Tobias Kulig Posted December 11, 2023 Posted December 11, 2023 Hallo zusammen, da man von U. biceps noch relativ wenig über die Kulturbedingungen findet, dachte ich mir, ich erzähle heute mal was über meine Kulturmethode. Diese Art ist in der Tat noch relativ selten in Kultur. Was mich eigentlich wundert. Denn diese Art ist völlig unkompliziert zu halten! Hier mal kurz meine Kulturbedingungen: Temperaturen: 22-27 Grad (in einem warmen Raum ohne großartige Absenkung) Luftfeuchtigkeit: etwa 50-60% (offen in einem Regal, ohne Terra) aber in der gezeigten Schale ist die LF automatisch etwas höher. Beleuchtung: 2 LSR T5 mit Reflektoren (Abstand zu den Pflanzen 25cm) Substrat: Torf/Sand, etwa 2:1 bis 1:1 (nach Gefühl) Bewässerung: Daueranstau, halbtopfhoch (in winzigen Töpfchen 4x4x4cm) Die Pflanzen wollen auch relativ oft blühen, sogar die kleineren mit nur 3-5 Blättchen. Jedoch muß ich die Blütenstände immer abschneiden, da sie sehr hoch werden und kurz vor den Röhren verbrennen. Da muß ich mir was einfallen lassen. Sehr interessant: Die Blütenstiele gabeln sich in bestimmten Höhen und an den Knickstellen bilden sich 3-4 kurze Wurzeln (Stolone). Könnten das Kindel sein?? Wäre eine sehr effektive Methode, sich zu vermehren! Die abgeschnittenen Blütenstiele habe ich etwas zerkleinert und in einem Anzuchtgefäß in matschiges Substrat geschmissen. Ich bin megagespannt, ob da was geht. Die gezeigten Pflanzen sind aber nur Anzuchten, die ich neulich von meiner größeren Pflanzmatte entnommen habe. Sie wachsen in diesem Substrat ausgezeichnet. Dennoch habe ich weitere Pflänzchen in einem Versuch in sehr fein gehacktes, totes Sphagnum mit Sand gesetzt. Mal sehen, ob es Unterschiede geben wird... Gruß Tobias 5
CJ-Lenz Posted December 11, 2023 Posted December 11, 2023 Hallo Tobias, vielen Dank dafür, dass Du in letzter Zeit viele Deiner Erfahrungen bei kritischen Pfleglingen mit uns so ausführlich teilst! Gruss Claus-Jürgen
Tobias Kulig Posted December 11, 2023 Author Posted December 11, 2023 vor 52 Minuten schrieb CJ-Lenz: vielen Dank dafür, dass Du in letzter Zeit viele Deiner Erfahrungen bei kritischen Pfleglingen mit uns so ausführlich teilst Hallo Claus-Jürgen, sehr gerne! Wie schon öfter erwähnt, macht es mir auch riesigen Spaß! Ich bin irgendwie ständig auf der Suche nach schwierigen Arten und feile eben solange rum, bis es paßt. Off-topic: Ich bin schon seit 3 Wochen krankgeschrieben, hab am Freitag nen kleinen operativen Eingriff. Keine große Sache. Aber mir fällt die Decke auf den Kopf und gehe fast ein vor Langeweile. Ergo, ich schreibe umso mehr hier im Forum. Und habe natürlich ne Menge Zeit, verschiedene Projekte anzugehen und diverse Dinge zu probieren. Das zweite ist, warum soll ich hier meine Erfahrungen mit "schwierigeren" Arten nicht teilen? Ich freue mich, daß es einige mögen und ich ihnen evtl. helfen kann! Vielleicht trage ich auch dazu bei, daß bestimmte Arten besser in Umlauf kommen. Manche Leute würden mit Sicherheit bestimmte Arten kultivieren wollen, trauen sich aber nicht, weil sie eben als "schwierig" gelten. Gruß Tobias 5
Tobias Kulig Posted December 12, 2023 Author Posted December 12, 2023 Hallo, hier mal ein Bild von den Abzweigungen des Blütenstandes mit diesen "Luftstolonen". Ich hoffe, man kann es erkennen. Am linken, höheren kann man es am besten sehen. Es sind immer so 3-4 Stück solcher Dinger. Sie sind im Gegensatz zum eigentlichen Stiel fast weiß. Hat das schon jemand gesehen oder weiß, was das für Anhängsel sind? Ich finde den Aufbau von den Blütenständen sowieso interessant. Blüten konnte ich leider noch keine bewundern, sie verbrennen vorher an der Lampe. 2
Tobias Kulig Posted December 26, 2023 Author Posted December 26, 2023 Am 11.12.2023 um 08:32 schrieb Tobias Kulig: Die Blütenstiele gabeln sich in bestimmten Höhen und an den Knickstellen bilden sich 3-4 kurze Wurzeln (Stolone). Könnten das Kindel sein?? Wäre eine sehr effektive Methode, sich zu vermehren! Die abgeschnittenen Blütenstiele habe ich etwas zerkleinert und in einem Anzuchtgefäß in matschiges Substrat geschmissen. Ich bin megagespannt, ob da was geht. Und ob da was geht! Es scheinen tatsächlich eine Art "Kindel" zu sein, genau weiß ich es aber auch nicht. Ich finds aber erstaulich, daß schon die ersten Blättchen da sind. Es ist nämlich erst 2 Wochen her, daß ich die kleingeschnittenen Blütenstiele in das Schälchen geschmissen habe. Was aber umso mehr verwunderlich ist: Ein paar der zerkleinerten Blütenstiele wollen weiterblühen und gehen nach oben! Hab ich so noch nicht gesehen.... Und ich bin um einen Kulturparameter schlauer geworden: Die Pflanzen wachsen überflutet deutlich besser und schneller. Ich seh das auch an meinen anderen Töpfchen. Die wollen es klatschnass, nicht nur feucht. Wir beobachten das auf jedenfall weiter, ich bleib dran... Gruß Tobias 3
Tobias Kulig Posted January 21, 2024 Author Posted January 21, 2024 Hallo zusammen, auch hier ein kurzes Update, zumindest was das Substrat angeht. Ein paar Triebe habe ich mal in sehr fein gehacktes, totes Sphagnum mit Sand 1:1 gesetzt. Dies ist aber manchmal etwas gefährlich: Wenn totes Sphagnum sehr nass ist, neigt es zum veralgen. Deshalb hab ich mich dazu entschieden, speziell dieses Töpfchen ständig überflutet zu halten! Funktioniert ausgezeichnet. Man kann sehen, wie die Blättchen versuchen, aus dem Wasser zu wachsen. So wie es halt alle überfluteten Pflanzen machen. Insgesamt wirkt das Pflänzchen sehr kräftig und gesund, was ich dem hohen Wasserlevel in Rechnung stelle. Durch meine Tests habe ich einiges über diese Art rausgefunden, zumal man im Netz sowieso kaum was findet, und bezeichne diese Art als "einfach" in Kultur. Ich werde im Sommer nochmal Tests im GH machen, da sie letzten Sommer doch etwas gemeckert haben. Da habe ich allerdings auch noch keinen hohen Anstau gemacht. Wir werden sehen, obs dann funktioniert... Gruß Tobias 1
Tobias Kulig Posted May 31 Author Posted May 31 (edited) Hallo, nach knapp 1,5 Jahren auch hier mal wieder ein Update. Naja, ich mußte meine Kulturen komplett neu ansetzen, da diese völlig untergegangen waren und vergessen wurden. Zum Glück waren alle Töpfe in geschlossenen Fleischsalatdosen, sonst wären sie gnadenlos vertrocknet! Sie standen im Dachgeschoss hinter viel Zeug auf dem Boden, wo man gar keine Pflanzen vermutet. Aber ich habe gelernt, daß U. biceps nahezu unkaputtbar ist! Die Minitöpfe standen zum Schluß in einem topfhohen, aber undefinierbaren, sehr gelben und glibbrigen Wasser. Die Stolone wuchsen unten raus und bildeten Blätter in diesem Wasser. Ok, wir fangen neu an. Zunächst schüttete ich das Glibber-Wasser weg, stürzte den Topfinhalt kopfüber auf meine Hand und legte den Ballen auf einen alten Teller. Jetzt nahm ich meine 5L Gloria, baute Druck auf und spülte den Topfinhalt gut, aber vorsichtig in meiner Hand durch. Da ich bei den neuen Töpfen einen Sand/Torfmix nehme (das alte Substrat war totes Sphagnum mit Sand), habe ich fast alles Sphagnum weggespült. Jetzt ist alles sauber. Insgesamt werde ich die U. biceps auf vier 7er Töpfe aufteilen, da diese Töpfe von der Höhe leicht unterhalb der Fleischsalatdosenränder sind. Diese Art bevorzugt insgesamt topfhohen Anstau mit gelegentlichem, leichtem Überfluten. Da gehen die richtig ab. Die neuen Töpfe mit dem frischen Substrat hab ich dann fast ganz voll gemacht und dann alles an Stolonen, einige mit Blättern, auf das Substrat gelegt. Zum Schluß wird alles mit dem Sand/Torfgemisch 2:1 leicht bepudert, aber nur so viel, daß einige Stolone und die Blätter sichtbar bleiben. Jetzt stelle ich die fertigen Töpfe in die Fleischsalatdosen und wässere das Substrat von oben, bis es unten rausläuft. Zum Schluß fülle ich mit einer kleinen Gießkanne die Dose bis knapp unter die Substratoberfläche. Jetzt nutze ich die Gelegenheit und teste 4 Standorte (= 4 Töpfe). Diesmal nicht mit Deckel, sondern offen. Hier mal die Ergebnisse: Dieser Topf steht nun an einem Westfenster. Die Töpfe sind jetzt oberflächlich natürlich noch recht kahl, aber bei guten Bedingungen wird sich das schnell ändern. Diese Art ist nämlich recht wüchsig.... Hier an einem Südfenster. Aber direkte Sonne laß ich da nicht dran! Und zum Schluß zwei Töpfe in Freilandkultur im Vollschatten. Da bin ich besonders gespannt. Edited May 31 by Tobias Kulig 1
donfelix27 Posted June 6 Posted June 6 Auch hier wieder wie immer: besten Dank fürs Teilen der ganzen Infos! Und vor allen Dingen so schön ausführlich. Da will ich mich gleich wieder mit der Züchtung von Utris beschäftigen. VG Felix
Tobias Kulig Posted June 6 Author Posted June 6 vor 6 Stunden schrieb donfelix27: Auch hier wieder wie immer: besten Dank fürs Teilen der ganzen Infos! Und vor allen Dingen so schön ausführlich. Da will ich mich gleich wieder mit der Züchtung von Utris beschäftigen. VG Felix Sehr gerne! Solche Fleischsalatboxen sind ideal für alle terrestrischen Utris. Entweder genau da drin oder in Topfkultur, wo sie darin stehen. Man kann individuell bewässern. 2
Tobias Kulig Posted July 5 Author Posted July 5 Durch den topfhohen Anstau, worauf diese Art übrigens voll abfährt, kommen überall frische, neue Blätter hoch. Was mich wundert, ist, daß die meisten Leute, die terrestrische Utris in Töpfen kultivieren, immer noch den Standard-Anstau von 1-2cm anwenden. Das halte ich für deutlich zu wenig! Die meisten terrestrischen Utris wachsen direkt an Bachufern oder klatschnassen Stellen. Ich bin davon überzeugt, daß eine klatschnasse Bewässerung, vorzugsweise topfhoch oder sogar leicht überflutet, die besseren Ergebnisse bringt und die Blüten deutlich länger halten. Naja, muß jeder selber wissen. Dann gibts noch den Aspekt, daß terrestrische Utris gerne als Beikraut in Terrarien gestopft werden. Da funktioniert der hohe Anstau, in Gesellschaft von anderen, trockeneren Gattungen, natürlich nicht. Selbst bei meinen Anfängen hab ich nie Utris mit in die Terrarien gepflanzt. Das bringt langfristig nur Ärger! Erstens verdecken die Blütenstände kleinere Pflanzen und zweitens sind die Blüten irgendwann vertrocknet, dann hat man viel verdorrtes Zeug in einem ansonsten top eingerichteten Terra.... 2
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