Wachstumsphase von Knollen-Drosera

[Ronny H.]

Na ihr Alle,

 

ich interessiere mich sehr für Knollen und habe dazu noch die ein oder andere Frage:

 

Wie die aktuellen Bilder von Knollenhaltern zeigen, hat die Wachstumsphase der Pflanzen begonnen. Da es in unseren Breitengraden stark auf den Winter zu geht, sollte nachweislich in Australien der Sommer nicht mehr weit sein. Bedenkt man, dass die Ruhephase zur Überbrückung der Hitze in Australien dient, stellt sich mir die Frage ob sich die nordhemisphärischen Kultivare auf die Jahreszeiten der Nordhalbkugel eingestellt haben. Da Knollen definitiv einziehen würde ich diese Schlussfolgerung zumindest am Ehesten in Betracht ziehen.

 

Nun zu Frage 2:

 

Allen Lowrie schreibt im Magnum Opus, dass der Zeitpunkt des Austriebs durch eine innere Uhr gesteuert wird. Nun habe ich im Forum des Öfteren gelesen, dass der Austrieb durch äußere Einflüsse- wie Wasserzugabe oder Temperaturänderung- beschleunigt werden kann. Sind Lowrie´s Studien nur auf die wildwachsenden Exemplare zu beziehen? Haben sich die in Kultur befindlichen Pflanzen an das Klima ohne die extreme Hitze gewöhnt und haben die eingangs beschriebene "innere Uhr" abgelegt?

 

Wäre Euch dankbar wenn Ihr mir helfen könntet

 

LG Ronny

[Siggi_Hartmeyer]

Zwischen wild wachsenden und den in Kultur befindlichen Knollen gibt es keinen Unterschied, zumal die meisten importierten Exemplare eh aus der australischen Wildnis stammen. Die "innere Uhr" der Pflanzen stellt sich in der nördlichen Hemisphäre in 1-2 Jahren auf die umgekehrten Jahreszeiten um. Die treiben danach auch hier im Herbst aus und wachsen im Winter. Allerdings kommen dabei immer mal wieder einige Pflanzen aus dem Rhythmus, was auch durch falsche Umgebungsbedingungen vor und während der Ruhezeit ausgelöst werden kann. In der Natur wird die Vegetationsperiode durch Hitze und Trockenheit effektiv beendet. Bei Abkühlung und einsetzendem Regen treiben sie wieder aus. In Kultur wachsen einige halt aufgrund der "guten" Bedingungen weiter und verpassen dadurch gern den notwendigen Ruhezeitpunkt. Auch dann kommen die Pflanzen aus dem Rhythmus und werden sich zur Unzeit wieder melden. Passiert das zur heißen Zeit im Sommer werden einige Arten das gar nicht gut vertragen.

[Lutz]

Hallo Ronny,

 

ja, man kann die Knollendrosera an die umgekehrten Jahreszeiten auf der Nordhalbkugel anpassen. Dies ist auch recht sinnvoll, da die Knollen in der Wachstumsphase unter anderen auch kühlere Temperaturen haben wollen und in der Ruhephase eben höhere Temperaturen. Um jetzt nicht in unseren Sommer mit Kühlaggregaten oder ähnliches arbeiten zu müssen und die Knollen dann im Winter zusätzlich zu beheizen werden die Knollen halt umgewöhnt. Das geht letztendlich recht einfach und beruht darauf, dass man die entsprechenden Phasen solange verschiebt, bis sie mit unseren übereinstimmen. Das ist dann auch der Übergang zur Frage 2. Die Knollen haben eine "innere Uhr". Dies sieht man zum Beispiel daran, dass Knollen auch wenn die Temperaturen und die Feuchtigkeit gleich bleiben, zu einem bestimmten Zeitpunkt anfangen wieder auszutreiben und selbst bei guten Bedingungen in einem gewissen zeitraum wieder einziehen. Diesen Zeitpunkt kann man aber manipulieren, indem man z.B. die Töpfe kühler stellt und ganz geringe Mengen Wasser gibt oder eben umgekehrt. Das ist auch recht einsichtig, denn wenn in Australien der Winter mal ein wenig später oder früher anfängt  kann sich die Pflanze darauf einstellen und entweder die Wachstumsphase verlängern, weil es früher losgeht oder aber in Deckung bleiben, weil es noch zu trocken und zu warm ist.

Die Pflanzen haben sich übrigens auch nach Jahren nicht an ein Leben ohne extreme Hitze gewöhnt. Es gibt zwar einige wenige Knollendroseraarten, die man unter entsprechenden Bedingungen durchkultivieren kann, aber die meisten trauen dem mitteleuropäischen Wetter nicht, ziehen sich zurück, sowie es etwas wärmer wird, bauen ihr Knöllchen und versuchen den schrecklichen und tödlichen deutschen Sommer tief vergraben zu überleben, egal wie verregnet der ist.

 

Grüße aus Berlin

 

Lutz