Tobias Kulig Posted March 21 Posted March 21 (edited) Hallo zusammen, heute gehts mal um eine meiner Meinung nach eher vernachlässigten Gattung: Brocchinia reducta. Diese Bromelie ist im Süden des venezolanischen Hochlandes endemisch und kommt hauptsächlich auf den Tepuis Venezuela's bis Guyana vor. Ich muß aber zugeben, daß ich jetzt nicht mal genau weiß, ob es sich bei meinen gezeigten Pflanzen um B. reducta oder B. hechtioides handelt. Im Prinzip ist es mir aber auch wurscht, mir gefallen sie einfach. Die Kultur ist megaeinfach: Ich habe zwar schon gesehen, daß Leute diese Gattung tatsächlich in einem Terrarium kultivieren, was es aber anhand der zu erwartenden Größe doch recht schwierig macht. Es geht aber sehr viel einfacher und unkomplizierter: Ich persönlich halte sie als ganz normale Zimmerpflanze. Natürlich steht sie bei mir wegen den gegebenen Umständen ganzjährig im GH (im Winter ohne Beleuchtung). Aber als ich vor vielen Jahren noch in Miete wohnte, standen sie ganz normal auf einem Südfensterbrett neben den anderen Zimmerpflanzen. Man kann sie ab dem Frühjahr bis weit in den Herbst aber auch bedenkenlos ins Freie stellen. Trotz der Herkunft sind diese Pflanzen aber absolut unempfindlich gegenüber Hitze und niedriger Luftfeuchte. Man kann sie also irgendwo da hinstellen, wo Platz ist. Durch diese offene Kultur sind die Pflanzen auch recht hartlaubig und insgesamt sehr robust. Nur auf zwei Dinge kann die Art nicht verzichten: Auch hier muß natürlich mit Regenwasser gegossen werden und ein Substrat, welches karnivorengeeignet ist! Es sollte selbsterklärend sein, daß hier über die Trichter gewässert werden muß. Es muß also immer Wasser in den Trichter stehen! Deshalb wachsen am Naturstandort auch gerne mal U. humboldtii drin. Ich gieße dazu immer mit einer Gießkanne oben rein und durch das Überlaufsystem kommt es dann irgendwann auf der Substratoberfläche an und versickert. Das mache ich dann so lange, bis der Untersetzer voll ist. Auch dauerhafter Anstau ist hier kein Problem. Ich warte bis zur nächsten Wässerung aber trotzdem, bis der Untersetzer leer ist und regne erst dann wieder drüber. Meine Substratmischung ist hier totes, gehacktes Sphagnum/Sand 1:1 und etwas Torf. Vermehren kann man die Pflanzen durch Seitentriebe, die sie gelegentlich bilden. Ich warte eine bestimmte Größe ab und ziehe sie dann mit den Fingern einfach seitlich weg. Mit oder ohne Wurzeln. Diese dann einfach in feuchtes Substrat stecken. Die Pflanzen wurzeln dann problemlos. Aber meistens sind Wurzeln dran..... Edited March 22 by Tobias Kulig 9 3
Tobias E Posted March 21 Posted March 21 Danke für den Beitrag, mal wieder super interessant und strukturiert Ich werd meine Pflanze dann vermutlich auch mal im Frühjahr auf der Terasse platzieren Gruß Tobias E 1
Tobias Kulig Posted March 21 Author Posted March 21 vor 4 Stunden schrieb Tobias E: Danke für den Beitrag, mal wieder super interessant und strukturiert Ich werd meine Pflanze dann vermutlich auch mal im Frühjahr auf der Terasse platzieren Sehr gerne! Ich empfehle, sie erst etwa 1-2 Wochen draußen in den Schatten zu stellen. Danach kannst Du ihr dann die volle Dröhnung geben. Wo steht die Pflanze denn aktuell?
Tobias E Posted March 21 Posted March 21 Im Moment hab ich sie noch im grow tent. Aber Ich schätze so für Ende April/ Mai hab ich einen guten Standort auf der Terasse, der jetzt im Frühjahr nicht immer die volle Sonne abkriegt. Hatte bis jetzt überhaupt nicht daran gedacht sie rauszustellen... tut ihr bestimmt gut mal natürliches Licht abzukriegen 1
J.N.B. Posted March 21 Posted March 21 Meine stehen seit etwa einem Jahr in einer Schale mit Sphagnum zwischen den Töpfen. Das Substrat besteht aus Torf, Sand, Perlite, Kokos und Rindenfaser, welches ich wenig überdacht wählte. Es war eher an eine Mischung für Bromelien angelehnt (meine anderen Bromelien stehen in meinem Sukkulentenmix aus Lava, Bims, Zeolith, Sand und ein bisschen Kokos, aber mit zusätzlich noch Rindenfaser und etwas mehr Kokos oder Torf). Hinzu gab ich noch 4 Kügelchen Osmocote. Gegossen habe ich auch im wechselnden Anstau. Ich füllte die Schale etwa 1-2cm mit Wasser auf und nach mehreren Tagen ohne stehendem Wasser (oft bis zu einer Woche), füllte ich es wieder auf. Also eher trockener als meine D. regia. Ab und zu habe ich mit einer Sprühflasche etwas Wasser oder Düngerlösung (Algenextrakt) gegeben. Ich habe mir von Anfang an wenig Gedanken über die Kultur gemacht, da ich glaube, dass sie trotz ihrer Karnivorie, als Trichterbromelie recht robust sein sollten und bisher hat sich das auch bestätigt. California Carnivores beschrieben sie auch als sehr anspruchslos, was meine Annahme, für mich, bestätigt. Man vergisst schnell, wie klein alles noch vor einem Jahr war. Dazwischen ist auch noch ein Deckel, der Wasser für eine U. humboldtii halten soll, damit diese sich im Sphagnum und irgendwann auch zwischen den Trichtern ausbreiten kann. 4
Tobias Kulig Posted March 22 Author Posted March 22 vor 5 Stunden schrieb J.N.B.: Ab und zu habe ich mit einer Sprühflasche etwas Wasser oder Düngerlösung (Algenextrakt) gegeben. Ich denke, daß eine Düngerlösung nicht nötig ist. Diese Bromelien werden unter guten Bedingungen auch so schnell groß. Ich halte es für wichtiger, immer Wasser in den Trichtern stehen zu haben. Bei Dir sieht man sehr schön die Seitentriebe, die Du zum Teil auch schon vereinzelt hast. Bestimmt hast Du auch schon festgestellt, daß die Pflanzen sehr schnell wurzeln...... Ich muß meine große Pflanze demnächst umtopfen, da die Wurzeln auch schon gut unten rauswachsen. 2
J.N.B. Posted March 22 Posted March 22 vor 5 Stunden schrieb Tobias Kulig: Bei Dir sieht man sehr schön die Seitentriebe, die Du zum Teil auch schon vereinzelt hast. Habe ich tatsächlich noch gar nicht. Das sind alles noch die einzelnen Pflanzen aus dem Bündel von BCP.
Tobias Kulig Posted March 22 Author Posted March 22 vor 14 Minuten schrieb J.N.B.: Habe ich tatsächlich noch gar nicht. Das sind alles noch die einzelnen Pflanzen aus dem Bündel von BCP. Oh, hoppla. Das war dann aber ne gute Lieferung. Aber bei der vorderen B. hechtioides weiter oben sehe ich 1-2 Seitentriebe. Hätten ne gute Größe zum wegziehen (wenn Du es nicht schon getan hast). Aber schau ruhig mal genauer um die Pflanzen rum, die übersieht man leicht.
J.N.B. Posted March 22 Posted March 22 vor 5 Stunden schrieb Tobias Kulig: Oh, hoppla. Das war dann aber ne gute Lieferung. War auch einmal B. hechtioides und einmal B. reducta. Die Seitentriebe zu entfernen habe ich schon überlegt. Muss aber noch überlegen wohin damit. Vielleicht probieren ich mal ein anderes Substrat mit denen. Vielleicht auch draußen in Sonne oder Halbschatten. Vielleicht können die ja auch mit dem richtigen Substrat auch dauerhaft im Anstau stehen.
Tobias Kulig Posted March 22 Author Posted March 22 vor 2 Stunden schrieb J.N.B.: Die Seitentriebe zu entfernen habe ich schon überlegt. Muss aber noch überlegen wohin damit. Vielleicht probieren ich mal ein anderes Substrat mit denen. Vielleicht auch draußen in Sonne oder Halbschatten. Ich bevorzuge, wie erwähnt, mein totes Sphagnumgemisch. Es tuts aber auch jedes andere, lockere Substrat. Frisch abgezogene Seitentriebe sollten aber erst gut bewurzelt und integriert sein, bevor sie in die direkte Sonne können. Aber Schatten sollte erstmal genügen. vor 2 Stunden schrieb J.N.B.: Vielleicht können die ja auch mit dem richtigen Substrat auch dauerhaft im Anstau stehen. Ja, das geht. Hab ich ja oben geschrieben. Jetzt stellt sich die Frage, wie hoch der Anstau sein darf. Meine gezeigten Kleinen befinden sich in 10er Töpfen. 3cm, also etwa 1/3, sind kein Problem. Aber ich lasse den Anstau auch verdunsten, bevor ich wieder von oben in die Trichter wässere.
Tobias Kulig Posted May 7 Author Posted May 7 Hier mal kurz zwei Bilder, daß auch bereits meine vier Jungpflanzen Seitentriebe machen. Pro Pflanze sind es so etwa 2-4 Stück. Sobald diese eine gewisse Größe haben, kann man sie einfach seitlich wegziehen und eintopfen. Wenn es soweit ist, werde ich es hier dokumentieren. 1
Jelauda Posted May 7 Posted May 7 Sehr interessant, mich würde interessieren wie gut die Pflanzen Insekten fangen. Sie produzieren keinen Zucker oder Duftstoffe um Insekten anzulocken oder? Liebe Grüße David
J.N.B. Posted May 7 Posted May 7 vor 33 Minuten schrieb Jelauda: Sie produzieren keinen Zucker oder Duftstoffe um Insekten anzulocken oder? Irgendwo hatte ich gelesen, dass die wohl eine ähnliche UV Musterung haben, wie Heliamphora. Wie genau das hilft, weiß ich aber auch nicht, nur dass Insekten meist ein größeres Spektrum wahrnehmen können. 1
FannichtveganerPflanzen Posted May 8 Posted May 8 Hallo Zusammen vor 11 Stunden schrieb Jelauda: Sie produzieren keinen Zucker Das würde ich nicht generell ausschliessen. Als ich im Winter mit der künstlichen Beleuchtung angefangen habe, habe ich die Pflanze überdosiert, da ich damals dachte, sie hätte Freude daran. Immerhin habe ich gelesen dass sie Seite an Seite mit Heliamphoren lebt -jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Jedenfalls haben sich dann auf den überbelichteten Blättern Zuckerkristalle abgebildet. Der weissen Wachs hingegen ist weg. Jetzt weiss ich nicht ob sich dieser Zucker vielleicht auch in diesem Wachs befindet. Die Pflanze war übrigens gar nicht begeistert. Da kann ich Tobias Kulig nur zustimmen. Anders als die Heliamphora verträgt die Brocchinia keinen Lichtschock. An der Stelle vielleicht noch eine Frage meinerseits: Teilt sich die Brocchinia Reducta wirklich den Lebensraum mit den Heliamphoren oder lebt sie nur in schattigeren Bereichen des gleichen Lebensraums? Ich habe allerdings noch nie beobachtet dass meine Brocchinia erfolgreich etwas fängt. Hat da wer schon mal etwas beobachtet oder gefunden? Best Grüsse Robin 2
Kevin Z. Posted May 8 Posted May 8 vor 3 Stunden schrieb FannichtveganerPflanzen: An der Stelle vielleicht noch eine Frage meinerseits: Teilt sich die Brocchinia Reducta wirklich den Lebensraum mit den Heliamphoren oder lebt sie nur in schattigeren Bereichen des gleichen Lebensraums? Hi, Bei den in Situ Aufnahmen die man so findet - exponierter geht es nicht. Lg Kevin 1
Jens R. Posted May 8 Posted May 8 (edited) vor 5 Stunden schrieb FannichtveganerPflanzen: An der Stelle vielleicht noch eine Frage meinerseits: Teilt sich die Brocchinia Reducta wirklich den Lebensraum mit den Heliamphoren oder lebt sie nur in schattigeren Bereichen des gleichen Lebensraums? Ich habe allerdings noch nie beobachtet dass meine Brocchinia erfolgreich etwas fängt. Hat da wer schon mal etwas beobachtet oder gefunden? Bei mir stehen sie im Sommer (nach Eingewöhnung) draußen in voller Sonne (ebenso Catopsis berteroniana) und werden, wenn es nicht regnet, mit Regenwasser überbraust. Was sie konkret fangen weiß ich nicht, aber am Ende der Saison ist da einiges an Schmodder drin (Staub, Blütenstaub, Blätter, Undefinierbares, ...). Edited May 8 by Jens R. 2
Tobias Kulig Posted May 9 Author Posted May 9 (edited) vor 21 Stunden schrieb FannichtveganerPflanzen: Jedenfalls haben sich dann auf den überbelichteten Blättern Zuckerkristalle abgebildet. Der weissen Wachs hingegen ist weg. Jetzt weiss ich nicht ob sich dieser Zucker vielleicht auch in diesem Wachs befindet. Das, was Du meinst, ist die sogenannte Kutikula. Das ist eine Wachsschicht, die sich auf allen Pflanzenblättern befindet. Das ist dieser Blattglanz, den man sehr gut bei großblättrigen Zimmerpflanzen (z.B. Monstera) sehen kann. Diese Kutikula verhindert eine Austrocknung der Pflanzen. Bei Invitropflanzen, die sich noch im Glas befinden, fehlt diese Kutikula noch annähernd vollständig. Diese muß erst noch während des Exvitro gebildet werden. Deshalb sind diese Pflanzen anfänglich noch so empfindlich. vor 21 Stunden schrieb FannichtveganerPflanzen: An der Stelle vielleicht noch eine Frage meinerseits: Teilt sich die Brocchinia Reducta wirklich den Lebensraum mit den Heliamphoren oder lebt sie nur in schattigeren Bereichen des gleichen Lebensraums? Brocchinia wächst an den Naturstandorten in freien Flächen und bekommen dort die volle Dröhnung! vor 21 Stunden schrieb FannichtveganerPflanzen: Ich habe allerdings noch nie beobachtet dass meine Brocchinia erfolgreich etwas fängt. Hat da wer schon mal etwas beobachtet oder gefunden? Das hab ich mir, ehrlich gesagt, noch nie angeschaut. Vermutlich ist auch kaum was drin, da ich ausschließlich über den Trichter gieße. Das Wasser läuft dann kaskadenartig über die anderen Blätter ab und wässert so das Substrat. Edited May 9 by Tobias Kulig 1
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