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Anlockung, Farben, UV-Reflexion usw.


Michi Zehnder

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Hallo zusammen,

Das Farbensehen von Insekten ist bekanntlich in den kurzwelligen UV-Bereich verschoben. Rot nehmen sie als schwarz war, dafür können sie UV-Strukturen auf Blüten wahrnehmen, die sie zu den Pollen bzw. Narbe führen. Die Blütenfarben sind übrigens gar nicht so zufällig, wie es dem menschlichen Auge erscheint. In der Evolution haben sich die Blüten so entwickelt, dass sie sich aus der Farbwahrnehmung von Insekten besonders markant vom Hintergrund hervorheben. Wenn der Hintergrund also stark UV-reflektierend ist (zB Sand), dann ist es von grossem Vorteil, wenn die Blüten UV-absorbierend sind, da so ein guter Kontrast entsteht.

Nun das Ganze auf unsere Pflanzen bezogen, denen es schliesslich ebenfalls darum geht, möglich attraktiv auf Insekten zu wirken...

Gibt es Untersuchungen zu UV-Strukturen und Reflexionen auf Sarracenien? Welche Schlauchfarben reflektieren UV-Licht besonders gut? Ich habe gelesen, dass Blattgrün ziemlich gut reflektiert. Wirklich stichhaltige Beweise finde ich aber nicht für diese Aussage. Die heterophylla Form bzw. die veinless Form von S. purpurea ssp. purpurea würde demnach für Insektenaugen attraktiver aussehen als die rote Normalform und mehr Insekten fangen.

Ich schreibe meine Maturarbeit über das Beuteschema von Sarracenien, die zusammen mit den Prüfungen im Sommer das Maturzeugnis als Abschluss des Gymnasiums ergeben. Eine Zusammenfassung meiner Arbeit ist im CPUK-Forum zu finden. Es geht in diesem Post aber mehr um die Genetik und die Auswirkungen auf die natürliche Verbreitung der forma heterophylla. Ich schreibe jetzt nicht nochmals alles auf und das ist eigentlich auch gar nicht nötig.

Ich habe über die ganze Saison Messungen der Beute gemacht und notiert und es ist tatsächlich so, dass S. purpurea ssp. purpurea f. heterophylla deutlich erfolgreicher ist.

Hier noch zwei Diagramme, die die Resultate veranschaulichen:

bild_210.png

bild_211.png

Ich untersuchte auch verschiedene Varianten von S. flava und auch hier waren die grünen erfolgreicher als gelbe und rote Schläuche. Es wäre interessant zu wissen in wie fern das reflektierte UV-Licht in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt.

Ich wäre um einige aufklärende Anworten oder auch Verweise auf entsprechende Untersuchungen sehr dankbar. :thumbsup:

Viele Grüsse,

Michi

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Hi Michi,

eine super Forschungsansatz bzw. eine wirklich spannende Frage!! Nur müsste das Setting evtl. noch optimiert werden, um signifikante Aussagen zu bekommen, die sich vom "Zufall" deutlich genug abheben (um eben die Korrelation von Färbung und Effizienz der Falle zu belegen). Beispielsweise würde ich zunächst auf eine breitere Datenbasis abstellen (also den Inhalt mehrerer Schläuche/ Exemplare der verglichenen Varianten nach Beutetieren 'auszählen').

Wenn sich dann in sagen wir mal jeweils 20 etwa gleich großen Schläuchen der beiden untersuchten Formen tatsächlich bei einer Form im Mittel ca. 50% mehr Insekten finden, dann könnte es was mit der Färbung zu tun haben. Natürlich müssten dann aber auch andere Faktoren berücksichtigt bzw. ausgeschlossen werden - z.B. Standort (Wind, Sonne), Sekretation von Zuckerlockstoff, Wuchshöhe der Fallen usw. usf. Diese zum Teil wechselseitig voneinander abängigen Faktoren sind im Freiland schwer zu standardisieren - aber der Versuch ist es wert.

Ich habe übrigens irgendwo gelesen, dass S. leucophylla-Varianten die effizientesten Sarracenien sind, was die Fangergebnisse angeht. Wenn ich bei meiner 'Fensterbank-Leucophylla' im Spätwinter die Schläuche ab- und aufschneide kann ich im darin vorhandenen schwarzen "Insektenhumus" allerdings keine einzelnen Exemplare mehr auszählen, geschweige denn nach Arten bestimmen... Auch das könnte ein methodisches Problem bei "allzuerfolgreichen" Arten darstellen :-)

Ich wünsch Dir jedenfalls weiterhin gutes Gelingen mit dem Ansatz und vielleicht teilst Du ja kommendes Jahr genauere Befunden mit? Bei Deiner zweiten Grafik stimmt möglicherweise die Skalierung nicht ganz - es sind einige "halbe" Insekten gefressen worden ;-)

viele Grüße

Feldi

Bearbeitet von Feldenberg
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Hallo Feldi,

Nein nein, dass sind keine halbe Insekten. Das ist ein Durchschnitt von Messungen, die alle zwei Wochen erfolgten (übrigens jeweils drei Schläuche). Soviel zum Zufall. ;)

Leucophylla sind wirklich immer prall voll und kippen nicht selten unter ihrem eigenen Gewicht um. Vorallem Bienen und Schwebfliegen fallen den leucos oft zum Opfer.

Edit: Die Wuchshöhe der Schläuche, wie auch der Schlauchöffnungsdurchmesser, wurde übrigens auch berücksichtigt. Das machte aber nur bei den Varianten von S. flava Sinn, die purps sind da recht identisch... Hier ergab sich auch eine nette Korrelation von Höhe und gefangenen Insekten. Beim Durchmesser ist der Korrelationskoeffizient aber zu klein, dass ein Zusammenhang nachweisbar wäre.

Die Standortbedingungen sind abgesehen von ein paar Meter Differenz exakt die Gleichen. ;)

Insektenhumus....Auch das könnte ein methodisches Problem bei "allzuerfolgreichen" Arten darstellen :-)

Na was denkst du denn war mein Hauptproblem nebst dem abartigen Gestank der purps? ;) Die sinnvolle Aufteilung der Insekten in aussagekräftige Grüppchen war enorm schwierig, besonders bei den Fliegen. Da mir Fliegen aber zu allgemein ist, habe ich nach Calyptratae und Acalyptratae (siehe Wikipedia) unterschieden. Also, jene mit Flügelschuppe und die ohne Flügelschuppe. Diese beiden Gruppen sind auch für Laien recht gut unterscheidbar. Bei den Calyptratae habe ich die Schmeissfliegen noch separat aufgelistet, da diese mit ihrer Lebensweise sich schon etwas von den Übrigen abgrenzen. Bei den Acalyptratae habe ich die Schwebfliegen noch separat gezählt, da mich die angebliche Gelbtendenz dieser Fliegen bei der Suche nach Blüten interessierte.

Im Frühjahr war die Identifizierung überhaupt kein Problem, da sehen alle Insekten noch "frisch" aus. Aber hast schon recht... Gerade bei den letzten Messungen hatte ich mehr Mus als Insekten vor mir, auch wenn ich nur die Beute von den letzten zwei Wochen untersuchte. (Ich platzierte übrigens immer ein Stückchen einer Stecketikette in den Schläuchen, die ich das nächste Mal untersuchen wollte, sodass ich bei der nächsten Messung wusste, ab wo die Insekten sind, die während den letzten beiden Wochen gefangen wurden.) Diese Gruppen, die ich aber untersuchte, waren aber noch mehr oder weniger erkennbar. Ich stelle Morgen noch ein paar weitere Bilder rein. Vielleicht ist es doch besser, wenn ihr den Kontext kennt.

Viele Grüsse,

Michi

Bearbeitet von Michi Zehnder
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WOW.

Ich kann da leider nichts zu beitragen,aber ich finde deine Forschung sehr interessant.

Bin gespannt ,wie es weitergeht.

Gruss :thumbsu:

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Moin,

vielleicht helfen Dir folgende Artikel ja weiter:

Ultraviolet Patterns in the Traps of Carnivorous Plants

D. M. Joel, B. E. Juniper, A. Dafni

New Phytologist, Vol. 101, No. 4 (Dec., 1985), pp. 585-593

Nectar, not colour, may lure insects to their death

Katherine F. Bennett and Aaron M. Ellison

Biol. Lett. (2009) 5, 469–472

Do carnivorous plants use volatiles for attracting prey insects?

Andreas Jürgens, Ashraf M. El-Sayed and D. Max Suckling

Functional Ecology 2009, 23, 875–887

EFFICIENCY OF INSECT CAPTURE BY SARRACENIA PURPUREA (SARRACENIACEAE), THE NORTHERN PITCHER PLANT

SANDRA J. NEWELL AND ANTHONY J. NASTASE

American Journal of Botany 85(1): 88–91. 1998.

Mimicry and mutualism in carnivorous pitcher plants (Sarraceniaceae, Nepenthaceae, Cephalotaceae, Bromeliaceae)

DANIEL M. JOEL

Biological Journal of the Linnean Sociely (1988), 35: 185-197

The Importance of Pitcher Size in Prey Capture in the Carnivorous Plant, Sarracenia alata Wood (Sarraceniaceae)

GANESH P. BHATTARAI AND JOHN D. HORNER

Am. Midl. Nat. 161:264–272

Gruß, Simon

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Ich habe mal zu sowas ähnlichem einen Film gesehen.

Es war eine Drosera-Art, glaube ich, die am Stiel gelbe Pünktchen ausgesondert hat.

Man hat lange überlegt, was diese für einen Sinn machen, bis man herausgefunden hat, dass Insekten die Pflanze an sich garnicht so intensif sehen können wie diese gelben Punkte und fliegen direkt auf diese zu.

Die Punkte sehen für eine Fliege wie eine Landebahn aus und sie bleiben an den klebrigen Fallen hängen.

Das war leider nur ein kurzer ausschnitt aus dem Video und ich kann den link leider nicht mehr finden.

Höchstwarscheinlich war das eine Doku von BBC.

Sollte ich es finden, poste ich ihn hier nochmal ;)

Aber vielleicht hast du es ja schon gesehen?

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Hallo Mr.Smooth,

das war ein Beitrag über Drosera hartmeyerorum aus Australien, bei der diese gelben gestielten Emergenzien tatsächlich wohl eine Lockfunktion haben. Tatsächlich sind einjährige Drosera, die sich innerhalb nur eines Jahreszyklus vom Samen zur Blüte entwickel und erneut reichlich Samen produzieren müssen unter einem stärkeren Erfolgsdruck als mehrjährige Arten. Faktisch findet man gerade bei solchen einjährigen Arten (D.indica-Komplex, D.burmannii, D.glanduligera usw.) die komlizierteren Fangmechanismen der Gattung (eben besonders schelle "Schnapptentakel" oder halt 'leuchtende' Anlockdrüsen). Fraglich wäre halt, ob diese ganze "Hightech" den Arten tatsächlich einen Vorteil beim Beutefang gegenüber ähnlichen mehrjährigen Drosera verschafft? Das könnte man in der Tat auch mal wissenschaftlich untersuchen. Ich bin da immer etwas am Grübeln: So sehr das Argument einleuchtet, daß einjährige Drosera auf nährstoffarmen Böden es sich nicht leisten können, zu wenig Tiere zu fangen (da dann nicht genug Nährstoffe für die Samenproduktion vorhanden sind) - so sehr wäre ich im Zweifel, ob diese 'Spezialtechniken' wie Schnapptentakel und Emergenzien halt wirklich genau DIESEN erforderlichen Mehrbedarf an Beute auch einbringen (gegenüber gleichgroßen Arten mit 'herkömmlichen' Klebfallen).

Es würde mich aber mal interessieren.

viele Grüße

Feldi

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