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Zwergdrosera bei Eneabba


Thilo.K

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Teil2: Litchfield NP                   Teil6: Kalbarri NP
Teil3: Kakadu NP                     Teil7: Eneabba Knollen

Teil4: Nord-Kimberley              Teil9: Avon Valley/Wongan Hills

 

Hallo,

 

nach knapp einem Monat (ich war zwischendurch auf Karnivorenjagd in Nordaustralien ;) ) möchte ich meine Australien-Serie nun mit dem zweiten Teil aus der Region rund um Eneabba fortsetzen. Diese Gegend konnte ich im Verlauf meiner Reise gleich zwei Mal besuchen: Einmal Ende August, um möglichst viele Knollendrosera in Blüte zu finden und ein weiteres Mal im Oktober, um die dann meist blühenden Zwergdrosera bestaunen zu können.

Gleich an einem meiner ersten „Oktober-Standorte“ gab es eine mittelgroße Überraschung. In einer Brandschneise konnte ich Tausende Zwergdrosera finden (hier als rote Punkte erkennbar):

 

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Zunächst hielt ich diese Pflanzen für die häufig vorkommenden Arten D. eneabba oder D. spilos. Ein genauerer Blick auf die Rosette und vor allem auf den Blütenstand zeigte jedoch, dass es sich hierbei um eine einzigartige und zugleich ziemlich selten beobachtete Art handelt:

 

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Die extrem langen Blütenstiele („pedicels“) sind das wichtigste Merkmal von Drosera pedicellaris. Diese offenbar recht seltene Art war bisher nur von wenigen Standorten bekannt. Umso erfreuter war ich daher, als ich D. pedicellaris an mindestens drei bisher wohl noch nicht bekannten Standorten antreffen konnte! Interessant ist auch, dass die Blütenblätter einiger Populationen an der Basis einen roten Fleck besaßen (linkes Foto), während diese bei anderen Populationen völlig fehlten (rechtes Foto).

 

Auch den Typusstandort von D. pedicellaris konnte ich besuchen. Die dortigen Pflanzen sehen durchaus etwas anders aus:

 

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Hier sind die einzigartigen, extrem verlängerten Blütenstiele dieser Art besonders gut zu erkennen:

 

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Recht nah verwandt mit D. pedicellaris ist die wesentlich häufigere D. minutiflora (vorher als „D. parvula“ bekannt). Die Blütenstiele dieser Art sind allerdings wesentlich kürzer:

 

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Eine D. minutiflora-Blüte:

 

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Der mit Abstand häufigste Zwergsonenntau rund um Eneabba ist – wie sollte es anders sein ;)D. eneabba. Hier zwei Ansichten der Rosette dieser Art:

 

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Etwas südlich von Eneabba konnte ich einige ziemlich verrückte Wuchsformen von D. eneabba antreffen. Besonders erstaunlich fand ich dieses „Türmchen“:

 

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Eine typische D. eneabba mit Fliege ;)

 

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Die typischerweise am Rand „eingekerbten“ Blüten dieser Art sind erstaunlich variabel. Hier ein Vergleich:

 

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Noch ungewöhnlicher war jedoch diese fast komplett tief rosa gefärbte Blüte:

 

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Ebenfalls recht häufig anzutreffen ist Drosera spilos. Diese Art ist -  zumindest sofern sie blüht – recht leicht von D. eneabba zu unterscheiden, da ihre Blütenblätter am Rand völlig abgerundet sind (die typische „D. eneabba-Kerbe“ fehlt also):

 

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Knapp 50 Kilometer südlich von Eneabba befindet sich eine hügelige, meist von „Laterit-Kieseln“ bedeckte Landschaft. Gelegentlich erheben sich hier auch tafelbergähnliche Laterit-Plateaus:

 

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Rund um diese Laterit-Plateaus ist ein Zwergsonnentau besonders häufig anzutreffen: Drosera coomallo!

 

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Diese Art wurde bis vor kurzem zu D. miniata gezählt und ist der einzige orangeblühende Zwergsonnentau in der Region mit langen, fadenförmigen Narben. Diese sind im Bild oben sehr gut erkennbar, nicht jedoch im nun folgenden Foto (ich bin nicht sicher, warum...):

 

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Drosera coomallo wächst wohl durchaus nicht selten zusammen mit einer weiteren, jedoch viel größeren Zwergdrosera:

 

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Drosera barbigera ist für mich eine der spektakulärsten und schönsten Sonnentau-Arten in Südwest-Australien. Der große,  stämmchenbildende Wuchs in Kombination mit der großen, orangefarbenen Blüte machen diese Drosera absolut unverwechselbar!

 

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Eine weitere orangeblühende Zwergdrosera konnte ich in einer minimal feuchten Senke auf sandigen Lehmböden finden:

 

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Es handelt sich hierbei um Drosera echinoblastus, eine Art die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass ihre Blüte fast vollständig orange gefärbt ist (die meisten anderen orangeblühenden Zwergdrosera besitzen ein dunkles Blütenzentrum).

 

Eine Nahaufnahme des Blattes:

 

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Ganz oben auf der Liste der Arten, die ich unbedingt sehen wollte, stand Drosera citrina. Sie ist die einzige Zwergdrosera mit gelben Blüten.

Hier das wunderschöne Habitat, in dem ich nach etlichen erfolglosen Suchen tatsächlich diese Art finden konnte:

 

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D. citrina wächst ausschließlich in tiefen, dunkelgelben bis beigen Sandböden:

 

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Eine Nahaufnahme der wunderschönen Blüte:

 

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Recht nahe verwandt mit D. citrina ist die weiß blühende und nur in der trockenen Gegend rund um Coorow vorkommende D. nivea. Sie war die einzige Zwergdrosera in der Region, die im Oktober leider schon lange verblüht war:

 

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In einigen wohl bis weit in den Sommer hinein feuchten Senken konnte ich auch einige Arten aus dem D. nitidula-Komplex finden:

 

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Am Typusstandort von Drosera allantostigma fand ich nach einer knapp zweistündigen Suche genau zwei sehr kleine Exemplare einer Art aus dem D. nitidula-Komplex. Es scheint sich hierbei tatsächlich um die sehr seltene und zudem offenbar stark vom Aussterben bedrohte D. allantostigma zu handeln :) 

 

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Wesentlich häufiger und weiter verbreitet ist Drosera leucostigma. Diese Art konnte ich in einigen Senken in ziemlich großen Populationen antreffen:

 

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Diese Art zeichnet sich vor allem durch ihre großen, weißen Narben aus. Bei den anderen Arten aus dem D. nitidula-Komplex sind diese stets rot oder leicht gelblich gefärbt.

 

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Häufig zusammen mit D. leucostigma konnte ich auch D. closterostigma finden. D. closterostigma ist recht nahe mit D. spilos verwandt, jedoch von dieser meist gut durch ihre deutlich größeren roten Flecken zu unterscheiden:

 

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Zuletzt wie immer noch das zu diesem Bericht gehörende Video. Es beinhaltet nicht nur einige ungewöhnliche Blickwinkel der Zwergdrosera (hier habe ich erstmals die Vorteile einer sehr kleinen Videokamera entdeckt ;) ) sondern zeigt auch, wie aggressiv die Fliegen dort bei ihrer Nahrungssuche (und ich war für sie Nahrung ;) ) vorgehen. Wenn man nicht kontinuierlich mit einer mit DEET eingesprühten Hand vor dem Gesicht rumwedelt, versuchen innerhalb von Sekunden Dutzende Fliegen die Körperöffnungen und vor allem die Augen abzuschlecken…

 

 

Soweit zu den Zwergdrosera von Eneabba ;) Im nächsten Bericht wird es dann wohl um die Karnivoren rund um das Avon Valley sowie um Wongan Hills gehen.

 

Viele Grüße und frohe Ostern!

Thilo

Bearbeitet von Thilo.K
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Ach du sch....

Sorry, aber was anderes fällt mir gerade nicht ein:wtf:

 

LG

Matthias

Bearbeitet von Matthias E.
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partisanengärtner

Danke, danke, danke........

 

Die Termitenkönigin (oder König) in den Klauen der Drosera am Anfang hat mir richtig leid getan.

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Christian Dietz

Hallo Thilo,

 

super Bilder! Ich hoffe, wir sehen uns in Bonn!? Ich hätte da ein paar Fragen an dich ;)

 

Gruß,

Christian

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Tolle Photos! Die Zwerge sind ja so schon schön,

aber am Naturstandort sieht das richtig klasse aus.

Weißt Du zufällig was das für ein orange blühender

Busch auf dem ersten Bild ist? 

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Sonja Schweitzer

Hallo Thilo,

ich weiß nicht,ob diese Frage schon gestellt wurde,aber ich trau´mich mal:

mich würde interessieren,welche Kamera nebst Objektiv(en) Du für Deine traumhaft schönen Bilder verwendet hast.

Bearbeitet von Sonja Schweitzer
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Hallo,

 

vielen Dank für eure Kommentare! 

 

vor 2 Stunden schrieb Christian Dietz:

super Bilder! Ich hoffe, wir sehen uns in Bonn!? Ich hätte da ein paar Fragen an dich ;)

 

Sehr wahrscheinlich werde ich endlich mal auf das Treffen kommen können (sogar mit Vortrag ;) ). 

 

vor einer Stunde schrieb Steff:

Weißt Du zufällig was das für ein orange blühender

Busch auf dem ersten Bild ist? 

 

Von genau diesem Busch habe ich leider kein besseres Foto. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass es an diesem Standort recht viele Pileanthus gab...

 

vor 2 Minuten schrieb Sonja Schweitzer:

mich würde interessieren,welche Kamera nebst Objektiv(en) Du für Deine traumhaft schönen Bilder verwendet hast.

 

Für die Fotos verwende ich meine inzwischen fünf Jahre alte Nikon D5100 mit einem standard 18-55mm Objektiv. Für Nahaufnahmen klemme ich dann einfach noch diverse Makro-Linsen vorne dran. Für die Videos hatte ich auch noch eine wasserdichte Nikon Coolpix verwendet. Ein Stativ verwende ich übrigens während meinen Reisen nie, das ist mir einfach zu sperrig ;) 

 

Viele Grüße,

Thilo

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vor einer Stunde schrieb Thilo.K:

Von genau diesem Busch habe ich leider kein besseres Foto. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass es an diesem Standort recht viele Pileanthus gab...

 

 Uiuiui...jetzt habe ich bei rareplants nachgesehen ob die Pileanthus haben (sieht ja superschön aus), war leider nicht der Fall.

Aber 6 Stylidium-Arten, da konnte ich jetzt nicht dran vorbei! :blush:

 

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Hallo Thilo,

 

schön dass du wieder die Zeit hattest in Australien zu sein, hättest echt mal Bescheid geben können. ;) Als Student ist die Zeit dafür ja nicht das Problem, eher die Finanzen, wa. ;) Die Bilder sind wirklich toll. Interessant, dass man dafür nicht mal ein Makroobjekt zu brauchen scheint. Die Standorte scheinen ja alle fast aus Sand zu bestehen, oder täuscht das? Weißt du in etwa wie tief die Sandschicht ist? Es ist auch schön zu sehen, dass die Natur es immer noch schafft, die Bestände selber zu "schützen" und andere, stärker wachsende Vegetation einfach aus dem Weg "brennt". Vom Menschen noch halbwegs unberührte Natur zu finden ist nicht immer leicht aber umso schöner wenn man das schafft. :)

 

Viele Grüße

Stefan

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partisanengärtner

Beziehst Du Dich auf die Brandschneise?

Nach der Form nehme ich schwer an das die menschlichen Aktivitäten als Ursache hat. Sowas legt man gewöhnlich an um ein Feuer aufzuhalten.

Gerade die gerade Form spricht nicht für einen natürlichen Vorgang.

 

Mich erinnert das sehr an die Schneisen die bei uns unter den Hochspannungsmasten von Wald freigehalten werden. Das sind auch fast immer interessante Biotope.

 

Aber wie immer es auch ist die Natur hat wunderbar darauf reagiert.

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Hallo,

 

vor 21 Stunden schrieb Stefan H.:

Die Standorte scheinen ja alle fast aus Sand zu bestehen, oder täuscht das? Weißt du in etwa wie tief die Sandschicht ist?

 

Das ist von Standort zu Standort (und vor allem von Art zu Art) wirklich sehr unterschiedlich. Während D. citrina und D. closterostigma beispielsweise oft in bis in tiefere Schichten reinen Sandböden wachsen, bestanden die Standorte von D. echinoblastus und D. leucostigma häufig aus sandigen Lehmböden, die mit einer recht dünnen Sandschicht bedeckt waren. Die meisten orangeblühenden Zwergdrosera (hier D. barbigera und D. coomallo) wachsen hingegen häufig auf Lateritböden.

 

Interessant ist auch die Tatsache, dass sich bestimmte Arten auf nur einen Typ Sand spezialisiert haben. So kommt D. citrina wohl nur in dunkelgelben Sandböden vor, während D. pedicellaris ausschließlich auf beige-weißem Sand wächst. 

 

vor 21 Stunden schrieb partisanengärtner:

Beziehst Du Dich auf die Brandschneise?

Nach der Form nehme ich schwer an das die menschlichen Aktivitäten als Ursache hat. Sowas legt man gewöhnlich an um ein Feuer aufzuhalten.

Gerade die gerade Form spricht nicht für einen natürlichen Vorgang.

 

Richtig, es handelt sich um eine künstlich angelegte Brandschneise. Die meisten Naturreservate in der Region haben an ihrem Rand solche Schneisen, um zu verhindern, dass sich Buschbrände außerhalb der Reservate ausbreiten können. Karnivoren scheinen mit die ersten Pflanzen zu sein, die sich in diesen Schneisen ansiedeln und bilden dort oft besonders große Populationen aus (siehe D. pedicellaris-Standort ;) ).

 

Viele Grüße,

Thilo

Bearbeitet von Thilo.K
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