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P. longifolia ssp. reichenbachiana im Roya Tal


Markus Welge

Empfohlene Beiträge

Hallo,

Anfang Juli war ich zusammen mit Peter Harbarth und Oliver Gluch in Frankreich auf der Suche nach Fettkräutern.

Unter anderem haben wir den Standort von P. longifolia ssp. reichenbachiana im Roya-Tal aufgesucht.

Der Blütezeitpunkt dieser Art ist bereits Mitte bis Ende Mai. Da der Grund unserer Tour eigentlich eine andere Fettkrautart war,

zu der ich zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas schreiben werde, haben wir diesen Termin gewählt.

Daher haben wir zu diesem Zeitpunkt keine Pflanzen in Blüte mehr vorgefunden.

Der Standort befindet sich direkt an der Straße durch das Tal, was beim Beobachten der Pflanzen nicht ganz ungefährlich war.

Die Pflanzen wachsen dort an einer von Sickerwasser überrieselten, durch den Straßenbau künstlich abgetragenen Felswand.

Der ursprüngliche Standort liegt etwa 5 Meter oberhalb dieser Wand. Dieser ist nur mit großen Mühen und zahlreichen Wunden

durch die Dornenbüsche, durch die wir uns schlagen mussten, zu erreichen.

Gleichermaßen erschreckend wie faszinierend war die Population von P. hirtiflora, die dort vor etwa 10 Jahren künstlich angesiedelt

wurde und sich mittlerweile massiv ausgebreitet hat. Noch vor wenigen Jahren beschränkte sich die Ausbreitung auf den oberen Standort.

Inzwischen hat sie jedoch auch die Felswand an der Straße erreicht. Wenn man es dieser zarten Fettkrautart auch nicht zutraut,

so entwickelt sie sich zu einer zunehmenden Bedrohung für P. longifolia ssp. reichenbachiana. Dies liegt zum einen daran, dass

P. hirtiflora unter günstigen Bedingungen annähernd das ganze Jahr hindurch blühen kann und die Samen auch sehr schnell und zahlreich

keimen. Zum anderen scheinen beide Arten auch im Bezug auf den Bestäuber zu konkurrieren, da wir kaum reife Samenkapseln an

P. long. ssp. reichenbachiana gefunden haben. So werden die Pflanzen allmählich von P. hirtiflora überwuchert…

Weitere Fotos und der ausführliche Bericht wie immer auf der Website:

http://www.karnivoren-in-kultur.de/Naturstandorte/Roya_Tal.html

Blick in das Tal

20080705015_f

Standort an der Straße

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Blick von unten an die Felswand

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Zwei Pflanzen in vollem Wachstum (einige waren auch bereits eingezogen)

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Kleine Gruppe von P. longifolia ssp. reichenbachiana

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Pflanzengruppe von P. longifolia ssp. reichenbachiana am oberen Standort

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Dichte Population von P. hirtiflora am oberen Standort

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Viele Grüße

Markus

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Hallo Markus,

war bestimmt eine schöne Tour (Neid!). Mit Fahrrad?? Wahrscheinlich nicht, oder? :cry: . Nächstes Jahr mit Fahrrad :-) ? Dann würde sich bald ein -gelbes- GFP-Trikot lohnen!

Kannst Du etwas zur künstlichen Ansiedlung von P. hirtiflora

erzählen? Mich würden insbesondere Motive und Ergebnisse/ Eindrücke interessieren.

Viele Grüße

Helmut

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war bestimmt eine schöne Tour (Neid!). Mit Fahrrad?? Wahrscheinlich nicht, oder? :cry: . Nächstes Jahr mit Fahrrad :-) ? Dann würde sich bald ein -gelbes- GFP-Trikot lohnen!

Hallo Helmut,

sicher eine nette Idee. Der Vorteil dabei ist, dass man viel mehr entdeckt, wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Auf unserer weiteren Tour haben wir noch andere, z.T. unbekannte Standorte entdeckt, die wir zufällig aus dem Auto heraus sehen konnten. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, schaut man sicher noch etwas genauer hin und wird noch viel mehr entdecken.

Allerdings haben wir an diesem Wochenende gut 2000 Kilometer zurückgelegt und hätten da wohl einiges streichen müssen.

Aber vielleicht nächstes Jahr zur Blüte? ;-)

Kannst Du etwas zur künstlichen Ansiedlung von P. hirtiflora

erzählen? Mich würden insbesondere Motive und Ergebnisse/ Eindrücke interessieren.

Die Verbreitung von P. crystallina/hirtiflora ist etliche Kilometer von diesem Standort entfernt und beschränkt sich auf das südliche Italien und die Balkanstaaten.

Daher ist eine künstliche Ansiedlung der Pflanzen sehr wahrscheinlich, da es auch keine frühen Aufzeichnungen über das Vorkommen der Art in dieser Region gibt.

Über das Motiv der Anpflanzung von P. hirtiflora ist nichts bekannt. Ich weiß jedoch noch von anderen Ansiedlungen z.B. in der Schweiz, wo die Pflanzen ebenfalls nichts verloren haben. Dort besteht jedoch zumindest keine Bedrohung für ein anderes Fettkaut.

Vielleicht wollte jemand wissen, ob sich die Art dort halten kann und war sich offenbar über die massiven Auswirkungen nicht bewusst. Da P. hirtiflora auch leichten Frost problemlos übersteht konnten sich die Pflanzen hier offenbar gut halten.

Was mich besonders fasziniert hat ist die Tatsache, dass die Pflanzen sich in den letzten Jahren vom oberen Standort auf die Felswand an der Straße ausbreiten konnten.

Dafür mussten die Samen einen scheinbar unüberwindlichen Weg aus dichtem Gebüsch und hohem Grasbewuchs zurücklegen und dann schließlich an einer senkrecht überhängenden Wand Halt finden. Irgendwie müssen es die P. longifolia auch so geschafft haben, jedoch hätte ich nicht gedacht, dass dies in einer verhältnismäßig kurzen Zeit erfolgen kann.

Leider kann man diesen Vorgang wohl nur schwer stoppen. Selbst wenn man sämtliche Pflanzen entfernen würde, was wohl ziemlich aufwändig wäre, würde sich P. hirtiflora aus Samen oder Sämlingen innerhalb kürzester Zeit wieder dort ausbreiten.

Bisher scheint es diesbezüglich auch keine ernsthaften Bemühungen zu geben, da niemand beweisen kann, ob die Pflanzen wirklich künstlich dort angesiedelt wurden.

Allerdings ist den Franzosen schon etwas an diesem Standort gelegen, da es sich um die einzige Population von P. longifolia ssp. reichenbachiana in Frankreich handelt.

Viele Grüße

Markus

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Hallo Markus,

wirklich sehr informativ! Die P. hirtiflora scheint ja der ideale Anfängerfettkraut zu sein, so wie der wuchert!

Viele Grüße

Helmut

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Die P. hirtiflora scheint ja der ideale Anfängerfettkraut zu sein, so wie der wuchert!

Schön wär's... ;_) Sofern du eine solche Wand im Garten hast, sollte das wohl klappen. ;-)

Viele Grüße

Markus

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