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Byblis und Knollendrosera bei Eneabba


Thilo.K

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Teil2: Litchfield NP                Teil6: Kalbarri NP

Teil3: Kakadu NP                  Teil8: Eneabba Zwerg

Teil4: Nord-Kimberley           Teil9: Avon Valley/Wongan Hills

 

Hallo,

 

Die Region zwischen Eneabba und Moora nördlich von Perth ist zwar größtenteils in Farmland umgewandelt worden, allerdings bieten die noch vorhandenen Flecken an ursprünglicher Vegetation von August bis Oktober ein einfach unglaubliches Form- und Farbenschauspiel. Es gibt wohl kaum eine Region auf der Erde, wo Karnivoren so häufig und flächendeckend vorkommen!

 

Der erste Standort, den ich dort Ende August besuchen konnte, war jedoch etwas ungewöhnlich. Es war keine sandige Heidevegetation, sondern eine von Sickerwasser überströmte Felsfläche:

 

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Kurz vor Sonnenuntergang lieferten die zahlreichen Drosera ramellosa einen großartigen Anblick!

 

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D. ramellosa gehört wie auch D. humilis und D. prostrata zum „D. stolonifera-Komplex“. Vom Aussehen her existiert zwischen diesen drei Arten allerdings kaum eine Ähnlichkeit ;) 

 

Am selben Standort glitzerten auch einige Drosera heterophylla um die Wette:

 

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Diese Art ist (zumindest wenn sie blüht) sehr einfach zu unterscheiden. Sie ist die einzige Knollendrosera mit mehr als 5 Blütenblättern:

 

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Noch beeindruckender fand ich an diesem Standort jedoch dieses rote Dickicht:

 

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Dies ist eine riesige Population der weit verbreiteten Drosera menziesii! Bei Sonnenuntergang ist der Anblick einer solchen Population wirklich atemberaubend:

 

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Hier eine einzelne D. menziesii mit geöffneter Blüte:

 

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Zwischen dem klebrig-roten Dickicht fand ich diese wunderschöne Orchidee der Gattung Caladenia:

 

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Nun aber zu den „typischen“ Standorten: Die blühende Heidevegetation von Eneabba ist ein Paradies für jeden Botaniker:

 

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Eine häufige Art zwischen diesen blühenden Büschen ist die grazile D. thysanosepala:

 

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Im Gegensatz zu D. menziesii ist D. thysanosepala eine echte Kletterpflanze. Zudem sind ihre Kelchblätter völlig glatt (bedrüst bei D. menziesii):

 

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Eine weitere Art, die bis vor kurzem als Unterart von D. menziesii galt, ist die ebenfalls recht weit verbreitete D. drummondii:

 

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Ein in der Vegetation verankertes Blatt:

 

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Wenn D. drummondii nichts zum Klettern findet, kriecht sie dem Wind ausgeliefert am Boden entlang ;)

 

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Die hier gezeigten Exemplare unterscheiden sich durch ihre enorme Größe, sowie durch ihre weißen Blüten sehr deutlich von der kleinen, nicht kletternden D. menziesii. Allerdings konnte ich weiter südlich auch immer wieder „Grenzfälle“ zwischen D. drummondii und D. menziesii finden. Dabei geht es vor allem um die Frage, ab wann eine Pflanze als „kletternd“ bezeichnet werden kann. Irgendwann habe ich jedenfalls die Unterscheidung aufgegeben und solche Grenzfälle einfach als „D. drummziesii“ bezeichnet ;)

 

Drosera hirsuta ist recht häufig rund um Eneabba. Teilweise werden ganze Büsche überwuchert:

 

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Etwas weiter südlich konnte ich auch eine recht ungewöhnliche Form von D. hirsuta mit roter Behaarung und weißen Blüten antreffen:

 

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Mindestens genauso häufig wie D. thysanosepala und D. drummondii ist die „türmchenbildende“ D. porrecta. Diese Art aus dem „D. stolonifera-Komplex“ ist deutlich größer als D. humilis:

 

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Eine „verwachsene“ D. porrecta:

 

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D. humilis konnte ich bei Eneabba sogar blühend antreffen:

 

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An den höchsten Stellen von kleineren Hügeln traf ich zum ersten Mal auf größere Exemplare der legendären Grasbäume (Xanthorrhoea):

 

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Genau dies ist auch das Habitat von Drosera prophylla. Diese Art ist mit D. heterophylla verwandt, unterscheidet sich von dieser jedoch durch ihre runden Blätter und ihre „normalen“ Blüten. Leider waren alle gefundenen Exemplare bereits verblüht:

 

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Der Name „prophylla“ stammt von den zahlreichen nichtkarnivoren Blättern, die sich an dem unteren Teil der Achse befinden:

 

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An einem anderen Standort konnte ich zum ersten Mal eine rosettenbildende Knollendrosera finden: Drosera magna!

 

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D. magna galt bis vor kurzem als Unterart von D. erythrorhiza und die beiden Arten lassen sich wohl (fast) nur anhand ihrer unterschiedlichen Größe unterscheiden. So ist D. magna meist deutlich größer als D. erythrorhiza. Je nach Standort kann die Ausfärbung dieser Pflanzen deutlich variieren:

 

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An einem anderen Standort konnte ich neben typischen, riesigen D. magna auch recht kleine und tiefrote Pflanzen zusammen mit dem Zwergsonnentau D. eneabba (dazu im nächsten Bericht mehr ;) ) antreffen. Ob es sich aufgrund der geringen Größe um D. erythrorhiza handelt?

 

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Byblis lamellata konnte ich erst nach vielen Tagen anstrengender Suche finden. Aber dieses eine Exemplar war die wohl mit Abstand beeindruckendste Karnivore, die ich in dieser Region antreffen konnte:

 

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Zuletzt noch das Video zu den Knollendrosera von Eneabba. Ganz am Ende ist übrigens das typische Abwehrverhalten der berühmten Tannenzapfenechse zu sehen. Das war wohl so wirksam, dass mir vor Schreck die Kamera aus der Hand gefallen ist :biggrin:

 

 

Der nächste Bericht wird sich dann um die zahlreichen Zwergsonnentau-Arten der gleichen Region zwischen Eneabba und Moora drehen ;) 

 

Viele Grüße,

Thilo

Bearbeitet von Thilo.K
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Michael Malisa-Mustafa

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Ich kann mir deine ganzen großartigen Berichte gar nicht am Stück geben, weil sonst mein Bewunderungszentrum im Hirn detoniert und meine Augen schmelzen.

 

Vielen Dank dafür! Das ist nicht nur wunderschön, sondern auch sehr lehrreich! Mann, ich liebe dieses Hobby. 

 

Schönen Abend! 

Michael 

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partisanengärtner

Wie immer zum Niederknien, vielen Dank für die Bilder und den Film. Ich wär fast vom Stuhl gehopst als die Echse das erste Mal losfauchte.

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Hallo Thilo,

 

sehr schöner Bericht! DIe Pflanzen haben bei mir einige Erinnerungen wachgerüttelt. Wird wohl Zeit, dass ich nochmal nach Westaustralien komme ;) Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht. Jetzt kommt ja so langsam die Ecke, die ich auch etwas kenne :).

Gruß,

Christian

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Hammer, vielen Dank dafür, Thilo

 

Du stellst da Droseraarten vor, von denen ich bis dato noch nicht mal den Namen gehört habe, jetzt wächst die Wunschliste wieder und der Geldbeutel schmilzt.

 

Viele Grüße

 

Wolfgang

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Michael Wolloner

Hi Thilo,

 

wahnsinnig schöne Bilder. Da kommt man in Versuchung, dass man sich mehr Drosera-Arten besorgen muss :)

 

Schöne Grüße

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vor 20 Stunden schrieb Mücke:

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Dem ist nicht's mehr hinzuzufügen...

 

Gruß

Kevin

Bearbeitet von Kevin G.
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Hallo Thilo.

Wirklich unfassbar, die Byblis ist wirklich der Hammer.

Ich bin in Sachen Drosera-Systematik nicht auf dem Laufenden, sodass deine Berichte immer sehr lehrreich sind ;)

 

Viele Grüße

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