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Einheimische Orchideen und Pinguiculas


Olivier Tschuy

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Olivier Tschuy

Hallo zusammen

Heute stelle ich euch einige einheimische Orchideenarten vor, welche in der Schweiz zusammen mit Pinguiculaarten in den Voralpen vorkommen.

Der Standort ist ein Hochmoorgürtel, der sich über eine ganze Region erstreckt. An sanften Hügelketten finden sich Senken mit Spagnumpolstern und Wollgraswiesen, sowie trockenere, steinige Abschnitte.

Auf der Alp wird im Sommer Viehwirtschaft betrieben (was gut so ist) und neuerding leider auch dräniert (was nicht so gut ist) um mehr Weidefläche zu bekommen.

Seit 1998 beobachten wir die Flora dort auf ausgedehnten Wanderungen, welche sich natürlich von Jahr zu Jahr anders präsentiert und diesen Sommer mit einigen prächtigen Orchideenarten erscheint. Doch beginnen wir von vorne:

Auf der Alp beginnt ab April der Frühjahr mit einer bunten Pracht Krokusse.

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Frühjahrswiese mit Krokusse

So sehen die Wiesen auf der Alp einige Monate später aus. In den nassen Senken dominieren Wollgras und Dactyloryza Species, an den trockeneren Rändern finden sich dann weitere Orchideenarten sowie Pinguiculas.

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In einem lichten Wald in einer nahegelegenen Schlucht befindet sich ein Standort mit dem seltenen Frauenschuh (Cypripedium calceolus).

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In den Moorwiesen finden sich wie gesagt eine grosse Anzahl verschienenen Knabenkräuter (Dactyloryza fuchsii). Hier eine weisse Form einer Dactylorhiza, wohl eine Mutation.

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Eine weitere rosarote Form

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Das grosse Zweiblatt (Listera ovata) muss ich bei Wanderungen durch das Gebiet schon unzählige Male gesehen haben, nur bemerkt habe ich sie bisher nie.

Die grüne Farbe tarnt diese unscheinbare Erdorchidee beinahe absolut im hohen Gras.

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Hier fasziniert vor allem die Nahaufnahme.

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Momentan (Ende Juni 2007) ist Platanthera bifolia in voller Blüte.

Den deutsche Namen "Zweiblättrige Waldhyazinthe" trägt sie zurecht, die Ähnlichkeit zu einer Hyanzinthe ist auffallend.

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Die weisse Erdorchidee enthüllt ihren Zauber vollends bei ganz naher Betrachtung.

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Die Gattung Platanthera hat eine weitere Art, P. chlorantha.

Den Unterschied von Platanthera bifolia zu P. chlantantha konnte ich erst zuhause bei der Auswertung der Makrofotos feststellen. Aufgefallen ist mir die Blüte, weil sie ein wenig grösser war und zwei farbige Punkte hatte.

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Diese Pflanze entdeckt man erst auf den Kniern, Pseudorchis albida, der weissliche Höswurz.

Die kurze kleine Orchidee wächst nicht mehr in den matschigen Moorwiesen, sonden nebenan auf Erhöhungen - wo ich sie bei der Suche nach Pfifferlingen plötzlich entdeckte.

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Pinguicula vulgaris kommt an diesem Ort in den Voralpen häufig vor.

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Am besten gefällt der Pflanze offenbar die Kante neben Pfützen und Abrissen, wo sie oft in grossen Gruppen auftritt.

Dank der violetten Blüte einfach zu finden.

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In der Zeit vom Mai bis Ende Juni entfaltet die Pinguicula alpina ihre weissen Blüten.

Später im Sommer sind die Blattrosetten so dicht mit Gras zugewachsen, dass man sie fast nicht mehr findet.

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Hier sind die Blütenknospen noch nicht geöffnet.

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Einige präsentieren sich geradezu als Blumenbouquet.

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Was auf den vorangehenden Bildern nicht zu erkennen ist, sind die tausende Fliegen und Bremsen, welche einem beim Fotografieren um den Kopf schwirren. Dieses Jahr ganz extrem, wohl wegen des warmen Winters.

Hier eine faszinierende Makroaufnahme einer Bremse. Man beachte die Facetten der Augen und den fiesen Stachel..

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Weitere Bilder gibts auf meiner Homepage

Viel Spass beim Anschauen!

Verregneter Gruss aus Bern

Olivier

Bearbeitet von Gast
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Andreas Fleischmann

Hallo Oliver,

Sehr schöne Aufnahmen, vor allem die Makros!

Ein paar kleine Anmerkungen von mir:

Bei der Dactylorhiza (weiß und rosa) handelt es sich beides mal um D. fuchsii, das Fuchs-Knabenkraut.

Platanthera chloranta (die grüne Waldhyazinte) wird als eigene Art angesehen, nicht als Unterart von P. bifolia. In deinem Bild dieser Art kann man sehr schon die beiden Pollinien (die "zwei farbigen Punkte", die du erwähnst) sehen, die bei chlorantha in einem Winkel auf Abstand zueinander stehen (bei P. bifolia stehen sie näher beieinander, und liegen parallel). Der ältere (und damit gültige) Name von P. chlorantha ist übrigens P. montana ("Berg-Waldhyazinte").

Deine Nahaufnahme von Pseudorchis albida ist so gut, dass man darauf sogar die Unterart bestimmen kann: Pseudorchis albida ssp. albida. ;) Bei der Unterart spp. tricuspis wären alls 3 Lappen der Unterlippe etwa gleich lang, bei der Nominatunterart ist der mittlere Zipfel immer viel länger. Der Pflanze selbst ist das wahrscheinlich völlig egal ;).

Alles Gute,

Andreas

Bearbeitet von Gast
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Olivier Tschuy

Hallo Andreas

Danke für die Anmerkungen!

Bei den Dactylorhizas habe ich mir die Zeit noch nicht genommen, um sie genauer zu bestimmen. Danke für deine Bestimmung hier.

Natürlich hast du Recht, die beiden Platanthera als eigenständige Art zu bezeichnen, das ist ein Versehen meinerseits.

Ich bekomme je länger de mehr Spass an der Makrofotografie und letzten Sonntag war geradezu ideales Wetter dafür, windstill und sonnig, beides Garanten für scharfe und unverwackelte Bilder.

Bin schon gespannt auf den nächtsten Ausflug, mit mehr Wissen zu den einzelnen Arten im Sack ;-) Mal schauen was sich noch so findet..

Lieber Gruss

Olivier

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