Guest Georg Stach Posted April 22, 2002 Share Posted April 22, 2002 Ich habe hier im Forum vielfach von Phytohormonen gelesen, bei einigen Beiträgen fiel dann auch öfters "Holland" (in Verbindung mit Anomalien im Wachstum der Fleischis). Ich habe mehr zufällig mit Thomas Carow kürzlich darüber gesprochen, der der Ansicht ist, dass es wohl ein Gerücht ist, dass in Holland Hormone bei Carnivoren benutzt werden, die dann zu Missbildungen im Wachstum führen könnten. Mit Missbildungen sind keine Verkrüppelungen o.ä. gemeint, sondern z.B. der Drang einer Sarracenia zur ständigen Teilung. Meine Fragen: - Was bewirkt das Phytohormon bei Pflanzen - Wird es in den Pflanzen selbst hergestellt (muss es wohl?!) - werden in Gärtnereien (spez. holländischen) wirklich Hormone benutzt, oder ist das nur so ein Klischee von uns? Es ist mir klar, dass hier und da ganz sicher Hormone zur Anwurzlung benutzt werden. Meine Frage geht in die Richtung, ob es Hormone gibt, die Anomalien im Wachstum hervorrufen könnten. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Guest H. Wistuba (Account gelöscht) Posted April 23, 2002 Share Posted April 23, 2002 Bei jeder in-vitro Vermehrung von Pflanzen ( ob Carnivoren oder anderen ) kommen Hormone zum Einsatz. Zunächst zur Anregung der Sprossung zur Vermehrung, dann im späteren Stadium nach entsprechender Teilung zur Anregung der Wurzelbildung. Es kann bei manchen Klonen passieren, dass auch nach der Wurzelbildung die Neigung zur Sprossung erst nach einiger Zeit nachlässt, so dass man plötzlich statt einer gekauften Pflanze ein Bündel von 2 oder 3 Pflanzen hat. Meist ist der Käufer aber darüber nicht sehr ärgerlich wenn es sich auch noch um Raritäten handelt, denn nach einiger Zeit kann er die Seitensprossen abnehmen und hat dann mehrere Pflanzen ( in Wirklichkeit ist es aber genetisch eine Pflanze, da sie alle ein Klon sind ). Nur in Ausnahmefällen behält die Pflanze die Neigung zur Sprossbildung über längere Zeit bei. Ich nehme an, dass diese Ausnahmen genetisch bedingt sind, d.h. auf diesen Klon beschränkt sind. Auch bei anderen Pflanzen ist die Neigung zur vegetativen Vermehrung von Klon zu Klon verschieden, z.B. gibt es "gute" Vermehrer bei Erdbeeren, die aber dann leider nur wenig Ertrag geben. Hermann Wistuba Link to comment Share on other sites More sharing options...
Guest Micha Plenge Posted April 23, 2002 Share Posted April 23, 2002 Ich hab' das mit Holland im Thread über die Sarraceniaschläuche geschrieben. Das war aber eher etwas scherzhaft gemeint. Bei uns hier kommen die Carnivoren im Baumarkt oder Gartencenter in der Tat überwiegend aus Holland, und die Sarracenia sind oft ungewöhnlich vieltriebig. Da wird dann vermutlich schon mal etwas mehr Phytohormon benutzt als für "natürlichen" Wuchs nötig ... selbstverständlich ist das aber nix Schlimmes (siehe letzter Beitrag), zeigt aber die in erster Linie an schneller Vermehrung orientierte Geschäftsstrategie solcher Gärtnereien, die eben für den "breiten" Markt schnell produzieren und nicht für die wenigen Experten hier. Eine solche Pflanze sieht halt viel schneller toll aus. Meine Baumarktsarracenia purpurea hat mit dem produzieren vieler Seitentriebe auch sofort aufgehört, ich habe sie dann halt ein paarmal geteilt und damit hatte ich dann ganz viele. Michael Link to comment Share on other sites More sharing options...
Ansgar Rahmacher Posted April 23, 2002 Share Posted April 23, 2002 Hi, Es gibt nicht ein Phytohormon, sondern verschiedene. Dazu zählen u.a. Auxine, Cytokinine und Gibbereline, ein Mitglied letzterer Gruppe ist die GA3, auch als Gibberelinsäure bekannt, die zur Samenkeimung verwendet wird. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe gehört, daß bisweilen synthetische Phytohormone eingesetzt werden, die in der Pflanze nur schlecht abgebaut werden und daher Langzeitwirkung besitzen, d.h. nach Jahren hat man immer noch winzige Pflanzen, die sich ständig teilen. Wer noch mehr über die Hormone wissen möchte, sollte sich mal folgenden Link anschauen: http://www.i-a-s.de/IAS/botanik/d31/31a.htm#03 CU Ansgar Link to comment Share on other sites More sharing options...
Martin Reiner Posted April 23, 2002 Share Posted April 23, 2002 Ich besitze eine Nepenthes rajah, die sich ständig teilt. Dummerweise wachsen weder die beiden Seitentriebe, die ich mal abgetrennt hatte noch die eigentliche Pflanze zufriedenstellend. Letztere hat schon wieder mehrere neue Seitentriebe gebildet. Ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang zwischen vielen Seitentrieben und extrem langsamem Größenzuwachs das Haupttriebes gibt, denn N. rajah ist nun mal keine schnellwachsende Art und es könnte ja auch an meinen Kulturbedingungen liegen. Nepenthes lowii wächst bei mir hingegen eintriebig und wesentlich(!!) schneller... Martin Nepenthes rajah mit Seitentrieben : Link to comment Share on other sites More sharing options...
Thomas Carow Posted April 23, 2002 Share Posted April 23, 2002 Hallo, jede Kulturpflanze die heutzutage 'produziert' wird, kommt irgendwann mit Hormonen in Berührung. (insbes. bei der Vermehrung) Gerade bei den Carnivoren sollte man dies jedoch nicht überbewerten. Im Gegensatz zu z.B. Beet- und Balkonpflanzen läuft da äusserst wenig. Der Gärtner versucht, eine optimal kultivierte Pflanze zu verkaufen, die den Transport und Verkaufsstress möglichst gut übersteht und beim Kunden eine gute Chance hat weiterzuwachsen. Das sich insbesondere einige Sarracenien-Hybrid Klone stark teilen, hat nichts mit Hormonen zu tun. Dies ist in der Produktion oft sogar unerwünscht, da es zu Lasten der Größe der Pflanze (Schläuche) geht. Ich glaube, viele 'Hobbyisten' experimentieren mehr mit Hormonen und anderen Geheimrezepten als die so viel beklagten 'Holländischen Großgärtnereien' - und auch die bayerischen Provinzgärtnereien. ;) Mittlerweile ist es oft schon so, dass bei Pflanzenschutz und Düngefragen die Sammler erste Anlaufstelle für die Gärtner sind. Gruß Thomas Link to comment Share on other sites More sharing options...
Dieter Posted April 24, 2002 Share Posted April 24, 2002 Hallo zusammen, eine intensive Bildung von Seitentrieben muss nicht von Hormonen verursacht sein. Ich hatte letztes Jahr bei der Hauptversammlung 5 Sa. flava-Sämlinge bekommen, von denen ich vier behalten und einen meinen Eltern gegeben hatte. Wenn man jetzt die Pflanzen vergleicht, stellt man fest, dass das Exemplar meiner Eltern wesentlich robuster (größere Blätter, dickeres Rhizom) erscheint, während meine vier Pflanzen aus praktisch jeder Blattachse Ableger bilden und wesentlich zierlicher aussehen. Fazit: Auch Standortbedingungen können eine intensive Bildung von Seitentrieben bevorzugen oder auch verhindern. In diesem Fall sind die Bedingungen folgende: Bei meinen Eltern steht die Sa. flava auf einem sonnigen Ostbalkon (direkte Sonne von ca 10 bis 14 Uhr), bei mir auf einem teilweise schattierten Ostbalkon (nur zeitweise direktes Sonnenlicht) Dieter Link to comment Share on other sites More sharing options...
Guest H. Wistuba (Account gelöscht) Posted April 24, 2002 Share Posted April 24, 2002 Ich habe ja schon gesagt, dass die vermehrte Bildung von Achselsprossen eventuell genetisch bedingt sind, d.h. von Klon zu Klon unterschiedlich sein können, unabhängig von der Art der Vermehrung ( in vitro oder nicht ). Hermann Wistuba Link to comment Share on other sites More sharing options...
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