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Colletotrichum gloeosporoides - Der Karnivorenkiller


Ronny K.

Empfohlene Beiträge

Hallo,

hier mal ein Beitrag von mir zur Biologie und Bekämpfung von Colletotrichum gleosporoides, ein Schadpilz, der viele verschiedene Pflanzenarten befallen kann und zu deren Absterben führt. Der Pilz ist ziemlich häufig und weit verbreitet und sorgt damit teilweise für Komplettausfälle in Pflanzenzuchtbetrieben und Privatsammlungen.

Besonders anfällige Gattungen unter den Karnivoren sind meiner Ansicht nach:

Darlingtonia

Heliamphora

Roridula

Drosophyllum

vermutlich auch Byblis und Cephalotus

 

Biologie

 

C. gleosporoides verbreitet sich, wie alle Pilze, über Sporen. Diese werden durch Regen, Wind oder auch mit infizierten Pflanzenmaterial und menschlicher Kleidung übertragen. Zum Keimen brauchen diese viel Feuchtigkeit und Temperaturen von über 18°C. Starkes Sonnenlicht inaktiviert die Sporen. Das Temperaturoptimum für das Wachstum liegt zwischen 25-28°C. Unter 10°C stellt der Pilz das Wachstum komplett ein. Der optimale pH-Wert liegt zwischen 5,8 und 6,5. Innerhalb der Pflanze verbreitet sich der Pilz über die Leitungsbahnen, dies führt zu einer Verstopfung, was wiederum zum vertrocknen der Pflanze führt.

 

Eigene Beobachtung

 

Bei meinen Versuchen mit Darlingtonia (https://forum.carnivoren.org/forums/topic/55833-darlingtonia-outdoor-torffrei/) konnte ich beobachten, dass sommerliche Temperaturen von über 30°C den Pflanzen nicht schaden. Es wird oft behauptet, dass Darlingtonia kühl gehalten werden muss. Tatsächlich ist Darlingtonia aber nicht direkt empfindlich gegenüber hohen Temperaturen, sondern diese begünstig einfach das Wachatum von  C. gleosporoides. Zu Ausfällen kam es daher bei mir erst nach Regenfällen, wodurch die Pflanzen nass wurden und die Sporen keimen konnten.

 

Auch Roridula zeigte sich bei mir sehr anfällig. Sobald die Pflanzen nass werden, infizieren sie sich mit dem Pilz. Häufig wird auch berichtet, dass Roridula bei feuchter Witterung und damit hoher Luftfeuchtigkeit oder auch von der Decke auf die Pflanzen tropfendes Kondenswasser absterben. Hier scheint die Infektion aber hauptsächlich über den Stamm zu erfolgen.

 

Auch die Mär, dass Cephalotus abstirbt, wenn Wasser in die Krüge gelangt, könnte von einer Infektion mit dem Pilz herrühren. Die Pflanze wird dadurch nass, was zum Keimen der Sporen führt. Außerdem trocknet Cephalotus durch seinen kompakten Wuchs schlecht ab.

 

Bekämpfung und Vorbeugung

Der Pilz lässt sich leider nicht direkt bekämpfen. Meines Wissens nach gibt es kein wirksames Fungizid. Man kann daher die Pflanzen nur vorbeugend kühl halten (<20°C), was sich z.B. bei Heliamphora empfiehlt oder man verhindert, dass die Pflanzen nass werden z.B. durch eine Überdachung und das Gießen von unten über den Untersetzer. Auch ein sehr sonniger Platz, was sich ohnehin bei Karnivoren empfiehlt, ist eine vorbeugende Maßnahme. Stehende Luft und eine damit verbundene hohe Luftfeuchtigkeit bzw. schlechteres Abtrocknen der Pflanzen ist zu vermeiden.

Eine weitere Möglichkeit, welche aber wohl nur für wenige in Frage kommt, ist das Züchten und Auslesen von resistenteren Pflanzen.

 

Ich hoffe, dieser Beitrag hilft einigen bei der Kultur.

 

Grüße

Ronny

 

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partisanengärtner

Ob es diese Art war die meine Dionaeavielfalt infiziert hatte weiß ich nicht. Ein Colletotrichum befällt sie auf jeden Fall sehr gerne. Das Schadbild kann man schnell auffinden.

Eine Bekämpfung mit damals dafür empfohlenen Mitteln, hat nur symptomatisch gewirkt.

Die Infektion trat immer wieder auf.

Nach dem ich alle Venusfliegenfallen entsorgt hatte war der Spuk erst mal vorbei.

 

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partisanengärtner

Bei Darlingtonia könnte es auch sein, daß die auf den stark schwermetallhaltigen Böden die sie fast ausschließlich besiedeln wenig Pilzgefahren haben. Nicht umsonst verwendet man z.B. Kupfer um eine Vielfalt an Pilzen zu bekämpfen.

 

Serpentinit hat einen hohen Anteil an giftigen Schwermetallen.

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Hallo Axel,

das kann natürlich sein. Auch ein basischer pH-Wert behagt dem Pilz nicht. Das lässt sich aber in der Kultur schwer umsetzen.

 

Grüße

Ronny

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partisanengärtner

Darlingtonia soll angeblich  nicht so zickig sein bezüglich basischer Substrate.

 

Serpentinit findet man angeblich auch hier in der Gegend. Bei meinen Sämlingen ist davon ja was drin (aus dem hiesigen Botanischen Garten erhalten).

Serpentinit enthält aber auch diverse Asbestvarietäten neben den Schwermetallen. Das macht den schönen Schlangenhauteffekt.

Darum ist Serpentinit nicht unbedingt etwas, was ich im Mörser klein machen sollte.

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  • 2 Monate später...
Beauze Menzies

Hallo, 

 

If the plant is chlorotic than it is nutrient deficient, that will always make the plant prone to diseases. Keep the leaves perfectly solid green and they will be disease resistant... otherwise they would be dead in the wild. 
 

The Darlingtonia liking basic substrates... I am afraid most growers have never used a PH meter to check that claim. The plant itself has more power over soil PH than the substrate, producing pure hydrogen from the roots is not a small matter... serpentine is in essence ultramafic, so the high fertilizer needs we see in Nepenthes is true to some extent in Darlingtonia. 
 

Beauze

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Hi Ronny,

 

It would be interesting to see whether the plants wich you think are susceptible to C. gleosporoides infecton could be conditioned and made resistant if they are sprayed with mushroom tea before rainy days.
(chopped Agaricus bisporus and/or Pleurotus ostreatus soaked in water for a day or two)

 

Here is an article on chitin signaling and disease resistance:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2276435/

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Andreas Wistuba

Hallo zusammen,
Azoxystrobin wirkt gegen Colletotrichum: https://psm-zulassung.bvl.bund.de/psm/jsp/

Das ist der Wirkdstoff vieler Breitband-Fungizide.
Dafür spricht auch, dass ich die Heliamphora Welke bei mir schon nicht mehr auslösen kann. Ich wollte vor einiger Zeit mal Versuche zur Bekämpfung machen und habe versucht, das Problem bewusst herbeizuführen.

Heliamphoren im Warmhaus bei großer Hitze und völlig falschen Bedingungen. Früher war das ein Todesurteil. Jetzt sehen die halt weniger schön aus, wie die, die im richtigen Haus stehen, aber trotzdem gesund.
Ich denke, ich habe den Erreger in meinen Gewächshäusern durch gelegentliches Spritzen mit Azoxystrobin ausgerottet.
Grüße
Andreas

Bearbeitet von Andreas Wistuba
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Hallo,

das Problem ist nur, dass der Pilz schneller tötet, als dass man ein sicher wirksames Mittel zu Hand hat. In dem Artikel von Weilbrenner im Taublatt hieß es außerdem, dass es kein wirksames Mittel gibt. Weiterhin kann der Pilz auch nach einer erfolgreichen Behandlung jeder Zeit wieder auftreten. Daher ist eine wirksame Prävention das beste Mittel.

 

Hier mal ein neuer Versuch von mir mit Serpentin bei Darlingtonia:

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Eine geschädigte Pflanze vom letzten Jahr. Die kühleren Temperaturen haben sie gerettet.

 

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Bereits abgestorbener Teil.

 

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Der überlebende Teil.

 

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Serpentinit aus dem Handel.

 

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Neu getopft an einem vollsonnigen Standort. Der Rest ist mein Standartsubstrat aus Perlite, Pinienrinde und Sand.

 

Grüße

Ronny

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Andreas Wistuba
vor einer Stunde schrieb Ronny K.:

Hallo,

das Problem ist nur, dass der Pilz schneller tötet, als dass man ein sicher wirksames Mittel zu Hand hat. In dem Artikel von Weilbrenner im Taublatt hieß es außerdem, dass es kein wirksames Mittel gibt. Weiterhin kann der Pilz auch nach einer erfolgreichen Behandlung jeder Zeit wieder auftreten. Daher ist eine wirksame Prävention das beste Mittel.

 

Hier eine Publikation zum Thema: https://www.researchgate.net/profile/Alice-Devadason/publication/237779979_Efficacy_of_azoxystrobin_on_Colletotrichum_gloeosporiodes_penz_growth_and_on_controlling_mango_anthracnose/links/0c9605331047703137000000/Efficacy-of-azoxystrobin-on-Colletotrichum-gloeosporiodes-penz-growth-and-on-controlling-mango-anthracnose.pdf?_tp=eyJjb250ZXh0Ijp7ImZpcnN0UGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIiwicGFnZSI6InB1YmxpY2F0aW9uIn19

Ich gehe auch davon aus, dass es schwer ist, eine stark befallene Pflanze noch zu retten aber eine Behandlung des Bestands, wenn die ersten Fälle auftreten halte ich für absolut sinnvoll und erfolgversprechend.

Grüße

Andreas

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