und ich weiß auch, dass wir das eher schneller schaffen. Den Höhlenbären haben wir wohl auch ausgerottet, klar würde ich gerne auch mal so ein 1,2 to Tier sehen, aber bitte nicht in freier Wildbahn bei meinem nächsten Spaziergang. Viele Grüße Wolfgang Nachtrag: Ich glaube, wenn wir alle uns weltweit Sorgen um unser Klima, die Pflanzen, Tiere, Pilze etc. machen, machen wir uns eigentlich nur Sorgen um uns und unsere Nachkommen. Dem Planet Erde mitsamt seinem hier enthaltenen Leben ist das völlig wurscht, solange die Sonne weiter scheint. Edited June 10, 2024 by Wolfgang Liere
partisanengärtner Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 (edited) Bei dem schwimmenden Moor geht es nicht um eine Nährstoffanreicherung. Nur die Schwimmfähigkeit der frei schwimmenden Schwingrasen wird durch das in den Fallen aufgefangene Wasser beinträchtigt, denn die Nutzlast der Schwingrasen ist sehr begrenzt. Sprich die S.purpurea versenken eventuell diese seltenen Erscheinungen wenn ihre Anzahl zu groß wird. Allerdings ist mir keine Art bekannt die auschließlich auf diesen Ausnahmebiotopgen vorkommt. Eher geht da ein Naturdenkmal vorzeitig unter. Irgendwann gehen die sowieso diesen Weg indem sie irgendwann anlegen. Sarracenia purpurea ist eher ein sehr sekundärer Fleischfresser. Frösche oder Molche wird der kaum fangen, eher werden dort diverse Insekten sich vermehren. Vielleicht auch die Tigermücke. Wesentlich gefährdeter wären seltene Libellen aus den Moorbiotopen. Auch nicht durch die Sarracenia sondern den dort auch heimischen Sonnentau. Hauskatzen sind wie auch Wildkatzen dort eher nicht zu erwarten. Schlimmer wäre wohl noch das ein Naturliebhaber dort eine Stange Flüssigkeit absetzt. Vor allem die Sorte die sich um die winzigen Pflanzen nicht schert, weil sie eher einen Moortrail fahren will. Unsereiner wird sich wohl nicht mitten im Biotop erleichtern. Schwarze Beutel für Spaziergänger wäre auch mal eine Gedanke den man entwickeln könnte. Würde vielleicht den Druck auf Biotope weg nehmen, weil es gar zu unkommod wäre. Edited June 10, 2024 by partisanengärtner
FannichtveganerPflanzen Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Naja ausschlaggebend ist ja sowieso die schwarze Liste, welche durch die Behörde verfasst wird. Ob sinnvoll oder nicht, wenn die beschliessen dass die Sarracenia Purpurea ein unerwünschter Neophyt ist und nicht mehr eingeführt und verkauft werden darf, haben wir den Salat. Gruss Robin
Louis W. Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Ganz egal ob das mit dem Nährstoffeintrag jetzt stimmt oder nicht stimmt: Sarracenia purpurea ist ein invasiver Neophyt und diese schaden nun mal den Ökosystemen. Daher macht eine Bekämpfung für mich absolut Sinn. Ob ein Verbot Sinn macht, wage ich auch zu bezweifeln, aber solche invasiven Arten einfach wachsen zu lassen bedeutet, dass bestimmte konkurrierende heimische Arten über kurz oder lang aussterben. Daher verstehe ich nicht, wie man da generell gegen argumentieren kann. Was ich in meiner Gegend an invasiven Neophyten sehe...indisches Springkraut, japanischer Staudenknöterich...die besiedeln riesige Flächen und verdrängen einfach das was dort vorher gewachsen ist. In der Schweiz wurde jetzt Kirschlorbeer verboten, eine Pflanze, die man in jedem zweiten Garten bei uns findet, weil sie eben auch invasiv ist. Ob und inwieweit Verbote was bringen, weiß ich auch nicht. Man muss sich auf jeden Fall klar sein, dass wenn man das Zeug wachsen lässt, sich unsere Flora und Fauna stark verändern wird. vor 22 Stunden schrieb Dose: Ein weiterer Punkt ist, dass durch die Einbringung von Neophyten der eigentliche Schutzstatus von Habitaten aufgehoben werden kann. Eine Moorfläche, die vorher geschützt ist/war und nun voll mit Sarracenia ist, könnte ggf. dann zur Entwässerung freigegeben und anders genutzt werden. ...und das kommt dann natürlich auch noch dazu. 1
Jan H. Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 vor 33 Minuten schrieb Wolfgang Liere: Ich frage mich immer, wie definieren Behörden Neophythen? Tiere und Pflanzen wandern/breiten sich seit Urzeiten in immer neue Regionen aus und verlassen alte. Eine Utricularia-Turione aus meinetwegen Ungarn durch den Menschen hier im See ausgesetzt, ist ein Neophyt. Kommt die Turione/Samen durch Transport in Vogelgefieder hierher (wie das Besiedeln neuer Habitate seit Jahrmillionen nun mal funktioniert) ist das natürliche Ausbreitung. Da ich ja im strengen Sinne auch nur ein "Tier" bin, begehe ich also einen Gesetzesverstoß, wenn ich die o.g. Turione (gerne auch Samen, abgebrochenes Teilstück o. ä,) absichtlich hier in den Tümpel, das Moor schmeiße und begehe eben keinen Gesetzesbruch, wenn sich diese Turione im Profil meiner Gummistiefel festklemmt und sich im nächsten See löst. Und was ist, wenn sich im Zuge des Klimawandels diese Turionen/Samen sowieso auf natürliche Art bei uns ausbreiten? Selbst der NABU empfiehlt mittlerweile, da 30% der Gartenpflanzen dem Klima anzupassen, hier sollte nur darauf geachtet werden, dass unsere heimische Tierwelt damit klarkommt. Wir haben doch nichts davon, wenn hier Arten aufgrund der Klimakapriolen aussterben und keine neuen, die damit klarkommen würden, hier nicht wachsen dürfen, weil wir Menschen sie hier beabsichtigt gepflanzt haben. Dann dürfte das Insektensterben in Deutschland noch rasanter von Statten gehen. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/garten-klimafest-100.html S. purpurea dürfte beim derzeitigen Vorkommen in heimischen Mooren für vermutlich nicht mal 0,0000000000001% für den Tod von heimischen Amphibien und Reptilien verantwortlich sein. Rechnen wir da jetzt die neophytischen Reptilien und Amphibien wieder raus, die entweder von Sarracenia verdaut oder auch von gleichermaßen von neophytischen Tieren gefressen werden? Profitiert nicht z.B. auch D. rotundifolia von neophytischen Insekten, z.B. in Süddeutschland der Tigermücke? Also ab sofort jeden Tag alle Tigermücken aus den Klebetropfen raus pulen, das ist verbotene Nahrung. Sorry, aber irgendwie muss man die Kirche mal im Dorf lassen, die Welt verändert sich seit Millionen von Jahren und auch unser Wirken wird sie überstehen. Das ist Mutter Erde so ziemlich scheißegal, was wir mit ihr anstellen, solange die Sonne durchhält, wird sie und die Natur (in welcher Weise auch immer) weiter existieren. Wen man sich mal die Geschichte unseres Planeten genauer betrachtet, da ist ein Anstieg/Absinken der Durchschnittstemperatur von 2 oder meinetwegen auch 5° C sowas von egal, das bringt das Leben an sich garantiert nicht um. Ja, mir tut es auch leid um jede Gattung, Art, Unterart, die irgendwo ausstirbt, aber das ist normal und immer schon so gewesen. Mal schneller, mal langsamer und ich weiß auch, dass wir das eher schneller schaffen. Den Höhlenbären haben wir wohl auch ausgerottet, klar würde ich gerne auch mal so ein 1,2 to Tier sehen, aber bitte nicht in freier Wildbahn bei meinem nächsten Spaziergang. Viele Grüße Wolfgang Nachtrag: Ich glaube, wenn wir alle uns weltweit Sorgen um unser Klima, die Pflanzen, Tiere, Pilze etc. machen, machen wir uns eigentlich nur Sorgen um uns und unsere Nachkommen. Dem Planet Erde mitsamt seinem hier enthaltenen Leben ist das völlig wurscht, solange die Sonne weiter scheint. Schön politisch unkorrekter Beitrag, dem ich gerne zustimme - mit der Einschränkung, dass es einem individuellen Lebewesen mit Zentralnervensystem sicherlich nicht "völlig wurscht" ist, wenn sich sein Lebensraum zu seinen Ungunsten verändert. Das Missverständnis, das jedoch viele Leute mit Naturschutz zu haben scheinen, ist, dass sie nur in relativ kurzen Zeiträumen von +/- einem Menschenleben denken. Auf längere Zeiträume betrachtet verändern sich Lebensräume ständig. Die Frage sollte meiner Ansicht nach nicht sein, wie lange wir unsere Umwelt in ihrer jetzigen Form erhalten können, sondern wie lange wir unsere eigene Spezies noch erhalten können, um sich an solchen Grünflächen zu erfreuen. Sobald die Menschen weg sind, wird es unter den dann verbliebenen Arten ziemlich sicher eine neue adaptive Radiation geben, die die frei gewordenen Lebensräume wieder neu erschließt. Etwas ähnliches habe ich neulich schon einmal im Nepenthes-Wilderei-Thread geschrieben, nachdem sich einige darüber erzürnt haben, dass Pflanzen, die sie gerade noch mit stolz grinsendem Selfie auf Social Media gezeigt haben, Tags darauf von Einheimischen für den Verkauf abgeschnitten wurden. Wieviele andere Lebewesen, die der Carnivoren-Enthusiast subjektiv als weniger wertvoll ansieht, hat er auf dem Weg zu seiner Lieblingspflanze versehentlich totgetreten? - sowohl im wörtlichen Sinne als auch mit seinem Carbon-Footprint, den er auf dem Weg nach Asien mit der Flugreise erzeugt hat. 1
banshee05 Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Mal als biologische kleine Anmerkung, purpurea kommen aus Nord Amerika, selbst mit viel Fantasie kommen die natürlich nur schwer nach Europa. Dh der "Feind" ist nicht natürlich, und unsre Flora und Fauna hat keine Zeit sich anzupassen... von daher passt das nicht. Den Rest der Argumente mit Kirche um Dorf, stimme ich zu.
Marco Ebert Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 vor 4 Stunden schrieb Nicky Westphal: Das tun Hauskatzen, und natürlich die unter Naturschutz stehenden Wildkatzen, auch! ... und es ist nicht gerne gesehen, in Baden-Württemberg sogar durch den Jäger geahndet: https://www.landesrecht-bw.de/bsbw/document/jlr-WildTManagGBWpP49
Jo_Schmidt Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 In RLP auch. Hauskatzen richten leider enorme Schäden in der Fauna an, wenn sie nicht zuhause bleiben. Früher gab es deutlich mehr Fallenjagd, da wurden viele Katzen gefangen. Wildkatzen wurden wieder frei gelassen, zutrauliche Hauskatzen auch. Halb wilde Biester mit nur einem Ohr und einem Auge eher nicht…
Joachim Danz Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 vor 9 Stunden schrieb marke: Es ging da um "schwimmende Moore" im Bayrischen Wald (meine am großen Arber). Allerdings geht der Link hier im Forum nicht mehr. Du meinst dieses Video ab Minute 30: https://www.ardmediathek.de/video/7-gipfel-bayerns/der-grosse-arber-und-der-kleine-arber/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzg4YmM5M2ZhLWZkZjktNDQ4Ny04YTY1LTMxYTdlNjE3ZTdkYw Viele Grüße Joachim 1 1
Ronny K. Posted June 10, 2024 Posted June 10, 2024 Hallo, Neophyten sind Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus zu uns gekommen sind. Auf welche Art und Weise sie zu uns gelangt sind, spielt keine Rolle. Wenn es sich um Tiere handelt, nennt man sie Neozoon. Den Nährstoffeintrag halte ich für vernachlässigbar. Auch Drosera fängt Tiere und sorgt somit für einen Nährstoffeintrag und auch ein Wildschwein, Reh oder sonstiges Tier lässt mal etwas fallen. Und auch wenn es viele Sarracenia sind, gibt es nicht mehr Nährstoffe in unmittelbarer Umgebung. Da sind die Stickoxide aus dem Straßenverkehr und der Industrie schon eine andere Größenordnung. Weiterhin sind die noch existierenden Moore so sehr voneinander isoliert, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich Sarracenia purpurea auf natürliche Weise weiter ausbreitet. Zudem sind unsere Hochmoore von der Artenzusammensetzung sehr ähnlich zu nordamerikanischen Mooren. Wobei letztere artenreicher sind. Welche Art von den wenigen Arten, die überhaupt in unseren Mooren existieren, sollte denn verdrängt werden? Zudem ist es oft so, dass sich ein Neophyt oder Neozoon erst einmal stark ausbreitet, da es keine Gegenspieler gibt. Mit der Zeit werden aber auch sie in das Nahrungsnetz integriert und bereichern so die Artenvielfalt. Und im Übrigen war Europa vor den Eiszeiten wesentlich artenreicher. Viele nordamerikanische Arten gab es auch hier. Und es würde hier auch wieder auf natürliche Art und Weise artenreicher werden. Wir Menschen beschleunigen das Ganze nur. Ob das gut oder schlecht ist, ist wohl nur eine philosophische Frage. Ich bin sicher nicht für das Ausbringen von Neophyten. Aber bevor man eine Pflanze auf eine Liste setzt, die deren Kultivierung verbietet, sollte man doch konkrete Anhaltspunkte haben und nicht mit allgemeiner Panikmache argumentieren. Grüße Ronny 1
Jonathan Göldner Posted June 11, 2024 Posted June 11, 2024 Hallo Carsten, danke für das Ansprechen des Themas und die Infos. Weiterbildung ist hier sicher nötig, da wir Karnivorenliebhaber in diesem Fall die einzigen Verursacher des Problems sind. Beachtet, dass es nicht um einen Neophyt, sondern um einen invasiven Neophyt geht. ~ 90 % der 433 etablierten Neophyten in Deutschland machen keine Probleme. Weitere ~1600 Neophyten „stehen in den Startlöchern“. (bekannte Archeophyten für Deutschland: 3433 Pflanzenarten; um mal ein Gefühl für das Verhältnis zu vermitteln). Von einem Versuch, die natürliche (samt menschlich & Klimawandel beschleunigte) Veränderung der Ökosysteme aufzuhalten, kann also keine Rede sein. Sarracenia purpurea steht in Deutschland bereits auf der Schwarzen Liste, Unterkategorie Aktionsliste. Keine Ahnung seit wann, die letzte Aktualisierung war wohl 2013. Die negativen Auswirkungen auf das Ökosystem Moor sind also bereits festgestellt worden. https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung/gefaesspflanzen.html Weiß jemand, was genau aktuell „in Diskussion“ ist? Vielleicht das S. purpurea auf die Liste der invasiven gebietsfremden Arten von unionsweiter Bedeutung (Unionsliste) kommen könnte? Damit scheinen weitreichende Verbote einher zu gehen, wenn auch gestuft - was immer das heißen mag. Auf dieser Liste hab ich sie jedenfalls nicht gefunden. vor 7 Stunden schrieb Ronny K.: Welche Art von den wenigen Arten, die überhaupt in unseren Mooren existieren, sollte denn verdrängt werden? Die heimischen Karnivoren, unter anderem. In der Schwarzen Liste wird als Beispiel D. rotundifolia und Andromeda polifolia genannt. Die wichtigste Auswirkung von S. purpurea scheint die Verdrängung der Moospolster (oft Sphagnum ssp) und der darauf wachsenden Pflanzen zu sein. Das fällt am Anfang noch nicht groß auf, aber nach Jahrzehnten kann das überhand nehmen. Invasiv halt. https://www.researchgate.net/publication/272310320_Sarracenia_purpurea_subsp_purpurea_Sarraceniaceae_naturalised_in_Britain_and_Ireland_distribution_ecology_impacts_and_control „Das Ausreißen von Hand war weit weniger erfolgreich bei der Ausrottung größerer Populationen, wie z. B. in Wedholme Flow in Cumbria, wo über 6 Tonnen Material seit dem Jahr 2000 entfernt wurden, ohne erkennbare Auswirkungen auf die Gesamtgröße der Population (Colin Auld, pers. Mitt.). Im Jahr 2013 hatte sich die Population auf etwa 37.000 Pflanzen erholt, vermutlich durch eine schnelle Regeneration aus Jungpflanzen und/oder der Samenbank.“ Viele Grüße Jonathan 4 2
Ronny K. Posted June 11, 2024 Posted June 11, 2024 vor 3 Stunden schrieb Jonathan Göldner: Die heimischen Karnivoren, unter anderem. In der Schwarzen Liste wird als Beispiel D. rotundifolia und Andromeda polifolia genannt. Hallo, beide Arten kommen auch in Nordamerika zusammen mit Sarracenia purpurea vor. Das sie in ihrer Populationsdichte abnehmen ist klar, aber dass sie vollständig verdrängt werden, ist unwahrscheinlich. Grüße Ronny
Insectivorophilia Posted June 11, 2024 Posted June 11, 2024 Hallo zusammen, mich würde es sehr nerven, wenn es ein Handelsverbot für Sarracenia purpurea gäbe. Denn die meisten kultivieren diese Art ohne Probleme für sensible Lebensräume indoor und outddor (aber dann im eigenen Garten). Gegen das Ansalben solcher Pflanzen bin ich schon immer gewesen, und dann noch bei den wenigen Mooren, die wir hierzulande haben und bei einer Art und Gattung, die hier niemals autochthon (heimisch) war! Wenn dann aus dem Fehlverhalten einiger weniger daraus ein Verbot erfolgt, das dann alle trifft, dann nervt das doppelt. Gruß Insectivorophilia 2
mike34 Posted June 11, 2024 Posted June 11, 2024 Hallo, das ausbringen standortfremder Arten sollte jeder Tier und Pflanzenfreund auf jeden Fall unterlassen, das steht denke ich mal ausser Frage, auch wenn die meisten mir bekannten invasiven Arten nicht von Hobbyzüchtern ausgebracht wurden, Ausnahme könnte hier tatsächlich die Apfelschnecke sein. Sicher stimmt es das Ausgesalbte S. purpurea einen verschwindend geringen Anteil haben, wobei man nicht vergessen sollte das, das nicht die einzige Art ist die hierzulande winterhart ist, das sind etliche Karnivoren. Leider habe ich das Gefühl das die Politik bei den schwarzen Listen ähnlich vorgeht wie bei anderen Entscheidungen, man reagiert auf den der am lautesten schreit, denn den hören ja auch potenzielle Wähler, ich denke wir können froh sein das Vereine wie PETA Pflanzen eher nicht auf dem Schirm haben.
Wolfgang Liere Posted June 11, 2024 Posted June 11, 2024 Am 9.6.2024 um 21:22 schrieb Dose: In den Schläuchen sammeln sich Nährstoffe derart an, dass diese einen (erheblichen) Nährstoffeintrag bilden. Ich habe vor ein paar Tagen nach einer abendlichen Diskussion auf der ICPS selbst einmal nachgemessen und kam in diversen Fallen verschiedener Sarracenia purpurea auf Leitwerte von über 500 µS. Deswegen wächst das Sphagnum in unmittelbarer Nähe der Pflanzen auch so gut. Dann muss man die vor gut 100 Jahren ausgerotteten Elche, die gerade so langsam wieder in Deutschland einwandern, wohl zukünftig auch abknallen, wenn sie mal ins Moor kacken, oder? https://www.nationalgeographic.de/tiere/2023/04/zugewandert-aus-dem-osten-elche-wieder-heimisch-in-brandenburg#:~:text=Lange Zeit galten sie in,Hirschart in ganz Europa heimisch. Ich glaube, das Sphagnum und Moor unter dem Elchschiss hat locker mal 5.000 µS. Verdammte Neophythen 2
Timmey Posted June 11, 2024 Posted June 11, 2024 Elchsalami schmeckt übrigens sehr gut. Unangenehme Auswirkung wenn es zu viel in den Mund angesalbt wird, ist ein beschleunigtes sekundäres Dickenwachstum an Bauch und Hüfte. Wie denke ich jeder bin ich gegen ein Handelsverbot, aber bis auf Standorte, die bereits als unproblematisch bewertet wurden, würde ich jede Pflanze an jedem Standort komplett und regelmäßig entfernen. So viel Moor ist nicht mehr, und jeder Horst nimmt einer etablierten Pflanze einen potentiellen Wachstumsort.
Recommended Posts
Create an account or sign in to comment
You need to be a member in order to leave a comment
Create an account
Sign up for a new account in our community. It's easy!
Register a new accountSign in
Already have an account? Sign in here.
Sign In Now