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Die Karnivoren der westlichen Kimberley-Region


Thilo.K

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Teil2: Litchfield NP               Teil7: Eneabba Knollen

Teil3: Kakadu NP                 Teil8: Eneabba Zwerg

Teil4: Nord-Kimberley          Teil9: Avon Valley/Wongan Hills

 

Hallo,

 

nach einiger Zeit habe ich nun die nächsten Berichte aus Australien fertiggestellt und möchte gleich mit dem letzten Bericht aus dem tropischen Nordaustralien loslegen ;)

 

Die westliche Kimberley-Region ist landschaftlich weit weniger spektakulär, als der Rest der Kimberleys. Es ist ein meist flaches Gebiet ganz ohne tiefe Schluchten und Wasserfälle. Dafür gibt es allerdings einige interessante Feuchtgebiete, die – wie sollte es in Australien anders sein - Heimat zahlreicher Karnivoren-Arten sind.

 

Sobald man sich dem Ende der legendären Gibb River Road nähert, nimmt die Anzahl und Größe der Baobab-Bäume merklich zu:

 

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In solchen Baobab-Habitaten findet sich oft Drosera derbyensis:

 

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In einem noch leicht feuchten Sumpf konnte ich dann gleich vier Arten aus dem D. indica-Komplex gleichzeitig antreffen: D. aquatica/nana, D. cucullata, D. hartmeyerorum und D. serpens. Hier sind zwei davon (D. serpens und D. hartmeyerorum) zusammen mit Utricularia kimberleyensis zu sehen:

 

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Drosera serpens:

 

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D. serpens besitzt einige interessante Emergenzen. Die einzigartigen Y-förmigen Strukturen im rechten Bild kommen wohl nur bei dieser Art vor:

 

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D. serpens mit U. chrysantha:

 

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Eine weitere Art aus dem gleichen Sumpf war etwas kurios:

 

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Da lange, weiße Haare an der Achse ausgebildet werden, kann es sich eigentlich nur um D. aquatica oder D. nana handeln. Aufgrund der geringen Größe und den aufrechten Blütenstielen tendiere ich hierbei sogar eher zu D. nana.

 

Direkt bei Derby (dem westlichen Ende der Gibb River Road) konnte ich eine ungewöhnliche Form von D. finlaysoniana finden:

 

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Der sehr lange, senkrechte Blütenstand dieser Pflanze, sowie die hängenden Samenkapseln sind für D. finlaysoniana  nicht gerade typisch. Ungewöhnlich ist auch, dass die Tentakel nicht ganz bis an den Stamm heranreichen:

 

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Der D. petiolaris-Komplex ist in der westlichen Kimberley-Region ganz im Gegensatz zu den anderen Regionen erstaunlicherweise überhaupt nicht kompliziert! Findet man haarige Pflanzen rund um Derby, so ist es D. derbyensis. Wenn man hingegen haarigen Pflanzen bei Broome begegnet, so ist es ziemlich sicher D. broomensis. Einfacher geht es kaum! 

 

Diese Exemplare wurden auf einer abgebrannten und staubtrockenen Fläche bei Broome gefunden. Es ist also D. broomensis:

 

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Interessanterweise waren die Blütenstände behaart, obwohl diese bei D. broomensis eigentlich komplett glatt bleiben sollten:

 

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Dies ist das wohl längste Stämmchen, das ich im D. petiolaris-Komplex finden konnte:

 

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Noch kurioser war nur noch diese D. broomensis mit deformierter (?) Blüte:

 

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Als letzten Teil der Kimberley-Region wollte ich noch die etwa 200 Kilometer lange Dampier-Halbinsel besuchen, die durch eine gut ausgebaute Straße erschlossen ist. Da diese jedoch durch karnivorenmäßig eher uninteressantes Land führt, wollte ich eine alternative Route ausprobieren, die an zahlreichen Sümpfen vorbeiführt. Diese 130 Kilometer lange „Straße“ war wohl seit längerer Zeit nicht mehr benutzt worden und teilweise hart an der Grenze der Fähigkeiten meines Geländewagens! Dafür konnte man oft bereits während der Fahrt Karnivoren entdecken:

 

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Dieser rote „Fleck“ ist tatsächlich eine dichte Population von D. hartmeyerorum, die am Rande eines permanenten Sumpfes wächst:

 

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An anderen Sümpfen konnte ich auch eine gelblich-grüne und deutlich größere Form von D. hartmeyerorum antreffen:

 

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Das berühmteste Merkmal von D. hartmeyerorum sind natürlich die runden, gelben Emergenzen an den Blattbasen. Im Folgenden Bild ist außerdem zu sehen, dass der Farbunterschied zwischen den roten und grünen Populationen hauptsächlich auf der Farbe der Tentakel beruht:

 

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Weiterhin konnte ich einige D. fragrans finden. Die schöne, kirschrote Blüte ist bei dieser Art das wichtigste Bestimmungsmerkmal:

 

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An einem anderen Sumpf konnte ich die auf der Dampier-Halbinsel endemische Byblis guehoi finden:

 

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B. guehoi ist wohl eine außerordentlich variable Art, die nicht immer so schön verzweigt ist. Aber auch sonst scheinen sich die einzelnen Populationen ziemlich deutlich voneinander zu unterscheiden:

 

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Ich war recht erstaunt, dass ich an keinem der bisher besuchten Sümpfe auf der Halbinsel irgendeine Utricularia-Art finden konnte. Deshalb besuchte ich einen weiteren Sumpf von dem ich bereits wusste, dass es dort etwas Besonderes geben soll. Und tatsächlich:

 

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Dies ist wohl eine der ungewöhnlichsten Utricularia-Arten überhaupt. U. tubulata ist die einzige wirklich aquatische (schwimmende) Art der riesigen Sektion Pleiochasia. Die Blüte, der hohle, stark verdickte Blütenstand und der gesamte Habitus sind absolut einzigartig innerhalb dieser Sektion.

 

Eine Nahaufnahme der Fallen:

 

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Die (im Vergleich zu vielen anderen australischen Utricularia-Arten) wirklich riesige Blüte gehört zu meinen absoluten Favoriten innerhalb der Gattung!

 

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Mitte August war es dann endlich soweit: Ich ließ das bekannte Land hinter mir und machte mich auf den Weg in das über 2000 Kilometer entfernte Südwest-Australien. Ich platzte quasi vor Vorfreude, welche wohl meine erste Knollendrosera-Art sein würde, welche die erste Zwergdrosera.

 

Aber vorher galt es ja noch die riesige Pilbara-Wüste zu durchqueren. Vor Erscheinen des „Magnum Opus“ hielt ich diese Gegend in Bezug auf Karnivoren für gänzlich uninteressant. Da jedoch in dem Werk eine Art beschrieben wird, die ausschließlich hier in der Wüste vorkommt, konnte ich es natürlich nicht lassen, doch einen kleinen Umweg zu nehmen.

 

Ziel war dieser rote Felsen (im rechten Teil des Fotos ist bereits der genaue Standort zu sehen!):

 

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Es war ein seltsames Gefühl, mitten in der Wüste (wo es seit über einem halben Jahr nicht mehr geregnet hatte!) plötzlich auf eine kleine Byblis-Population zu treffen:

 

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Byblis pilbarana kommt wohl tatsächlich nur in der Pilbara-Wüste vor und scheint bestens an die trockenen Bedingungen angepasst zu sein.

 

An der gegenüberliegenden Ecke desselben Felsens konnte ich meinen Augen kaum trauen:

 

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Wasser! Obwohl es seit über 6 Monaten nicht mehr geregnet hatte, sah es noch immer trinkbar aus. In der Felsritze im linken Teil des Bildes haben sich (natürlich ;) ) einige Karnivoren angesiedelt:

 

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Drosera finlaysoniana ist ebenfalls eine für aride Klimazonen bestens angepasste Art. Sie soll sogar am berühmten Uluru (Ayers Rock) im Zentrum Australiens vorkommen. Sie scheint ein enorm effektiver Insektenfänger zu sein:

 

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Zuletzt noch das Video zum westlichen Teil der Kimberley-Region. Darin ist übrigens auch eine Todesotter zu sehen, die (wie der Name bereits vermuten lässt) zu den giftigsten Schlangen Australiens zählt ;)

 

 

 

Der nächste Bericht wird also bereits im legendären Südwesten rund um den Kalbarri Nationalpark 500 Kilometer nördlich von Perth beginnen. Bereits vom ersten Tag an haben mich die unglaublich zahlreichen Knollen- und Zwergsonnentau-Arten dort in ihren Bann gezogen ;)

 

Viele Grüße,

Thilo

Bearbeitet von Thilo.K
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ohne Worte... Ich bin sprachlos... Sensationell...freue mich auf die Fortsetzung....

 

Grüße, Ralf

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