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16. Karnivoren und Ruhephasen


Magdalena Schaaf

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16. Karnivoren und Ruhephasen

Grundsätzlich legen die Pflanzen eine Ruhephase ein, bei denen die Bedingungen in den Heimatarealen jahreszeitlich bedingt so ungünstig werden, dass ein Überleben der Pflanze ohne Schutzmaßnahmen gefährdet oder unmöglich ist. Zu den wichtigsten Faktoren gehören Licht, Temperatur und Wasserverfügbarkeit, allein oder in Kombination. Ob diese Ruhephase zum Überleben der Pflanze nötig ist oder nicht, ist von der Art, teilweise auch vom Klon abhängig. Grundsätzlich sollte man jeder Pflanze die Ruhepause gönnen, wenn diese eine einlegt. Tropische Pflanzen (z.B. Nepenthes und Heliamphora) legen nie eine Ruhephase ein, sie werden das ganze Jahr über unter gleichen Bedingungen kultiviert.

Um welche Arten handelt es sich hier eigentlich ?

Es gibt dabei 2 Gruppen, einmal die der Winterschläfer und zum anderen die der Sommerschläfer.

Winterschläfer:

Zu den Winterschläfern gehören alle Arten der nördlichen und südlichen kalt- bis kühl gemäßigten Zonen.

Dies meint alle Gegenden der Erde, die nördlich +40° und südlich -40° geographischer Breite liegen.

Die mittlere Temperatur in diesen Breitengraden sinkt hier im Winter auf +5 bis -30°C, die Tagesdauer auf etwa 6-8 h. Um sich vor den feindlichen Bedingungen zu schützen, haben die Arten unterschiedliche Strategien entwickelt.

- winterharte Pinguicula und winterharte Drosera bilden eine frostharte Winterknospen, ein sog. Hibernakel.

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-Sarracenia bilden je nach Art ausdauernde, nichtkarnivore Winterblätter (sogenannte Phyllodien wie bei S. flava, S. oreophila), oder stellen das Wachstum ein (alle übrigen Arten).

- Darlingtonia stellt ebenfalls nur das Wachstum ein.

- Dionaea bildet bei frostfreien Wintern nur noch kleine Fallen mit breiten, kurzen Blättern aus. Bekommt Dionaea Frost ab, stirbt sie oberirdisch ab und überdauert als sog Zwiebel im Boden.

- Utricularia bilden, sofern sie im Wasser leben, Winterknospen, die auf den Teich- oder Seegrund herabsinken und dort vor Frost sicher sind; die wenigen terrestrischen Arten in den genannten Klimazonen leben ohnehin soweit im Boden, das Frost sie fast nie erreicht.

Kultur der Winterschläfer:

Sie benötigen eine kühle, aber helle Überwinterung. Leichter Frost wird vertragen, ansonsten eignen sich Temperaturen bei ca. 5°C. Ein frostfreier, ungeheizter Flur oder Keller eignet sich dazu. Eine Verringerung der Wassergaben zur Schimmelvermeidung ist sinnvoll. Bei einer Überwinterung im Haus sollte die Substratfeuchte auf das halbe Niveau des Sommers gesenkt werden.

Manche Züchter, die ihre Pflanzen in Moorbeeten überwintern, fluten diese zu Beginn des Winters vollkommen (die Naturstandorte von Sarracenien sind während des Winters oftmals viel nasser als im Sommer). Insbesondere bei Drosera filiformis wurden mir gute Erfolge damit berichtet. Andere überwintern ihre Pflanzen erfolgreich wesentlich trockener und halten sie nur leicht feucht. Hier gilt es, die für sich am besten geeignete Methode rauszufinden.

Es ist nicht zu empfehlen, Pflanzen, die eine Winterruhe brauchen, durchzukultivieren. Die Winterruhe fängt Mitte/Ende Oktober, spätestens im November an und dauert etwa bis März. Die Pflanzen sollten in die Winterruhe geschickt werden, wenn sie die arttypischen Signale für diese geben, siehe oben.

Die subtropischen Arten wie D. binata brauchen meist nur 2 Monate Ruhe bei etwa 10-15°C, aber immer noch sehr hell. Ihre Ruhephase dauert meist von Mitte Dezember bis Mitte Februar, wobei es sich hier um eine Faustformel handelt.

mexikanische Pinguicula:

Mexikanische Pinguicula stellen nochmals eine besondere Gruppe dar. Wenn man es genau nimmt, schlafen die mexikanischen Pinguicula nie. Sie gehen nur in eine nicht-karnivore Form über, um die Trockenheit mit kleineren Winterblättern zu überstehen, die mit weniger Wasser auskommen. Im Gegensatz zu den winterharten Arten wächst hier aber auch die Winterrosette. Viele Arten blühen aus der Winterrosette. In Kultur hält man diese Pflanzen im Winter trocken.

Sommerschläfer:

Bei den Sommerschläfern sind es nicht Kälte und Lichtmangel, sondern Wassermangel der Auslöser für die Ruhezeit. Manchmal ist diese Ruhephase nicht notwendig, aber das ist wie oben Artspezifisch.

Zu dieser Gruppe gehören alle Knollendrosera und diverse Zwergdrosera. Die Arten mit Sommerruhe leben überwiegend in den wechselfeuchten Subtropen. Relativ feuchte Jahreszeiten wechseln mit regenlosen ab. Dementsprechend ist auch die Kultur: Ca. ein halbes Jahr lässt man die Töpfe trocken (zum Teil komplett austrocknen lassen, je nach Art!) und ein halbes Jahr hält man sie feucht oder nass. Die Übergänge dürfen nicht plötzlich erfolgen, man darf also den ausgetrockneten Topf nicht fluten sondern muss ihn langsam wieder anfeuchten. Es würde einfach hier den Rahmen sprengen, die einzelnen Bedingungen aufzuführen, daher sei auf die entsprechenden Kulturhinweise auf der GFP-Homepage verwiesen. Zudem sind diese Arten nur dem fortgschrittenen Liebhaber mit Erfahrung zu empfehlen.

Bearbeitet von Rolf Zanchettin
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